Tapitologische Bezeichnungen, Orte, Regionen, Fachausdrücke

Der Verfasser dieses Fachwortverzeichnises, Ernst A. Swietly, gemeinsam mit Fritz Langauer Author des Fachbuches „Der handgeknüpfte Teppich“, ist für Verbesserungen und Anregungen dankbar, unter swietly.press@aon.at.

 

Dieses Verzeichnis listet rund 2.000 gebräuchliche teppichbezügliche Bezeichnungen, wichtige Erzeugungs- und Handelsorte, Teppich-Muster und -Materialien sowie aktuelle Branchenfachworte auf und erklärt ihre Herkunft und Bedeutung. Es möchte die Beziehung zwischen Teppichfreunden und Sammlern zu ihren textilen Begleitern intensivieren.

Es ist allerdings schwierig, Fachworte aus Farsi, Türkisch, Armenisch, Chinesisch oder Turkmenisch perfekt zu übersetzen. Diese Fremdsprachen haben nämlich vielfach andere Laute, Schreibweisen und Aussprachen als das Deutsche oder das Englische.

Zum Verständnis einige schlagende Beispiele: Im Türkischen gibt es beim „A“ und „I“ unterschiedliche Sprechvarianten: etwa ein geschlossenes und ein offenes „A“ und „I“. „C“ und „C´“ sind Buchstaben, die als „dj“ oder „tsch“ ausgesprochen werden. Einen Zwielaut wie

„gh“ z. B. beim persischen „Ghom“ gibt es im Deutschen nicht. Im Farsi ist „gh“ ein Kehllaut. Dazu kommt, dass in dieser Sprache das „E“ oft gesprochen, aber nicht geschrieben wird. In Fachbüchern findet man deswegen für ein und denselben Laut verschiedene Schreibweisen; ebenso ist es beim Transkribieren chinesischer, indischer oder tibetischer Namen, Orte und Begriffe. Weiters ist die Schreibweise vieler Namen und Fachbegriffe aus der Teppichwelt von der Lautsprache des Englischen geprägt; denn Engländer sind in den meisten Teppichherkunftsländern deren frühere Kolonialherren und wichtigsten Händler gewesen, die die tapitologische Fachsprache mitgeprägt haben. So können z. B. Stichworte mit den Anfangsbuchstaben „Sh“ im Verzeichnis unter „Sch“ eingeordnet sein oder umgekehrt. Im Deutschen sind früher viele englische Teppichausdrücke ohne Bedenken übernommen worden und werden von Experten noch immer in englischer Schreibweise verwendet. Um den so entstehenden Verwirrungen und Missverständnissen vorzubeugen, hält sich dieses Verzeichnis an die gebräuchlichste Schreibweise bzw. zitiert nebeneinander alternative, aber sinngemäß deckungsgleiche Schreibweisen.

Bei etwaigen Fehlern hofft der Autor auf Verständnis der Leser; er wird sich bemühen, diese in der nächsten verbesserten Ausgabe dieses Verzeichnisses auszumerzen. Er ist deshalb wahrhaft an Fehlerhinweisen der Leser interessiert. Stichworte, die in diesem Verzeichnis fehlen, sowie anschauliche Illustrationen von Teppich-Motiven, -Mustern und geografischen Begriffen sind allenfalls im Lexikon „Oriental Rugs“ von Peter F. Stone, ISBN 978-0-8048- 4373-7, zu finden, das der Autor Lesern und Freunden der Teppichwissenschaft empfiehlt.

 

Aba = feines kariertes wollenes Tuch, das für die Anfertigung von Overalls für Männer verwendet wird.

Abadeh = kleine südiranische Stadt im nördlichen Afschari-Gebiet an der Straße von Isfahan nach Schiras auf 2000 Metern Seehöhe in einem wüstenartigen Bergland. Dort werden Teppiche der Schiras- und Gaschghai-Gruppe erzeugt, sind aber keine Nomadenteppiche, aber brauchbar und gut; Kette und Schuss sind aus Baumwolle, der Schuss oft blau gefüllt, der Flor fest mit 1.000 bis 1.600 Knoten pro Quadratzentimeter, die Wolle ist strapazierfähig. Der Flor von Abadeh-Teppichen ist nicht sehr hoch und mit persischen oder türkischen Knoten fest geknüpft.

Abbasi-Teppiche = Erzeugnisse der safawidischen Hofmanufakturen aus der Epoche von Schah Abbas I. (1587-1629), insbesondere die sogenannten „Polenteppiche“ (siehe diese), daneben gute Kopien dieser Prunkstücke aus späterer Zeit.

Abbasiden = islamische Kalifendynastie zwischen 750 und 1258 n. Chr.

Abdal = turkmenischer Volksstamm.

Abd-el-Madjid = Sultan (1839-1861), nach welchem die Madjid-Teppiche benannt worden sind. Sie sind weißgrundige Gebetsteppiche mit Ornamenten, die den Einfluss des Rokokos in Europa deutlich machen.

Abessinien = In der ehemaligen Monarchie Abessinien bestehen heute die Staaten Eriträa und Äthiopien; dort sind lediglich Teppiche für den eigenen Gebrauch hergestellt worden; es handelt sich um kein klassisches Erzeugungsland orientalischer Teppiche.

Abhar = Hauptstadt der iranischen Gegend Abhar in der Provinz Zanjan.

Abrash oder Abrasch = Farbabweichung in einfarbig geknüpften horizontalen Teppichflächen; „abr“ bedeutet auf Deutsch „Wolke“ und beschreibt Farbwechsel an der Oberfläche eines Teppichs. Abrash entsteht, weil bei Nomaden und Dorfbewohnern die Wolle nur in kleinen Mengen eingefärbt wird. Jede Flotte hat daher etwas andere Farbtöne. Abrash erkennt man an verschiedenfarbigen Querstreifen im Teppich, die, wenn nicht zu stark ausgeprägt, reizvoll wirken. Bei Nomaden- und Dorfteppichen wirken Abrash-Streifen belebend und zeugen von ursprünglicher Handwerkskunst; bei feinen, höfischen Produkten hingegen ist Abrash ein Nachteil.

Abrisham = 1.: bedeutet auf Persisch “Seide“; 2.: Name einer Stadt im zentralen Bezirk Falavarjan in der Provinz Isfahan.

Abschluss = wird die Sicherung des Gewebsabschlusses eines Teppichs genannt, der für die Dauerhaftigkeit eines Knüpfwerks bürgt. Ein perfekter traditioneller Abschluss ist z. B. eine Dreiecksbinde der Kettfäden durch deren Verflechtung zu Zöpfen. Gebrauchsspuren zeigen sich meist an den Schussfäden der Teppichenden und sollten im Interesse des Teppichs möglichst bald behoben werden.

Achal-Tekke = ein Teil des Tekke-Stammes, der die Achal-Oasen um Aschchabad bewohnt und eine von den Merw-Tekke abweichende Knüpfweise hatte. Diese stets alten Teppiche sind fein, kurzflorig, mit seidiger Wolle geknüpft und oft dünn; sie haben an beiden Fransenenden einen Kelimansatz.

Achämeniden = altpersisches Herrschergeschlechtdas auf den sagenhaften König Achämenes (etwa 700 bis 675 vor Christus) zurückgeht. Er und seine Dynastie haben zwischen dem 7. und 4. Jahrhundert vor Christus den Iran aus dem assyrischen und medischen Herrschaftsbereich herausgelöst und das erste iranische Großreich begründet. Die Achämeniden haben in der Folge Vorderasien, Indien und Ägyptenbeherrscht und sind erst Alexander dem Großen um 330 vor Christus unterlegen.

Achty = alternativer Name für Daghestan bzw. für Teppiche aus dem Norden dieser Region im Kaukasus. Dort gibt es ein benachbartes Dorf namens Mikrah. Die Teppiche von dort hatten kaukasische Muster und sehr gute Qualität; seit 1990 werden sie aber nicht mehr erzeugt, weil sie nüchtern und hässlich geworden waren.

 

Acryl = Substanz, die sich chemisch durch die Acrylgruppe – CH2=CH-COR – auszeichnet, wie

z. B. Acrylfarben. Das sind Farbstoffe oder Lacke, die auf Kunststoffdispersionen basieren.

Acryl wird gefärbt, ehe es in Fäden extrudiert und versponnen wird. Wenn das geschieht, ist Acryl sehr farbfest, elektrostatisch und schmutzabweisend. Es wird gelegentlich als Ersatz für Wolle verwendet, ist aber nicht bruchfest.

Adana = die fünftgrößte Stadt der Türkei im Süden Zentralanatoliens gelegen; sie wird als Entstehungsort randloser Kelims betrachtet sowie als Handelsort für Yürük-Knüpfteppiche.

Adler Gül Gruppe = von den Göklan Turkmenen und vermutlich auch den Yomuden verwendetes Gul, das nicht mehr nur mit den Imreli, einem turkmenischen Stamm, assoziiert wird; siehe diese! Das Gul ist komplex geformt: sechseckig mit einer Umrandung aus Spitzen und Ziegenhörnern. Experten meinen, dass sich das Adler Gul aus einer stilisierten Palmette entwickelt hat. (Siehe „Palmette“!)

Adler-Kazak = übliche Handelsbezeichnung für kaukasische Teppiche aus Tschelaberd im Kaukasus.

Afschan Mina Khani = eines von vielen Afschan-Teppichmustern, das auf den persischen Kunstmaler Mina Khan zurückgeht. Es hat seinen Ursprung in Kurdistan; man sieht es dort in alten Sawjabalaq- und Bidjar-Teppichen. Es ist auch in alten Teppichen aus Täbris, Heris, Hamadan und Tschehar Mahal zu finden. Da es nur ein oder zwei einfache Blumenmotive verteilt auf die gesamte Länge des Teppichs hat, wird es von KnüpferInnen geschätzt.

Ajdahali = aserbaidschanischer Drachenteppich; wörtlich ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name „mit einem Drachen“.

Ak-Hissar oder Ak-Hisar = auf Deutsch bedeutet der Name dieses teppicherzeugenden Ortes nordöstlich von Izmir in Westanatolien „weiße Burg“. Dort entstehen handgefertigte Knüpfwerke mit geometrischen Mustern.

 

Akstafa = 1.: Stadt und Fluss dieses Namens liegen im Transkaukasus. Die dort gefertigten Teppiche zählen zu den Kuba, sind dicht mit türkischen Knoten geknüpft; ihre Formate sind meist lang und schmal. 2.: der „Akstafa Pfau“ ist ein geometrisiertes Tiermotiv, das einen großen Vogel mit stark gesträubtem Schwanz zeigt. Dieses augenfällige Motiv findet man in Schirwan-Teppichen aus dem Kaukasus sowie in anderen türkischen Knüpfwerken.

 

Alaun = Kalium-Aluminium-Sulfat, ein Mineral bzw. Doppelsalz, das beim Färben als Beize verwendet wird.

 

Alizarin = Farbstoff aus der Wurzel der Krapppflanze bzw. Färberröte, aus dem zahlreiche natürliche Rottönungen gewonnen werden; siehe „Krapp“!

 

Amoo-Oghli, Abdol Mohammad oder Amuoghli, Abdul Mohammed = Bekannter persischer Teppichdesigner und -erzeuger, der seine Teppichmanufaktur Ende des 19. Jahrhunderts vom persischen Teil Aserbaidschans in die persische Pilgerstadt Maschad verlegte, um den dort wachsenden Teppichbedarf für das Grab von Imam Reza zu decken. Er war Mitglied einer jener Teppichdynastien, die mit neuen blumigen Designs und höchster Feinheit Knüpfwerke im Safawidenstil gefertigt haben, darunter zwischen den beiden Weltkriegen für Paläste der persischen Herrscherdynastie Pahlevi. Amoo-Oghli-Produkte ähneln den berühmten Ardebil-Teppichen, haben zwar kleineres Format als diese, jedoch mehr Bordüren und deren doppelte Knüpfdichte. Den Höhepunkt erreichten die Manufakturen Amoo-Oghlis in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Mohammed Amoo-Oghli starb 1938; seine Manufakturen wurden von seinem Bruder Ali Khan Amoo-

Oghli weitergeführt; sein Sohn Ali gab das Unternehmen in den fünfziger Jahren auf; siehe

„Maschad“!

Anhalt Teppich = Ein sehr früher persischer Medaillon-Teppich, der in der safawidischen Periode (1501-1722), vermutlich gegen Ende des ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, hergestellt worden ist. Sein Name geht auf eine vornehme Familie zurück, in deren Sammlung er früher gewesen war; er ist noch immer in relativ guter Verfassung, ausgenommen das fast gänzliche Verschwinden des originalen Braun der Schafwolle, die inzwischen stark korrodiert ist. (Siehe „korrodiert“!)

Amu-Daria-Gebiet = siehe „Darya“!

Afghan = frühere und heute noch übliche Handelsbezeichnung für Teppiche des Nordens Afghanistans. Heute werden diese Teppiche mit den jeweiligen Stammesnamen (z. B.

„Ersari“, „Uzbeks“) bzw. den Produktionsorten, (z. B. „Aqceh“, „Andkhoy“ oder „Schah“) bezeichnet; siehe diese!

Afghanistan = zentralasiatische islamische Republik an der Grenze zwischen Zentral- und Südasien. Drei Viertel der Bevölkerung sind Sunniten. Das Land zählt unter allen teppicherzeugenden Ländern der Erde zu den Aufsteigern der letzten dreißig Jahre. Viele zeitgemäße Teppiche aus dem Land sind echte Volkskunst. Teppicherzeuger sind diverse Volksgruppen wie Paschtunen, Tadschiken, Hazara, Beludjen und andere sowie turkmenische Stammesangehörige. Zu diesen zählen Ersari, Tekke, Yomud und Saryk.

Bedingt durch die Kriege der letzten Jahrzehnte sind Millionen von Afghanen in den Iran und besonders nach Pakistan geflohen. Um ihnen Arbeit zu geben, entstanden auf Initiative europäischer und amerikanischer Großhändler neue Teppich-Qualitäten und -Musterungen. Die Bürgerkriege führten auch zur Fertigung von Kriegsteppiche, deren Export heute verboten ist.

Afschan-Muster = Ihre Grundmotive sind Blumen, Pflanzen und Blätter; Äste und Blumen, Tiere, Vögel und Eslimis sind so geordnet, dass sie sich weder berühren noch miteinander verbunden sind. Dieses Muster wird besonders in Isfahan, Kashan, Kerman und Täbris verwendet. Es gibt von diesem Muster zehn unterschiedliche Varianten.

Afscharen oder Afshar = südpersische (Nomaden-)Stämme türkischer Herkunft. Sie leben in der Türkei, im Kaukasus und im Iran, hauptsächlich in der Gegend rund um Kirman und sie erzeugen dörfliche Knüpfungen mit oft turkmenischen Musterelementen. Die Teppiche werden von den Frauen oft noch in Nomadenzelten oder auf Bauernhöfen der Provinz Kirman und am Rand der großen Sandwüste Dasht-e-Lut geknüpft, während sich die Männer der Viehzucht widmen. Es handelt sich sowohl um Nomaden- als auch Dorfteppiche.

afschun oder afshan oder avshan = Bezeichnung für ein durchgemustertes Mittelfeld eines Orientteppichs; sie gilt für kaukasische, indische, persische und türkische Produkte. Der Ausdruck kommt vom Farsi-Wort „afshan“, das auf Deutsch „verstreut“ bedeutet. Gemeint sind damit stilisierte, rechteckige Blütenkelche oder Kelche an einem Stengel, die von Blümchen umgeben sind.

Afyon = dieses türkisches Wortbedeutet „Opium“. Es ist der Name einer zentral- westanatolischen Stadt in der Türkei und die Kurzform von Afyonkarahisar, jetzt Karahisar (türkisch = „schwarze Burg“) genannt. Dort werden Teppiche ähnlich jenen von Konya erzeugt.

Agdam = Ort und Region in der einstigen Sowjetrepublik Aserbeidschan mit bedeutender Erzeugung von Teppichen, die denen von Kuba ähneln.

Agra = nordindische Großstadt im Westen des Bundesstaates Uttar Pradesh 200 Kilometer südlich von Delhi, einst Hauptstadt des Mogulreichs, Standort des Mausoleums Taj Mahal. Hier bestand von Mitte des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts eine indische Teppich- Manufaktur, die versuchte, die persische Knüpfkunst nach Indien zu verpflanzen. Heute werden in Agra unterschiedliche Teppichqualitäten erzeugt. Aus der Mogulzeit haben keine originalen Teppiche überlebt. Fachleute meinen, die typischen Stücke aus der Mogulzeit hätten eine Kombination persischer, safawidischer und timuridischer Elemente mit einer Mischung nah- und fernöstlicher Vorbilder an Motiven und Mustern gezeigt. Unter britischer Verwaltung wurde die Teppichproduktion in Agra durch ausländische Manufakturen wiederbelebt, die nur nach Großbritannien und USA exportierten. Aus Agra stammen auch Gefängnisteppiche; siehe diese!

Ägypten = ist kein klassisches Land orientalischer Knüpfwerke. Im alten Ägypten hat es angesichts der beständigen Hitze nur Leinenzeug, kaum Textilien aus Wolle gegeben. Bis zum

16. Jahrhundert sind allerdings Knüpfteppiche hergestellt worden, siehe

„Mamlukenteppiche“. Später verkümmerte diese Teppichproduktion und wurde in neuer Zeit in Afghanistan wiederbelebt. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts haben nämlich armenisch-amerikanische Großhändler in Ägypten Manufakturen gegründet, die Teppiche mit hellen und zarten Farbtönen gefertigt haben, die aber von neuen afghanischen Teppichen wie „Choobi“ bald verdrängt wurden.

A. H. = Abkürzung von „Anno Hegirae“; das ist die Bezeichnung der Jahreszahlen nach dem islamischen Kalender. Dessen Zählung beginnt im Jahr 622 nach Christi Geburt; das war das Jahr, in dem Prophet Mohammed von Mekka nach Medina geflohen ist; siehe „Hedschra“! Eine in alten Teppichen vorkommende Jahreszahl ist wegen des islamischen Mondkalenders auf die christliche Zeitrechnung wie folgt umzurechnen: islamische Jahreszahl minus 3 Prozent plus 622.

Ahar = Stadt in der Heriz-Region im Nordwesten des Iran. Der Begriff ist eine Bezeichnung für feine Weben und Knüpfteppiche bzw. für kurvilineare Ornamente von Heriz-Teppichen. Neuzeitliche Teppiche aus Ahar haben Medaillons und Hohlkehlen.

Ahmenabad = früher ein Teppichproduktionszentrum im westlich-zentralen Indien, heute gibt es dort keine Herstellung mehr.

Aina-kap = geknüpftes turkmenisches Futteral für einen Spiegel.

Ainabad = Dorf in Nordwestpersien, das kurdische Teppiche erzeugt; diese werden oft auch mit dem Handelsnamen Bibikabad bezeichnet (siehe dieses!)

Ainalu bzw. Ainullah = Name eines der fünf Stämme der südpersischen Chamseh- Föderation. Das Wort bedeutet im Arabischen „Auge“; siehe „Eynullah“!

Ajatlyjk = Begräbnisteppich, auf dem eine Leiche zu Grab getragen, der aber nicht mit begraben wird.

Ajdahali = eine Art Drachenteppich.

Ak oder Aq = alttürkisches Wort für „weiß“.

Akanthus = stacheliges Staudengewächs, ein Ornamentmotiv vom Bärenklau, eine Pflanze aus dem Mittelmeerraum mit gezähnten Blättern. Dieses Motiv stammt aus der Antike und wird in der Architektur, z. B. beim korinthischen Kapitell, sowie in Teppichen und Savonnerien häufig verwendet; siehe diese!

Aksaray = türkische Provinz und Stadt in Zentralanatolien, auf Deutsch „weißer Palast“, die früher wegen ihrer Teppiche berühmt gewesen ist.

Akstafa = 1.: stilisierter Pfauenvogel mit gesträubtem Gefieder; 2.: Bezeichnung von Gebetsteppichen aus dem Südkaukasus. Die Stadt Akstafa und der gleichnamige Fluss liegen im Transkaukasus; die Produkte gehören zur Gruppe der Schirwanteppiche. Kennzeichnend für sie ist ein Achtzack-Medaillon, ein Motiv, das Vögel kennzeichnet, die den Teppichbesitzer vor Schaden schützen sollen.

Ak-su = türkische Bezeichnung für „weißes Wasser“; „ak“ bedeutet weiß, „su“ bedeutet Wasser. Es handelt sich um ein geometrisiertes Teppichmotiv, das aus in sich verschachtelten Vierecken mit Auskragungen besteht.

Alachig = unterer Teil eines kaukasischen Nomadenzeltes (siehe „Cheten“!).

Alaun = ein Kalium-Aluminium-Sulfat, ein Salz, das als Beize bei der Garnfärbung verwendet wird.

Alcaraz = Ort der vermutlich ältesten und wichtigsten Teppichmanufaktur Spaniens in der Nähe von Murcia. Dort sind vom 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts spanische Kranz- und heraldische Motive sowie Kopien von Holbein-Teppichen angefertigt worden.

Aleppo = Stadt in Nordsyrien, Hauptstadt des Gouvernements Aleppo, heute Haleb; bekannt für ihre äußerst feinen Weben.

Algerien = nordafrikanisches Land; seine Teppiche sind jenen von Marokko oder Tunesien sehr ähnlich; siehe „Nordafrika“!

Aliabad = 1.: häufiger orientalischer Stadtname, der im Iran, in Afghanistan und in Indien vorkommt. Der Name leitet sich von Ali Ibn Abi Talib ab, dem Schiwegersohn und vierten Nachfolger des Propheten Mohammed als Führer der muslimischen Gemeinschaft. „-abad“ bedeutet auf Farsi „Stadt“. 2.: Bekannt ist die Hauptstadt des Bezirks Aliabad nahe Keschan in der Provinz Kunduz im Iran; der Schmuck des Mittelfeldes der dort gefertigten Teppiche ist meist das Heratimuster. 3.: Aliabad heißt ein Dorf in der Nähe von Isfahan, wo Yalameh- Teppiche geknüpft werden.

Ali-Eli = turkmenischer Volksstamm.

Alinik = türkische Bezeichnung für jene „Stelle, wo die Stirne des Betenden den Boden während des Gebetes berührt“; auf Gebetsteppichen ist das ein Feld über der Mihrab, die oft eine Inschrift aus dem Koran enthält.

Alizarin = natürlicher Farbstoff aus der Wurzel der Krapp-Pflanze (= Färberröte), aus der verschiedene Rottönungen für das Färben von Garnen gewonnen werden.

Allover-Muster = Handelsausdruck für eine gleichmäßige, den gesamten Teppich erfassende Feinmusterung, die Motive oder Musterkombinationen regelmäßig wiederholt; siehe

„Rapportmuster“ und “afshun“!

Alloucha = Florteppiche aus Tunesien, die weiß, beige, braun und grau sind und früher aus naturbelassener Wolle geknüpft worden sind; siehe "Tunesien"!

Alma-Gül = kirgisisches Äpfel-Gül.

Alpaka = 1.: domestizierte südamerikanische wiederkäuende Lama-Rasse; sie hat langes seidiges Haar, das zur Herstellung südamerikanischen Weben verwendet wird. 2.: Bezeichnung für Wolle aus dem Haar von Alpakas.

Alpan = kaukasisches Dorf, in dem Teppiche nach Kuba-Art hergestellt wurden. „Alpan Kubas“ zeigen ein spezielles achteckiges stilisiertes Medaillon, das als vereinfachte Darstellung des Seichour-Kreuzes oder des Kasim-Uschak-Motivs betrachtet wird. „Seichour“ heißt ein Dorf im Norden der Kuba-Region, das im 19. Jahrhundert seine Teppiche mit Kohlrosen verziert hat.

Als-ed-din-Moschee = Moschee in Konya, Fundstätte der ältesten erhaltenen Seldschukenteppiche.

Altai oder Altay = innerasiatisches Gebiet, das nach dem dortigen Altai-Gebirge benannt ist. Dort hat es bereits 2000 Jahre vor Christus eine hochentwickelte Kultur tierzüchtender Bauern gegeben hat. In den dortigen Grabungsstätten wurde nach dem zweiten Weltkrieg neben vielen anderen Kunstschätzen in einem Eisgrab der bisher älteste orientalische Knüpfteppich, der „Pazyryk“, gefunden; siehe diesen!

Altersbezeichnung = Die Feststellung der ungefähren Produktionszeit eines Teppichs ist meist von großem Interesse und hoher Bedeutung. Im Allgemeinen ist ein Teppich um so wertvoller, je älter er ist. Das ist nicht generell gültig. Denn zu jeder Zeit und bei jeder Art von Teppich gab und gibt es schönere, aber auch schlechtere. Im Handel wird dabei gern übertrieben. Ausdrücke wie „antik“ oder „semiantik“ sind dort üblich, egal um welche echte Entstehungszeit es sich handelt. Am seriösesten ist die Altersbezeichnung mit der Angabe der ungefähren Jahreszahl der Herstellung, wie z. B. „um 1920“.

Alti Bolaq = Teppichproduktionsgesellschaft in der afghanischen Andkhoy-Region nahe Turkmenistan; dort wurden turkmenische Ersari-Teppiche in Rot, Indigo und Weiß hergestellt.

Alum = Farbbeize aus Aluminiumsulfat, gelegentlich auch aus Pottasche-Sulfat, die beim Garnfärben verwendet wird.

Amadabad = Bezeichnung für indische gold- und silberbroschierte Teppiche.

Amalehbaft = dieser Ausdruck für Teppiche wird von Zollanvari für eine seiner Teppich- Qualitäten verwendet; „Amaleh“ bedeutet in diesem Zusammenhang „Familienarbeit“.

Amerikanischer Sarouk = Ende des 19. Jahrhunderts setzte in den USA ein Kaufboom ein, der sich auf in und um die Stadt Sultanabad, heute Arak, erzeugte Teppiche konzentrierte. Die in rauhen Mengen in die USA gelieferten Knüpfwerke kamen dort in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wieder außer Mode und wurden nach Europa verkauft, wo sie in den letzten beiden Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts erhebliche Preise erzielten; siehe

„Sarouk“!

Ampel = eine oft aus zarten Blüten gebildete Lampe, wie sie häufig in anatolischen und persischen Gebetsteppichen vom Giebel der Gebetsnische auf das Mihrab-Feld herabhängt.

Amritsar = Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet der Name „See der Unsterblichkeit“. Die Millionenstadt im Bundesstaat Punjab im Nordwesten Indiens ist Zentrum der Sikhs. Die Teppicherzeugung begann dort um 1860, um arbeitslose Schalweber zu beschäftigen. Wie in Agra wurden auch dort Teppiche in Gefängnissen hergestellt. Die frühere Teppicherzeugung brachte Stücke mit eigenem CharakterDie heutige Teppich-Produktion ist gering.

Amrullah = ein Dorf im Nordwesten des Iran.

Amu Darja = in den Aralsee mündender Fluss in Turkmenien; früherer Name „Oxus“.

Amulett = Gegenstand, der als Schutzmittel gegen bösen Zauber getragen wird.

ANCM = Abkürzung für „Aserbaidschanisches Nationales Teppich Museum“ in Baku in der Form eines halb aufgerollten Teppichs.

Anatol = allgemeine Bezeichnung für türkische Teppiche; kommt von der ehemaligen Bezeichnung für die Westhälfte Kleinasiens.

Anatolien = asiatischer Teil der Türkei, die 1923 von Kemal Atatürk, dem „Vater der Türken“, gegründet worden ist. „Anatolien“ deckt sich mit dem geografischen Begriff „Kleinasien“ bzw. „Asia minor“ und bezeichnet die Halbinsel zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer mit dem kontinentalen Anschluss an das eigentliche Asien. Die dortige Bevölkerung setzt sich vor allem aus Turkomanen, Yürüken und Kurden zusammen; auch Armenier und Griechen stellen dort Teppiche her.

Andkhoy = Stadt im nördlichen Zentral-Afghanistan, nahe der Grenze zu Russland. Sie ist Sammelpunkt und Handelsplatz für Teppiche, die in der Region hergestellt werden, besonders jene, die von den Ersari stammen. Die meisten dieser Stücke basieren auf turkmenischen Designs in Variationen von Rot, Indigo und Weiß; sie werden mit asymmetrischen Knoten hergestellt. Heute kommt auch hier der Geschmack von hellfärbigen Teppichen zum Tragen.

Andreaskreuz = ein Kreuz mit zwei diagonal verlaufenden, einander kreuzenden Balken. Es wird nach seiner Haltevorrichtung auch Schräg- oder Schragenkreuz genannt. Bekannt ist dieses Kreuz als Warnung vor Bahnübergängen oder als römische Zahl 10.

Angora = 1.: Name der antiken Stadt Ankyra und sogenannter Sultan-Teppiche. In der Umgebung der Stadt wurden und werden Farbpflanzen wie Gelbbeere und Krapp gezüchtet.

2.: verspinnbare Haare von Kaninchen, vor allem von einer türkischen Ziegenrasse, deren Wolle die Herkunft von Mohair ist, eine lange, grobe und glänzende Faser; siehe „Mohair“!

Anhalt Teppich = Ein früher persischer Medaillonteppich, der in der safawidischen Periode (1501-1722), wahrscheinlich am Ende des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts, hergestellt worden ist. Der Name kommt von einer noblen europäischen Familie, in deren Sammlung dieser Teppich lange gewesen ist. Der Teppich im Format 165 x 312 Zentimeter ist mit Baumwolle, Seide und Schafwolle gefertigt worden.

Anilin oder Anilinfarben = Bestandteil von Steinkohlenteer; er fällt bei der Koksgewinnung an und war Ausgangsprodukt für die Erzeugung chemischer (= synthetischer) Farben, die seit 1823 als Alternative zu Naturfarben auch für das Färben von Teppichgarnen verwendet werden. Von 1860 an wurden synthetische Teppichfarben im gesamten Mittleren Osten verbreitet. Begründer der Anilinfarben war A. W. Hoffmann. Anilin stammt von „Anil“ ab, ein Begriff, der früher in Portugal für den blauen Naturfarbstoff Indigo verwendet worden ist.

Ankara = türkische Hauptstadt in Zentralanatolien. Dort wurden einst zwar langhaarige Tierarten gezüchtet, deren Haar sich ideal für Teppiche eignet wie etwa Angoraziegen, aber die dort hergestellten Teppiche haben auf dem Markt keinerlei Bedeutung erlangt.

Anno Hegirae = auf Deutsch „Jahr der Hedschra“; siehe unter „A. H.“!

antike Teppiche = Altersbezeichnung für Knüpf- und Webwerke, die älter als 100 Jahre sind. Solche Teppiche sind innerhalb der EU zollfrei. Im Handel werden Teppiche aus der Zeit vor 1900 als „antik“ bezeichnet; siehe „Altersbezeichnung“!

antikes Finish = es gab und gibt Versuche, durch chemische Oberflächenbehandlung oder durch das Auslegen in starkes Sonnenlicht das Aussehen von Knüpf- und Webteppichen mit

einer zurückhaltenderen Farbenpalette älter erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Solche Versuche sind verpönt.

antiki(si)eren = nennt man das Bestreben, neue Teppiche künstlich alt und damit wertvoller erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Mittel dazu sind z. B. das Auslegen neuer Teppiche in praller Sonne oder auf stark belebten Straßen sowie das Waschen in Holzlauge. Diesbezüglich gibt es zahlreiche raffinierte Methoden, die für Laien selten zu erkennen sind.

Apadana = große Audienzhalle innerhalb des antiken Palastes von Persepolis im Iran.

Applikation = aufgenähtes oder aufgeprägtes Muster aus zum Trägermaterial andersartigen Materialien.

Aqceh = Stadt im Norden Afghanistans, nahe der Großstadt Shibergan. Die dort üblichen Teppiche sind oft von roher und lockerer Qualität, die „Filpa“ oder „Buchara“-Musterung zeigen. Sie werden an zwei Tagen pro Woche im Bazar angeboten. In Aqceh und Umgebung werden heute auch hochwertigere Teppiche erzeugt, die dem heutigen westlichen Geschmack entsprechen.

 

Arabatschi = Name, der vom türkischen „arabaci“, auf Deutsch „Fahrer eines Räderfahrzeuges, kommt; ein turkmenischer Stamm aus der Amu-Darya-Region in Zentral- Turkestan; ihm werden Hauptteppiche zugeschrieben, die das Tauk-Nuska-Göl enthalten; siehe dieses!

 

Arabbaft = von Arabern geknüpfte Teppiche, zusammengesetzt aus „arab“ = arabisch und

„baft“ = geknüpft.

 

Araber = Bezeichnung für die Angehörigen arabisch sprechender Völker, die in Saudi- Arabien, in den Arabischen Emiraten, in Jordanien, Syrien, im Irak, in Ägypten und weitgehend auch in Nordafrika leben. Sie alle sind keine bedeutenden Teppichhersteller.

Arabeske = stilisiertes, abstrahiertes Blatt- oder Blütenrankenornament, in der islamischen Kunst eine Verzierung; es wurde aus dem griechisch-römischen Rankenornament durch Verschlingung mit Gabelblättern entwickelt; meist werden Arabesken in Teppichbordüren als endloses rundes oder spiralförmiges Muster mit gespaltenen Blattenden verwendet.

Arak = einstiger Name der mitteliranischen Industriestadt Sultanabad, Hauptstadt der Provinz Markazi. Die hier gehandelten Teppiche werden Saruk oder Sultanabad genannt.

archaische Luxusteppiche = in der Epoche von 1250 bis 1400 nach Christus hergestellte Knüpfwerke, die in der mongolischen Chane- und Timuriden-Epoche entstanden sind; typisch sind ihre schmalen Bordüren.

Ardabil oder Ardebil = Stadt im Nordwesten des Iran mit eigener Teppichproduktion, die hohes Ansehen genoss, sich in den letzten Jahrzehnten qualitativ jedoch stark geändert hat. Heute ist die Stadt im iranischen Teil von Aserbeidschan nur noch ein Teppich-Handelsplatz für Knüpfwerke mit 120.000 bis 180.000 Knoten pro Quadratmeter.

Ardebil-Teppiche = zwei großformatige persische Teppiche: einer im Format 10,34 x 5,20 Meter, der im Londoner Victoria & Albert Museum aufbewahrt wird; der andere im Los Angeles County Museum; bei letzterem fehlt die Hauptbordüre und er besteht aus mehreren Teilen, ist demnach ein Fragment. Beide Teppiche waren für die große Moschee in Ardebil vermutlich von Maksud Kaschani in Täbris hergestellt worden und tragen eine umfangreiche Widmungsinschrift und Signierung. Laut dieser sind diese Teppiche am Anfang der

Safawidenepoche von 1539 bis 1540 entstanden und die ältesten persischen Knüpfwerke, deren Alter und Herkunftsort genau bekannt sind.

Ardekan = iranische Stadt in der Provinz Yazd, 60 km von der Stadt Yazd entfernt zwischen Kashan und Isfahan gelegen, wo klassische Perserteppiche mit hoher Knotendichte gefertigt worden sind, weshalb sie als Wiege des edlen, zurückhaltenden Persers gegolten haben.

Heute kommen von dort preisgünstige Teppiche mit Keschan-Musterung, die oft als

„Keschan“ angeboten werden. „Ardakan“ wird mit „heiliger Ort“ bzw. sauberer Ort“ übersetzt.

Ardjumand = Teppichmanufaktur in Kirman; sie war besonders in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts tätig.

Arkaden = Dieses Motiv einer Reihe nebeneinander stehender Bögen stammt aus der Mauerwerksarchitektur und ist ein Symbol, das meist auf Teppichen zu sehen ist, die für Moscheen hergestellt wurden; es ist eines der frühesten eindeutig islamischen Motive, die in späteren Zeiten zum einbogigen Gebetsteppich geführt haben. In den Arkadenbögen hängt zumeist eine Lampe, die das Licht Gottes symbolisiert.

Armenibaft = von Armeniern geknüpfte Teppiche; „armeni“ bedeutet Armenier, „baft“ ist persisch und bedeutet geknüpft.

Armenien = Land im russisch-iranisch-türkischen Grenzgebiet. Armenische Teppiche sind für ihre zahlreichen Inschriften bekannt, die meist in armenischer Unikatschrift ausgeführt sind. In der armenischen Hauptstadt Jerevan existiert eine Schule für Teppichknüpfer, -designer und -reparateure sowie für die Gestaltung moderner Teppichdesigns.

Arraiolos = Stadt in Portugal, Herkunftsort von Teppichen, die dort seit dem 16. Jahrhundert in Nadelarbeit hergestellt werden. Deren Original-Muster, relativ grob gezeichnete Blumen- und Tier-Modelle, basieren auf Modellen aus Persien und Anatolien; spätere Motive besitzen mehr europäischen Charakter.

Arschyn oder Tscheirak = persisches Längenmaß, auch Zer genannt, hat etwa 104 Zentimeter. „Tscheirak“ heißt „ein Viertel“; Zar-o-Tscheirak ist im Iran somit 1,25 Quadratmeter. Heute werden mit diesem Namen Teppiche im Format 122 x 80 Zentimeter bezeichnet; siehe auch „Maßeinheiten“!

Art Deco = französisch-internationale Stilform aus der Zeit 1925 bis 1940, die sich in Architektur, Einrichtung, Bekleidung, Schmuck, Gemälden, Teppichen und diversen Gebrauchsgegenständen gezeigt hat. 1925 haben Avantgarde-Künstler diesen Stil in Paris vorgestellt. Prominente Vertreter waren u. a. Pablo Picasso, Joan Miró, Fernand Léger oder Ivan de Silva Bruhns. Der Stil erstreckte sich auf handgeknüpfte und Maschinen-Teppiche und erfasste besonders den Luxusbereich im europäischen Westen und den USA. Wichtige Art-Deco-Erzeuger waren in England, den Niederlanden und Deutschland positioniert.

Art Moderne oder Art Décoratif oder Modern Movement = siehe „Art Deco“!

Art Nouveau = Inneneinrichtungsstil, der sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entwickelt hat und die Architektur, Graphik und Wohnungseinrichtung beeinflusste. Ziel war die Rückkehr zu den hohen Qualitäts- und Fertigungsstandards des bodenständigen Handwerks. Charakteristisch für den Stil war die überschießende Verwendung von pflanzlichen Formen – Zweigen, Ranken, Blättern und Blumen – bei der äußeren Gestaltung aller Objekte. Hervorragende Beispiele für Art-Nouveau-Teppiche waren Erzeugnisse von Sir

Frank Brangwyn aus Großbritannien, Gallén-Kallela aus Finnland und Victor Horta aus Belgien.

Arts-and-Crafts = britische Designperiode, die zu Reformen in der Kunst, besonders in der Produktgestaltung von Mitte des 19. Jahrhundert bis etwa 1920, geführt hat. Für Großbritannien war dies die „goldene Zeit der Teppichkultur“. Ziel der Bewegung war es, eine Verbindung zwischen solidem Handwerk und der fortschrittlichen Industrie herzustellen. Bei den in England und Irland geknüpften Teppichen wurde eine stilistische Verbindung von persischer Handknüpfkunst mit der Moderne gesucht. Bei den Motiven stehen serpentinenartig gewundene und kurvilineare Gestaltungen mit vereinfachten floralen Mustern wie aus englischen Gärten im Vordergrund.

Aschik = siehe „Dagdan“!

Aschkabad = die Haupt- und größte Stadt Turkmenistans, an der Seidenstraße zwischen der Karakum-Wüste und der Kopet-Dag-Bergkette gelegen. Der Name bedeutet „Stadt der Liebe“ oder „Stadt der Verehrung“; sie beherbergt den ersten Baha´i-Tempel der Erde; im Altyn Asyr Basar in Aschkabad werden hauptsächlich turkmenische Teppiche gehandelt.

Aserbaidschan oder Azerbeijan = eines der ältesten Siedlungsgebiete der Menschheit am Kreuzungspunkt alter Karawanenstraßen. Das Land liegt im Südosten des Kaukasusgebirges, westlich des Kaspischen Meeres, geteilt durch den Araxes-Fluss in die Republik Aserbaidschan im Norden und in die iranische Provinz Aserbaidschan im Süden. Zentren der aserbaidschanischen Teppichproduktion sind Kuba, Karabagh, Schirwan, Schuscha und Baku. Maßgebliche kulturelle und künstlerische Einflüsse in Aserbaidschan stammen von den markanten Felszeichnungen im Gobustan (Qobustan), von den Baudenkmälern und Wandmalereien der Festungsstadt Schuscha und von der dort beheimateten Juwelierkunst. Aserbaidschan verfügt über riesige Lager von Erdöl und Erdgas, die zum wirtschaftlichen Aufstieg des Landes beitragen.

aserbaidschanische Teppiche = sie werden nach dem aserbaidschanischen Staatskünstler Latif Karimov nach vier Herstellungsarten unterschieden (siehe „Ganja-Gruppe“ und „Latif Karimov“!).

Aserbaidschanisches Nationales Teppich Museum = siehe ANCM!

Ashik oder Aschik = die Bezeichnung kommt vom türkischen Wort „asik“, auf Deutsch

„Knöchel“; es ist eine gezackte Raute, ein Ornament, das in turkmenischen Teppichen vorkommt, von den Yomoud oft in Nastalik-Teppichen endlos rapportiert als Füllung von Hexagonalmustern; es sind kleinste paarweise gefertigte Teppiche zum Schmuck der Knöchel eines Kamels in der Hochzeitskarawane

Ashik Göl = ein Göl, geformt aus gezähnten oder getreppten Diamanten; diese können auch konzentrisch geformt sein.

Ashkhaneh = Hauptstadt von Maneh und der Samalqan-Landschaft in der Provinz Nord Khorasan nahe der Nordostecke des Iran.

Asmalik oder Asmalyk = fünf- oder siebeneckige Behänge zum Schmuck der Flanken von Hochzeitskamelen oder Pferden, die immer paarweise gefertigt wurden, früher fälschlich auch Osmolduk genannt.

Asyl-Teppiche = Knüpfwerke mit zwei Spitzgiebeln (Mihrabs), eine(n) in jeder Längsrichtung, die nicht als Gebetsteppiche gelten. Sie werden in Kleinasien vor allem von Mädchen als Geschenk für ihren künftigen Bräutigam hergestellt. Ihren Namen nehmen sie von der

Bedeutung, dass jeder, der auf einem solchen Teppich steht, das Asylrecht genießt und unter dem persönlichen Schutz des Hausherrn steht. Von Türken werden solche Knüpfwerke Odschalik genannt.

asymmetrischer Knoten = siehe „persischer Knoten“ oder „Senneh-Knoten“!

At-djoli oder Tainaktscha oder Konaktscha = große vieleckige geknüpfte oder gewebte Pferdedecke.

At-torba = Futtersack für Pferde.

At-tschetschi = langer geknüpfter oder gewebter Pferdegurt.

Aubusson = gewirkte französische Teppiche aus der Barockzeit, eine Flachwebe für luxuriöse Ansprüche. Der Name stammt von einer zentralfranzösischen Stadt mit einer intensiven Wandteppichfertigung. Unter dem französischen König Ludwig XV. (1715-1774) erreichte diese ihren Höhepunkt. Die künstlerischen Vorlagen stammten weitgehend von bekannten Malern oder chinesischen und türkischen Vorbildern.

Aufbäumen = so heißt das Aufziehen der Kette über den Waren-Baum (= den bereits fertigen Teppichteil tragenden) und Kett-Baum eines Knüpfstuhls, ehe mit dem Teppichknüpfen begonnen werden kann; diese kräfteraubende Vorbereitungsarbeit zum Knüpfen leisten in der Regel Männer.

Auktionen = öffentliche Life-Versteigerungen von Produkten als eine Art des Kaufes, des Eigentumsüberganges durch persönliche Teilnahme, über Telefon oder Internet. Im Zuge eines Wechselspiels zwischen mehreren Kaufinteressenten (Bietern) wird der Preis des zum Verkauf stehenden Gegenstandes gegenseitig überboten. Dem zuletzt übrigbleibenden Meistbieter wird vom Auktionator der Zuschlag erteilt. Teppichauktionen wurden in jüngerer Vergangenheit eine gesuchte Art des Teppichverkaufs. Das Bieten beginnt beim Rufpreis; das Ergebnis des Bietprozesses ist der endgültige Hammerpreis. Zu diesem kommen Gebühren und Steuern.

Ausfertigen = Tätigkeit am Ende der Herstellung eines Teppichs; durch Abbrennen der Rückseite, Entstauben, Waschen, Scheren des Flors und Spannen wird er verkaufsfähig gemacht.

Austro-Oriental Trading Co = Österreichische Teppicherzeugungs- und Handelsgesellschaft, die in Wien, Berlin und Konstantinopel Filialen sowie im Iran und Kaukasus Einkaufsagenturen unterhalten hat. Sie war intensiv in Albanien tätig und wurde anfangs des

20. Jahrhunderts von OCM, London, aufgekauft.

Avanos = Kleinstadt in Kappadokien, Türkei, die Hauptstadt des Landkreises Nevsehir in Zentralanatolien.

Avyon = türkischer Ort mit Teppichproduktion.

Awar oder Avar = Name einer ethnischen Gruppe aus Daghestan im Kaukasus. Ihre Religion ist sunnitischer Islam. Im 19. Jahrhundert hat diese Gruppe Knüpfteppiche und Flachweben sogenannte Davaghins, mit einem speziellen Design hergestellt. Sie haben ein unverwechselbares Muster aus eckigen Verzweigungsstrukturen oder hakenförmigen Rauten in Hellrot auf einem Indigo-blauen Feld. Einige dieser Stücke sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert, darunter auch Gebetsteppiche.

axiales Design = eine Teppichzeichnung, die von der einen zur anderen Seite symmetrisch ist, aber nicht vom oberen Anfang bis zum unteren Ende des Stückes.

Axminster = Kleinstadt in der südwestenglischen Grafschaft Devon oberhalb des Flusses Ax. Dort wurde um 1755 ein Webstuhl für hochwertige Teppiche erfunden, die beim englischen Adel hohes Interesse auslösten. Axminster-Teppiche sind hochqualitative Flachweben, die zu 80 bis 100 Prozent aus Wolle bestehen. Sie werden mit asymmetrischen Knoten geknüpft; die Kette ist aus Wolle, die Schüsse sind meist aus Flachs oder Hanf. Erkennungsmerkmal für Original-Axminster-Teppiche ist rote Baumwolle, die auf deren Unterseite in die Ränder eingewebt sind. Die Teppichmuster sind sehr floral, ähnlich den Savonnerien. (Siehe diese!)

Aydin = Kreisstadt im westtürkischen Landkreis Aydin an der Ägäis-Küste.

Ayvacik = Stadt und Landkreis in der nordwesttürkischen Provinz Canakkale am Ägäischen Meer.

Azeri = Eigenbezeichnung von Aserbaidschanern, einer turksprachigen Ethnie, die zum Teil auch in Persien lebt, sowie für eine junge (von 1990 an gefertigte) hochwertige Teppichart aus der Türkei, die mit handkardierter Schafschurwolle und reinen Pflanzenfarben hergestellt wird.

Azeri Shaddah = typisch aserbaidschanische Flachwebe, z. B. Satteltücher.

Azilal = Berberstamm im marokkanischen Atlas, zugleich Name einer zumeist hochflorigen, zotteligen Teppichart mit Rauten- oder Strichmustern, die ursprünglich als Schlafteppiche für Nomaden und Hirten diente.

 

Babaheydar oder Baba Haidar = Dorf westlich von Isfahan in Persien; in diesem Ort werden Medaillonteppiche sowohl mit einem als auch mit zwei Schussfäden gefertigt.

Babaseghal oder Babasequal = ein Stamm der Ersari in Afghanistan zwischen Andkhoy und Aq Chah.

Bachtiaren oder Baktiaren = Name des bedeutendsten Nomaden- oder Halbnomadenstamms des Iran bzw. Name von deren Teppichen. Der Stamm lebt südlich des Zagros-Gebirges bzw. westlich und südlich von Isfahan. Er ist heute weitgehend sesshaft, zählt zur größeren Gruppe der Luren oder Lori und spricht Persisch; er erzeugt überwiegend großformatige Teppiche, die auch urbane Motive enthalten und zwei Schüsse aufweisen. Die Teppiche werden vorwiegend von der sesshaften Bevölkerung hergestellt. Soraya Esfandiari, erste Frau von Shah Reza Pahlevi von 1951 bis 1958, war eine Bachtiari.

Backhausen = österreichische Textilfirma, die seit 1880 Teppichgeschichte geschrieben hat. Mit Produktionen in Hoheneich und Schrems im Waldviertel sowie Zentrale in Wien erzeugte sie wertvolle Stoffe und handgeknüpfte Teppiche. Sie kam 2012 im Gefolge der weltweiten Finanzkrise in finanzielle Schieflage und wurde samt sämtlichen alten Mustern an die BHN- SILEO GmbH verkauft.

Badghiz = Provinz in Westafghanistan mit Teppichproduktion.

Baghshayesh oder Bachschayesch = teppicherzeugende Stadt im Nordwesten des Iran in der Provinz Aserbaidschan, etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt Heris; Bachschayesch-Teppiche zählen zur Gruppe der Heris-Art, haben hohen Flor, gute Wolle, und die Muster zeigen frische Farben. Antike Teppiche dieser Art sind wegen ihrer Ursprünglichkeit besonders in den USA sehr beliebt.

Baghshi oder Bachschi = turkmenischer Stamm.

Baharlu = 1. kleiner Ort im Agrar-Distrikt Chaharduli im kurdischen Bereich des Iran. 2. ein türkischer Stamm innerhalb der Chamseh-Konförderation im südwestlichen Iran. Ihre Teppiche haben üblicherweise symmetrische Knoten; siehe „Chamseh“!

Bahluli = Gruppe symmetrisch geknüpfter Baluch-Teppiche aus dem Osten Persiens und dem westlichen Afghanistan, die unter diesem Namen auf den Markt kommen. Experten nehmen an, dass es Dorfteppiche des Bahluli-Stammes sind. Die Farbe ihres Feldes geht von Aubergine über tiefes Purpur bis ins Rotbraune; weiters gibt es ein sattes Orange bis zu rosa Tönen, was für Baluchs unüblich ist. Bei älteren Exemplaren handelt es sich um Naturfarben, bei jüngeren um Synthetikfarben mit gelegentlich missglücktem Ergebnis, bei kleinen Feldern kann es auch ungefärbtes Kamelhaar sein.

 

Bahluri = iranischer Ort in Süd-Khorasan.

Baku = auf Deutsch „Stadt des Windes“, Hauptstadt von Aserbaidschan. Ihre Teppicherzeugung ist heute gering, in der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart wurde bzw. wird sie staatlich gefördert. Das Boteh ist ein häufiges Motiv von Baku-Teppichen. Siehe auch „Saliani“ bzw. „Sal´yany“!

Baku Kelim = in der aserbaidschanischen Hauptstadt gewebte Kelims.

Balikhesir = Universitätsstadt, Hauptstadt der Provinz Balikhesir in der Marmara-Region, im Süden der Türkei gelegen.

Balkan-Teppiche = orientalische Knüpfwerke, die in dem vom Balkangebirge durchzogenen Südosteuropa – Rumänien, Bulgarien, Albanien, Mazedonien, Griechenland, Serbien, Kroatien, Ungarn --, die nach 711 von den Türken besetzt wurden, nach orientalischen Vorbildern für den eigenen Bedarf hergestellt wurden. Sie sind meist unterdurchschnittliche Kommerzteppiche, deren Bezeichnung „orientalisch“ lang umstritten war. Die meisten Balkan-Teppiche wurden gestalterisch von der ehemals ottomanischen Besatzung dieser Region beeinflusst. Häufige Bezeichnungen für Balkan-Teppiche sind Albaner, Bessarabier, Bosnier, Bulgaren, Rumänen und Jugoslawen. Solche Teppiche hat es bis 1990 aus Bulgarien und Rumänien sowie Kelims aus Serbokroatien, sogar Kunstseidenteppiche aus Ungarn gegeben.

Baluchen oder Beludjen oder Beluchi = siehe „Beludj“!

Bamboo silk = siehe „Kunstseide“!

Bambus = Pflanze, die oft in chinesischen Teppichen abgebildet ist, ein taoistisches Symbol; generell bedeutet es großes Durchhaltevermögen, die Fähigkeit, nachzugeben, ohne zu brechen.

Banat = eine rumänische Provinz und ein Herkunftsort von Kelims, zumeist in Schlitztechnik; die Kelims haben Streifen oder geometrische Medaillons und signalisieren türkische Vorbilder.

Band, Bänder = Nomadenstämme benötigen vielfältige Bänder zum Verschnüren ihrer Tierladungen, Führen der Tiere, Befestigen ihrer Jurten oder Zelte, Tragen von Babies auf dem Rücken ihrer Mütter und als Schmuck bei Festen. Diese Bänder werden von Mädchen und Frauen in verschiedenen Techniken gewebt; die bekannteste und am häufigsten verwendete ist die Brettchenweberei.

Bandirma oder Panderma = 1.: türkische Hafenstadt in der gleichnamigen Meeresbucht im südlichen Teil des Marmarameeres in der Provinz Balikeshir auf der Strecke von Izmir nach

Istanbul. Bis zum zweiten Weltkrieg wurden dort Gördes-Gebetsteppiche und ottomanische Hofteppiche hergestellt, meist mit Wolle auf Baumwollgrund. Viele von ihnen sind künstlich gealtert und fälschlich als echte Gördes Gebetsteppiche oder osmanische Hofteppiche verkauft worden. 2.Bezeichnung türkischer Teppiche aus der gleichnamigen Stadt; sie zeigen vielfältige Muster, die stark von persischen Vorbildern beeinflusst sind.

Banyaiteppiche = Bezeichnung einer Art mechanisch geknüpfter Teppiche. Deren eher komplizierte Fertigungsmethode ist von Dr. Maurus Banyai um 1910 in Wien entwickelt worden, erzielte Feinheiten von 50.000 Knoten pro Quadratmeter und das Siebenfache der Leistung einer Handknüpfung. Das Besondere an dieser Teppichart bzw. der von Banyai entwickelten Maschine ist: Sie lieferte echte Knoten nach Smyrnaer Art. Dazu gab es

„Banyaizangen“, die verschiedenfarbige Florfäden der Knüpfung zuführten. Im Technischen Museum in Wien steht ein Modell der Banyai-Teppichknüpfmaschine, die von der Knüpfteppich Industrie GesmbH in Wien-Alsergrund zur Herstellung von Banyaiteppichen verwendet worden ist; sie war von der Webstuhl- und Webereimaschinen Fabriks AG in Jägerndorf, heute Krnow, in Tschechien hergestellt worden. Die Teppiche waren trotz Mechanisierung und niedriger Arbeitslöhne relativ teuer und daher nicht wettbewerbsfähig.

Baotao = siehe „Paotou“!

Barbierstangenborte = bezeichnet ein häufiges Bordürenmuster; eine sich drehende Stange mit schrägen Strichen ist Zunftzeichen der Friseure in England.

Bar Mazid oder Barmazid = Gebirgsort in der afghanischen Region Ghazni, südwestlich von Kabul von Tekke-Turkomanen bewohnt; sie stellen Vollwolle-Teppiche mit Doppelschüssen und Tekke-Mustern her.

Basar oder Bazar = orientalischer Markt, auf dem alle Waren des menschlichen Bedarfs vom Grundnahrungsmittel bis zum Luxusprodukt, von handwerklichen Erzeugnissen bis zu Medikamenten feilgeboten werden, in Nordafrika „soukh“, in der Türkei „carsi“ genannt.

Basarteppiche = abwertende Bezeichnung für Teppiche, wie sie auf einem orientalischen Markt als billige Massenware für unkundige Touristen angeboten werden.

Baseri oder Basiri oder Basseri = ein persisch-sprechender Volksstamm im Südiran, der zur Chamseh-Konförderation zählt; er erzeugt Teppiche üblicherweise mit asymmetrischen Knoten.

Basmakci = teppicherzeugende Stadt und Landkreis in der westtürkischen Provinz Afyonkarahisar. Von dort kommen große zeitgemäße Vollwolleteppiche in kaukasischen Mustern mit Feinheiten von etwa 120 Knoten pro Quadratzoll, das entspricht 744.000 Knoten pro Quadratmeter.

Basra = Stadt im südlichen Irak; wurde allgemein als Herkunftsort weißgrundiger anatolischer Teppiche verwendet.

Basselisse = auf waagrechten Flachwebstühlen gewirkte Tapisserien; siehe diese.

Baumteppiche = eine Teppichgattung, deren Muster durch das Baummotiv entscheidend geprägt sind. Die Bäume sind entweder naturnah gezeichnete Zedern, die als Symbol für langes Leben gelten bzw. üppig blühende naturalistische Bäume; oder es sind stilisierte Bäume, die nur durch einen abgemagerten Stamm sowie dürre Äste mit Blüten gezeigt werden. Baum- und Strauchteppiche sind designmäßig eng mit Medaillon- und Tierteppichen verwandt und seit dem16. Jahrhundert in Persien entstanden.

Baum-und-Strauch-Teppiche = So nennt man Teppiche, die eng mit Medaillon- und Tierteppichen verbunden sind und vom 16. Jahrhundert an entstanden sind. Einige sind auch den Vasenteppichen verwandt. Die einseitigen Baum-und Strauch-Teppiche waren bei den Knüpfern der Moghulzeit besonders beliebt. Persische Exemplare stehen den kurdischen Teppichen des 18. Jahrhunderts mit ihren eckigen Baumreihen nahe.

Baumwolle = arabisch kuton, türkisch pamuk, persisch pambe, russisch pachta. Natur- bzw. Pflanzenfaser einer Malvenart, die rund um die Erde zwischen dem 41. Grad nördlicher und

36. Grad südlicher Breite wächst; Voraussetzung ist gute Bodenfeuchte und tropische Sonnenbestrahlung; ihre Blüten sind gelb, die Samenbündel schneeweiß und wirken wie Wattebauschen; die Fasern sind 10 bis 50 Millimeter lang und werden zu einem gleichmäßigen, festen, wenig dehnbaren Garn versponnen. In Indien und China wird Baumwolle seit Jahrtausenden genutzt; später wurde sie durch die Araber bis Spanien gebracht; zur Teppichkette empfiehlt sie sich durch ihre Festigkeit, für den Teppichschuss wird sie oft mit Schafwolle vermischt; im Teppichflor kommt sie selten vor. In der Türkei, besonders in Kayseri, kam bis um 1970 merzerisierte, also glänzend gemachte Baumwolle (siehe „Mercer“) auf den Markt, „Flosh“ genannt. Baumwolle wird produktionsnah in teppicherzeugenden Regionen geerntet.

Beduinen oder Bedouin = nomadische Araber, die die Wüsten von Nordafrika und Arabien bewohnen. Sie züchten Schaf- und Kamelherden und ihre Weben bestehen oft aus Ziegenhaar, vor allem für ihre Zelte und raumteilende Vorhänge, Polster, Taschen, Tierschmuck und kleine Gegenstände; dabei sind helle Farben üblich.

Begleitstreifen = schmale Streifen innerhalb von Teppichbordüren, die einzelne Bordürenbänder voneinander trennen; siehe „Bordüren“!

Behang = Decke oder Behang für Trage- und Reittiere, oft auch „trapping“ genannt.

Behsud = Stadt im Westen von Kabul in Afghanistan; dort wohnen die Hazara, die ziemlich grobe Kelims, meist mit Streifen, herstellen; heute auch die sogenannten „Kazaks“.

Beize = Mittel zur Vorbehandlung von Tierrohwolle für die Teppicherzeugung mit ätzenden chemischen Substanzen wie Schlämmen, Urin, Joghurt oder Metallsalzen, um sie für die Färbung vorzubereiten und diese mit den Fasern dauerhaft zu verbinden; unterschiedliche Beizen ergeben verschiedene Farben.

Beizenfärberei = Bei dieser Färbemethode werden die Textilfasern vor der eigentlichen Färbung mit einem Beizmittel behandelt, damit sich die Farbe mit der Faser dauerhaft verbindet. Unterschiedlich davon ist die „Direktfärberei“, siehe diese!

 

Beludj = bedeutet „Hahn“ oder „Hahnenkamm“ oder Haarbüschel“. Die Beluchen sind ein Volk, das das Grenzgebiet zwischen dem Iran, Afghanistan und Pakistan, zusammengenommen „Baluchistan“ genannt, bewohnt. Zusammenfassend bezeichnet man die handgeknüpften Teppiche der sesshaft gewordenen Beludj-Nomaden „Beludschen“; sie kommen im Iran (Khorasan), in Turkmenien und Afghanistan (Herat) in unterschiedlicher Qualität in den Handel, meist in kleineren Formaten mit 100.000 bis 200.000 Knoten pro Quadratmeter = 155 bis 310 Knoten pro Quadratzoll. Beludj-Teppiche haben meist doppelte Schüsse und überwiegend symmetrische Knoten. Ihre traditionellen Farben sind Dunkelbraun, Dunkelblau, Orangerot, Dunkelrot und Schwarz.

Beludschistan = Gebirgiges asiatisches Land, das heute großteils in Pakisten zwischen Indien, Afghanistan und Persien bis zum Saudiarabischen Meerbusen hin liegt. Es ist das am

wenigsten entwickelte Teppichgebiet innerhalb eines wild zerklüfteten und von Wüsten durchzogenen Gebiets, wo das Nomadentum noch nicht überwunden ist.

Berber = ehemalige marokkanische Nomadenstämme, die aus drei Hauptstämmen hervorgehen; sie sind heute ein Teil jener Bevölkerung Marokkos, der hauptsächlich im Atlas- und Rifgebirge wohnt und traditionelle, dicke, zottelige Schlafteppiche eher lang als breit mit Rauten- und Strichmustern erzeugt, sogenannte Berberteppiche.

Berberknoten = ein Teppichknoten, wie ihn die nordafrikanischen Berberstämme im Mittleren Atlas in Marokko verwenden. Der Berberknoten umschlingt zwei Kettfäden zweifach. An der Vorderseite des Teppichs schauen die Florfäden in zwei verschiedene Richtungen aus der Schlaufe des Knotens hervor; er kann auch in Kombination mit dem symmetrischen Knoten (siehe diesen!) verwendet werden. Der Materialeinsatz für den Berberknoten ist größer als für den symmetrischen oder asymmetrischen Knoten, doch er ist haltbarer als diese.

Bergama = Kreisstadt in der Westtürkei in Kleinasien, etwa 100 Kilometer von Izmir entfernt, die 280 vor Christus als „Pergamon“ gegründet worden war. Pergamon ist heute eine antike Ruinenstadt, wo der Pergamonaltar gestanden war, der heute im Berliner Pergamonmuseum ausgestellt ist. In diesem türkischen Landkreis werden verschiedene Teppiche hergestellt, etwa Yagcibedir, Yuntdagh, Yüncü, Karakecili, Kozak, die früher unter dem Sammelnamen Bergama auf den Markt gekommen sind. Für Bergama-Teppiche sind viele Muster gebräuchlich; oft wird die Bezeichnung „Bergama“ für Teppiche unterschiedlichster Herkunft verwendet.

 

Berlinteppich = früher, antiker Drachen & Phönix-Tierteppich, möglicherweise ein Fragment, eines größeren anatolischen Teppichs, der 1886 in einer mittelitalienischen Kirche entdeckt wurde, aber schon im 15. Jahrhundert hergestellt worden sein dürfte. Er ist im Islamischen Museum in Berlin ausgestellt und ähnelt dem Marby-Teppich (siehe diesen!).

 

Beschir = der Name bedeutet „Bringer guter Nachricht“. Er bezeichnet einen Ort in Westturkmenien am Daryafluss in West-Turkestan, wo ein Unterstamm der Ersari lebt; ihre Muster werden von Herati-Rosetten, Mina-Chani-Blumenwiesen und Medaillons in den Hauptfarben Rot, Blau und Beige, untermischt mit Gelb, dominiert; Kette und Schuss sind aus Wolle. Besonders bekannt sind geometrische Beschir-Gebetsteppiche; antike Stücke werden von Sammlern gesucht. Insgesamt sind es elegante Knüpfwerke, deren Feld oft in wunderbarem Gelb leuchtet.

 

Bessarabien = eine bei Fachleuten und in der Literatur oft ausgeklammerte bzw. missachtete Region im westlichen Russland, Moldavien, in der Ukraine und im Kaukasus, wo sowohl Flachweben als auch Knüpfteppiche hergestellt werden, die aber selten im Vordergrund der Betrachtung stehen. Die Weben stammen meist aus staatlichen russischen Werkstätten; früher kamen sie aus Werkstätten aristokratischer Landbesitzer, wo meist für den eigenen Gebrauch, kaum für den freien Markt gearbeitet wurde. Begonnen wurde im späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert; die meisten erhaltenen bessarabischen Textilprodukte stammen aus der Zeit zwischen 1850 bis zum Ende der sowjetrussischen Hegemonie. Die Muster sind meist grob, mit kraftvollen Farben und großen floralen Motiven versehen; etwa mit Kohlblüten und anderen bunten Blumen in exakten Reihen oder in Kartuschen, innerhalb und außerhalb von zentralen Medaillons. Gelegentlich ähneln sie jenen von französischen Aubussons und Savonnerien; oft gibt es eine Mischung mit bodenständigen Volksmustern.

Inschriften auf bessarabischen Kelims sind meist in Cyrillisch.

 

Bewertungskriterien = Beim Einschätzen des Marktwerts von Teppichen untersuchen Sachverständige diverse Bewertungskriterien, um Eigentümern, Käufern und Verkäufern möglichst objektive und aktuelle Angaben liefern zu können. Dazu zählen Beschaffenheit und Qualität des Flormaterials, der Griff, die Materialien von Kette und Schuss, Zeichnung und Musterung des jeweiligen Stücks, seine Farbart und -qualität, Form und Abmessungen, den Zustand der Randeinfassungen und Abschlüsse der oberen und unteren Fransen, die Knotenart, etwaige Patina, das Knotenbild auf der Rückseite, etwaige Beschädigungen und Inschriften. (Siehe „Teppichsachverständige“!)

 

Beyshehir = türkischer Ort, wo frühe Seldschukenteppiche gefunden worden sind.

 

Bezalel = Name von Teppichen, die in der Bezalel-Schule der Künste in Jerusalem zwischen 1906 und 1931 hergestellt wurden. Sie wurden von jüdischen Knüpfern erzeugt und zeigen traditionelle rituelle Motive aus dem Alten Testament und konventionelle persische Muster; siehe „jüdisch-israelische Teppiche“!

 

Bhadohi = Stadt im nordindischen Staat Uttar Pradesh nahe Mirzapur und Benares im

„indischen Teppichgürtel“, eines der Zentren der indischen Teppichindustrie; Bhadohi ist die einzige indische Stadt, aus welcher ein aktueller Vergleich von bescheidenen Lebenskosten der Haushalte mit der Entlohnung von Teppicharbeitern vorliegt.

 

Bhawalpur = im indischen Pandschab-Gebiet werden mit diesem Namen früher kleine, mit Streifen gemusterte (Nomaden-)Teppiche aus Südafghanistan und Beludschistan bezeichnet.

 

Bhutan = Land zwischen Tibet im Norden und Indien im Süden; dort werden Teppiche von tibetischen Flüchtlingen geknüpft, die nach der chinesischen Eroberung von Tibet 1959 nach Bhutan geflüchtet sind.

 

Bibikibad oder Ainabad = dieser Ort liegt in der Region Hamadan im Iran. Dort werden seit Jahrhunderten eigenständige, dauerhafte Teppiche vom kurdischen Typ handgeknüpft, die Malayer-Teppichen ähneln. Sie sind dick, meist durchgemustert und mit Herati- und Boteh- Motiven bedeckt; sie zeichnen sich durch kleine, schuppige, hakenförmige Zeichnungen sowie eine kühne Farbgebung in Rot, Blau und Grün aus. In Bibikibad leben Türken und Perser nebeneinander; ihre Teppiche haben teils türkische (Ghiordes-), teils persische Knoten, eine typische Mischung zweier Kulturen (siehe auch „Ainabad“!)

 

Bidganeh = 1.: eine hochwertige Bidjar-Art. 2.: Dorf im Nordwestiran.

 

Bidjar = bekannte nordwestiranische Teppichstadt in der Provinz Kordestan an der Handelsroute von Hamadan nach Täbris gelegen; ihre Hauptbevölkerung sind Kurden. Die in und um Bidjar meist in Heimarbeit erzeugten Teppiche sind extrem fest und robust geknüpft, Kette und Schuss aus Baumwolle, der Flor ist aus Wolle; vorherrschend ist das Herati-Muster mit in Rhomben stehenden kleinen Rosetten oft als zentrales Medaillon, Rot- und Blautöne überwiegen.

 

Bidjov = alte Teppichstadt im Kaukasus, nahe dem Kaspisee, westlich von Baku. Hier knüpften Nomaden abstrakte Muster im Schirwan-Design, besonders mit Tieren, was ihnen

ein archaisches Aussehen gibt; naturgefärbte Wolle auf Wolle mit Haupt- und vielen Nebenfarben, die den Teppichen ein gedämpftes, harmonisches Farbenspiel vermitteln.

 

Bildteppich = Knüpfwerk mit figurativen Darstellungen historischer oder allegorischer Szenen, „geknüpfte Mythen“ genannt. Im Gegensatz zum Verbot von Menschendarstellungen durch die sunnitische Religion ist das bei den Schiiten in Persien gestattet. Sie erfüllen den menschlichen Wunsch nach Abbildung geliebter Personen, vergänglicher Werte oder historischer Szenen; Bildteppiche gibt es in Persien, Indien und China; sie entsprechen der safawidischen Prachtentfaltung zur Mitte des 16. Jahrhunderts, wurden zumeist von Hofmalern oder Buchillustratoren entworfen und werden als extravagant, sogar dekadent empfunden.

Bildwirkerei = im Mittelalter verstand man darunter einerseits eine manuelle textile Technik des Einwirkens von Bildern und Motiven in eine flächig-stoffliche Unterlage, anderseits ein Produkt dieser Technik. Heute nennt man solche Produkte Tapisserie. In der Regel sind das Wandteppiche künstlerischer Machart; siehe „Gobelin“!

 

Bilverdi = Ort in Ost-Aserbaidschan in der Heris-Region, östlich von Täbris, sowie Herkunft einer der Arten von Heriz Teppichen mit symmetrischen Knoten und einfachen Schüssen.

 

Bindung = Faden- bzw. Garnverkreuzung innerhalb eines Gewebes; im Knüpfteppich kommt es zur Bindung der waagrecht verlaufenden Schussfäden mit den vertikal verlaufenden Kettfäden; das bezeichnen Fachleute mit „Leinwandbindung“.

 

Bir(d)jand = rasch wachsende ostiranische Provinzhauptstadt von Süd-Khorasan an der alten Seidenstraße, nahe der Grenze zu Afghanistan; sie ist bekannt für ihre üppigen Vorkommen von Naturfärbemitteln wie Safran oder Berberitze, für ihre meist in hellem Blau gehaltenen Teppiche sowie für den Opiumschmuggel. Vom Beginn des 20. Jahrhunderts an werden in Birjand auf industrieller Basis Teppiche erzeugt. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden dort Teppiche mit Jufti-Knoten gefertigt, was die Qualität der Stücke beeinträchtigt hat.

Blumen der sieben Hügel = ein Istanbuler Teppichmuster, das jene Blumen enthält, die auf den sieben Hügeln wachsen, auf welchen Istanbul liegt. Es sind vor allem Tulpen, das Symbol der Liebe; es sind 48 unterschiedliche Tulpenarten, die in Istanbul- und Hereke-Teppichen abgebildet sind.

 

Blumenteppich = klassischer persischer Teppichdekor; als dessen Heimat gilt die Stadt Herat, die Teppichart als „Herati“, einst Zentrum der höfischen Kunst des Mongolenherrschers Lenkhans Timur, heute in Afghanistan. Es handelt sich um Teppiche, die über und über mit Blumenmustern bedeckt sind. Typisch für diese Knüpfwerke ist das Herati- oder Fischmuster; es besteht aus paarweise angeordneten gezähnten Blättern und Blüten. Die Eckigkeit der starr gezeichneten Blätter steht meist in Kontrast zu den elegant fließenden Arabesken des Hauptmusters. Die meisten Teppiche dieser Art kamen einst aus Isfahan, Hauptumschlagplatz dieser Teppiche. Siehe auch „Millefleur“!

Bochara oder Buchara = alte, ruhmreiche turkmenische Stadt in Zentralasien am Schnittpunkt mehrerer Karawanenstraßen nach Indien, Persien und China gelegen. Sie gehört seit 1920 zu Usbekistan und ist Sammelpunkt von Knüpfarbeiten der Tekke- Turkmenen aus den umliegenden Steppen, die unter dem Gesamtbegriff Bochara oder Buchara auf den Markt kommen. Daher handelt es sich um einen Sammelnamen für eine

breite Palette von Nomadenteppichen (Tekke, Saloren, Saryken, Yomoud und Ersari), die in Buchara gehandelt werden.

Bochtsche oder Bokche: = seltenvorkommende kuvertartig gefaltete quadratische Koran- oder Spiegeltasche der turkmenischen Nomaden, meist vom Stamm der Jomoud hergestellt.

Bodjnurd = ostiranischer Ort und Gegend mit Teppicherzeugung durch Kurden.

Boehmer, Dr. Harald = Initiator einer Rückbesinnung auf Naturfarben und traditionelle Teppichmuster, die zu einer neuen Generation von Teppichen führte.

Bordjalu oder Bordschalu oder Bortschalu = Dorf südlich von Tiflis nahe Lambola im Kaukasus; dort werden Teppiche mit oft streng geometrischen, offenen Mustern und kassettierten Mittelfeldern in den Farben der Berglandschaft des Kaukasus erzeugt; häufig sind dort Kotschanak-Muster mit gesäumten Rauten.

Bordüre = den Rand oder Saum von Geweben betonendes Muster, das zugleich mit dem Gewebe hergestellt wird, bzw. den Mittelteil eines Teppichs oder Textils umrahmendes Ornament. Es gibt einfache und mehrfache Bordüren. Sie trennen das Innenfeld eines Teppichs durch vollkommene Umrandungen -- zwischen welchen meist ein Streifen verläuft -

- vom Teppichrand. Tibetischen Teppichen fehlt meist eine Bordüre. Perserteppiche haben meist eine Hauptbordüre und zwei Nebenbordüren, demnach drei Teile. Wichtig ist eine feinfühlige Abstimmung der Bordüre mit dem Innenfeld des Teppichs; in jüngerer Zeit verschieben sich die Größenverhältnisse zwischen Bordüren und Fond. Bordürenformen sind oft ein Zickzackmuster, das fließendes Wasser symbolisiert und damit die Ewigkeit, der Mäander (vom westanatolischen Fluss Meandros abgeleitet) damit schlangenförmig sich windend; davon abgeleitet sind die Schlüsselborte sowie der „laufende Hund“ (siehe diesen!).

Borte = Bezeichnung des rahmenartigen Abschlusses, den unteren und oberen Ansatz und Abschluss eines Knüpf- oder Webwerks betreffend; das ist eine heikle Stelle, die als erste Beschädigungen im Lauf eines Teppichlebens zeigt, auch Webborte oder Kante genannt. Diese Ansätze sind bei Nomadenarbeiten oft mit kunstvollen und aufwendigen Verflechtungen versehen, aus denen man die Liebe zur Volkskunst ersieht. Dieser zusätzliche Schmuck wird bei Formatangaben nicht mitgemessen. Borten werden im Orient in speziellen Bortenwebereien z. B. durch „Brettchenweben“ hergestellt.

Borudjerd oder Borujird = Ort mit Marktzentrum im nordwestlichen Iran für die Teppiche der Umgebung. Produktion von Knüpfteppichen in Yalameh-Art mit einfachen Schüssen und symmetrischen Knoten. Sie haben meist dunkelrote Zeichnung auf einem dunkelblauen Feld.

Boteh oder Mir-i-Botah oder Botaly oder Bothe-e-Mir = das persische Wort bedeutet auf Deutsch „Blume“. Es ist ein florales mandelförmiges Motiv in gebogener Tropfenform ähnlich einer Sechs mit rechts oder links überstehender oder abgeknickter Spitze; eines der am häufigsten orientalischen Teppichmuster, insbesondere in Persien mit so unterschiedlichen Namen wie Palmwipfel-, Birnen-, Flammen-, Mandel-, Zapfen-, Siegel-, Kronjuwelen- oder Flohmuster; es symbolisiert u. a. langes Leben oder die Macht von Fürsten, die Dokumente oder Urteile mit diesem Zeichen besiegelten. Das Boteh wird als Zypresse, Palme, Blattwerk, Kronjuwel oder als heilige Flamme Zoroasters interpretiert.

Bou = turkmenisches Zeltschmuckband.

Boucherouite = ein marokkanischer Fleckerlteppich, der sich aufgrund gelegentlicher Wollknappheiten im Land durch Recycling alter Stoff- und Wollreste entwickelt und sich

zuletzt zu einer der modischesten, gefragtesten Teppicharten des nordafrikanischen Landes entwickelt hat.

Brettchenweberei = alte Webtechnik, mittels derer schmale, längere Textilbänder mit Mustern hergestellt werden; technische Voraussetzung ist ein schmales quadratisches (Holz-

)Brettchen mit Löchern, durch die die Fäden gezogen werden, sowie eine Musteridee.

Brokat = mit Metallfäden verstärktes Gewebe, das oft aus Seide ist; siehe „broschieren“.

broschieren = ein Flechtwerk bzw. Verwendung eines zusätzlichen musterbildenden Schussfadens bei Knüpfteppichen oder als Einfügung in Flachweben. Es geht um eine aus Frankreich stammende Zierschusstechnik, bei der die Ziereinträge nur über einen Teil der Breite parallel zum Grundschuss oder auch davon abweichend geführt werden; bei Teppichen werden dazu metall-überzogene Garne verwendet; die broschierten Flächen liegen etwas tiefer als der dominierende Flor; die Zierfäden haben nur dekorativen Zweck. Die meisten broschierten Teppiche kommen heute aus Isfahan, Keschan und Hereke; Polenteppiche (siehe diese) sind frühe Beispiele der Broschiertechnik.

Brussa oder Brusa = siehe „Bursa“!

Buddha-Knoten = ein Musterelement, auch „Schicksalsknoten“ genannt; ein in sich geschlossenes Ornament ohne Anfang und Ende.

Buddhismus = Religion und Lebensphilosophie, gepredigt vom indischen Prinzen Siddhartha, der den Ehrentitel Buddha (der Erleuchtete) erhielt, im 6. Jahrhundert nach Christi Geburt in Benares mit dem Hauptziel, die Leiden der Welt zu überwinden; der Buddhismus ist in Ostasien und Indien am stärksten verbreitet.

buddhistische Symbole = acht Motive, die von frühen königlich-indischen Symbolen abstammen und bei feierlichen Zeremonien, wie Königskrönungen, verwendet wurden. Im Buddhismus repräsentieren sie die glückverheißenden Gaben, die die Götter dem Buddha Shakyamuni nach seiner Erleuchtung dargebracht haben. Es sind der kostbare Sonnenschirm, das goldene Rad, das Siegesbanner, zwei Goldfische, das Schatzgefäß, die Lotosblume, das Muschelhorn und der endlose Knoten. Sie dienen als Motive in chinesischen Teppichen.

Siehe auch „taoistische Symbole“!

Bünyan = Nebenort von Kayseri, wo Teppiche mit floraler orientalischer Musterung hergestellt werden; viele davon sind türkische Gebetsteppiche wie Gördes bzw. Kopien persischer Gebetsteppiche, darunter Saphs mit dem Flor aus merzerisierter Baumwolle.

Burdur = Stadt in Westanatolien, wo Teppiche nach persischen Vorbildern, aber mit modernen Farben erzeugt werden; deren Feinheit liegt bei 140 Knoten pro Quadratzoll, das entspricht 903.000 Knoten pro Quadratmeter; es wird der asymmetrische Knoten verwendet, die Kette ist aus Baumwolle.

Bursa = so heißt die viertgrößte Stadt der Türkei, das antike Prusia, Zentrum der türkischen Seidenproduktion und des Seidenhandels; die Stadt liegt in der Westtürkei, nahe dem Marmarameer. Hierher sollen um 500 vor Christus zwei Priester aus China die ersten Seidenraupen heimlich in Gehstöcken gebracht haben. Daraufhin begann in Istanbul und Bursa die Produktion von Seide. Bursa- oder Brussa-Teppiche werden heute nicht mehr dort hergestellt; sie gelten wegen ihres kurz geschorenen Flors und steifen Grundgewebes, das Festigkeit nur vortäusch, als minderwertig. Gegenwärtig werden dort in geringen Mengen Seiden-Herekes gefertigt.

Buta = Teppichmotiv bzw. Ornament aus dem Kaukasus. Es wird in der aserbaidschanischen Kunst sehr oft und in unterschiedlichen Ausformungen verwendet. Es stellt eine Art Feuerzunge dar. In alten Zeiten wurde das Buta-Zeichen mit religiösen Ideen assoziiert; später hat es diese allmählich verloren und dient jetzt nur noch als reine Dekoration. (Siehe auch „Bothe-e-Mir bzw. „Miribotha“!)

 

Caesarea = siehe „Kayseri“!

Cairene = florale oder Mamlukenteppiche, die der Stadt Kairo in Ägypten zugeschrieben werden („Kairo-Teppich“) und zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert entstanden sind. Sie wurden mit asymmetrischen Knoten in S-Spinnrichtung (uhrweise) und Z-gesponnenem (= gegenuhrweise) Garn hergestellt.

Cal = In der Umgebung dieser Stadt im Südwesten Anatoliens werden Nomadenteppiche z.

B. Kelims und hell gefärbte, grob geknüpfte Teppiche hergestellt.

Camardi = Stadt in Zentralanatolien, wo Teppiche unter der Bezeichnung „Maden“ geknüpft werden; es sind Gebetsteppiche mit einem roten Mittelfeld.

Canakkale = türkische Stadt an den Dardanellen mit Teppichproduktion.

Care & Fair = bekannte Organisation deutscher Importeure, die Kinderarbeit verhindern und Initiativen zur Verbesserung der Bildung von Kindern in den Ländern des Orients setzen möchte.

Carpet Export Promotion Council = Indischer Herstellerverband für Teppiche und Flachweben, der gelegentlich Statistiken über die gesamte indische Teppichproduktion vorlegt und sich auch zu den regelmäßig vorgebrachten Vorwürfe gegen Kinderarbeit, zu geringe Knüpferlöhne und asoziale Lebensbedingungen von Teppicharbeitern äußert.

Cartwright, Edmond = Er hat 1785 das erste Patent auf einen mechanischen Webstuhl angemeldet; dieser wurde von Richard Roberts 1826 in Manchester zu einem betriebsfähigen Webstuhl weiterentwickelt und praktisch eingesetzt.

C. E. = diese Initialen im Signum von Teppichen sind die Abkürzung von „Cezaevi“, was Gefängnis bedeutet; es zeigt, dass der betreffende Teppich in einem Gefängnis bzw. Zuchthaus entstanden ist.

Ceyrek = türkisches Wort; es bedeutet auf Deutsch „Viertel“; Bezeichnung für Teppiche mit Maßen von etwa einem Quadratmeter.

Cezaevi = bedeutet aus dem Türkischen übersetzt „Gefängnis“; eine Nachsilbe für Teppiche, die in einem Gefängnis hergestellt worden sind.

Chaili = Dorf nahe der Moghan-Steppe, wo Teppiche hergestellt werden, die im Vergleich zu den benachbarten Schirwan-Teppichen einen mit 4 mm relativ hohen Flor haben; sie gelten als beispielgebend für kaukasische Traditionsstücke und große Musterreinheit.

Chali = siehe „Ghali“!

Chalyk = kleiner Vorhang, ähnlich dem Kapunuk der Tekke-Turkmenen; kleiner, für die Brust eines Kamels bestimmter turkmenischer Teppich, der als Tierschmuck für eine Hochzeit dient.

Chamseh = eine 1860 aus fünf (chamseh = arabisch die Zahl fünf) Originalstämmen (Arab, Basiri, Bahalu, Ainalu, Nafar) gebildete persische Stammkonförderation, die vom Schah aber nicht als Einheit anerkannt worden ist. Mit ihrer Konförderation wollten sich die Chamseh vom Stamm der Gaschkai absetzen, sind diesen aber mit ihren Teppichmustern sehr ähnlich. Ihre Teppiche kommen unter dem Namen Chamseh oder Khamseh auf den Markt. Von diesen Stämmen werden seit Jahrzehnten auch grobe und billige Teppiche gefertigt, die unter dem Namen „Schiraz“ gehandelt werden.

Ch´ang = chinesischer Endlosknoten, auch Buddhaknoten genannt. Als unentwirrbare Verschlingung des menschlichen Schicksals ist er eines der acht buddhistischen Symbole.

Chaudor = siehe „Tschaudor“!

Chekiri = Bordürenmotiv, das in Mir- und Serabend-Teppichen vorkommt; es besteht aus Botehs, Blattwerk und kleinen Blüten.

 

Chemiefarben = siehe „Synthetikfarben“.

chemische Wäsche = darunter ist ein Vorgang zu verstehen, neue Teppiche mit wechselnden Bädern von leicht alkalischem Hydrosulfit und stark alkalischem Hypochlorit-Laugen zu reinigen; siehe „eskitme“ und „saratma“. Damit sollen die Teppichfarben weicher und der Glanz des Flors soll intensiviert werden.

 

Cheten = bedeutet eine oder mehrere Matte(n) aus Pflanzenfasern (z. B. aus Schilf, Flachs, Hanf oder Nessel), die mit farbigen Fäden verwoben ist (sind), zum Schutz vor Bodenfeuchtigkeit. Große Cheten wurden als Vorhänge verwendet und schmückte(n) im Kaukasus den unteren Teil eines Alachig (= Nomadenzelt) in den Sommerresidenzen von kaukasischen Nomaden. Kleine Cheten wurden als Unterlagen zum Trocknen von Wolle, Früchten und Gemüse verwendet.

 

Chichi = siehe „Tschi-Tschi“!

Chichi Bordüre = siehe “ Tschi-Tschi“!

Chila = Stadt westlich von Baku, wo im 19. Jahrhundert Teppiche mit einem langen Feld, gefüllt mit Boteh-Motiven, hergestellt wurden; das Mittelmedaillon ist getreppt, meist in Maßen um 350 x 170 cm; der Flor ist aus Wolle, der Schuss aus Wolle oder Baumwolle. Es handelt sich um kaukasische Teppiche aus dem Gebiert von Schirwan.

China = Der bevölkerungsreichste Staat der Erde, der sich selbst als „Reich der Mitte“ bezeichnet, hat erst vom 12. Jahrhundert an die orientalische Knüpfkunst als ertragreiches Handwerk entwickelt. Im Westen des Landes gab es Schafwolle im Überfluss, daneben starke kulturelle und künstlerische Kontakte zu Muslimen und Nomaden. Muster und Farben alter chinesischer Teppiche orientierten sich an kaukasischen Vorbildern. Der Westen der Erde entdeckte chinesische Teppiche als Handelsgut anlässlich des Boxeraufstandes von 1900, als Truppen europäischer Mächte in Peking den königlichen Palast plünderten und als Beute Teppiche nach Europa mitbrachten. Chinesische Teppiche sind deswegen ein Phänomen, da sie selbst für Laien als solche sofort erkennbar sind; trotzdem zeigen sie eine Vielfalt unterschiedlicher Gesichter. In China sind sechs Teppichregionen zu unterscheiden. Eine davon, Peking-Teppiche, sind meist fein geknüpft, haben günstige Formate, wobei Mitternachts-Blau innerhalb hellgefärbter Bordüren dominiert. China-Teppiche zählen im

strengen Sinn nicht zu den orientalischen Teppichen. Im gesamten Land hat sich nie eine bodenständige häusliche Teppichkultur entwickelt wie im übrigen Orient.

Chinagrün = natürlicher grüner Farbstoff aus der Rinde des Kreuzdorns. Grün entsteht auch durch die Mischung von Gelb und Blau.

China-Tibeter = Nachahmungen des neuen Nepal-Tibeter-Stils, die in großen Knüpffabriken in Tientsin und anderen Orten Westchinas von Chinesen mit chinesischer Wolle hergestellt werden.

chinesische Symbole = klassische chinesische Teppiche zeigen Ornamente, Symbole und Muster, die sich in einem jahrhundertelangen Prozess aufgrund verschiedener religiöser und kultureller Einflüsse sowie dem Festhalten der Chinesen an allem Althergebrachten entwickelt haben. Siehe „buddhistische Symbole“, „taoistische Symbole“ und „Symbole der schönen Künste“!

chinesische Teppiche = Viele Fachautoren verstehen darunter Knüpfwerke, die im eigentlichen China der 18 Provinzen südlich der Großen Mauer oder in den Grenzprovinzen nördlich der Großen Mauer, die zur inneren Mongolei gehören, entstanden sind. Andere Fachleute zählen auch Teppiche dazu, die in der Äußeren Mongolei sowie in der Mandschurei und in Tibet entstanden sind. Die Webkunst ist in China seit rund 4000 Jahren vor Christus nachweisbar; in Zentralchina in der Provinz Shaanxi waren Fragmente eines grobgewebten Textilstücks gefunden worden. Erst mit der Eroberung Ostturkestans durch die Osmanen im 12. Jahrhundert wurde in China das Teppichknüpfen breitflächig praktiziert. Für Europa und Amerika wurden chinesische Teppiche erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts salonfähig. Während persische Teppiche nach einem alten verborgenen mathematischen Kalkül geknüpft werden, neigte das chinesische Teppichdesign zur freien Anordnung der Muster und Motive. Es gibt in China zwar die Teilung der Teppichfläche in Fonds und Bordüre, aber beide Teile gehen oft ineinander über, und es fehlt auch an Symmetrie.

Chinesische Teppiche spielen oft mit dem Kontrast zwischen blau und gelb; inzwischen imitiert China geschickt auch türkische und persische Knüpfteppiche sowie französische Aubussons und Savonnerien. Steigende Löhne bringen im 21. Jahrhundert einen Großteil der chinesischen Teppichproduktion zum Erliegen.

chinesischer Knoten = eine leichter knüpfbare Variation des persischen Knotens, die zu einem flauschigeren Teppichflor führt.

chinesisches Gitter = ein Muster gebildet aus ineinandergreifenden Swastiken, das auch als

„Wan-Muster“ bezeichnet wird. „Wan“ bedeutet Swastika und steht im Chinesischen als Zeichen für die Zahl 10.000.

Chinoise = Bezeichnung für außerhalb Chinas hergestellte Teppichkopien chinesischer Vorbilder.

Chintamani = Siehe „Tschintamani“!

Chondzoresk oder Chondsoresk = kaukasische Teppichart besonders aus dem Raum Karabagh (= „schwarzer Garten“) mit großen geometrischen Motiven wie etwa Swastiken, umgeben von Wolkenbändern innerhalb dreifacher Umrahmungen; Chondzoresk-Teppiche tragen auch achteckige Medaillons mit Wolkenbändern; fälschlich werden diese Stücke Wolkenband-Kasak genannt. „Khondzor“ bedeutet auf Armenisch „Apfel“.

Choobi = siehe „Ziegler“!

Chorassan oder Khorassan = nordöstliche Provinz Persiens, die wichtigste Wollregion des Landes; ihre Wolle ist feiner als jene aus dem Westen Persiens, dafür ist sie weniger widerstandsfähig. Die Hauptstadt dieser Provinz ist Mesched mit dem Grab von Imam Reza, einem Jünger von Mohammed.

Chordjin oder Chordschin oder Churdschin = persische Doppeltaschen, in der Türkei

„Heybe“ genannt, zum Transport von Hausrat; ihre Teile sind mit einem geknüpften oder bestickten Steg verbunden und sie wurden vorwiegend von Tieren transportiert.

Chromfarben = im 20. Jahrhundert chemisch hergestellte, verbesserte chromhaltige anorganische Industrie-Mineralfarben. Sie sind deckkräftig, licht- und waschfest, allerdings mit etwas härterem und metallischerem Glanz als Naturfarben. Oft werden sie bei der Garnfärbung mit Naturfarben gemischt, um eine bessere Farbwirkung zu erzielen. (Siehe auch „Synthetikfarben“).

Chul = aserbaidschanische Pferdedecke, meist geschmückt mit Symbolen des Reichtums wie Tieren, Vögeln und Blumen sowie mit Bothes und Symbolen des Feuers.

Cicim oder Dschidschim oder im Iran Djadjim = wörtlich aus dem Türkischen ins Deutsche übersetzt „mein Herzchen“, „mein Schätzchen“; eine leichte Flachwebe aus Wolle in Streifenform mit unterschiedlichen Farben; sie werden auf schmalen Webstühlen gefertigt und danach zu breiteren Stücken zusammengenäht. Die Stücke bestehen im Gegensatz zu klassischen gewebten Kelims, wo meist zwei Streifen erzeugt und zum endgültigen Produkt zusammengenäht werden, aus sechs bis acht Teilen in oft identischer Ausführung. Ergebnis sind deckenartige Textilien im Format 2 bis 2,5 mal 1,3 bis 1,8 Meter; sie werden von Schah- Savan-Nomaden hergestellt, aber es gibt auch türkische oder kaukasische Djadjims von Gashgai-, Afshar oder Beludj-Nomaden. Eine immer seltener angewandte Flachwebetechnik. (Siehe auch „Wickelschüsse“!)

Cintamani oder Chintamani = Dreikugelmotiv mit zwei Wellenlinien in Teppichmustern, ursprünglich aus China über Indien gekommen, später auch in westanatolischen Knüpfteppichen verwendet; es gilt als Glücksbringer; siehe „transsilvanische Teppiche“.

Chul = aserbaidschanisches Satteltuch, das zumeist mit Symbolen des Reichtums, wie z. B. Tieren, Vögeln und Blumenelementen, sowie mit dem Buta-Motiv, dem Symbol des Feuers, versehen ist (siehe „Buta“!).

Cochenille = karminroter Farbstoff, ähnlich wie „Lac“, aber leuchtkräftiger. Er wird aus den zermahlenen Körpern der mexikanischen oder westindischen Scharlachschildlaus gewonnen. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Farbstoff nach Europa importiert; in den Mittleren Osten ist er erst Ende des 18. Jahrhunderts gelangt.

Csangos = 1. römisch-katholischer Stamm in der Region Moldau bzw. Südost-Siebenbürgen in Rumänien. Er spricht rumänisch und ungarisch und wird von den benachbarten Szeklern abwertend so bezeichnet. „Cango“ bedeutet, sich zu trennen oder abzuwandern. Die Csangos haben für Frauen- und Männerkleidung bzw. Accessoires und Gürtel in Heimarbeit Textilien mit charakteristischen Mustern entwickelt. 2.: Csangos ist auch ein altungarischer Dialekt.

Cuenca = antike Stadt Conca, Hauptstadt der gleichnamigen spanischen Provinz und Standort einer der ersten Teppichmanufakturen Spaniens.

Cumra = ein Doppelort, dessen Ausgrabungen antiker Besiedlungen zu vielen Teppichmustern, z. B. Widderhörner, Geweihe, Stiere und andere Tierdarstellungen geführt

haben. Aus Cumra stammen vor allem kleinformatige Läufer mit Rot-Grün-Kontrasten und kaukasischen Bordüren.

Czartoryski Teppich = In der persischen Stadt Isfahan in der savawidischen Periode im 17. Jahrhundert hergestellter Baumwoll-Seiden-Teppich im Format 486 x 217 Zentimeter, der zu den sogenannten Polenteppichen gezählt wird, was aber auf einem Irrtum seiner Verortung zurückzuführen ist. (Siehe „Polenteppiche“!)

 

Dabir Sanayeh = Name einer Manufaktur in Keschan, die seit Ende des 19. Jahrhunderts Teppiche mit samtartigem Flor in eleganten Farbkombinationen herstellt. Frauen knüpfen sie in persischen Knoten im Hausfleiß; Ateliers sowie Manufakturen fertigen in hoher Qualität feine Stücke, die haltbar und sehr begehrt sind, daher oft hohe Preise erzielen.

Dag(h)dan = ein Ornament, das von mehreren Turkmenenstämmen geknüpft wird; es besitzt Amulettfunktion, es soll dem Träger Glück bringen bzw. Schaden verhindern. Dieselbe Funktion besitzt das „Aschik“, ein Stufenornament vieler Turkmenenstämme; siehe dieses!

Daghestan = auf Deutsch „Bergland“; eine weite Gebirgsregion, vom Kamm des großen Kaukasus ausgehend über die Nordabdachung bis zum Ufer des Kaspischen Meeres, von vielen kleinen Völkern und Stämmen bewohnt, die dank ihrer großen Schafherden Tierwolle produzieren und schwere Teppiche mit Dichten zwischen 1000 und 2500 Knoten pro Quadratdezimeter knüpfen. Diese sind eher hart, der Flor ist spröde, aber die Wolle glänzt. Daghestan-Gebetsteppiche, z. B. Marasali Gebetsteppiche, bestechen durch eine eckige Fläche unter der Mihrab, die mit kleinen flammenförmigen Boteh-Motiven auf verschiedenfarbigem Hintergrund prall gefüllt ist; siehe „Marasali“! Alte Daghestan-Teppiche haben Schirwan-Struktur, neue waren eher fest und werden heute nicht mehr produziert.

Daghestan-Gebetsteppiche mit hellem Grund sind heute sehr gesucht. (Siehe auch „Kaitag“!)

Dali = Unterstamm der Ersari-Turkmenen in Afghanistan, der in der Provinz Balkh im Norden Afghanistans nahe der Grenze zu Usbekistan beheimatet ist; ihr Gül zeigt üblicherweise ein Dreiblatt- oder Kleeblatt-Design nach Ersari-Vorbild.

Damaskus-Teppiche = eine Seltenheit, siehe „Mamlukenteppiche“.

Damaszener = alte Bezeichnung für mamlukische, bisweilen auch anatolische Teppiche bzw. Muster; im 16. und 17. Jahrhundert vermutete man, dass diese Teppiche in Damaskus entstanden wären.

Daragh oder Darak = hölzener oder eiserner Kamm mit Haltegriff, mit dem die/der Knüpfer(in) am Ende jeder Knotenreihe den/die eingebrachten Schussfäden darauf festklopft, wodurch das Knüpfwerk in sich gefestigt wird.

Daragh Basch oder Doghme-Torba = kleiner fünfeckiger Beutel, der als Kammbehälter diente.

Daregaz = Stadt im Nordosten des Iran; Handelsplatz für Teppiche der dort ansässigen Kurden.

Dargazine oder Dergazine oder Darjezin = Gebiet und Dorf in der Region von Hamedan; nach Umfang betrachtet ist das der produktivste teppicherzeugende Bezirk der gesamten Umgebung, insbesondere von Läufern.

Darya oder Amu-Daria-Gebiet = turkmenische Region, benannt nach dem Grenzfluss Amudarja, dem antiken Oxusfluss, der einst in den Aralsee mündete; heute versiegt der Fluss in der Wüste.

 

Dashgha = siehe „Knüpfstuhl“.

Dastur = persische Bezeichnung für einen Teppich, der als Vorlage zur Erstellung eines Teppichs gleicher Art dient.

Daulatabad = wörtlich übersetzt: „Götterburg“, eine Stadt mit Festung in Nord-Afghanistan, Sammelort für die Teppiche der gesamten Region. Dort erzeugen Usbeken und Turkmenen Knüpfwerke, die sich durch achteckige „Filpa“ Motive (= siehe „Elefantenfuß“) und sogenannte „Bochara Göls“ auszeichnen; die Hauptfarbe ist Braunrot mit dunkelblauen Motiven.

Dauletabad = im Iran gibt es mehrere Orte dieses Namens; wenn das Wort in Zusammenhang mit Teppichen steht, ist Dauletabad südöstlich von Hamadan gemeint. Teppiche von dort ähneln den Hamadan, gelegentlich den Saruk.

Davaghins = siehe „Awar“!

Dazgiri oder Dazkiri = dieser Name bedeutet auf Deutsch „kahles Feld“ und bezeichnet einen Ort in Zentral-Westanatolien, wo Teppichmuster mit großen zentralen viereckigen Rhomben mit Hohlkehlen geknüpft werden, wobei die medaillonartigen Rhomben mit geometrischen Blümchen nach der Art von Bergama gefüllt sind.

Delhi = indische Hauptstadt im gleichnamigen Bezirk; Handelsplatz für Teppiche, aber nur eine unwesentliche eigene Erzeugung.

Delija = siehe „Lilian“.

Demirci oder Demirji = Stadt in der türkischen Provinz Aidin. Das türkische Wort bedeutet auf Deutsch „Schmied“ oder „Eisenwarenhändler“; es ist ein Ort in Nordwest-Anatolien, wo Teppiche mit einem oder auch zwei roten Schussfäden erzeugt und vom Handel „Kömürcü Küla“ (= Holzkohlenbrenner-Hut) genannt werden; sie haben eher dunkle Farben.

Denizli = türkische Provinzhauptstadt, zweitgrößte Stadt der Ägäisregion mit wichtiger Textilindustrie und einem der ältesten Bazare der Türkei.

Deram = iranisches traditionelles Gewichtsmaß zum Abwiegen von Seide. Ein Deram entspricht 100 Mesqal; ein Mesqal sind etwa fünf Gramm.

Derbend oder Darband oder Derbent = Hauptstadt von Daghestan an der Küste zwischen Kaspisee und den Kaitag-Bergen gelegen; der Name ist persisch und bedeutet auf Deutsch

„geschlossenes Tor“ oder „Hohlweg“. Die in diesem Umland im 19. Jahrhundert erzeugten Teppiche waren von grober, lockerer Qualität und haben ein Gitterwerk bzw. durchgehende Muster aus geometrischen Blumen.

detachieren = veralteter Ausdruck für das Entfernen von Verschmutzungen oder Flecken aus Textilien, auch Teppichen, besonders wenn es sich um gebrauchte Nomadenteppiche handelt.

deutsche Teppiche = die frühesten erhaltenen deutschen Knüpfteppiche sind die nur noch fragmentarisch erhaltenen Wandbehänge zum Thema „Hochzeit von Merkur und Philologie“, die unter der Äbtissin Agnes (1186-1203) in der Schlosskirche von Quedlinburg im Harz in einfachen Knoten gefertigt wurden. Diese Fragmente zählen zu den größten

Kostbarkeiten der mittelalterlichen monumentalen Textilkunst, die in hoher künstlerischer Perfektion ausgeführt worden sind und in einem jahrelangen Prozess sichergestellt und gedeutet worden sind. Ihre Ausmaße sind mit 6,6 x 7,4 Metern enorm.

Dhurrie oder Durrie oder Darris = indische Flachweben aus Baumwolle, die als Kissenbezüge, Bettüberwürfe bzw. Bodenbeläge verwendet werden und eine preisgünstige Alternative zu Knüpfteppichen sind. Es sind eher steife Weben aus Baumwolle, Schafwolle, Jute oder Seide, manchmal auch materialmäßig kombiniert, hauptsächlich in Rajastahn, Uttar Pradesh, Punjab oder Himachal Pradesh, gelegentlich auch in Gefängnissen hergestellt, seit der indischen Unabhängigkeit auch in Pakistan. Manche dieser Dhurries erfüllen hohe Standards in Design und Machart.

Direktfärberei = die ursprüngliche Methode der Verwendung natürlicher Farbstoffe; bei ihr kommt es zur unmittelbaren Verbindung zwischen (Textil-)Fasern und einem Pflanzenfarbstoff.

Dish Disluk = kleiner fünfeckiger, nur von den Jomud geknüpfter Schmuck für die Vorderknie des Brautkamels.

Dis-torba = kleine Salztasche der nomadischen Turkmenen zur Aufbewahrung im Zelt.

Diwan = bei Goethe Ausdruck für eine Gedichtsammlung oder ein Geschichtenbuch; im Möbelbereich Ausdruck für ein Sofa bzw. einen mit Sofas ausgestatteten Raum; auf die Nutzung übertragen ein Ausdruck für eine Ratsversammlung oder einen dazu geeigneten Raum. Auch der türkische Hof der Osmanen wurde „Diwan“ genannt.

Diwari = selten gebrauchte Bezeichnung für Wandteppiche nach dem persischen „diwar“ = Wand.

Diyarbakir = türkische Stadt im Kurdengebiet von Ostanatolien.

Dizlik = Knieschmuck für Kamele.

Dja Dizluk = fünfeckige geknüpfte Deckchen, die bei Festen die Knie von Kamelen schmücken.

Djah-e-toghme-morgh = kleine runde Behältnisse mit abnehmbaren Deckeln, um Eier warmzuhalten, meist aus Südpersien stammend. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name

„Platz für Hühnereier“.

Djafarbey = turkmenischer Volksstamm im Iran, genannt nach ihrem Anführer Djafar Bey.

Djaff oder Jaff = Kurdenstamm im Iran nördlich und westlich von Senneh. Angehörige dieses Stamms haben in den zwanziger- und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts diverse Taschen gefertigt, von denen viele zumindest als Vorderseiten bis heute überlebt haben. Ihre Musterung besteht aus diagonalen Reihen von hakenbesetzten Rhomben in den Farben grün, blau, rot und braun; der Stamm ist für seine Chordjin-Teppiche bekannt.

Djah Namaz = Bezeichnung für einen kleinen Gebetsteppich, zusammengesetzt aus den persischen Wörtern „djah“ = Platz und „namaz“ = Gebet.

Djamschidi = afghanischer Stamm, der Teppiche herstellt.

Djanbegi = ostiranischer Volksstamm, der Teppiche desselben Namens herstellt.

Djoft = auf Persisch bedeutet „Djoft“ ein Paar, demnach die Bezeichnung für zwei gleiche Stücke; es sind Kleinteppiche im Format 200 x 135 cm; sie werden in iranischen Manufakturen (z. B. in Keshan) geknüpft; als Paar sind sie teurer als ein einzelner.

Djol-e-asb = Pferdedecke; „djol“ bedeutet „Decke“, „asb“ bedeutet Pferd.

Djole Chers = Bärenfell. Der oft alternativ verwendete Ausdruck „Djulchir“ ist falsch; siehe

„Djulchir“!

Djollar = turkmenische Bezeichnung für ein schmales, meist fein geknüpftes Schmuckband mit dichten Fransen, das das Kamel der Braut beim Hochzeitszug trägt, mit 20 bis 50 persischen Knoten pro Quadratzentimeter, bzw. für eine kleine schmale turkmenische Tasche.

Djollar-Pardeh = ein Vorhang bzw. eine textile Türe. Die Bezeichnung bedeutet ins Deutsche übersetzt „geflügelter Djollar“ und bezeichnet ein Schmuckband für die Hochzeit, das durch zwei Seitenbahnen verlängert und mit Wollquasten verziert ist; nach der Hochzeit wird es als Umrahmung des Zelteingangs verwendet.

Djoshegan oder Joshegan = Stadt im Norden des Zentraliran, 30 Meilen südwestlich von Kashan. Dort werden seit dem 18. Jahrhundert Teppiche geknüpft, deren Muster für ihre durchgehenden Rauten berühmt ist, wobei jede einzelne Raute aus einem geometrisierten Pflanzenmotiv besteht. Dieses Muster kann auch ein kleines Medaillon und Hohlkehlen enthalten; das wird auch anderswo vielfach nachgemacht. Auch Teppiche mit Gul-Henna- Muster werden in Joshegan und in den umgebenden Orten gefertigt; sie haben Baumwollgrund.

Djozan oder Djosan = Stadt in Westpersien südöstlich von Hamedan und östlich von Malayer. Hier werden dem Saruk ähnliche Teppiche mit floralen Motiven gefertigt; helles Rot und Gold dominieren als Farben; die Wolle ist glänzend und die Knüpfung dicht. Die Teppiche sind im Zentrum meist beherrscht von einer schlanken Raute, die von floralen Motiven begleitet wird. Diese Art Teppiche zählt zu den hochwertigen Persern.

Djubi = das Farsi-Wort „djubi“ bedeutet auf Deutsch „Holz“; der Begriff „Djub-Rang“ („Rang“ bedeutet „Farbe“) bezeichnet afghanische Teppiche, die eine helle Holzfarbe haben. Die bekanntesten Neuentwicklungen dieser Teppichart entstanden aufgrund von Initiativen europäischer und amerikanischer Teppichgroßhändler in afghanischen Flüchtlingscamps zwischen Peshawar und Islamabad. Diese Teppichart wird oft auch als „Ziegler“ gehandelt; siehe diese!

Djufti-Knoten = falscher Teppichknoten (djuft = „Paar“ in Farsi), der über zwei oder mehr Kettfädenpaare geknüpft wird; das ist eine gelegentlich praktizierte, minderwertige, auch betrügerisch genannte Knotenart. Damit werden Arbeitszeit und Wolle gespart, so dass das Ergebnis meist unbefriedigend ist; man nennt ihn auch Jufti- oder Jofti-Knoten. Diese Knüpftechnik war im 19. Jahrhundert offiziell verboten.

Djulchir = Kurzform für „djul-e-chers“, was „Fell eines Bären“ bedeutet; gemeint ist ein Teppich mit langen Florhaaren, wie sie oft noch Usbeken herstellen. Es handelt sich um die archaischesten Teppiche Zentralasiens und sie wurden von Frauen in Heimarbeit hergestellt. Es sind rauhe, unregelmäßige Stücke aus Schafwolle, gelegentlich auch aus Ziegen- oder Yakhaar. Meist zeigen sie geometrisch-abstrakte Motive wie Mond, Adlerfedern, Vierecke und Widderhörner.

DOBAG = Kurzbezeichnung des Projekts „Dogal Boya Arashima ve Gelistirme“ zur Erforschung und Entwicklung von Naturfarben und zur Wiederbelebung des traditionellen türkischen Kunsthandwerks des Teppichknüpfens in ländlichen Gebieten, um eine frühere Einkommensquelle neu zu beleben. Es wurde 1981 vom Deutschen Harald Böhmer angeregt, der die bäuerliche Bevölkerung das damals bereits vergessen Färben mit Naturfarben lehrte.

Böhmer war Initiator der Wiederbelebung von Pflanzenfarben. Ihm ist die Teppichbranche zu Dank verpflichtet, denn Böhmer ist Initiator der Wiederverwendung der Naturfarben; diese waren vor ihm in der Teppichproduktion fast des gesamten Orients ausgeschaltet und vergessen. Eine Weiterentwicklung war die Teppicherzeugung mit handversponnener, naturgefärbter Wolle; siehe „Woven Legends“.

Dokhtar-e-Ghazi = bedeutet wörtlich übersetzt „Tochter des Richters“, ein Unterstamm der Timuri rund um Herati in Nordwest-Afghanistan, der seit dem letzten Viertel des 19.

Jahrhunderts Teppiche erzeugt, die zur Gruppe der Beludj zählen.

Dolabe = gewebte, rund 3 Zentimeter breite Bordüre in Rot oder Rosa, die den gesamten Teppich umschließt; auf Persisch bedeutet der Ausdruck „zwei Bordüren“.

Donegal = Name einer 1858 im nordwestirischen Dorf Killebegs bei Donegal gegründeten Fabrik für handgeknüpfte Teppiche; sie liegt an der Mündung des Eske-Flusses nahe der Küste. Dort werden seither durchgehend große und kleine Stücke in Dichten zwischen 16 bis 36 Knoten pro Quadratzoll gefertigt. Die Muster sind neoklassisch bzw. Reproduktionen für Museen oder Herrschaftssitze.

 

Doppelhaken = ein Umrandungsmotiv in Teppichen von Yürüken, Kurden und in anderen kaukasischen Teppicharten häufig verwendet; die Haken gelten als Abwehr gegen den bösen Blick.

Doppelnischenteppich = anatolische Teppiche mit großem medaillonförmigem Innenfeld und doppelter Nische, der kein reiner Medaillonteppich ist. Solche Teppichmuster sind in Siebenbürger Teppichen des ausgehenden 16. bis 18. Jahrhunderts oft vertreten. Grund ihres Aufkommens soll eine Fatwa (ein Edikt) sein, die 1610 unter Sultan Ahmed I. den Verkauf von Gebetsteppichen mit einfacher Nische an Ungläubige verboten hat; mit der Doppelnische wurde dieses Verbot umgangen.

Doppelsäulenteppich = Hauptsächlich in Anatolien hergestellte Art mittelgroßer Gebetsteppiche, die drei Mihrabs nebeneinander zeigen, wobei die dünnen Doppelsäulen in der Mitte des Fonds auffallen. Diese Bezeichnung wurde erstmals 1968 von May Beatty im Buch „Oriental Art“ verwendet.

doppelt geknüpft = Sehr selten findet man persische Knüpfteppiche mit Flor auf beiden Flächen, wobei jede Seite ein anderes Design zeigt. Sie gelten eher als handwerkliche Spitzenleistung denn als attraktives Produkt. Alte Exemplare dieser Art wurden als eine Art Türe oder „Pardeh“ in Moscheen verwendet, meist in Mesched.

Dorfteppiche = Typisch für sie ist, dass sie oft kleinere Formate als Manufakturteppiche haben, meist ohne Vorlage geknüpft werden, die Ecken mustermäßig selten harmonisch aufgelöst, sondern eher improvisiert sind und mehrfache Unregelmäßigkeiten im Musteraufbau oder in der Darstellung einzelner Ornamente zu erkennen sind. Sie werden von einer sesshaften ländlichen Bevölkerung hergestellt. Für ihre Produktion werden sowohl senkrechte als auch horizontale Knüpfstühle verwendet. Senkrechte Knüpfung bedingt gleichmäßigere Knüpfung und größere Formate als Ergebnis, als sie bei den horizontalen Knüpfstühlen von Nomaden der Fall sind. Sobald diese sesshaft werden, gehen sie allmählich zu senkrechten Knüpfstühlen über. Dorfteppiche zeigen daher nicht mehr die Ursprünglichkeit der Erzeugnisse von Nomaden, haben sich aber in den meisten Fällen ihre originäre Volkskunst bewahrt. Bei Dorfteppichen wird vor allem die Intuition der/des Knüpfers/Knüpferin geschätzt; sie werden meist nicht nach Vorlagen geknüpft. Die Muster

werden von Generation zu Generation weitergegeben. Unregelmäßigkeiten in Muster und Maß sind kein Nachteil, obwohl auf Präzision getrimmte Europäer das oft anders sehen.

Schiefe Teppiche sind nicht grundsätzlich von Nachteil. Oft zeugt dies von der einfachen Lebensweise und der natürlichen Intention der Knüpfer. Wichtig ist nur, dass ein Teppich flach aufliegt und keine Falten macht. Meist ist dem durch fachgerechtes Spannen abzuhelfen.

 

Doroksh = nordostiranischer Teppich aus der Gegend um Khorasan, der in scharfem Wettbewerb zu den Knüpfwerken aus Senneh steht; er zeichnet sich durch eine sehr feine Knüpfeinstellung aus, wobei das regionaltypische Orange vorherrscht sowie florale Motive bei etwa 750.000 Knoten pro m2; oft gibt es dabei Vasenmotive und wuchtige Botehs.

Dorusch oder Dorosh = Teppichbezeichnung eines Gebiets im ostpersischen Qainat im Birdschend-Gebiet in der Provinz Korassan. Von dort stammen sehr schöne Knüpfwerke aus dem frühen 19. Jahrhundert; neuere Stücke sind von geringerer Qualität.

Dösemealti = türkische Gegend nördlich von Antalya, in der Teppiche gleichen Namens gefertigt wurden; bis zum Jahr 2000 kamen davon große Mengen auf den Markt, heute kaum mehr.

Dozar = ein Maß: zwei Zar sind umgerechnet rund 2,15 Quadratmeter Fläche; Bezeichnung für Teppiche im Format von 190 x 130 Zentimeter.

Drache = phantasievoll gestaltetes geometrisiertes oder naturalistisches chinesisches Fabelwesen, ein Motiv, das häufig in kaukasischen und chinesischen Teppichen vorkommt und Glück symbolisiert.

Drachen-Phönix-Motiv = spezielles, stark stilisiertes altes Teppichmotiv, das am frühesten im Marby-Teppich, später im Berliner Teppich vorgefunden worden ist und auf chinesischen Einfluss zurückgeht. Das Muster besteht aus zwei Quadraten, die den Kampf zwischen Tieren zeigen: Das eine ist leicht als Drache zu erkennen, beim anderen Tier handelt es sich um eine Art Vogel mit drei Schwanzfedern und anderen ornithologischen Einzelheiten, die dem Phönix, dem mythologischen Vogel, der stirbt, aber aus seiner Asche wiederersteht, zugeschrieben wird. Dieses Motiv gilt als Glückssymbol.

Drachen-Wolken-Symbol = S-förmige Bänder zwischen den Motiven eines Teppichs versinnbildlichen Drachen, die im Orient als glückbringendes Wunder- und Symboltier gelten.

Drachenteppiche = Besonders in kaukasischen Knüpfwerken werden nach persischem Vorbild Tiere und Tierkampfdarstellungen eingebracht, die durch Stilisierung und Verzerrung so unkenntlich werden, dass sie als Drachen bezeichnet werden. Von den frühen kaukasischen Drachenteppichen sind rund 100 Stück bis heute erhalten. Drachenteppiche werden in vier zeitlich unterschiedliche Gruppen aufgeteilt, beginnend vom späten 16. und frühen 17. Jahrhundert bis etwa 1850. Zu den Drachenteppichen zählen chinesische Ningxia Palastteppiche aus Seide mit goldener Metallbroschierung, wie sie in der Qing-Dynastie im

19. Jahrhundert entstanden sind.

drapp = sandfarben.

 

Dschadschim oder Dschidschim oder Cacim = eine der Flachwebetechniken, die mit Wickelschüssen arbeitet. Damit können senkrechte und schräge Farbstreifen gebildet

werden; die einzelnen Stücke werden schließlich zusammengenäht. Im Iran schreibt sich der Name dieser Webetechnik „Djadjim“, in der Türkei „Djidjim“.

Dschangali = vielfarbiges Blütenmotiv auf Dschuschegan-Teppichen; der Begriff kommt aus dem Persischen und bedeutet auf Deutsch „Dschungel“.

Dschouschegan = kleine Bergstadt nordwestlich von Isfahan; siehe „Joushaqan“!

Dschowal = siehe „Tschowal“!

Dschudur = Bordüre der Ersari, die als Blattranke zahlreiche kleine Botehs auf meist dunklem Untergrund enthält.

Dschufti Knoten oder Djufti Knoten = „dschufti“ bedeutet auf Farsi „ein Paar“; gemeint ist eine Knotenart beim Teppichknüpfen, wobei der Florfaden über zwei statt wie üblich nur über ein Kettfaden-Paar(e) geknotet wird; eine minderwertige Arbeit, die Besseres vortäuschen soll.

Dschule- oder Tschule-Gewebe = Einfache, seltene Kilim-Art aus Daghestan, bestehend aus Streifen in kupferbrauner Farbe, die mit Kettenstichmustern bestickt sind.

Dudeschgh = Dorf nahe von Nain. Dort schuf Fatollah Habibian Anfangs der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts die neue Art des Nain-Teppichs, die vom Start weg ein Erfolg war. Sie ist an ihrer meist zart-lila Farbgebung leicht erkennbar. Daraus sind die heutigen Nain- Teppiche entstanden, siehe diese!

Dumbaschaf = Fettschwanzschaf (Ovis platura), eine etwa 6000 Jahre alte Hausschafrasse, die im gesamten Nahen Osten und in Zentralasien gezüchtet wird.

durchgemustert = bedeutet, dass die gesamte Fläche eines Teppichs mit Motiven gefüllt ist, so dass keine freien Räume bleiben; es handelt sich um reichhaltig gemusterte Stücke.

 

Echmiadzin = alte Stadt im südwestlichen Armenien, Sitz des armenischen Katholikos, ein religiöser Komplex mit Gotteshäusern und einem Museum mit religiösen Kunstschätzen, Teppichen und Paramenten. Die dort seit dem 19. Jahrhundert hergestellten Teppiche zählen zu den Kazaks.

Ecklösungen oder Eckzwickel = Anordnung von Teppichmustern derart, dass deren Bordüren an den Ecken nicht zerschnitten werden. Das ist für Musterzeichner eine schwierige Herausforderung; bei Nomadenteppichen wird das oft nicht beachtet; persische Musterzeichner in urbanen Manufakturen erfanden dazu sogenannte 45-Grad-Ecklösungen, die Zerschneidungen der Muster vermeiden. Alte Täbris-Teppiche haben keine perfekten Ecklösungen.

Eingerolltes-Blatt-Motiv = ein bei turkmenischen KnüpferInnen beliebtes Bordürenmotiv.

Einhorn = Fabeltier chinesischen Ursprungs, das oft als Teppichmotiv verwendet wird.

Einstellung = siehe „Knüpfeinstellung“!

Eintrag = so nennt man Schussfäden, die beim Knüpfen eines Teppichs zwischen die fertigen horizontalen Knotenreihen nach deren Festklopfen eingezogen werden.

Ekbatan = einstiger Name der heutigen Stadt Hamedan; unter dieser Bezeichnung versteht man auch neue, gute Hamedan-Qualitäten eines Teppichs.

Elefantenfuß oder Elefantentritt = vom Handel benutzte Bezeichnung für das turkmenische Göl-Motiv; in Afghanistan unter dem Namen „Fil pa“ (fil = Elefant, pa = Fuß) geläufig. Siehe

„Göl“!

Elem = Bezeichnung von Zusatzbordüren bzw. einer Knüpffläche an den Stirn- bzw. Schmalseiten turkmenischer Teppiche oder an der Unterseite großer Taschen außerhalb der Außenbordüren in gemusterter und ungemusterter Ausführung; es wird von turkmenischen Knüpfern als „Eingang in die Knüpfarbeit“ bevorzugt.

Elibelinde = diese Bezeichnung kommt vom türkischen Begriff für „Hände auf den Hüften“. Das ist ein anatolisches Teppichmotiv, das stilistisch-geometrisch eine Frau mit in die Hüften gestemmten Armen zeigt, die als Gebärende zu verstehen ist; es wird oft in Kelims und Knüpfteppichen aus der Westtürkei verwendet.

Enden oder Teppichenden = Bezeichnung für die Randstreifen an den Schmalseiten von Teppichen, die meist in Kelimtechnik, bei turkmenischen Teppichen auch geknüpft sein können. Fransen an Schmalseiten sind üblicherweise die überstehenden Enden der Kettfäden.

Endjelas = persische Knüpfteppiche aus Wolle mit Kette aus Baumwolle mit geometrischen Medaillons aus der Umgebung von Hamadan; die Knüpfdichte liegt nur zwischen 250.000 und 300.000 Knoten pro Quadratmeter.

Ener-Dychi = Sägezahnmotiv, das von turkmenischen Jomud-Knüpfern verwendet wird.

Enessy oder Enssi = siehe „Engsi“!

Endlosmotive = in sich geschlossene Teppichmotive, die aus einander wiederholenden Streifen- oder Seilknotenfiguren bestehen und in persischen, türkischen und chinesischen Teppichen vorkommen; siehe z. B. „Ch´ang“!

englische Teppiche = die Teppicherzeugung in England wurde von aus religiösen Gründen aus Frankreich geflüchteten Handwerkern aufgebaut. 1751 wurde die erste englische Teppichfabrik in Paddington eröffnet, der bald weitere folgten. In England wurden später auch die ersten Maschinenteppiche hergestellt

Engsi = turkmenischer Vorhang-Teppich, der eine (Zelt-/Jurten-)Türe ersetzt bzw. einen Eingang kennzeichnet; im Muster wird dazu ein reich ornamentiertes Balkenkreuz vorgesehen, auch Hatschlu genannt.

Erebuni = einfaches kreuzförmiges kaukasisches Teppichmotiv, abgeleitet von der Steppenkerze – wissenschaftlicher Name „Eremurus“, der Familie der Grasbaumgewächse zugehörig -- , die in Westanatolien und weiten Teilen Vorderasiens gelb und grün blüht und höher als einen Meter wächst. Dieses Motiv kommt auch in Melas- oder Milas- Gebetsteppichen vor. Milas heißt eine Stadt in der Provinz Mugla in der Südwesttürkei.

Erivan oder Yerevan = Stadt und Provinz im südzentralen Kaukasus, Hauptstadt von Armenien. Teppiche, die hier im 19. Jahrhundert erzeugt worden sind, werden üblicherweise als Kasak bezeichnet; seit etwa 1930 gibt es hier nur noch eine geringe Teppicherzeugung, aber eifrigen Handel.

Ersari = Einer der fünf Hauptstämme der Turkmenen, die ihrerseits vier Unterstämme haben, die Gara, Bekeul, Gunnesch und Uludepe. Sie sind unmittelbare Nachfolger der Oghuzen. Ein beträchtlicher Teil von ihnen lebt im Norden Afghanistans in Andkhoy und Umgebung. Bis um 1980 wurden sämtliche sogenannte „Afghan Teppiche“ von den Ersari produziert.

Ersari colour = neue afghanische Teppiche als Musterbeispiel für die gegenwärtige Rückkehr zur alten Knüpftradition und einer heute meist vergessenen Ästhetik. Die Bezeichnung wurde für diese neue Produktion frei erfunden.

Ertmen = Stammeszeichen (Göl) der turkmenischen Tschaudor.

Erzurum = Stadt im östlichen Anatolien, südwestlich von Kars, die als Sammelort für in Ostanatolien erzeugte Nomadenteppiche fungiert; Erzurum selbst erzeugt vor allem kleine Gebets-Kelims mit zugespitzten oder stufigen Gebetsnischen (Mihrabs) und mehrfachen Bordüren.

eskitme = türkische Ausdruck für die chemische Wäsche von Teppichen; sie bedeutet „auf alt trimmen“; siehe auch „chemische Wäsche“!

Eslimi = Serie pflanzlich-natürlicher Formen und Muster mit kurvilinearen Stengeln, Knospen und Blumen, die aus dem Boden entspringen und sich rundum ausbreiten. Es handelt sich um wichtige Teppichmotive, die ihren Ursprung in der alten persischen Architektur haben, deren Formen noch heute in Form gebogener Holzteile an alten Hausfassaden zu finden sind. Historischer Hintergrund ist laut Experten die Kunst der alten Parther. Die Darstellung von Blumen auf persischen Teppichen sind gelegentlich naturgetreue Abbildungen, häufiger zeichnerische Kompositionen, frei erfundene Phantasiegebilde, aufgelöst in reich verzierte Einzelheiten, die die Verwandtschaft mit der Natur verloren haben. Ähnliche Formen zeigt das „Gere“ genannte Muster, das oft mit Eslimi verwechselt wird, aber im Gegensatz zu ihm geometrische Formen und gerade Linien zeigt; siehe „afschun“!

 

Exner, Herbert = Übel beleumundeter deutscher Teppichhändler, der einen dicht geknüpften türkischen Seiden-Hereke mit 50 x 50 Knoten pro Quadratzentimeter, demnach insgesamt 25 Millionen Knoten auf 1000 Quadratzentimetern Fläche zum Kauf anbietet, der allerdings am linken Rand zerrissen ist.

Exoten = werden Orientteppiche genannt, die in keine der bekannten Gruppen eingereiht werden können.

Expertise = Im Teppichbereich versteht man darunter eine Art „Pass“ des Erzeugers bzw. Händlers eines Teppichs über dessen Herkunft, Material, Ausmaß, Qualität, Alter, Wert und etwaige Kennzeichnungen. Sie werden von zertifizierten Sachverständigen gegen Honorar ausgestellt oder auf Verlangen vom Hersteller oder Händler. Manchmal muss man auch für letztere zahlen. Grundsätzlich ist jede Expertise nur so viel wert wie der Aussteller. In Österreich und Deutschland gibt es eigene Verbände für die Ausstellung von Expertisen für handgeknüpfte Teppiche und Kelims.

Eynullah = siehe "Ainalu“!

Ezine = anatolische Stadt südlich von Canakkale, die als Sammelplatz für die in der Region erzeugten Teppiche fungiert; die eher kleinen Stücke sind mehrheitlich rot, blau und gelb und in komplexen geometrischen Motiven mit sternförmigen Medaillons gestaltet.

 

Fachralo oder Fachraly = eine Stadt 25 Kilometer südwestlich von Tiflis im Kaukasus; dort entstand eine gleichnamige Teppichart die zur Kasak-Familie zählt. Viele solche Stücke aus dem 19. Jahrhundert haben ein Medaillon, das aus horizontalen, rechteckigen übereinandergelagerten Rhomben besteht, die eine 16-seitige Figur ergeben; gewöhnlich

sind es Gebetsteppiche mit einer Feinheit von 100.000 symmetrischen Knoten pro Quadratmeter; siehe auch „Gendje“!

Familien-Gebetteppiche = Gebetteppiche, die mehrere Mihrabs/Gebetsnischen nebeneinander haben; es sind bis zu elf solche Nischen in einem Saph bekannt; siehe „Saph“ oder „Saf“!

Farahdombeh = persische Stadt mit Teppichproduktion, 84 Kilometer von Isfahan entfernt.

Färbeginster = natürlicher Farbstoff. Es ist ein kleiner Halbstrauch, der auf sandigen Plätzen oder in lichtem Gehölz wächst; dessen junge Triebe werden unmittelbar vor und während der Blüte gesammelt, getrocknet, zerrieben und zur Gelbfärbung von Wolle verwendet.

Farben = Für traditionelle orientalische Teppiche und Gewebe werden die Farben aus natürlichen Grundstoffen gewonnen; seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es zusätzlich synthetische (chemische) Farben, die mit Naturfarben in harter Konkurrenz stehen; allerdings hat sich die Qualität chemischer Farbstoffe in den letzten Jahrzehnten stark verbessert. Heute setzen sich wieder Naturfarben durch oder sie werden sinnvoll mit synthetischen Farben kombiniert. Natürliche Tierwolle ist naturweiss, selten rein weiss; bei höheren Alter wird sie elfenbein- oder cremefarben, bei hohem Alter auch aschgrau. Seit altersher wird Wolle für Teppiche gefärbt, um phantasievolle Farbkombinationen mit Schmuckwirkung zu erreichen. Das Färben von Teppichgarnen wird nur von Männern ausgeführt.

Farbenfraß = Zersetzung der Wollfasern eines älteren Teppichs durch chemische Wirkungen von Ätz-, Beiz- und Bleichstoffe, die bei der Färbung eingesetzt worden sind. Dazu zählen Gallsäure, Eisenoxidfarben, Eisenvitriol, Kupfervitriol, Metallsalze oder Sulfate. Durch Beifügung solcher Stoffe werden nach längerem Gebrauch die Wollfasern spröde und nutzen sich leichter ab als bei einer elastisch gebliebenen Wolle, wodurch sich im Teppich reliefähnliche Wirkungen bilden. Unter Farbenfraß leiden besonders Schwarz, Braun, Moosgrün, Braunrot und Beige-Braun. Das heißt, entsprechend gefärbte Florteile fallen aus oder werden kürzer. Bei sehr alten Teppichen wird ein derartiger Farbenfraß toleriert, ja sogar geschätzt, weil damit ihr Alter unzweideutig bestätigt ist. Siehe „korrodiert“!

Färbereien = das Färben von Wolle war eine wichtige Voraussetzung und Herausforderung für die Herstellung von Teppichen; es hat sich allmählich als handwerkliche Kunst etabliert, die ihre Geheimnisse streng bewahrte; sie wurde von den Ausübenden von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben. Als beste Färber galten früher Armenier und Juden. Mit dem Einzug chemischer Farben sind viele Färbergeheimnisse bei Naturfarben verlorengegangen und mussten in mühseliger Forschungsarbeit wiederentdeckt werden. Siehe „Böhmer“!

Färbereihilfsmittel = chemische Substanzen, die im Färbeprozess von Teppichwerkstoffen als Hilfsmittel eingesetzt werden, um die Färbung haltbarer, intensiver, erfolgreicher zu machen. Dazu zählen Alaun, Ammoniak, Eisensulfat, Hydrosulfit (Natriumdithionit), Kaliumbichromat, Kupfersulfat, Natronlauge, Phenolphthalein, Weinstein (Kalium Bitartaricum) und Zinnchlorid.

Färber-Wau = siehe „Wau“!

Farbprüfung = Um die Farbechtheit eines Teppichs zu prüfen, reibt man mit einem nassen weißen Taschentuch über dessen Flor; bleibt das Tuch weiß, ist er farbenecht.

Farbsymbole = mit unterschiedlichen Teppichfarben werden differente Assoziationen beim Betrachter geschaffen. Am intensivsten ist das in China bzw. bei chinesischen Teppichen der

Fall: die Erde ist gelb, das Holz grün, das Feuer rot und das Wasser schwarz. Grün ist die heilige Farbe des Propheten und der Mohammedaner; Gelb ist Symbol der Frömmigkeit, weiß (im Orient) die Farbe der Trauer. Die Bedeutung der Farben in einem Teppich war früher symptomatischer ausgeprägt als in neuzeitlichen Stücken.

Farhan = siehe „Ferahan“.

Fars = das antike Persien, Kernland des Iran, heute südiranische Provinz am südlichen Zagros-Gebirge mit der Hauptstadt Schiraz, eine Region, die die frühen Residenzen achämenidischer Herrscher wie Persepolis oder Pasargadae umfasst.

Farsh oder Farsch = dieser persische Ausdruck bedeutet allgemein „Teppich“ bzw.

„Bodenbelag“.

Farsi = persischer Ausdruck für die originäre persische Sprache.

Fars(i)baft = persischer oder Senneh-Teppichknoten bzw. „auf persische Art gemachter Teppich“; „baft“ bedeutet auf Deutsch „gemacht“.

Fatima = Name der Tochter des Propheten Mohammed; ihre Hand mit fünf Fingern fungiert auf Teppichen oder in Schmuckstücken als Glückssymbol; siehe „Hand“.

Feinheit = Sie wird durch die Zahl der Knoten pro Quadratzentimeter bzw. pro Quadratzoll, Quadratdezimeter oder Quadratmeter eines Teppichs bestimmt. Stücke mit mehr als 1 Million Knoten pro Quadratmeter gelten als extrem fein, solche mit 500.000 bis 1 Mio als außerordentlich fein, solche mit 350.000 bis 500.000 als fein; die weiter absteigende Feinheit wird mit den Begriffen halbfein, normal, halbgrob bis grob versehen, wobei die letzte für Teppiche mit 36.000 bis 50.000 Knoten pro Quadratmeter zutrifft. Die Feinheit hängt von Zahl, Enge und Stärke der Kett- und Schussfäden ab; durch den Einsatz von Seide beim Knüpfen wird bei Teppichen die höchste Feinheit erreicht. Siehe auch „Umrechnung“!

Feld = jener Teil eines Teppichs, der sich innerhalb der Bordüre(n) befindet.

Felderteppich = auch Compartment-Teppich genannt. Das ist eine Bezeichnung für Knüpfwerke, deren Fond aus klaren eckigen Waben- oder Schachbrett-Mustern (Rhomben, Rechtecken, Oktogonen) besteht, bei Bachtiar Teppichen sehr gebräuchlich.

Ferahan oder Fereghan oder Farahan = Ebene nördlich der Stadt Arak im Westiran. Die dort hergestellten Teppiche vom kurdischen Typ haben asymmetrische Knoten und Dichten von 60 bis 160 Knoten pro Quadratzoll und die Hauptfarbe Grün; die Teppiche sind meist ganz mit Motiven bedeckt, etwa Herati, Mina Khani oder Gol Hennah. Die dort erzeugten Teppiche werden sowohl in Hausarbeit als auch in Manufakturen hergestellt, daher gibt es verschiedene Größen und Qualitäten.

Ferdows oder Ferdos = Hauptstadt des iranischen Distrikts Ferdows in Süd-Khorasan; einem Hochplateau, über das der Weg in die Pilgerstadt Mashad führt; sie ist berühmt für ihren Safran und ihre Granatäpfel; deshalb der persische Name für die Stadt „Paradies“; hier werden von arabischen Knüpfern kleine Teppiche in eher lockerer und grober Qualität auf horizontalen Knüpfstühlen in Beludj-Art hergestellt.

Fertek = Dorf in Zentralanatolien, wo Gebetsteppiche durchgehend mit Wolle geknüpft werden sowie Teppiche mit geometrischen Medaillons; im 19. Jahrhundert entstanden dort Teppiche im Madjid-Stil.

Fethiye = historische Kreisstadt in der Provinz Mugla im Südwesten der Türkei; die dortigen Teppiche tragen Göls der südlichen Ägäis-Region.

Feuer = gilt für Bekenner der Religion des Zarathustra als Symbol der Reinheit und versinnbildlicht Gott Ahuramazda (= „weiser Herr, der im Licht wohnt“). In einschlägigen Tempeln brennt daher immer ein Feuer. Der Parsengott wird durch einen mit breit ausragenden Flügeln versehenen Greifvogel personifiziert. Die persische Stadt Jazd oder Yazd ist Zentrum der zoroastrischen Religion.

Filz = textiler Flächenwerkstoff aus ungeordneten, zusammengepressten, daher schwer zu trennenden Textilfasern. Verfilzte Gewebe nennt man auch Walkstoffe. Bei Filz handelt es sich um mehrere Lagen gewalkter Wolle von Schafen, Yaks, Kamelen oder Ziegen, die mit Zugabe von Wasser hergestellt werden; die Auswahl der Farben ist gering: zumeist weiß, blau und silber-broschiert. Ornamente oder Muster werden am Filz durch Annähen oder Besticken angebracht. Eine orientalische Vorform von Knüpfteppichen.

Filzteppiche = sind die ältesten Beispiele orientalischer Bodentextilien oder Vorhänge nomadisch lebender Menschen in Zonen mit großen Klimaschwankungen. Experten halten sie für eine Vorstufe orientalischer Knüpfteppiche.

Firozkohi oder Firuzkuhl = Stamm aus Nord-Afghanistan („Firouz“ = Türkis, „Kuhi“ = Berg), der Kopien von markttauglichen Teppichen und Abwandlungen von Flachweben herstellt.

Firuzabad = Stadt im südwestlichen Iran, Herkunftsort von Millefleur-Teppichen, die von den Kaschkuli erzeugt werden. Siehe „Millefleur“!

Flachknüpf- oder Flachwebstuhl = horizontal aufgestellter Web- oder Knüpfstuhl; er ist bei Nomaden und Halbnomaden gebräuchlich. Die Knüpferin hockt bei der Arbeit auf ihren Fersen. Im Gegensatz dazu gibt es vertikale Knüpf- bzw. Webstühle, die in dörflichen und urbanen Teppichproduktionen verwendet werden.

Flachweben = Sammelbezeichnung für florlose Teppiche und Textilgewebe, eine Mischung unterschiedlicher Erzeugungstechniken künstlerischer Textilwerke wie Broschieren, Sticken, Applizieren; zu den Flachweben zählen Kelims, Sumakhs (siehe diese), Dschidschims, Palas, aber auch Aubussons, oder Tapisserien.

Flavone oder Flavoide = gelbe Pflanzenfarbstoffe. Sie zählen als Derivate des Flavons zur Klasse der Flavonoide; es sind etwa 300 natürlich vorkommende Flavone bekannt.

Fliesenmuster = viereckig abgegrenztes Teppichmuster, das wie der Fliesenbelag einer Moschee wirkt.

Flohmuster = Bezeichnung für ein kleines, oft wiederholtes Boteh-Muster.

Flor = samtartige Oberfläche bzw. vordere Fläche eines Knüpfteppichs bzw. die „dritte Ebene“ von Knüpfteppichen bzw. die aufrecht stehenden Woll- oder Seidenfasern, die ins Grundgewebe eines Teppichs eingeknüpft worden sind. Der Flor wird von den aus dem Teppichgrundgewebe herausragenden, nach dem Knüpfen geschorenen Enden des Knüpfgarns gebildet und gibt das Muster des Stückes wieder. Dessen Ausführungsart gibt Hinweise für die Erkundung von Entstehungsort und Herstellungstechnik eines Teppichs. Die Florknoten werden reihenweise in ein Grundgewebe aus Kette und Schuss geknüpft. Die Farbwirkung des entstehenden Flors kann sich bei dessen Betrachtung aus verschiedenen Richtungen stark ändern. Deshalb sollten Teppichfreunde vor dem Kauf diese Wirkung durch Betrachtung eines Teppichs aus allen Richtungen her genau prüfen. Siehe auch „Knoten“!

Floralteppiche = Sie tauchten erstmals im 16. Jahrhunderts auf; im 17. Jahrhundert verdrängten sie teilweise die Jagd- und Medaillonteppiche und ein indischer Einfluss wird spürbar. Zu den Floralteppichen werden gerechnet: Teppiche mit Arabesken und

Lotosblüten, Baum- und Sträucherteppiche, Polenteppiche, Vasenteppiche, Flechtbandteppiche.

Flosh = türkischer Ausdruck für Kunstseide. Tatsächlich handelt es sich um merzirisierte, mit chemischen Mitteln behandelte Baumwolle, die glänzt, so dass sie wie Seide wirkt.

Gelegentlich wird flosh als „türkische Seide“ bezeichnet; das ist auch eine Bezeichnung für Teppiche, die mit Flosh erzeugt wurden; bis 1990 besonders bei Teppichen aus Kayseri gebräuchlich gewesen.

Fond = einfarbiger Unter- oder Hintergrund, bei Teppichen das Mittelfeld, das als Basis der Ornamentik dient und den Hintergrund der Motive bildet. Er wird durch die Kette (längseits) und den Schuss (quer) gebildet, die das Netz eines Knüpfteppichs ergeben. In dieses wird der Flor durch Einknüpfen eingetragen. In Flachweben hält die Kette den Fond, und der Schuss ergibt das Ornament.

Fondonk = auf Deutsch „Magazin“, ein großer Laden von orientalischen Teppich- oder Stoffhändlern, die in einstigen Karawansereien eingerichtet wurden.

Foo Dog = siehe „Wächterlöwe“!

Fragment = Bruchstück oder Überrest eines ehemals kompletten Stückes. Im Teppichhandel werden für Fragmente antiker oder rarer Stücke gelegentlich Höchstpreise bezahlt.

Fransen = an den Schmalseiten von Teppichen herausragende, sichtbare Enden der Kettfäden; sie sind lose, manchmal geflochten oder aufgewickelt, lang oder kurz. Es handelt sich um keinen selbständigen Teil eines traditionellen Knüpf- oder Webstückes; angenähte Fransen gelten als Wertminderung; siehe auch „Enden“.

französische Teppiche = Im 17. Jahrhundert begann die Teppichweberei in Frankreich durch Anfertigung von Savonnerien. Der 31-jährige Maler Pierre Dupont erzeugte unter königlichem Patronat in einer Werkstätte des Louvre Webteppiche und veröffentlichte 1623 eine Abhandlung „über die Stromatik“ (= Teppichwebkunst). Daraus entwickelte sich die Produktion von Savonnerien bzw. Gobelins, Aubussons und Tapisserien. Unter König Ludwig

XIV. erreichten sie ihren Höhepunkt. Siehe „Aubussons“, „Gobelin“, „Savonnerie“,

„Tapisserie“.

Friedhof-Teppich = Gebetsteppich, der auf Friedhöfen bzw. bei Begräbniszeremonien zur Bedeckung des Leichnams oder zur Ausschmückung des Grabes verwendet wird; er zeigt in der Mihrab meist ein Grabmal und Bäume, oft Zypressen, im Mittelfeld sieht man oft einen orientalischen Friedhof mit Zypressen und Bethäusern. Solche Teppiche werden in Kula und anderen Orten Kleinasiens erzeugt; die türkische Bezeichnung ist „Mazarlik“; siehe diese!

Füllmotive = kleine Schmuckelemente wie z. B. winzige Blumen, Blüten, Sterne, Hausrat, geometrische Figuren, Krüge, Kämme und Tiere, die rund um Medaillons verstreut in Teppiche eingeknüpft oder unter den Nischen in Gebetsteppichen angebracht werden, um allzu große freie Räume im Fond von auf Bestellung geknüpften Dorfteppiche zu füllen. Siehe

„Horror vacui“!

 

Gabbeh oder Gaba oder Gabeh = ist ein persischer Ausdruck für „grob“ bzw. „natürlich“. Der Ursprung des Wortes ist unbekannt. Die grob geknüpften, wenig geschätzten Teppiche dieses Namens wurden aus Wolle handgeknüpft und haben eine sparsame simple Musterung. Sie wurden von Nomaden des südwestpersischen Zagros-Gebirges als

Schlafteppiche verwendet. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sie nur für den Eigengebrauch geknüpft und wegen ihres oft zerzausten Flors kaum exportiert. Die Knüpfdichte ist mit 40.000 bis 100.000 Knoten pro Quadratmeter gering. Dank Initiativen des iranischen Künstlers Parviz Tanavoli und des Händlers Zollanvari in Schiraz kam es um 1990 zu einer Revitalisierung dieser Volkskunst; sie erlebte eine überraschend hohe Nachfrage, obwohl ihre Musterung weiterhin bescheiden bis simpel ist. Im Laufe der Zeit entstanden auch feinere Qualitäten wie z. B. Loribaft. Auch aus Indien kommen zur Zeit vielfarbige kleingemusterte, haltbare und preiswerte Gabbehs.

Gabelranken = charakteristisches rechteckiges Motiv, das oft in Kuba-Teppichen vorkommt und einer Palmette oder einem Akanthus nahekommt. Biologisch ist es einem Kürbisstengel verwandt und kommt in Ostindien, Sizilien, Astrachan und Kalabrien vor.

Gabès = tunesische Stadt, in der kleine, dicke Teppiche mit hohem Flor gefertigt werden.

Gaghdan = zeitgenössische armenische Flachweben.

 

Galerie = besonders in Deutschland verwendete Handelsbezeichnung für lange schmale Teppiche; siehe auch „Kenareh“.

Ganja = zweitgrößte Stadt Aserbaidschans, an den Nordhängen des Kleinen Kaukasus am Fluss Ganja rund 375 Kilometer von der Hauptstadt Baku auf halbem Weg nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens bgelegen; skie hat rund 330.000 Einwohner. Sie ist 494 vor Christi gegründet worden und gilt sowohl als Denkmal der alten Kultur Aserbaidschans als auch als Industriezentrum West-Aserbaidschans. Ganja lag einst an dem Kreuzungspunkt wichtiger Karawanenstraßen, die den Raum zwischen Nahost und dem Schwarzen Meer verbanden. Eine Zweitbedeutung von „Ganja“ ist im Englischen für anrüchige Produkte wie Cannabis, Hanf und als Synonym für Marihuana.

Ganja-Gruppe = Bezeichnung für eine geometrisch gemusterte Teppichart mit achteckigen Medaillons und dazwischen stern- bzw. rautenförmigen Mustern. Nach einem vom aserbaidschanischen Staatskünstler aufgestellten System werden die Teppiche seines Landes nach vier Herstellungsarten unterschieden: Guba-Schirwan, Ganja-Kazagh, Karabach und Täbris.

Gansu oder Kansu = Provinz in Westchina einschließlich der Stadt Ningxia, einem großen Teppicherzeugungszentrum, in dessen Umgebung viele kleinere Orte eher grobe Teppiche knüpfen; die Muster werden üblicherweise in Feldern mit Blau auf Gelb oder Hellrot bis Bräunlich gebildet.

Ganzseidenteppiche = Knüpfwerke aus Kleinasien, Persien und China, wobei sowohl für Kette als auch Schuss und Flor reine Seide verwendet wird.

Garaghan = iranischer Ort im Westen des Iran mit dörflicher Teppicherzeugung.

Gardanband = persischer Tierhalsschmuck.

Garmsar = Stadt in der Nähe von Varamin im nördlichen Zentraliran. Die Kelims dieses Gebiets haben ein flächenfüllendes Muster von unterschiedlichen farbigen Sechsecken. Die Schussfäden liegen außerhalb der Sechsecke; die Kettfäden sind aus brauner Wolle.

Garn = Teppichgarne werden aus langfaseriger Schafwolle, Baumwolle oder Seide gesponnen; selten aus Kamel- oder Ziegenwolle, noch seltener aus Hanf oder Jute.

Gartenteppich = Knüpfteppich mit der Darstellung eines mit stilisierten Wasserläufen, Teichen, Blumen, Bäumen und Gehwegen gestalteten viereckigen Gartens, der wie aus der Vogelperspektive gesehen wirkt; der Höhepunkt der Entwicklung dieser Teppichart wurde in der Safawidenzeit erreicht. Der älteste bekannte Gartenteppich stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts und wurde in Nordwestpersien gefertigt.

Gaschgai oder Quashgai oder Kaschgai = südpersischer, turksprachiger Stammesverband, Nachfahre turkmenischer Nomaden, die einst aus Zentralasien nach Persien gezogen sind. Heute ist dieser Verband nur noch zum geringen Teil nomadisch; er lebt in der Provinz Fars und hat Elemente des Stammes der Luri (Lori) aufgenommen. Dem Stamm traten später auch Kurden, Perser und arabischstämmige Iraner bei; große Teile des Stammes bekennen sich zum schiitischen Islam. Das Teppichknüpfen besorgen vor allem junge Frauen in Hausarbeit. Gaschgai-Teppiche zeigen oft Luri-Charakteristika. Ihre hohe Qualität führt dazu, dass auch weniger qualitative Produkte unter diesem Namen angeboten werden. Epigonen mit von Hand versponnener Wolle und mit Naturstoffen gefärbt sind seit 1995 die Produkte der Familien Miri und Bayat in Teheran, denen auch andere Produzenten gefolgt sind.

Gashkuli oder Kaschkuli = Unterstamm der persischen Gaschgai, der mit seinen Teppichkreationen zu Beginn des 21. Jahrhunderts den Gabbeh-Teppichen das Feld streitig zu machen begann, aus denen er neue Produkte entwickelte. Kaschkulibaft (auf Deutsch

„von den Kaschkuli hergestellte Teppiche“) sind feiner, graziler, weil enger geknüpft und mit deutlich weniger rustikalem Charakter als Gabbehs. Ihre Muster und Motive leiten sich aus dem breiten Formenschatz der Nomadenknüpfer ab.

 

Gashqai oder Gaschqai oder Kaschkai oder Kaschqai = Nomadenstamm, der in den Gebirgsregionen im Südwesten Persiens in den Provinzen Fars und Kuhsistan südlich von Isfahan und Schiras lebt. Deren Teppiche haben hohe Knotendichte und zeigen eine große Vielfalt von Mustern; im Vordergrund stehen Dunkelrot und Blau. Der Stamm fertigt Knüpfteppiche, Flachweben (Streifenkelims), Bänder und Taschen; neben diversen Motiven werden auch historische Denkmäler, z. B. aus Persepolis, wiedergegeben. Der Orientteppichexperte James Opie hält es für möglich, dass Gaschgai-Truppen, die im 18.

Jahrhundert mit Nadir Schah Afghanistan und Indien eroberten, nicht nur den Pfauenthron, sondern auch Teppiche mit Millefleur-Musterung, die später von den Kaschkuli-Knüpfern übernommen worden sind, mit sich gebracht haben.

 

Gashoghdan = Löffeltasche von Nomaden; auf Farsi bedeutet „gaschog“ Löffel. Siehe auch

„Tschemtsche“!

Gaziantep = Stadt im südöstlichen Anatolien, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz; Marktplatz für die in der Region erzeugten Cicims.

Gebetteppich = Meist kleinformatige Teppiche mit regional unterschiedlicher Musterung eines Mihrab (= siehe dieses), die vor allem in der sunnitischen, weniger in der schiitischen Welt als Unterlage frommer Gläubiger beim täglichen fünfmaligen rituellen Gebet Richtung Mekka als Schutz vor Verunreinigung durch den natürlichen Boden dienen (siehe „Saph“).

gebrauchte Teppiche = Die Benutzung eines Teppichs durch Begehen macht dessen Florwolle meist weicher, glänzender, und seine Lichtwirkung wird kräftiger. Die Bezeichnung

„alt“ oder “gebraucht“ bei einem solid gefertigten orientalischen Teppich ist für Fachleute keine Abwertung, sondern meist das Gegenteil.

Gefängnisteppiche oder Gefangenenhaus-Teppiche = geknüpfte oder gewebte Teppiche, die von Gefängnisinsassen angefertigt wurden, zumeist in Indien von 1880 an. (Siehe

„Jaipur“, „Agra“!)

gekuppelte Säulenteppiche = seltene seidene türkische Gebetsteppiche, die in ihrem Hauptfeld das architektonische Motiv von drei Bogen zeigen, die durch zwei schlanke Säulen gestützt und verbunden sind. Solche Teppiche wurden in Hofmanufakturen geknüpft und gehen auf einen Designer zurück, der im16. Jahrhundert in Istanbul für den türkischen Sultan Murad III. (1574-1595) gearbeitet hat; dabei fallen besonders die detailliert ausgearbeiteten korinthischen Säulenkapitelle, die bunten Sträuße mit Tulpen, Nelken und anderen bei Hofe beliebten Blumen an der Basis der Säulen und die zarte Lampe im mittleren Feld auf, die an drei goldenen Ketten hängt, auf. Diese Ausschmückung ersetzt im Islam, der grundsätzlich Abbildungen von heiligen Personen ablehnt, das Heilige und Göttliche. Im Koran heißt es in Sure 24:35-37: „Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Er leitet alle, die er liebt, ins Licht“.

Gelveri = türkischer Ort mit Teppicherzeugung.

gemalte orientalische Teppiche = siehe „Lotto-, Bellini-, Vermeer-Teppiche“!

Gendern von Teppichen = An der Herstellung von Teppichen sind seit Beginn dieser Kunstgattung beide Geschlechter bzw. alle Altersklassen beteiligt: Männer züch(te)ten und sch(e)ren die Tiere, deren Wolle/Haare das Knüpfgarn liefer(te)n; Männer sammel(te)n und verarbeite(te)n die Naturfarben und färb(t)en die Garne, sie bau(t)en die Knüpfstühle, bäum(t)en die Kettbäume auf, wuschen und schoren den Teppichflor und vermark(tet)en die fertigen Teppiche. Frauen wuschen und kämmten die Wolle, wählten die Motive und Muster und knüpften sie in freier Phantasie oder nach vorgegebenen Entwürfen; dabei schul(t)en sie ihre Kinder in die Teppichfertigung ein. Obwohl das Teppichknüpfen meist durch Frauen erfolgt, knüpfen bei Dorfteppichen gelegentlich auch Männer; in Täbris sind es fast ausschließlich Männer.

Gendje oder Genje oder Gendsche = Teppiche aus der kaukasischen Stadt Genje; diese liegt inmitten der teppicherzeugenden Region Karabagh, Kazakh und Schirwan und sie fungiert(e) als Marktplatz für die Teppiche dieser Region; darunter der Gebetsteppich Fakhraly mit hochqualitativen Mustern und Anleihen von anderen Teppicharten. Gendje-Teppiche haben in der Regel längere Formate; Teppiche dieser Art sind wie die meisten Teppiche des Kaukasus nicht mehr im Handel.

geometrische Teppichmotive = sie werden auch rektilineare Teppichmotive und -muster genannt, wie sie vorrangig von Nomaden- und Dorfknüpfern verwendet werden. (Siehe auch

„kurvilineare Teppichmotive“!) Geometrische Teppichmotive sind z. B. das Kreuz, das Dreieck, das als Glücksmotiv gilt, das Schachbrettmuster, das häufig in Tibet verwendet wird, die Swastika, das Glück und Fruchtbarkeit bringen soll, der Kreis, der als Symbol Buddhas gilt, die Raute, die in Persien als religiöses Symbol dient, der Stern, der ein altes jüdisches Symbol ist („Davidstern“) oder das Achteck als häufiges turkmenisches (Stammes-)Symbol. Die Muster von Dorf- oder Stammes-Teppichen sind oft geometrische/rektilineare Wiedergaben von dicht geknüpften kurvilinearen städtischen Teppichen.

Gerberwolle = Im Gegensatz zur Schurwolle sind das die von Tierkadavern beim Gerben abgezogenen Tierhaare, ein minderwertiger Werkstoff für die Teppicherzeugung.

Gereh oder Ghere = persischer Ausdruck für „Knoten“ oder „Schlinge.

Gereh zadan = persischer Ausdruck für das Knüpfen von Fransen.

Germesh oder Germetch = kleine Webe oder Teppich für den Haus- oder Jurteneingang von Turkmenen, der vor dem Engsi liegt, um den Staub von draußen nicht ins Innere zu tragen; er ist etwa ebenso breit wie der Engsi und hat eine zu ihm passende Musterung.

Gerous oder Garrus = 1.: besondere, ursprüngliche Art Ornament von Bidjar-Teppichen aus dem nordwestlichen Persien; 2.: Name eines kurdischen Nebenstamms in dieser Region.

Gerste = Getreideart, die als natürlicher beiger Farbstoff für Färbereien dient.

getreppt = durch Aneinanderreihung von Stufen abgeschrägte Dachform, besonders bei Giebeln von Gebetsteppichen.

Ghable oder Kibla oder Quibla = die heilige Richtung nach Mekka, in welche sich Mohammedaner beim fünfmaligen rituellen Gebet an jedem Tag richten. In der Hadith, einer Überlieferung parallel zum Koran, wird verboten, in die Richtung nach Mekka auszuspucken oder die Notdurft zu verrichten.

Ghadimi = bedeutet „alt“ bzw. „das Alte“.

Ghali = Bezeichnung des Hauptteppichs im Nomadenzelt, der nicht länger als drei Meter ist. Der Begriff kommt aus dem Turkmenischen und hat sich im heutigen Türkisch zu „Hali“ (=

„Teppich“) gewandelt.

Ghaliceh = siehe „Seccade“!

 

Ghalin = indischer Ausdruck für „Teppich“.

Gharabaghi = Bezeichnung einer seltenen Teppichart aus Karabagh. Gharabaghi (auf Deutsch

„der aus Karabach“) ist der Name eines Teppicherzeugers, der von 1995 an in Täbris besonders feine und schöne Teppiche fertigte; 2020 ist die Produktion auf ein Zehntel des Vorherigen geschrumpft; unter dieser Bezeichnung werden derzeit nur noch Stücke in kleineren Formaten geknüpft.

Gharadje = iranische Teppichart aus der Gruppe der Heriz, die stark verästelte geometrische Muster aufweist, meist in den Farben Ocker in vielen Nuancen.

Ghasemabad = ostiranischer Ort mit Teppicherzeugung.

Ghaveroch = das Wort „ghave“ bedeutet „Kaffee“, „roch“ bedeutet „Gesicht“; ein Ort mit Erzeugung von dünkleren Teppichen, die zur Bachtiari-Art zählen.

Ghazan = amerikanische Teppichfirma, die zwischen 1900 und 1930 die „amerikanischen“ Keschan- und Saruk-Teppiche fertigen ließ.

Ghazni = Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Zentral-Afghanistan, ehemaliges Zentrum des Reiches der Ghazaniden. Diese Gegend ist für beste Wollqualität bekannt.

Ghendje = bekannte kaukasische Teppichart mit unterschiedlicher Gestaltung aus Naturwolle, die zwischen Kasak und Karabagh eingeordnet wird. Typische Ghendje-Muster sind Längs-, vor allem Diagonalstreifen in diversen Farben mit kleinteiligen Bothes oder Blüten gefüllt. Alte Ghendjes haben oft pastellartig schöne Farbkompositionen mit weichen Farbübergängen.

ghermez oder germez = persisch die Farbe Rot.

Ghiassabad = Stadt im Westen Persiens bei Arak; sie gehört zum Knüpfgebiet der Saruk- Teppiche, die mit niedrigem Flor und durch naturalistisch klare florale Zeichnungen ausgestattet sind. Der Ghiassabad-Teppich wird als qualitativ hohe Fortentwicklung des

Saruk betrachtet. Seine Wolle ist erstklassig, die einschlägigen Stücke sind strapazierfähig und gelten als „Edelperser“.

Ghileems = siehe „Kelim“!

Ghiordes = siehe „Gördes“!

Gholtuk oder Goltag oder Goltog = Name persischer Teppiche aus dem Gebiet zwischen Hamadan und Arak, in ihrem Muster den Khamseh-Teppichen ähnlich. Es sind sehr strapazfähige persische Stücke, die von türkischen Nomaden im Sandjan-Gebiet hergestellt werden. Sie sind dicht geknüpft, qualitativ hochwertig, ähnlich den klassischen Bidjar- Teppichen. Ihre Steifheit entsteht durch fest angeklopfte Schussfäden. Der Flor ist aus der Wolle junger Schafe, die Kette aus Baumwolle, das Mittelmedaillon treppenförmig gestaltet; der Flor stammt von der Wolle junger Schafe; kennzeichnend für die Art ist das treppenförmige Mittelmedaillon.

Ghom, Qum oder Kum = mittelpersische Stadt zwischen Isfahan und Teheran, wo exzellente, dichte, feinste Seidenteppiche entstanden sind. Der Name bedeutet „Sand“ oder „Wüste“ und charakterisiert die Lage der Stadt. Ghom ist auch die Bezeichnung einer Kooperation von 20 Workshops in dieser Stadt, die hochwertige Seidenteppiche knüpfen und sie in den letzten Jahren zu einer Hochblüte entwickelt haben. Heute werden „Ghoms“ auch in Zandjan und Maragheh erzeugt, jedoch nicht in derselben hohen Qualität.

Ghorband = in Afghanistan ist das ein Befestigungsband für Tierlasten, das von Beludjen- Knüpfern hergestellt wird.

Ghutschan = iranischer Ort im Osten, in dessen Umgebung kurdische Teppiche hergestellt werden.

Gilim Baf = bedeutet auf Deutsch „wie ein Kelim gefertigt“; bezeichnet die Webkante eines Teppichs (Kilim) als Abschluss.

Gillim = siehe „Kelim“!

Girlande = Teppichmotiv, das durch Bänder verschlungene Blatt- und Blütenranken darstellt.

Gis = persische Bezeichnung für Falten oder Rillen, die in einem nicht ausgeglichen geknüpften professionellen Teppich auftreten.

Gjordes oder Ghiordes oder Gördes = türkische Stadt im gleichnamigen Gebiet im westlichen Kleinasien nordöstlich von Smyrna. Dort ist der Gördes-Knoten entwickelt worden. Das Format dieser Teppiche geht selten über 110 x 160 bis 130 x 220 Zentimeter hinaus. Von 1500 bis 1700 wurden dort die besten Teppiche Kleiasiens geknüpft.

Glanzwäsche = Waschverfahren zur Reinigung importierter Teppiche, bei denen so der Farbglanz der Florwolle verstärkt wird. Eine milde Glanzwäsche verbessert nicht die Qualität der Wolle, sondern die der Teppichfarben.

Glaoua-Teppiche = Händlerbezeichnung für flachgewebte Teppiche aus dem Hohen Atlas in Marokko. Diese haben breite Streifen und Zickzack-Muster aus Schussfäden, wobei einige Muster in Florknoten gearbeitet sind.

Gobelin = Wirkteppich, siehe auch „Tapisserien“. Der Begriff geht auf den französischen Färber Jean Gilles Gobelin zurück, der 1607 in Paris eine einschlägige Manufaktur gegründet hat. Deren Werke zählten zu den besten ihrer Zeit; dadurch wurde es gebräuchlich, alle Tapisserien als „Gobelin“ zu benennen. Die einstige Gobelin-Manufaktur besteht noch heute in Paris.

Gohar- oder Guhar-Teppich = Er ist der älteste armenische Inschriftenteppichs und trägt den Namen seiner Knüpferin. Es handelt sich um einen orientalischen Teppich in Kombination eines Kasim Uschak mit einem Drachenteppich, der 1699 hergestellt worden ist. Die Knüpferin hat ihm eine Widmung an den unbekannten Besitzer eingeknüpft mit der Bitte an ihn, sich bei Gott für ihre Kunstfertigkeit zu bedanken. Dieses mit symmetrischen Knoten hergestellte Stück im Format 5 Fuß, 11 Zoll x 11 Fuß, 6 Zoll ist dank Inschrift in armenischer Unikatschrift alters- und herkunftmäßig konkret gekennzeichnet; seine Feinheit beträgt 49 bis 64 Knoten pro Quadratzoll, das sind 316.000 bis 412.000 Knoten pro Quadratmeter.

Gojo oder Goyo oder Goyül = tibetischer Wandbehang oder Türvorhang.

Goklan oder Göklan = iranisch-turkmenischer Volksstamm, der Teile der Khiva-Oase bewohnte. Er stellte turkmenische Teppiche her, die zum Typ der Yomoud bzw. Tekke zählen. Sie sind im Gebiet zwischen Kaspisee und Xivain in Usbekistan verbreitet sowie in Persien bei Atrak im Süden des Kopet-Dag. Die Teppiche tendieren zur Brücken-Form, tragen achteckige rosa Güls oder hakenbesetzte Rauten in hellem Rot über Braun-Töne bis hin zu Dunkelrot und Violett. Die Teppiche sind glatt mit mittelhohem Flor und haben zwischen

280.000 bis 400.000 persischen Knoten pro Quadratmeter, letzteres bei Seidenstücken.

Göl oder Gol = Stammeszeichen der Turkmenen; in Teppichen identifiziert das jeweilige Göl die Zugehörigkeit des Knüpfers zu einem bestimmten Stamm. Es besteht aus einer Blütenform des markanten Hauptmotivs turkmenischer Nomaden, im Westen werden einschlägige Teppiche meist „Bochara“ genannt. Das Göl wird je nach Zugehörigkeit zu einem Volksstamm farblich und in seiner Gestalt abgewandelt. Die Zahl der horizontal oder vertikal im Feld angeordneten Göls werden von Experten z. B. mit „4 x 4“ bzw. „3 x 3“ angegeben; siehe auch „Gül“.

Gold-Afghan = früher in europäischen Wäschereien – z. B. in Hamburg, London und in der Schweiz -- chemisch gebleichter und in einen Altgoldton umgefärbter Afghan-Teppich mit Ersari-Göl; siehe „Goldwäsche“!

Goldwäsche oder Gold washed = Waschbehandlung afghanischer Teppiche, eine Methode, die 1926 von einem Mitarbeiter der OCM entdeckt worden ist. Mit ihr lassen sich Rottöne in leuchtendes Gold verwandeln; aber nicht immer funktioniert diese Prozedur problemfrei.

Gol e Bobol = persische Bezeichnung für „Rose und Nachtigall“, ein oft abgewandeltes und variiertes klassisches Teppichmotiv.

Gombad-i Qabus = eine turkmenische Marktstadt im nordöstlichen Iran. Sie ist Herkunftsort von Teppichen mit einem Muster, das turkmenische Göls zeigt.

Gomden = tibetisches Meditationskissen.

Gonabad = Stadt im Khorassan im nordöstlichen Iran, eine unbedeutende Quelle von grob geknüpften Teppichen.

Gonbad = Fachausdruck für Moscheekuppelteppiche. Der Begriff kommt aus dem Farsi, wo

„Gonbad“ für „Kuppel“ steht.

Goradis = Stadt im Karabagh-Gebiet im südlichen Kaukasus mit speziellem, winkeligem, kometenhaft geformtem Teppichmotiv, das möglicherweise von einem Boteh abstammt.

Gorban = afghanischer Name für einen Tierhalsschmuck.

Gördes- oder Ghiordes-Knoten = Bezeichnung des türkischen, symmetrischen Knotens, der am häufigsten zur Teppichknüpfung verwendet wird. Der Name kommt von der antiken

türkischen Stadt Gördes, ehemals „Gordium“, bekannt durch den „Gordischen Knoten“, den laut Sage Alexander der Große durchschlagen haben soll. Kommentatoren meinen, es mute wie ein Scherz der Geschichte an, dass der sagenhafte „Ghiordes-Knoten“ in der Teppichkunde seinen Nachfolger gefunden haben soll. In und um die Stadt Gördes sind seit dem 18. Jahrhundert Teppiche hergestellt worden; die frühen Gebetsteppiche aus Gördes zeigen eine kurvilineare Mihrab. Kopien von Gördes-Teppichen wurden später u. a. in Kayseri, Hereke und Bandirma erzeugt.

Gorevan = Stadt in der Umgebung von Heriz im Iran am Fuß der Urts-Bergkette. Dort werden grobe Teppiche geknüpft, die den Heriz aus Täbris ähnlich sind, aber mit meist wuchtigem Zentralmotiv, ergänzt mit kleinen, gelegentlich heftigen Motiven; diese sind mit symmetrischen türkischen Knoten aus handgesponnener Schafwolle, gelegentlich aus Ziegenwolle, geknüpft und naturgefärbt. Sie genießen wenig Ansehen. „Gorevan“ werden oft Teppiche mit Heriz-Muster anderer Herkunft genannt, wenn sie grob geknüpft sind.

Gorgan = auf Altpersisch bedeutet dieser Name „Land der Wölfe“; es ist die Hauptstadt der iranischen Provinz Golestan, 30 Kilometer von der Südküste des Kaspischen Meeres entfernt.

Gotschak = Widderstern, ein Ornament vieler Turkmenenstämme, das aus vier Doppelhörnern besteht.

Gotschanak-Bordüre = eine bei Turkmenenteppichen sehr verbreitete Bordüre, die an den Schmalseiten jeweils aneinandergereihte einzelne Widderhörner trägt.

Grabteppich = siehe „Friedhofs-Teppich“!

Granatapfel = seit dem Ausgang des Mittelalters häufig verwendetes rotes Motiv in orientalischen Teppichen, das als Muster ausgebildet Reichtum und Fruchtbarkeit symbolisiert. Ein auffälliges Ziegelrot von Granatäpfeln im Feld ist charakteristisch für ostturkestanische Teppiche, weniger lebhaft das Rot chinesischer Teppiche und ein etwas düstereres Rot in turkmenischen Teppichen. Die Granatäpfel erscheinen als runde Blüten, oft in einem Spalier von grünen beblätterten Zweigen. Die Schalen des Granatapfels dienen als braunorangegelber natürlicher Farbstoff.

Granatapfelbaumrinde = ergibt einen dunklen Farbstoff zur Färbung von Teppichgarnen.

Grannenhaare = Diese Haare im Fell dienen Tieren als Schutz vor Nässe und mechanischen Einflüssen; zwischen ihnen befinden sich kurze, gekräuselte weiche Wollhaare, diese schützen vor Kälte. Im dünneren Sommerfell überwiegen die Grannenhaare.

Graph oder Naghshe = ein spezielles kariertes Papier, auf das Musterzeichner ihre Teppichentwürfe für Manufakturen auftragen bzw. malen.

Griff = damit ist der haptische Eindruck gemeint, den ein Teppich beim Angreifen, Befühlen, Betasten und Knicken mit den Fingern macht. Er ist ein wichtiger Faktor für die Bewertung der Qualität eines Knüpf- oder Webwerkes. Experten können bisweilen sogar das Alter eines Teppichs „begreifen“. Der Griff offenbart Dichte, Härte, Florqualität und Weichheit des vorliegenden Stückes.

Größenumrechnung = siehe „Umrechnung“!

Grubenwebstuhl = siehe „Pit-Loom“!

Grundgewebe = Knüpfgrund eines Teppichs, demnach die Kette mit Schuss.

gul = aserbaidschanische Eigentumsbezeichnung (Possessivbezeichnung).

Gul = aserbaidschanisch „Rose“ oder „Blume“ (siehe „Gül“!); Bezeichnung für Teppichmotive; „Kilimgulu“ benennt Blumenkompositionen auf Kilims; wird auch als Nalbaki Gul oder Tesht Gulu benannt.

bezeichnet

Gül = dieses persische Wort bedeutet „Rose“ oder „Blume“. Es ist ein achteckiges Muster in turkmenischen Teppichen, jedoch kein Stammeszeichen. Man unterscheidet zwischen Buchara-Güls, Turkmenen-Güls und Afghan-Güls.

Gül Henai = ein Teppichmuster, auf Deutsch übersetzt bedeutet es „Blume des Propheten“. Es bezeichnet ein florales Muster, das vermutlich auf den Hennastrauch (Lawsonia) zurückgeht, andere meinen auf die Gartenbalsamine oder das Springkraut. Das Muster wird vorwiegend in Hamadan und dessen Umgebung angewendet, in schematisierter Form auch bei den Gashgai.

Gül-Jomud oder Gül-Jomut = rautenförmiges Motiv auf Teppichen, die von Jomud-Knüpfern hergestellt wurden; es ist das Stammeszeichen der Jomud.

Gülli-Göl = Stammesornament der Ersari, Salor und Saryq-Turkmenen; jedes Viertel des Göls enthält ein unterschiedliches Kleeblatt-Motiv.

 

Güney = westanatolische Stadt, die Herkunftsort von symmetrisch geknüpften Teppichen mit Baumwoll-Flor auf einem Baumwollgrund ist.

Gyantse oder Gyangze = viertgrößte Stadt Tibets im Süden an der alten Handelsstraße nach Indien im Nyang-Chu-Tal gelegen. Teppiche aus dieser Stadt, die seit dem 19. Jahrhundert erzeugt werden, sind berühmt und geschätzt.

Gyol = sechseckiges Teppichmedaillon in kaukasisch-aserbaidschanischen Schirwan- Teppichen, wo es oft dreimal vertikal im Zentrum zu sehen ist.

 

Haar = Mikroskopisch unterscheidet sich Haar von Wolle, weil Haar in seinem Inneren ein Mark bzw. einen Kern mit einer Zellstruktur hat, die Lufttaschen enthält. In Orientteppiche bringt die Beimischung von Haaren zusätzlichen Glanz ein; eine allzu starke Haarzugabe jedoch vermindert die Qualität eines Teppichs.

Habibian = besonders fein geknüpfte, ältere und teure Art des Nain-Teppichs; der Name geht auf Fatollah Habibi(j)an zurück, der im Dorf Dudeschgh in der Nähe von Nain in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts den neuen Nain-Stil aus der Taufe gehoben hat.

Teppiche dieser Art werden gegenwärtig im gesamten Iran in unterschiedlichster Qualität erzeugt. Bei vielen Nains aus der gleichnamigen Stadt am Rand der großen Wüste oder aus anderen Orten findet man eine Signatur, die oft auch nachträglich eingeknüpft wird, um den Preis zu steigern.

Hadith = mündliche Überlieferung angeblicher Aussprüche des Propheten Mohammed, die sogenannten „Traditionen des Propheten“. Sie ist neben dem Koran eine Hauptquelle der islamischen Religion und gibt frommen Moslems Sitten und Gebräuche vor. Siehe

„Sunniten“!

Hadji Ateshoglu = persischer Teppichdesigner und -händler, der von Täbris nach Keshan kam und zu den prominenten Teppichdynastien des Landes zählt. Die Bezeichnung kommt aus dem Türkischen und bedeutet auf Deutsch „Sohn des Feuers“.

Hadji Djalili = Name einer der berühmtesten Teppich-Manufakturen Persiens in Täbris, doch sie stammt angeblich aus Marand an der türkischen Grenze. Hadji Djalili hat Ende des 19.

Jahrhunderts eine künstlerische Renaissance der Teppichkultur mit der Schöpfung prächtiger und feiner Knüpfwerke meist mit Seide eingeleitet. Er signierte seine Werke und gab ihnen so Exklusivität und Einzigartigkeit; seine Teppiche haben gedämpfte Farben; typisch für sie sind Braun- und Gelbtöne und sie wurden größtenteils in die USA exportiert.

Hadosan = junge emporstrebende türkische Teppichmanufaktur in Ürgüp/Nevsehir.

Haftbala = aus dem Persischen ins Deutsche übersetzt, bedeutet der Name „sieben Seuchen“; damit wird ein Stamm der Pashtunen bezeichnet, der seinen Ursprung in Afghanistan hat, deren Angehörige als Teppichknüpfer bekannt geworden sind.

Haft rang = aus dem Persischen ins Deutsche übersetzt, bedeutet dieser Name „sieben Farben“. So heißen gefärbte Kettfäden, die in Senneh-Teppichen verwendet werden. Sieben Farben werden auch zum Färben von Kettbändern verwendet; ein usbekischer Ikat aus sieben Farben ist hoch geschätzt wegen des sehr komplexen Färbeprozesses. Alte Senneh- Teppiche haben oft verschiedenfarbige Kettfäden, etwa abwechselnd alle sechs Zentimeter.

Haji Hanum = Muster für einen Gebetsteppich, in dem eine Blumenvase den Raum unterhalb der Gebetsnische füllt.

Haken = turkmenisches Teppichmotiv, das vom buddhistischen Hakenkreuz (Swastika) abgeleitet ist. Hakenborten, Hakenbänder oder Hakenleisten, einfache und doppelte Haken sind volkstümliche Ornamente in kaukasischen, anatolischen, turkmenischen, afghanischen und Schiras-Teppichen sowie in jenen der Belutschen.

Hakenkreuz = siehe „Swastika“, eines der ältesten Symbole bzw. Motive der Menschheit.

 

Hakkari = Provinzhauptstadt im südöstlichen Anatolien und Irak, in der Angehörige der Stämme der Hartushi und Herki kurdische Teppiche und Kelims herstellen.

Hali oder Quali = 1.: Dieses türkische Wort bedeutet auf Deutsch „Teppich“. 2.: Diesen Namen trägt auch das vierteljährlich erscheinende Teppich-Fachmagazin aus dem Londoner Verlag Hali Publications Ltd., info@hali.com

Halvai = Name von besonders feinen Bidjar-Teppichen mit großen Mittelmedaillons.

 

Hamadan oder Hamedan = Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Nordwesten des Iran, eine der ältesten persischen Städte (früher Ecbatana), die für ihre meist einfachen Teppiche mit dennoch verschleißfesten Oberflächen bekannt ist. Obwohl in Hamadan nur wenige Teppiche erzeugt werden, ist die Bezeichnung ein Sammelname für Teppiche aus der Umgebung, wie z. B. jene aus Nahawand, Tuiserkan, Malayer, Hosseinabad. Die Muster variieren stark, ihre Wolle ist von hoher Qualität. Hochqualitative Teppich, die direkt in Hamadan geknüpft werden, tragen den Namen Schahr baft (auf Deutsch „in der Stadt geknüpft“), die den Sarouk ähneln. Hamadan-Teppiche sind mit symmetrischen türkischen Knoten geknüpft.

 

Hamadan-Sharbaft = Teppiche, die nach Vorlagen in Hamadan produziert werden und qualitativ den Saruk ähneln.

Hammamlik = kleiner viereckiger Teppich für den Baderaum; dieser heißt auf Türkisch

„hammam“.

Hammerpreis = siehe „Auktion“!

Hamp foundation = Bezeichnung für eine Hanf-Grundlage für Knüpfteppiche.

Hanbel = marokkanische Bezeichnung für „Kelim“. Hanbels sind Bodenbeläge in großer Vielfalt mit meist ausgedehnten, stark gezeichneten Mustern.

Hand = fünffingeriges islamisches Symbol, das meist für Fatima, die Lieblingstochter Mohammeds, steht. Es ist oft in den oberen Ecken von Gebetsteppichen zu finden, wo Gläubige beim vorbeugenden Knieen im Gebet ihre Hände aufstützen. Nach einer anderen Deutung ist die Hand das Symbol für die fünf meistverehrten Personen des schiitischen Islam: Mohammed, Ali, Fatima, Hassan und Hossein bzw. für die fünf Grundsätze des Islam: Glaube, Beten, Pilgertum, Fasten und Almosen-Geben.

Hand Loom = siehe „Handwebstuhl“!

Handtuften = moderne halbmaschinelle Art der Teppichherstellung. Das vorgegebene Muster wird auf ein Kunststoffgitter übertragen, und die Florfäden werden mittels einer Druckluftpistole von hinten her ins Gitter geschossen, einzeln oder gruppenweise, so dass sie auf der Vorderseite herausragen und einen Flor bilden. Dieser muss anschließend durch Auftragen von Klebstoff und ein Netz gefestigt werden, damit das Risiko, dass sich bei der Reinigung des Teppichs das Gefüge löst, verringert wird. Diese Technik wird vielfach in Indien verwendet.

Handwebstuhl oder Trittwebstuhl oder Pit Loom = hand- bzw. fußbetriebene, weitgehend hölzerne Webstühle, die vor allem in indischen oder pakistanischen Bauernhäusern oder Hinterhöfen auf flachem Boden stehen und auf elektrischen Antrieb verzichten. Sie werden vom jeweiligen Knüpfer mit Körperkraft betrieben; durch Treten wird der Webvorgang in Gang gehalten, das Schiffchen mit dem Schussgarn wird händisch durch Schnüre an den Seiten des Webstuhls durch das Webfach geschossen. So floriert die Teppicherzeugung in vielen Entwicklungsländern in entlegenen Gebieten, die über keine moderne Infrastruktur verfügen. Im Jahr 2010 soll es in Indien 2,4 Millionen Handwebstühle gegeben haben, viele mehr als Webmaschinen.

Hanf = Pflanzenfaser, die gröber ist als Flachs und sich nur als Rohmaterial für Stricke und Seilerwaren eignet; wird neuerdings in Nepal und Indien auch für Teppiche verwendet.

Harrania oder Harania = Ortschaft nahe von Kairo in Ägypten, wo Kinder und junge Erwachsene in Handwerksschulen Wandbehänge herstell(t)en. Diese zeigen naive Zeichnungen von Menschen, Tieren, Gebäuden und Straßenszenen.

Harshang = die Bezeichnung leitet sich vom türkischen „kharchang“ ab, was auf Deutsch

„Krebs“ bedeutet. Damit wird ein schildartiges blätterverziertes Krebsmuster bezeichnet, das vor allem in Indo-Herat-Teppichen zur Anwendung kommt; es ist weitgehend in persischen und kaukasischen Teppichen des 18. und 19. Jahrhunderts zu finden.

Harsin = Stadt südlich von Kangvar in der Kermanshah-Provinz im nordwestlichen Iran. Der Name gilt als Bezeichnung für eine umfangreiche Produktion schmaler kurdischer Kelims aus der Umgebung mit exzentrischen Schüssen.

Hartushi = kurdischer Volksstamm aus der Umgebung von Hakkari im nordöstlichen Anatolien; er fertigt Florteppiche und Kelims in klaren Blau- und Rotfarben mit zwei oder drei Schüssen zwischen jeder Knotenreihe.

Harun = iranischer Ort mit früher weitgehend jüdischer Bevölkerung und Produktion gröberer Keschan-Teppiche.

Haschtrud oder Hashtrud = persisch für „acht Flüsse“, eine gebirgige Gegend im nordwestlichen Iran südöstlich von Täbris; dort leben Kurden und Schahsavan, die Teppiche mit stark geometrisierten Formen knüpfen.

Hasir(s) = Ein- bzw. Mehrzahl der vermutlich frühesten Exemplare aserbaidschanischer Teppiche. Es sind pflanzliche Matten, die als Vorläufer von Teppichen gelten; sie waren braungrau und sollten Schutz vor der Bodenfeuchtigkeit bieten. Zu Hasirs zählen laut dem aserbaidschanischen Teppichexperten Latif Karimov z. B. Palas, Kilim Shaddah, Jajim, Zili, Sumakh und Varni. Die frühesten Hasirs wurden in der Region Hasirli gefunden und stammen aus der Zeit um 400 vor Christi Geburt.

Hatschlu oder Hatschly = diese türkische Bezeichnung bedeutet auf Deutsch „Kreuz“; Teppiche dieses Namens sind als Vorhang vor der Tür von Nomadenzelten bestimmt und weisen in ihrer Mitte ein kreuzförmiges Muster auf, das mit dem christlichen Kreuz nichts zu tun hat. Ihr Format liegt zwischen 100 x 125 und 140 x 160 Zentimeter. Sehr häufig ist in Hatschlu-Teppichen das „Y“-Motiv bzw. Tulpenmuster zu finden; Hauptfarbe ist ein freundliches Rot bis Braunrot; siehe „Insikusch“!

Hautelisse = auf senkrechten Handwebstühlen gewirkte Tapisserien; siehe diese.

Hazara oder Hazareh = Stamm der Aimaq-Gruppe im Nordwesten von Afghanistan, der für seine flachgewebten Salztaschen, Satteltaschen und Kelims bekannt ist und zu den schiitischen Muslimen zählt, deshalb oft verfolgt wird.

Hebathi = persisches Teppichmuster, siehe „Gaschgai“.

He-bei oder Hopeh oder Hopei = Provinz im nördlichen China mit der Hauptstadt Tientsin. Von dort kommen zeitgenössische Seidenteppiche; deren Kette ist entweder aus Baumwolle oder Seide, aber die Schüsse sind immer Baumwolle; nebenbei gibt es in dieser Provinz auch Wollteppiche.

Hedschra oder Hidschra = sie fand 622 nach Christus statt; gemeint ist die Flucht bzw. der Auszug von Mohammed von Mekka nach Medina. Die Hedschra markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung, die sich auf das Mondjahr stützt. Das ist für die Umrechnung von Hedschra-Daten in Teppichen auf christliche Jahre bedeutsam. Zur Umrechnung der Hedschra-Jahreszahl (A. H.) in A. D., das ist die christliche Jahreszahl, muss man von der jeweiligen A. H. Jahreszahl drei Prozent abziehen und zum Ergebnis 622 dazuzählen.

Heibe oder Heybe = türkischer Ausdruck für eine geknüpfte Doppeltasche.

Herat = diese Stadt im nordwestlichen Afghanistan, die von Alexander dem Großen gegründet worden ist, einst zur persischen Provinz Khorasan gehörte und heute in Afghanistan liegt, gilt als die Heimat von Teppichen mit Blumenmustern. In Herat war im 14. Jahrhundert das Zentrum der höfischen Kunst des Mongolen-Khans Timur. Wahrscheinlich ist sie der älteste Teppich-Herkunftsort Persiens sowie Handelsplatz für Beludj-Teppiche aus der Umgebung. Herat zählt zu jenen Teppichknüpf-Orten Persiens, wo vor allem Beluch- Teppiche erzeugt und gehandelt werden; sie „Blumenteppiche“!

Herati = nach der afghanischen Stadt Herat benanntes dekoratives Teppich-Motiv, das von einer Rose gebildet wird, um die herum sichelartige Blätter stehen; dieses Muster ist eines der verbreitetsten in Nomaden- wie in Dorf- und Manufaktur-Teppichen.

Hereke = kleine Stadt in der Nordwestecke des Marmarameers, die für hochqualitative türkische Teppiche bekannt ist und einer besonderen Art türkischer Knüpfwerke den Namen gegeben hat. „Harakeh“ bedeutet auf Deutsch „Luxus“. Osmanische Kalifen hatten dort 1843 eine Teppichmanufaktur gegründet, die 1923 unter dem türkischen Reformer Kemal Atatürk in eine staatliche Manufaktur mit angeschlossener Knüpfakademie übergegangen ist. Die Hochblüte der dortigen Knüpfkunst ist Sultan Abdul Medjid zu verdanken. Er ließ 1844 die Hofknüpferei von Kairo nach Hereke zurückverlagern. Hereke-Teppiche erreichten als erste eine Mindestknüpfdichte von 1 Mio Knoten pro Quadratmeter; heute sind 20 Mio Knoten pro Quadratmeter die Spitze. Offiziell dürfen nur die in der staatlichen Manufaktur hergestellten Stücke mit „Hereke“ bezeichnet werden. Im Laufe der Zeit hat sich das Knüpfsignum von Herekes stark gewandelt. In Hereke wurde die Technik von Knüpfstühlen perfektioniert. Die Manufaktur wurde nach dem zweiten Weltkrieg privatisiert. Hereke erzeugt Teppiche in Manufakturen und im Hausfleiß; viele Muster und Motive gehen auf die Osmanen (1226-1909) zurück. Seidenteppiche nach Hereke-Art wurden Ende des 20.

Jahrhunderts auch in der ostchinesischen Provinz Henan sowie in Zhenping, Zhejiang und Schanghai geknüpft, in die Türkei geliefert und dort meist als türkische Ware an Touristen verkauft wird. Einer der dichtest geknüpften bekannten Herekes ist einer mit einer Dichte von 50 mal 50 Knoten pro Quadratzentimeter, das sind 25 Millionen Knoten auf der Fläche von 1000 Quadratzentimetern; dieser Hereke ist allerdings an der linken Kante eingerissen, steht dennoch zum Verkauf. (Siehe „Exner, Herbert“!)

Heriz oder Heris = Wichtiges Teppichknüpfzentrum im Nordwesten des Iran im persischen Aserbaidschan südöstlich von Täbris. Die Stadt gibt den Erzeugnissen des gesamten Knüpfgebiets ihrer Umgebung den Sammelnamen „Heriz“ bzw. „Heris“. Alle Teppiche aus der Umgebung haben dieselben Merkmale in Zeichnung und Knüpfung: Kette und Schuss aus dicker Baumwolle, der Florfaden aus dicker, zweifädiger, robuster Schafwolle. Nur wenige Knüpfwerke dieser Region sind durchgemustert, die Mehrzahl hat ein Medaillon. Dörfer in der Umgebung von Heris mit eigenständiger Knüpfart sind z. B. Bakshayesh, Mehraban, Ahar, Bilverdi, Gharadje, Sharabian, Gorevan. Heriz-Motive werden oft als geometrische Wiedergabe von Täbris-Motiven angesehen; siehe auch „Joraghan“.

Herki = So nennen sich Angehörige des nach den Jaff zweitgrößten Kurdenstammes; sie leben heute zum größten Teil im Irak, weitere Teile im iranischen Kurdistan und in der Türkei; viele sind noch immer Nomaden; sie erzeugen zahlreiche Teppiche und Flachweben mit Sumakh-Strukturen, oft in langgestreckten Formaten.

Herkunftsländer = Man unterscheidet zwischen klassischen und nicht klassischen Herkunftsländern von Teppichen. Klassische sind die Türkei, der Iran, der Kaukasus, Afghanistan, Turkmenistan, Tibet und China. Nicht klassische sind Pakistan, Indien, Nepal, Vietnam, Nordafrika z. B. Marokko, Tunesien, Ägypten, die Balkanländer z. B. Rumänien, Albanien, Ungarn und das einstige Jugoslawien.

Hexagon = sechseckiges (Teppich-)Muster.

Hirsch = wird auf chinesischen Teppichen oft dargestellt. Der Hirsch, auf Chinesisch „lu“, gilt in China als Symbol für reichliches Einkommen und Wohlstand. Im Maul hat er oft ein pilzartiges Kraut, das Unsterblichkeit ausdrückt („Ling dschi tsau“); der Hirsch fungiert in China auch als Sinnbild für langes Leben.

Hirschkilim = persischer Knüpfteppich mit Hirsch bzw. Hirschkuh, der Mitte des 19. Jahrhunderts auch in China nachgemacht wurde; siehe auch „Hirsch“! In der Fachwelt gibt es

neuerdings den englischen Begriff „Crane and deer rug“, auf Deutsch Kranich-und-Hirsch- Teppich“; diesen gab es früher in armenischen Teppichen (Karabagh), nie in iranischen.

Hispano oder Hispano-manresh = Bezeichnung für ältere Teppiche und Teppicharbeiten aus dem maurischen Spanien, besonders wenn ihre Zeichnung Züge der islamisch-maurischen Ornamentik bewahrt.

Hochknüpf- oder Hochwebstuhl = vertikaler Knüpf- oder Webstuhl; der Kettbaum befindet sich oberhalb des Warenbaums. Er wird vor allem beim Knüpfen von Teppichen verwendet, die nach einer Vorlage gefertigt werden. Eine andere Art ist der horizontale Flachknüpf- oder Flachwebstuhl.

Hochlandwolle = im Bergland sind die Haare von Schafen wegen der strengeren und rauheren Witterung dichter, fetter und länger als in Tallagen. Berglandschafe liefern daher bessere Wolle, die weniger schnell brüchig wird und länger ihren Glanz behält, demnach eine höhere Qualität eines Knüpf- oder Webwerkes bewirkt.

Höfische Teppiche oder Hofteppiche = Knüpfwerke, die vorwiegend in persischen höfischen Manufakturen designed und geknüpft wurden. Die Blütezeit höfischer Teppichkunst war zwischen 1524 und 1629. Damals wurden zahlreiche höfische Manufakturen errichtet und neue Muster sowie eine neue Stilrichtung erarbeitet; auch figürliche Motive wurden aus der Buchbinderei, der Kalligraphie und Miniaturmaler in die Teppichkunst übernommen.

Hoher Atlas = Gebirgskette in Zentral-Marokko, wo Berberstämme kleine Teppiche fertigen. Deren dominierende Farben sind Rot, Gold und Orange. Meist wird ein großes Innenfeld mit geometrischen Motiven von schmalen Bordüren umgeben. Zum Einsatz kommen symmetrische Knoten, die über zwei Kettfäden geknüpft werden. Südwestlich des Hohen Atlas liegt nach einer felsigen Hochebene der Antiatlas.

Holbein-Teppiche = antike Teppiche aus Anatolien rund um Konya, die auf Gemälden Hans Holbeins des Jüngeren (1497-1543) zur Betonung der dargestellten Person(en) abgebildet sind und später eifrig nachgeknüpft wurden. Dadurch sind physisch nicht mehr erhaltene Teppiche der Nachwelt erhalten geblieben. (Siehe auch „Lotto-Teppiche“!)

Honar = 2001 geschaffenes Gütesiegel für Teppiche, die von einer Fachjury ausgezeichneten Teppichkollektionen aus handversponnener Gebirgswolle, überwiegend natürlichen Farben, außergewöhnlichen Mustern, in begrenzter Auflage und nach STEP-Zertifizierung entstanden sind. Das Wort ist abgeleitet von Farsi = Kunst.

Horror vacui = lateinischer Ausdruck für die Angst eines Künstlers, eine große einfarbige Fläche ungeschmückt zu lassen.

Hosseinabad = iranisches Dorf, rund 40 Kilometer von Hamadan entfernt; die dort erzeugten Bauernteppiche sind bekannt für ihre kleinen Formate, meist in Läufer- und Brückenform.

Sie werden oft Ferahan genannt, zeigen das Herati Muster und haben eine Feinheit von etwa

140.000 Knoten pro Quadratmeter.

Hotz-Teppiche = 1890 errichteten zwei englische Firmen Teppich-Manufakturen: Ziegler & Co in Karalkapak und Hotz & Son in London. Deren Produkte kamen als „Ziegler-“ bzw.

„Hotz-Teppiche“ in den Handel. Sie ahmen zum Teil das Sultanabad-Muster, zum Teil persische Luxusteppichmuster nach. Siehe auch „Ziegler“!

h. s. = Abkürzung für die islamische Jahreszählung; siehe „Umrechnung“!

Hund, laufender = auf vielen Nomadenteppichen besonders in Bordüren häufig vorkommendes Motiv. Der Hund gilt als Abwehr gegen Diebe, Krankheit und böse Geister.

 

Hyazinthe = eine der drei typischen „ottomanischen Schmuckblumen“, dkie als Teppichmotiv in orientalischen Teppichen erscheinen (siehe „Nelke“!).

 

Hyderabad = Name von zwei großen Städten im Süden Indiens und im Süden Pakistans. In letzterer werden zeitgenössische Teppiche hergestellt.

 

Ibrik = bedeutet auf Deutsch „Wasserkanne“. So wird auch das Knüpfmuster in Gebetteppichen bezeichnet, das von der Mihrab-(Giebel-)Spitze von Gebetteppichen herabhängt und an die vorgeschriebene Waschung des Gläubigen vor dem rituellen Gebet (siehe „Salat“) erinnert.

Igdir = 1.: einst die antike Stadt Tsolakert, jetzt Hauptstadt der osttürkischen Provinz Igdir an der Grenze zu Armenien, nordwestlich des Ararat; 2.: Wohnort eines Turkmenenstammes.

Igsalik = turkmenische Spindeltasche.

IHIB = Abkürzung für „Istanbul Carpet Exporters Association“, die wichtigste Interessenvertretung der türkischen Teppich- und Kelimindustrie und Unterstützerin der Teppichmarke „Türkische Muster“.

Ikat = Webtechnik, bei der das Garn vor seiner Verarbeitung abschnittsweise gefärbt wird; Teile davon können ungefärbt bleiben. Der Begriff kommt aus dem Malaiischen und bedeutet auf Deutsch „abbinden“ bzw. „umwickeln“. Mit dieser Technik werden Streifen erzeugt; so entstehen geometrische Muster, aber auch komplexere Strukturen; es können nicht nur die Kett-, sondern auch die Schussfäden gefärbt werden, was „Doppelikat“ genannt wird. Ikat-Stoffe gibt es z. B. von Usbeken und in Indonesien.

Illyat = allgemeine Bezeichnung für persische Nomadenteppiche.

Ilkaniden = Name eines Khanats, das im 13. Jahrhundert im Südwesten des Mongolenreiches von der Hulagu-Dynastie begründet worden ist; es umfasste den Iran, Aserbaidschan sowie zentrale und östliche Territorien der heutigen Türkei.

Imrali = im Zuchthaus der türkischen Insel Imrali gefertigte Teppiche.

Imreli = turkestanischer Stamm, dessen Name von Eimur, einem Unterstamm der Saloren, kommt. Den Imreli werden seit 1980 eigenständige Teppiche zugeschrieben; das ist allerdings umstritten; es gibt dort keine Teppichproduktion mehr.

Inalu = Dorf im nordwestlichen Iran; Name eines Unterstamms der Schahsavan.

Incescu oder Incesu = Stadt und Landkreis in der zentralanatolischen Provinz Kayseri; auch Handelsbezeichnung für zentralanatolische Teppiche in langen Formaten aus der Umgebung von Kayseri; sie haben vielfache geometrische Medaillons mit gelben Umrahmungen, roten Feldern und an allen Enden Schürzen bzw. Fahnen, die flach gewebt oder geknüpft sind.

Indien = Der südasiatische Subkontinent Indien ist nach China das zweit- bevölkerungsreichste Land der Erde und hat 2021 rund 7,5 Prozent Anteil am Weltwirtschaftsprodukt, knapp halb so viel wie die USA. Gegenwärtig ist es der weltweit der mengenmäßig größte Erzeuger handgefertigter Teppiche und Flachweben. Die große Zeit der

antiken qualitativen indischen Teppichproduktion war allerdings in der Mogulzeit zwischen 1526 und 1740.

Indigo = tiefblauer pflanzlicher Naturfarbstoff besonders aus Indien, der dort auch Anil oder Nil genannt wird. Die Pflanze scheidet erst durch Gärung blaue Flocken ab. Das natürliche und das chemisch erzeugte Indigo haben dieselbe Zusammensetzung.

indische Teppiche = Die Teppichknüpfkunst Nordindiens kam durch die Mogulen von Persien dorthin. Um 1880 haben amerikanische und europäische Großhändler, allen voran OCM in London, Teppichmanufakturen in Amritsar und Agra gegründet. Mit zunehmendem Wohlstand im Westen schossen in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Indien Teppichmanufakturen wie Pilze aus dem Boden. Die Qualität der breiten Produktpalette war anfangs teilweise inferior; es wurden alle Stilrichtungen Persiens und der Türkei übernommen. Heute wendet sich die indische Teppichproduktion den „neuen Modernen“ zu. Besonders in Bhadohi und der Umgebung von Varanasi, dem ehemaligen Benares, existieren gegenwärtig viele Teppicherzeuger. Das Dreieck Agra, Jaipur und Bhadohi wird als

„Bermudadreieck des Teppichs“ bezeichnet. Indien ist zur Zeit der größte Teppicherzeuger der Erde.

indische Tibeter = Teppiche, die in tibetischen Flüchtlingslagern in Indien nach Vorbild tibetischer Originale geknüpft werden. (Siehe auch „Tibet-Teppiche“, „Nepal-Tibeter“!)

Indjelas = siehe „Endjelas“!

Inschriften-Teppiche = In vielen Orientteppichen sind eingeknüpfte Inschriften zu finden. Sie enthalten, meist in Kartuschen, Suren aus dem Koran oder der Hadith, Heiligennamen, Namen oder/und ein Signum des Knüpfers, den Namen des Bestellers, Segenssprüche für den Besitzer oder Zitate berühmter Dichter oder Schriftsteller, manchmal nur den Herkunftsort. Viele Inschriften sind groß und klar, manche versteckt, manche fast unleserlich, weil lediglich eine Nachknüpfung von Vorlagen, die der Knüpfer ohne Kenntnis der Originalschrift nachgeäfft hat. Manche Teppiche enthalten religiöse Inschriften und zugleich ein Signum des Knüpfers. Manchmal werden Teppichinschriften gespiegelt wiederholt, so dass sie dem Teppich ein optisches Gleichgewicht geben. Besonders viele Inschriften findet man in armenischen Teppichen und solchen aus der Stadt Hereke.

Teppichinschriften sind in Arabisch, Türkisch, Kufi, armenischer Unikatsprache oder im Nastaligh-Stil; manche Kalligrafien sind schwer lesbar; siehe auch „Gohar-Teppich“!

Insikusch = feingliedriges Teppichornament auf Feldern von Tekke-Ensis. Es hat die Form eines Y und trägt an seinen oberen Enden zwei Ansätze, die Hörnern oder Vogelköpfen ähneln; siehe „Hatschlu“!

Ipek = türkisches Wort für „Seide“.

Ipekli = Ausdruck für Teppiche mit seidig glänzendem Flor, die jedoch mit merzerisierter Baumwolle gefertigt wurden.

Irak = vorderasiatische Republik zwischen Türkei, Syrien, Jordanien, Saudi-Arabien und Kuwait mit weitgehend islamischer Bevölkerung und sehr wenigen Christen. Die Knüpfteppich-affinen Gebiete des Landes liegen im Norden; Kelims werden rund um die Stadt Hai im Süden des Landes hergestellt.

Iran, bis 1936 Persien = das Land ist die 25-größte Volkswirtschaft der Erde; nach Einwohnern – gegenwärtig rund 83 Millionen -- das 19-größte Land der Erde. Es verfügt über die weltweit größten Lager an Rohöl- und Erdgas und besitzt hohes wirtschaftliches

Zukunftspotential. Der Staat beherrscht mehr als die Hälfte der Volkswirtschaft; diese und das Sozialkapital schrumpfen seit Jahren, die Währung verliert international stetig an Kaufkraft. Seit der Revolution 1979 nennt es sich islamische Republik Iran. Neben bzw. nach dem Kaukasus ist sie das älteste Land der Erde, das bis heute durchgehend die Teppichkultur bis heute pflegt. Persien ist bei der Entwicklung innovativer naturalistischer Teppichdesigns, der Kombination von Motiven zu phantasievollen Mustern sowie bei der Entwicklung aufsehenerregender Farben in der optischen Wirkung von Teppichen weltführend, doch seit der Iranischen Revolution auf den Teppichmärkten modisch im Rückzug begriffen. Zur überschaubareren Strukturierung des persischen Teppichschaffens wird meist folgende Einteilung getroffen: der Nordwesten mit dem Zentrum Täbris, Mittelpersien mit den Zentren Kaschan, Isfahan und Dschuschegan, Südpersien mit dem Zentrum Kirman, Ostpersien mit den Zentren Herat und Maschad.

 

Isfahan = persische Großstadt an der Kreuzung der alten iranischen Handelsstraßen von Ost nach West und vom Süden nach Norden. Sie ist Hauptstadt der gleichnamigen iranischen Provinz, die schon lange eine führende Rolle im Handel persischer Knüpfwerke und Weben spielt. Sie ist seit dem 17. Jahrhundert Namensgeberin für sehr feine handgeknüpfte persische Teppiche mit Motiven aus der Ära der Safawiden. Die Dichte der Teppiche, die von floralen Madaillons und/oder Tierbildern dominiert und teilweise oder ganz aus Seide hergestellt werden, steigerte sich in den vergangenen Jahrzehnten auf mehr als eine Million Knoten pro Quadratmeter. Teppiche aus Isfahan haben bis zu fünf Bordüren, weiters Nebenbordüren. Diese halten sich farblich oft in einer Gegenfarbe zum Fond. Bis 1800 war Isfahan die Hauptstadt Persiens.

 

Islam = religiöse Bewegung aus dem Arabien des 7. Jahrhunderts nach Christus. So wird die Lehre Allahs, die vom Propheten Mohammed den Menschen übermittelt wurde, genannt; das arabische Wort bedeutet auf Deutsch „Hingebung“ oder „Unterwerfung“ und weist auf die strengen Regeln des Koran hin, der als Grundlage der islamischen Kultur gilt.

 

Islamische Zeitrechnung = siehe „A. H.“!

 

Isparta = türkische Stadt in Südwest-Anatolien; dort befindet sich ein großes kommerzielles Finishing-Zentrum und ein großer Markt für Teppiche aus der Region Denizli, Afyon und weit darüber hinaus; die Muster sind Kopien verschiedener türkischer und persischer Teppiche.

 

Istanbul = ehemals Konstantinopel bzw. Byzanz; eine türkische Großstadt am Bosporus, einem Meeresarm, der Europa und Asien trennt; wichtiger Herkunfts- und Handelsplatz von Teppichen; die einzige Stadt der Erde, die auf zwei Kontinenten liegt bzw. verbindet.

Izmir = türkische Handelsstadt, ehemals Smyrna genannt. Sie liegt an der Westküste Anatoliens am Ägäischen Meer; frühere Teppiche der Stadt, die mit Wolle gefertigt worden waren, und spätere Teppiche mit Baumwolle, zeigen große florale Muster; gegenwärtig werden dort keine Teppiche mehr produziert; die Stadt fungiert nur noch als Sammel- und Handelsplatz für Teppiche.

Izmit = das frühere Nikomedia, eine türkische Stadt in der Provinz Kocaeli am Marmarameer inmitten hoher Berge und Zentrum der Provinz Kocaeli.

Jabuye = tibetische Sitzmatte oder Kopfkissen.

Jacquard, Joseph Marie = Erfinder der automatischen Jacquard-Webmaschine, ein mechanisches Mustersteuerungssystem für gemusterte Webteppiche; Joseph-Marie Jacquard war Sohn eines Webers, der mit dem von ihm 1825 erfundenen System die Webstuhltechnik entscheidend weiterentwickelt hat.

Jaff = siehe „Djaff“!

Jahaz = aus Schaf-, Baumwolle oder Ziegenhaar gefertigter aserbaidschanischer Kopfschmuck für Kamele, der oben mit Muscheln, Spiegeln oder winzigen Glocken geschmückt, unten mit buntfarbigen Quasten behängt ist; das sollte der Abwehr des „bösen Blicks“ dienen.

Jaipur = Stadt im nördlichen Zentralindien in der wollproduzierenden Provinz Rajastahn gelegen; hier begann Mitte des 19. Jahrhunderts die Teppicherzeugung in Gefängnissen; sie waren meist Kopien von Mughal-Mustern, die aus der Zeit der Mogul-Dynastie in Indien stammten; diese Dynastie war im 15. Jahrhundert aus der Mongolei nach Indien vorgedrungen (siehe „Mogul-Teppiche“). Heute werden in Jaipur die unterschiedlichsten Teppiche hergestellt, vom traditionellen bis zum hypermodernsten, und das in großen Mengen.

Jagdteppich = seltene, exquisite Knüpfprodukte persischer Werkstätten des 16. Jahrhunderts, die im Umkreis safawidischer Hofhaltungen entstanden sind und Produkte luxuriöser höfischer Geschmäcker waren. Die Teppichmuster ähneln jener der Buchmalerei und zeigen in Feld und Wald galoppierende Jäger, gehetztes Wild, tanzende Engel, Huris die Getränke in luxuriösen Bechern reichen, Musikanten spielen auf Lauten und Tamburins. Der schönste, beste und größte erhaltene Jagdteppich ist im Museum für Angewandte Kunst (MAK) in Wien ausgestellt.

Jajim = siehe „Dschadschim“!

Jaipur = Hauptstadt des gleichnamigen indischen Staates, heute neben Bhadohi und Agra das indische Zentrum vieler Teppichmanufakturen.

Jalameh = siehe „Yalameh“!

Japan = In Japan sind zwar seit dem 16. Jahrhundert Teppiche gewebt und geknüpft worden, aber sie kamen nur selten in den Handel und werden nicht zu den Orientteppichen gerechnet. Die Werkmaterialien sind kaum Schaf- oder Baumwolle, eher Hanf und Jute; sie sind zumeist schlechte Nachahmungen europäischer oder asiatischer Vorbilder.

Jarkent oder Yarkent = Provinz und Stadt in Ostturkestan, früher ein Hauptsammelplatz für ostturkestanische Teppiche, die teils in Wolle, teils in Seide ausgeführt sind.

Jawalakhel = Stadt in Nepal, wo tibetische Flüchtlinge zeitgenössische Teppiche auf Baumwollgrundlage herstellen. In Nepal wurden auf Initiative europäischer Länder gezielt Flüchtlingscamps für tibetische Teppichknüpfer gegründet, um ihnen Arbeit zu geben.

Jijim = siehe „Dschidschim“!

Jofti- oder Djofti- oder Jufti-Knoten = siehe „Dschufti-Knoten“! Jolam oder Jollami oder Jolami oder Yolami = siehe „Yolami“! Jollar = siehe „Djollar“!

Jomoud oder Jomud oder Jomut = turkmenische Stammesverbände zwischen dem Ostufer des Kaspischen Meeres und dem Unterlauf des Amurdarja-Flusses; auch Bezeichnung für Turkmenenteppiche aus diesem Gebiet mit den Hauptfarben rotviolett bis kastanienbraun, manchmal mit hellgrundigem Fond, 2000 bis 3000 persische Knoten je Quadratdezimeter. Die Jomoud sind einer der fünf turkmenischen Hauptstämme.

jomudische Göklen oder Goklan = Turkmenenstamm, der vorwiegend im iranischen Grenzgebiet wohnt und seine Teppiche über iranische Orte, z. B. über Gorgan oder Gonbad- i-Kabus, vermarktet.

Joraghan = nordwestpersische Bezeichnung für mindere Qualität von Heris-Teppichen; siehe

„Heris“!

Josan oder Jozan = siehe „Djozan“!

Joshaghan oder Joshegan oder Dschouschegan = alter Ort und Provinz mit Teppichproduktion, die vom 18. bis ins 20. Jahrhundert schöne Teppiche gefertigt haben. Die Stadt wurde mehrfach von Erdbeben zerstört. Heute wird der Name zur Charakterisierung von Teppichmustern verwendet, die den alten Stücken der Stadt verwandt sind. In den Mustern der Stücke überwiegen Dschouschegan-Palmetten; die Teppiche sind dicht und fest geknüpft.

Joval = siehe „Tschowal“!

Jozan = siehe „Djozan“!

jüdisch-israelische Teppiche = Ein Gutteil jüdisch-israelischer Teppiche ist außerhalb des geografisch so definierten Gebietes entstanden, obwohl es mehrmals Versuche gegeben hat, eine eigenständige Teppichkultur aufzubauen. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dazu in Jerusalem die Bezalel-Kunstschule etabliert. Ihr Name leitet sich vom Namen des biblischen Schöpfers der Arche Noah und der heiligen Lade für den Auszug der Israeliten aus Ägypten ab. Die Marvadiah-Teppichwerkstätte in Jerusalem fertigte von 1906 bis 1931 Teppiche mit jüdischen und Art-Nouveau-Motiven. Seit 1997 gibt es keine jüdisch- hebräische Teppicherzeugung mehr. Alte klassische israelische Teppiche sind teuer und kaum aufzutreiben.

 

Jufti-Knoten = siehe „Dschufti“!

Jurte oder Yurte = Rundzelt der Turkmenen; im Türkischen bedeutet das Wort „Yurte“ so viel wie „Heimat“, im Turkmenischen „Haus“ (= öy), auf Russisch „Kibitka“.

Jute = Naturfaser, die aus dem Stengel von Bast- und Sisalpflanzen gewonnen wird, die in südasiatischen Feuchtgebieten wie dem Ganges-Delta oder Bangladesch wachsen und vor Ort verwendet werden. Jute ist biologisch abbaubar, hat einen goldseidigen Glanz, ist gut färbbar, aber fäulnisanfällig; sie wird als Füllstoff der Wolle zugemischt und auch in der Teppicherzeugung eingesetzt; bei französischen Savonnerien waren im 17. Jahrhundert Kette und Schuss oft aus Jute.

Juval = siehe „Tschowal“.

Juwel des Mohammed = achtstrahliger Stern jüdischen Ursprungs, der als Symbol der Göttlichkeit gilt; gelegentlich wird dieses Motiv auch als „Stern des Salomo“ bezeichnet.

Kaaba = Würfelförmiges steinernes Gebäude in Mekka, Saudi-Arabien, das als spirituelles Zentrum des Islam fungiert. Ein verehrter Meteoritenstein ist in die Mauer der Kaaba eingefügt. Deren obere Hälfte ist mit einem schwarzen Tuch verhüllt; ein goldbesticktes Band mit kalligraphischer Schrift läuft um es herum. Die Kaaba ist gelegentlich in Gebetteppiche als schmückendes Motiv eingeknüpft.

Kabistan oder Cabistan = seit Ende des 19. Jahrhunderts verwendete umstrittene, aus dem Gebrauch gekommene Handelsbezeichnung für feine kaukasische Teppiche; es gibt jedoch keinen geografischen Ort dieses Namens. Es handelte sich um Teppiche, die der Musterung von Kuba-, Schirwan- oder Gendsche-Teppichen nahekamen, dicht geknüpft waren und glänzenden Flor hatten.

Kabul = Hauptstadt von Afghanistan. Bevor die Russen Afghanistan besetzten, war der Basar dieser Stadt die wichtigste Herkunftsstelle für neue afghanische Teppiche sowie für künstlich gealterte turkmenische Stücke. Heute ist Kabul, neben dem Norden Afghanistans, ein wichtiger Produktionsort afghanischer Teppiche. Tadschiken und Hazara sind die hauptsächlichen Knüpfer. Afghanische Teppiche zählen seit Ende des 20. Jahrhunderts zu Favoriten des zeitgenössischen Teppichhandels.

Kabutrahang oder Kabutarhan = Ort nördlich von Hamadan im nordwestlichen Iran, wo große Teppiche hergestellt werden; diese haben einen Schussfaden auf Baumwollgrund und sind grob mit symmetrischen Knoten geknüpft; die Muster stehen meist auf rotem Grund mit einem Medaillon und verstreuten floralen Zweigen oder rautenförmigen Motiven auf kamelfarbigem Grund.

Kadife = Bezeichnung nach dem arabischen Ausdruck „qatifa“ für Samt, Name für frühe ottomanische Seidensamtgewebe.

Kadscharen = persische Dynastie 1786-1919.

Kafsade = Teppich mit Medaillon und Spiegelmuster.

Kagizman = kurdischer Ort und Landkreis in der Provinz Karsim im Nordosten der Türkei in der Nähe von Kars in Ostanatolien; eine erdbebenreiche Gegend mit Teppichproduktion. Dort entstehen Teppiche mit modifizierten kaukasischen Mustern und leuchtenden Farben auf Wollgrund, die längliche Formate haben.

Kaimuri = ein Blumenmuster, das von Knüpfern in den indischen Kaimur-Hügeln südlich von Benares hergestellt wird. Dieses stammt von Ferahan in Persien ab.

Kairener Teppiche = siehe „Mamlukenteppiche“!

Kairouan = Stadt im Norden von Zentraltunesien; dort wurden im frühen 19. Jahrhundert vor allem Gebetsteppiche mit einander entgegengesetzten Gebetsnischen hergestellt. Die Flächen in den Mihrabs sind rot; manche Teppiche haben kufische Bordüren. Spätere Kairouan-Teppiche wurden mit naturfarbiger Schafwolle in Abstufungen von Schwarz, Grau, Braun, Gelbbraun und Weiß geknüpft.

Kaitag = Bezeichnung textiler Kunstwerke die in einem Gebirgsmassiv und Küstenstreifen zwischen dem Schwarzen und dem Südwestufer des Kaspischen Meer in der Kaukasus- Provinz Daghestan hergestellt werden. Diese Region lag früher zwischen dem Russischen und dem Persischen Reich. Dort wurden zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert ungewöhnlich designte gestickte Nadelarbeiten nach bodenständigen Vorbildern teils aus Wolle, teils aus Seide lediglich für den Eigengebrauch in Heimarbeit gefertigt. Unter der

sowjetischen Herrschaft im Kaukasus wurde diese Produktion unterdrückt. Die Kaitags sind eine der 33 unterschiedlichen Ethnien, die im Umkreis der Stadt Derbent, früher al-Bab, ein zurückgezogenes Leben führen. Die lebhaften Designs und Farben der Sticktücher, die die Frauen der Kaitags im Hausfleiß fertigten, vereinigen zoroastrische, byzantinische, fatimidische, mongolische, timuridische, mamlukische, chinesische, ottomanische und keltische Traditionen einer multireligiösen Bergbevölkerung. Weitere gestalterische Einflüsse dieser gestickten Tücher brachte ihre einstige Verwendung bei rituellen Festen im Rahmen von Hochzeiten, Geburten und Begräbnissen ein. Kaitags werden von rechteckigen Felder und lebhaft gefärbten Seidenstoffen beherrscht. Wissenschafter sehen in den Kreationen der Kaitags eine enge Verwandtschaft mit den Ornamenten, die den ältesten physisch erhaltenen Knüpfteppich der Erde, der Pazyryk, sowie die bestickten Filzvorhänge, die in seinem Eisgrab im Altai-Gebirge vorgefunden worden sind, beherrschen.

 

Kalgan = Stadt in China; ihr Name ist das mongolische Wort für „Schlagbaum“, es bezeichnet einen Durchlass durch die chinesische Mauer und ist eine Hauptsammelstelle für chinesische Teppiche.

Kalif = geistliche und weltliche Führer des Islam; siehe diesen.

Kalligraphie = Schönschreibekunst, die besonders intensiv im Orient gepflegt wird, weil bildliche Darstellungen von Personen im Islam zumeist verboten waren und sind. Ihre Hochblüte erlebte sie zur Gründung des Islam; sie wurde als die wichtigste künstlerische Ausdrucksform betrachtet. Die arabische Kalligraphie wurde aus der Nabatacan Schrift entwickelt, einer Familie von semitischen Schriftformen, die von den alten Phöniziern an die Griechen und letztlich ins lateinische Alphabet übertragen worden ist.

Kalpak = bedeutet auf Deutsch „Hut“ oder „Mütze“ und ist der Name eines Kirgisenstammes; es gibt Teppiche mit dem Namen „Kara Kalpak“

Kamelwolle = kälteschützendes Knüpfgut für Teppiche, aber weniger elastisch als Schafwolle, schwer zu färben und mottenempfindlich; es wird nur für kamelbraune Knüpfstellen z. B. in Hamadan und Sarab verwendet.

Kamm = ein Motiv besonders auf Gebetsteppichen, das den frommen Islami auf das Gebot der Waschung und Reinlichkeit vor dem täglichen rituellen Gebet erinnert; demselben Zweck dient die gelegentliche Darstellung einer Wasserkanne.

Kamseh = siehe „Chamseh“.

Kangal = türkische Stadt in Zentral-Anatolien südöstlich von Sivas, wo sogenannte Yastiks, kleine anatolische Polster- oder Kissen-Oberflächen, gefertigt werden.

Kante oder Teppichkante = oft auch „Shirazi“ genannt; bezeichnet die Langseiten von Knüpf- und Webwerken. Sie werden vor dem Ausfasern bzw. in ihrer Haltbarkeit durch Umschlingen mit Wolle, manchmal auch mit Ziegenhaar gesichert. Öfter werden an der Rückseite des Teppichs entlang den Seitenrändern etwa 4 Zentimeter breite Bänder – früher aus Leder, heute aus Plastik – angenäht, um das Einrollen zu verhindern. Siehe „Salband“!

Kap = turkmenische Bezeichnung für jegliche Art von turkmenischer Tasche.

Kapan = kurdische Bezeichnung für Kameldecken, die oft mit Quasten versehen sind.

Kapun(n)uk = geknüpfte eckige, ungewöhnliche Form einer Dekoration für die Innenseite von turkmenischen Nomadenzelttüren oder Bauernhütten; sie haben oft in der Mitte und

immer an den Enden Quasten; früher waren sie vor allem beim Stamm der Tekke gebräuchlich; „Kapu“ bedeutet auf Deutsch „Türe“.

Karabagh = Gebirgslandschaft im russischen Aserbaidschan im Kaukasus, eine Enklave, die zu den ältesten Teppich-herstellenden Regionen im Kaukasus gilt. „Kara“ bedeutet „dunkel“, das Azeri-Wort „bagh“ bedeutet auf Deutsch „Garten“; gemeint ist die Darstellung eines Gartens in einer schwarzerdigen Landschaft auf einem Teppich; Karabagh ist ein Gebiet mit alter Knüpftradition. Die Hauptstadt ist das teppichknüpfende Shusha. Die Karabagh- Teppiche zählen in ihren Maßen zu den größten Kaukasen; häufige Muster dieser Stücke sind Sunburst oder Eagle Kazaks, Cloudband, Kasim Uschak, Lampa oder Herati.

Karadagh oder Qaradagh = auf Deutsch „schwarzes Gebirge“, eine Gegend im persischen Aserbeidschan; auch Sammelname von Teppichen aus der Gegend südlich des Atrak und der kaukasischen Provinz Karabagh. Es sind Knüpfwerke von Bauern, Viehzüchtern und Nomaden, ländlich-schlichte, großzügig gezeichnete, strapazierfähige Teppiche mit glänzender Wolle, die die Schafe der Region liefern; mittelhoher Flor und 1000 bis 1800 türkische Knoten pro Quadratzoll, also 60.000 bis 1.200/m².

Karadj = Stadt im iranischen Aserbaidschan, etwa 30 Kilometer westlich von Teheran.

Karadja oder Karaja = 1.: oft falsch gebrauchter Ausdruck für „Gharadjeh“. 2.: Bezeichnung von Teppichen aus Nordwestpersien mit kaukasischem Einfluss, eine Heriz-Art.

Karagaschli = Dorf südlich von Derbend im Kaukasus; Teppiche dieses Ortes aus dem 19. Jahrhundert werden der Kuba-Art zugeordnet und haben Muster, die aus gezähnten Vierecken bestehen, die man als geometrisierte Palmetten bezeichnen kann. Es handelt sich um kleine Teppiche, die eine Dichte von 90.000 Knoten pro Quadratmeter haben.

Karageceli = westtürkische Volksstämmedie östlich von Bergama siedeln. Kara ist türkisch und bedeutet auf Deutsch „schwarz“, „Keceli“ bedeutet „Ziege“.

Karagöz oder Karagös = dieser türkische Ausdruck bedeutet auf Deutsch „Schwarzäugiger“; gemeint ist damit ein sesshaft gewordener Nomadenstamm aus dem Gebiet zwischen Hamadan und Bidjar. „Karagös“ bedeutet in der Türkei auch das, was in Europa als Kasperl, eine Lustspielfigur bezeichnet wird.

Karahisar = 1.: Bezeichnung für Teppiche, die in Afyon (auf Deutsch = „Opium“), einem Ort im westlichen Zentralanatolien, einer ehemaligen Seldschukenstadt, gefertigt werden. 2.: Kleinstadt im Landkreis Tavas in der türkischen Textilprovinz Denizli.

Karakoyunlu = teppichherstellender nomadisierender Yürükenstamm im Zentraltaurus in Anatolien; auf Deutsch bedeutet der Name „schwarzes Schaf“.

Karakul = ursprünglich asiatische Schafrasse, deren Fließfarbe zwischen Schwarz, Grau, Gelbbraun und Braun variiert. Hochwertige Gegenstände aus Karakul werden aus der Haut neu- oder ungeborener Karakul-Lämmer gefertigt. Der Name bedeutet auf Deutsch

„schwarzer Sklave“.

Karaman oder Karamanli = türkischer Name einer Fettschwanz-Schafrasse, benannt nach einer Stadt im südlichen Zentralanatolien. Dort werden unter anderem Knüpfteppiche angefertigt, doch die Stadt ist vor allem wegen der in der Umgebung gewebten Kelims bekannt; die „Karamani“ werden nach der Schlitzkelim-Technik hergestellt. Karaman ist auch eine veraltete europäische Bezeichnung für türkische Kelims im Allgemeinen.

Karaover = Bezeichnung für eine Sonderart von Milas-Teppichen mit Feldern, die aus einzelnen vertikalen, schmalen oder vielfach vertikalen schmalen Fächern bestehen.

Karapinar = auf Deutsch bedeutet dieser türkische Dorfname „schwarze Quelle“. Der Ort liegt im Süden von Zentralanatolien, südlich von Konya; antike Teppiche dieses Namens werden wegen ihres hohen Flors geschätzt.

Karatschi = Großstadt im südlichen Pakistan. Dort werden vor allem Fabriksteppiche hergestellt, die meist turkmenische Muster kopieren.

Karatschoph = Dorf im Südwest-Kaukasus. Die dort hergestellten Teppiche zählen zur Gruppe der Kasaks, die Tier-Abstraktionen in klarer Zeichnung, aber mit sparsamer Ornamentik zeigen.

Kardieren = Verfahren, um Wolle durch Kämmen und Waschen spinnfähig zu machen; dabei wird die Wolle durch eine Reihe von Metallzähnen, eine sogenannten Kardätsche, gezogen. Von Hand kardierte Wolle wird oft als „handversponnen“ bezeichnet.

Kargarhi = feste, preisgünstige afghanische Teppiche mit unterschiedlicher geometrischer Musterung; „Kargar“ bedeutet „Arbeiter“.

Karhane oder Kar-Chaneh = zentralpersischer Ausdruck für „Werkstatt“ zur Herstellung von Teppichen und anderen Kunstgegenständen. Das Farsi-Wort „Kar“ = bedeutet „Arbeit“,

„Chaneh“ auf Deutsch „Haus“. Solche Manufakturen wurden während der Herrschaft von Schah Abbas I. mit dem Ziel einer industriellen Staatsmanufaktur zusammengefasst, die im Dienst des Hofes stand. Die Muster wurden von professionellen Designern entworfen. Die Arbeiter waren sozial gesichert; sie bezogen Krankengeld und im Alter eine Pension. Derzeit gibt es im Iran und in der Türkei nur wenige Teppichmanufakturen; die meisten Teppiche werden dort im Hausfleiß gefertigt.

Karimov, Latif = bekannter aserbaidschanischer Staatskünstler und Teppichdesigner (siehe

„Ganja-Gruppe“!)

Kars = Stadt im nordöstlichen Anatolien nahe der Grenze zum Kaukasus; die dort hergestellten Teppiche haben modifizierte kaukasische Muster, sind nur aus Wolle, grob geknüpft und sowohl in ihrer Struktur als auch in ihrer Musterung den Kazaks ähnlich. In den letzten Jahrzehnten vor 2000 kamen große Mengen dieser Teppichart auf den Markt. Heute ist diese Produktion fast zum Erliegen gekommen.

Karton = im Zusammenhang mit Teppichen bedeutet dieser Begriff ein Knüpfmuster, das mit allen Einzelheiten auf einen Karton gezeichnet oder geklebt wurde und nach dem der/die Knüpfer(in) ein kompliziertes Muster herstellen kann. Jedes kleine Quadrat, das auf dem Karton vorgezeichnet ist, entspricht einem Knoten; auch dessen Farbe ist vorgezeichnet.

Kartusche = Ausdruck der Ornamentenkunde; gemeint ist ein ovaler, medaillonförmiger oder eckiger Ornamentrahmen mit eigener Verzierung, die bei Teppichen z. B. fromme Inschriften, Herkunftsbezeichnungen oder Knüpferzeichen enthalten. Kommt oft in Bordüren vor, wo sie sich mit anderen Motiven abwechseln.

Kasachstan = zentralsiatisches Binnenland, einstige Sowjetrepublik zwischen dem Kaspischen Meer und dem Altai-Gebirge, erstreckt sich bis China und Russland, liegt nördlich von Usbekistan und hat sich zur größten und reichsten Wirtschaftsmacht Zentralasiens entwickelt. Die Teppichwirtschaft ist vernachlässigbar; es dominieren Schwer-, Erdöl- und Erdgasindustrie.

Kasak oder Kazak = bekanntester unter den kaukasischen Teppichen, die von Kasaken, Kurden und Armeniern bis etwa 1930 in den schwer zugänglichen Bergen des Kleinen Kaukasus im Hausfleiß geknüpft wurdenViele kaukasische Teppicharten wie Karabagh, Ghendje und andere werden unter diesem Namen angeboten. Heute ist diese Art von Teppichen eine der beliebtesten von Afghanistan.

Kashan = bedeutendes Teppichzentrum in Zentralpersien; es gilt als Zentrum der Seidenindustrie und des Kunstgewerbes. Im 16. Jahrhundert wurden in Kashan vier Gruppen von Teppichen gefertigt: a) Floralteppiche mit vierblättrigen Mittelmedaillons und Eckzwickeln; b) ähnliche Teppiche mit Tierkampfszenen; c) Teppiche mit Tiermustern, einzeln oder gruppenweise angeordnet; d) Floralteppiche mit vierblättrigem Mittelmedaillon, die mit einem Band eingefasst sind. Der Jagdteppich im Wiener MAK ist ein Kashan-Spitzenerzeugnis. Kashans werden als konservativste aller iranischen Teppiche gesehen; sie sind in Sinäknoten gemacht; das Grundgewebe ist aus Baumwolle, bei Seidenkashans aus Seid ist der feine blaue Schussfaden auf der Rückseite kaum zu sehen, der Flor ist bei älteren Stücken niedrig, seit etwa einem Jahrhundert höher. Diese Machart wird bis in die jüngere Zeit konsequent beibehalten.

Kashan Dabir-Sanayeh = persischer Meisterknüpfer, dessen Schöpfungen sich durch Farbwahl und Designs deutlich von üblichen Kashans unterscheiden.

Kashan-Medaillon = Zentralmedaillons, wie es in Kashan-Teppichen verwendet wird. Es ist wie ein Diamant oder ein zugespitztes Oval geformt, das auch gelappt oder gezahnt sein kann. Es ist mit Blumenmotiven gefüllt und hat oben und unten immer einige Anhängsel.

Kaschgar oder Kaxgar = Stadt im Westen Ostturkestans im Tarimbecken, nahe der Grenze zu Kirgisien. Dort wurden im 18. Jahrhundert perfekte Seidenteppiche mit Gold- und Silberstickereien erzeugt. Diese ähneln den Erzeugnissen aus Khotan und Samarkand. Heute ist Kaschgar ein Sammelplatz für Nomadenteppiche aus den Wüsten und Gebirgen des uigurischen autonomen Gebiets, in welchen oft der turkmenische Grundcharakter der Knüpfwerke zutage tritt; heute gibt es von dort keine Nomadenteppiche mehr.

Kaschkai = siehe „Gaschgai“.

Kaschkuli oder Qashguli = turksprachige Stämme in den Wüsten des Südwestens des Iran. Sie sind einer der fünf Stämme der Khamseh-Konföderation („chamseh“ = „fünf“). Ihre Teppiche und Kelims gehören zu den feinsten dieser Art. Die Schüsse sind meist rot gefärbt.

Kaschmar = Stadt der gleichnamigen Provinz im Osten des Iran in Khorassan, rund 200 km südlich von Mesched, nicht mit der indischen Provinz Kaschmir zu verwechseln. Die Stadt ist für ihre Safran-Produktion und handgeknüpften Teppiche bekannt. Heute ist sie auf für grobe Teppiche in Nain-Art bekannt.

Kaschmir = 1.: nördlichster Teil Indiens im Grenzgebiet zu Pakistan; ein Land im Himalaya mit weitgehend muslimischer Bevölkerung und der Lebensraum der bergangepassten Kaschmir- Ziege, deren feines Haar zu Schals und anderen Qualitätstextilien verarbeitet wird. Das Gebiet stand bis 1947 unter britischer Verwaltung und ist seither Zankapfel zwischen Pakistan und Indien. Heute kommen aus dieser Region die weltbekannten Kaschmir- Teppiche mit Seidenflor, aber auch aus Kunstseide. Kette und Schuss sind aus Baumwolle.

Die gebräuchlichste Qualität hat rund 500.000 Knoten pro Quadratmeter. 2.: Bezeichnung sehr feiner Teppiche, die mit Wolle aus Kaschmir vor allem im 18. und 19. Jahrhundert erzeugt und oft mit dem Boteh-Motiv dekoriert wurden. Zeitgenössische Kaschmir Teppiche werden meist auf Baumwollgrund geknüpft, und in der besseren Machart haben sie

Feinheiten von 160 bis 320 Knoten pro Quadratzoll, das sind 250.000 bis 500.000 Knoten pro Quadratmeter. Heute sind die Hauptprodukte von dort Seidenteppiche, die in großen Mengen nach Europa exportiert werden; sie haben meist Baumwolle als Kette und Schuss.

Kaschmir-Ziege = Bergziegenart, die originär in Kaschmir im Himalaya-Gebiet vorkommt. Die Unterwolle dieser Ziege mit der Bezeichnung „Pashmina“ ist sehr fein und seidig; ihre Fasern sind runder als jene von Schafwolle und laufen spitz zu. Heute werden Kaschmir-Ziegen auch in Australien, China, im Iran und in der Mongolei gezüchtet; siehe „Pashmina“!

Kashkuli = siehe „Gashkuli“!

Kasim-Uschak = Muster kaukasischer Teppiche des 19. Jahrhunderts aus dem Karabagh- Gebiet, die von Blumen- und Drachenteppichen stammen. In diesen Mustern wird eine große gezahnte Raute von vier hakenbesetzten Klammern umschlossen.

 

Kassettenornamentierung = rechtwinkelig aufgeteiltes Innenfeld eines Teppichs mit ähnlicher Ornamentierung der einzelnen Rechteckfelder.

 

Katababandlik = siehe „Ketebes“!

Kathmandu = Hauptstadt von Nepal und Herkunftsort von Knüpfteppichen, die von geflüchteten Tibetern dort gefertigt worden sind. Siehe „Nepal“!

Katt, Jan = zeitgenössischer deutscher Teppich- und Textildesigner aus Bochum im Ruhrgebiet, der sich bemüht, dem überkommenen Design des Orientteppichs durch moderne Motive, Muster und Farbkombinationen ein frischeres Image zu geben; er kreiert für diese Stücke auch neue Namen. Seine Teppiche lässt Katt in Nepal, Indien, Thailand oder Marokko herstellen.

Katum = tibetischer Säulenteppich.

Kaudani = Stamm der Beludjen im Ostiran und in West-Afghanistan.

Kaukasus = eine der fünf großen Knüpfregionen von Orientteppichen der Erde, an einer engen gebirgigen Völkerwanderungspforte zwischen Asien und Europa gelegen, die zur Entwicklung einer erstaunlichen Vielfalt von attraktiven Teppich-Motiven und -Mustern führten. Der Kaukasus bildet eine Landbrücke zwischen Europa und Asien; er umfasst etwa

400.000 Quadratkilometer Fläche zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer; er ist vermutlich das früheste Herkunftsland orientalischer Knüpftextilien. Alle Muster und Motive kaukasischer Teppiche zeigen kräftige Farben und eine geometrische (rektilineare) Zeichnung. Die meisten kaukasischen Teppiche bestehen aus Wolle und dienten dem eigenen Gebrauch. Sie sind das Ergebnis einer jahrhundertelangen nomadischen handwerklichen Tradition, wie sie in dieser Region entstanden ist. Bis etwa 1930 hat es noch Dorfteppiche gegeben, später gute, aber seelenlose Manufakturteppiche; seit etwa 1990 ist diese Produktion erloschen.

Kavak = hinter diesem Stadtnamen aus dem östlichen Zentral-Anatolien, südwestlich von Sivas gelegen, steckt der türkische Ausdruck für „Pappel“ („poplar“); dort werden Gebetsteppiche mit gestuften Mihrabs hergestellt.

Kavkas = türkische bzw. persische Bezeichnung für den Kaukasus.

Kayseri oder Kayserie = Name des einstigen Caesarea, einer türkischen Stadt mit starken römischen Befestigungen, an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen im Zentrum Anatoliens gelegen. Die Stadt ist einer der wichtigsten Herkunftsorte großformatiger Wolle-Baumwolle-

oder Seiden-Teppiche mit Flor aus Schafwolle oder Seide. In der Stadt wurden und werden Manufaktur-Teppiche in floraler Musterung ähnlich jenen aus Täbris mit überwiegender Verwendung von Seide aus Bursa hergestellt. Bis 2000 kamen von dort Saphs (siehe diese) mit Flor aus merzerisierter Baumwolle, „flosh“ genannt, oder Kunstseide.

 

kbA = Abkürzung von „kontrollierter biologischer Anbau“ von Baumwolle. Bei kbA ist beim Anbau die Verwendung chemischer Düngemittel, Entlaubungsmittel und synthetischer Pestizide verboten. kbA-Baumwolle hat daher ein geringes Allergiepotential und ist hautschonend. kbA wird von unabhängigen Instituten überwacht und zertifiziert jährlich den Bio-Anbau von Baumwolle. Bei kbA-Baumwolle muss der Anbauboden drei Jahre lang ohne Chemie genutzt worden sein, außerdem der Anbau in Mischkultur und Fruchtfolge erfolgen.

 

Kelardascht oder Kalardasht = iranisches Tal in der Elburs-Bergkette nordwestlich von Teheran; dortige Teppiche haben große rote Medaillons mit dem Memling-Gül und getreppten oder weißen Konturen.

 

Kelim oder Kilim oder Ghileem = gewebter Teppich, eine der vielen Arten von Flachweben, älter als der Knüpfteppich. Er ist das Ergebnis eines Webvorganges, bei welchem die Schüsse musterbildend nur über den Bereich des vorgesehenen Musters eingetragen und an dessen Grenzen umgedreht und zurückgeführt werden. Je nach Art der Musterumkehr werden Schlitzkelims von den einfach und mehrfach verhängten und den sogenannten verlaufenden Kelims unterschieden. Der Name kommt aus dem Türkischen und bedeutete früher nur

„Gebetsteppich“. Fälschlich werden oft alle Arten von Flachweben „Kelim“ genannt. Ursprünglich wurden sie nur für den Eigengebrauch als Brautgaben, Raumteiler, Abdeckungen, Torvorhänge oder Transportverpackungen hergestellt. Sie entstanden in Nomadensiedlungen oder Dorfgemeinschaften. Später wurden Kelims von fast allen orientalischen Völkern gewoben. Am feinsten und weichsten sind Senneh-Kelims, als schönste gelten kaukasische.

 

Kelimlik = bedeutet auf Deutsch „wie ein kleiner Kelim“; es ist die Bezeichnung für breitgewebte Abschlußborten an Knüpfteppichen.

 

Kelleh = persische Größenbezeichnung für lange, schmale Teppiche von etwa 350 x 150 Zentimetern. Der Name kommt von der persischen Bezeichnung für „Hauptteppich“, der unter mehreren anderen Teppichen im Raum ganz oben quer liegt. Die Bezeichnung bezieht sich auf die überlieferte Teppichanordnung in orientalischen Ländern, wo in Palästen und luxuriösen Wohnungen vier Teppiche so arrangiert werden, dass oben quer ein Kelleh liegt, in der Mitte ein breiterer Ghali mit je einem schmäleren Begleitteppich links und rechts.

 

Kenareh = bedeutet auf Persisch und Türkisch „Saum“ oder „Rand“ und bedeutet einen normalen schmalen Läufer, der auf Deutsch „Galerie“ genannt wird.

 

Kendirli-Kula = Doppelnischen-Teppich aus Kula, meist mit unregelmäßigen Schüssen, gelegentlich auch aus Jute, die auf der Rückseite solcher Teppiche ausgeprägte horizontale Rippen verursachen.

Kepse-Gül = Motiv des turkmenischen Jomud-Stammes in Form von langgestreckten Ankern, die in den Strahlenbündeln des Göl enthalten sind; in dessen Mitte steht ein Achteck.

Kerki = 1.: von Armenien umgebenes aserbaidschanisches Dorf an der Straße M3 zwischen Jerewan und Südostarmenien, das von Armeniern besetzt ist. 2.: eine Stadt am Amu-Darja in Turkmenien, ein Sammelplatz für Turkmenenteppiche, besonders der turkmenischen Afghanen, der Kisil-Ajaks, der Kara-Kalpaken und der Ersari-Turkmenen.

Kerman oder Kirman = Stadt und Provinz im südöstlichen Iran. Dort wurden seit der safawidischen Ära Teppiche hergestellt. Im frühen 19. Jahrhundert wurde Kerman bekannt durch die Herstellung handgewebter Schals. Die große Zeit der Teppichproduktion begann dort um 1890; in den frühen neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die meisten Kerman-Teppiche in die USA exportiert. Diese waren auf Baumwollgrund geknüpft mit drei Schüssen zwischen jeder Knotenreihe. Die Feinheit lag zwischen 300.000 und

500.000 Knoten pro Quadratmeter. Die Muster waren komplizierte Blumenarrangements; es gibt Medaillonteppiche, Gebetsteppiche und karierte Muster und eine breite Farbenpalette. Bekannte zeitgenössische Teppichdesigner in Kerman sind z. B. Arjomand, Sefaresh oder Golam Hussein.

Kermanschah = Stadt und Distrikt im westlichen Iran an der Straße zwischen Hamadan und Bagdad, derzeit Bakhtaran genannt; sie ist ein Markt für Schafwolle und Herkunftsort von kurdischen Dorfteppichen mit symmetrischen Knoten mit einer Feinheit von bis zu 500.000 Knoten pro Quadratmeter.

Kermes oder Kermesrot = siehe „Lac“ und „Cochenille“.

Ketebes = aserbaidschanischer Ausdruck für „Kartusche“. Üblicherweise wird er für das Mittelfeld eines Teppichs bzw. für dessen Medaillon verwendet. Die Teppichbezeichnung “Katababandlik“ verweist auf „Ketebes“ als einschlägiges Gestaltungselement; siehe dieses!

Kette = die gespannten Garne auf dem Knüpfstuhl, durch welche das Knüpfgarn geschlungen und zu einzelnen Knoten befestigt wird. Oberhalb der Knoten und quer zur Kette wird, nachdem die gesamte Breite der Kette mit Knoten versehen ist, der Schuss gezogen und mit einem Kamm (Daragh) auf den Knoten festgeschlagen. Die Fransen eines Teppichs sind die verlängerte Kette, die mit einer vorbestimmten Länge abgeschnitten werden. Die Länge der Fransen ist individuell und hat nichts mit dem Wert des jeweiligen Objekts zu tun.

Keun & Co = österreichische Teppichgesellschaft, die Ende des 19. Jahrhunderts in der Region von Uschak in der Türkei eine Teppicherzeugung mit 80 Mitarbeitern aufgezogen hat.

Khaden = tibetischer Sitz- und Schlafteppich.

Khagangma = Sitzmatte bzw. textiler Rücken von Stuhlsitzen, die auf einem anderen Teppich oder Gebetsteppich in tibetischen Klöstern platziert sind.

Khal Mohammadi = mittlere Qualität afghanischer Teppiche, die der Händler „Hadji Mohammadi aus Kundus vor mehreren Jahrzehnten ins Leben gerufen hat.

Khal Mohammadi Belgique = aus importierter europäischer Wolle, meist aus Belgien, geknüpfte Teppiche, die deren Flor einen extremen Glanz verleiht.

Khalik oder Chalik = U-förmige bzw. rechteckige turkmenische Webe mit dreieckigen Enden und Anhängseln, die sowohl als Kamelschmuck oder als Vorhang vor einer Brautsänfte bei einer Hochzeit verwendet wird; stammt meist vom Stamm der „Tekke“.

Khampa-Dzong = wichtiger tibetischer Teppich-Erzeugungsort.

Khamseh = 1.: Gebiet im nordwestlichen Iran, südlich von Zanjan, woher kleine, wenig qualitative Teppiche stammen. 2.: Stammeskonföderation im südwestlichen Iran, siehe

„Chamseh“.

Khatai = aserbaidschanischer Teppich aus dem17. Jahrhundert. Es handelt sich um eine der Varianten von Ajdahali Teppichen (siehe diese!), deren Name „Drache“ bedeutet.

Drachenmotive waren/sind für Turkvölker charakteristisch; sie zählen auch zu den ältesten Teppichmotiven in Aserbaidschan; dort werden sie oft mit Namen eines jener Stämme kombiniert, die zu den ältesten des Landes zählen.

Khatchli oder Katchli oder Hatschlu = siehe „Hatschlu“!

Khiva = Stadt und Distrikt im russischen Turkestan, südlich des Aral-Sees, ehemals ein unabhängiges Khanat; im 19. Jahrhundert Sammel- und Versandort für turkmenische Teppiche; rund um Khiva siedeln Youmud-Turkmenen. Sie stehen teilweise unter kaukasischem Einfluss mit ihren Ornamenten aus Blättern, Ranken, Tieren und geometrischen Mustern. Khiva-Teppiche werden auch als Kisilayak bezeichnet.

Khod rang = auf Persisch bedeutet das „Naturfarbe“; damit werden Teppiche bezeichnet, die nur mit Naturwolle hergestellt sind. Gemeint sind damit auch jene Teppiche, die vor allem in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in der Chahar-Mahal-Region Persiens geknüpft worden sind.

Khoja Roshnai = Bezeichnung für die feinsten afghanischen Teppiche mit eher dunkler Farbgebung.

Khurjun = aus zwei Teilen bestehende aserbaidschanische Sattel- oder Reisetasche.

Kordschin = siehe „Chordschin“!

Khorrassan oder Khoros(s)an = eine der größten persischen Provinzen im äußersten Nordosten des Landes mit viel Schafzucht und Safrananbau; oft missbrauchter Herkunftsname von Teppichen.

Khorramabad = Marktzentrum in Luristan im südwestlichen Iran.

Khotan, Hetien oder Hotien = Stadt in Ostturkestan in China sowie Name einer Teppichart, die dort hergestellt wurde; das hat schon im siebenten Jahrhundert stattgefunden. 1870 sollen von dieser Stadt und ihrer Umgebung aus rund 5.000 Teppiche pro Jahr exportiert worden sein. Khotan gilt als Herkunftsort der meisten turkestanischen Medaillonteppiche; die Teppiche von dort haben stets eine Baumwoll-Grundstruktur. Frühe Teppiche von dort haben zumeist drei Wollfäden als Schuss zwischen jeder Knotenreihe; manche Khotan- Teppiche aus dem 18. und 19. Jahrhundert wurden mit metallischen Garnen hergestellt; spätere Khotan-Teppiche haben Baumwoll-Grundstrukturen; die Wollteppiche wurden mit Dichten von 40 bis 100 asymmetrischen Knoten pro Quadratzoll geknüpft, Seidenteppiche mit Dichten bis zu 200 Knoten.

Khoylivan oder Choylivan = Grenzstadt in der Provinz West-Aserbaidschan nördlich von Urmia auf der Seidenstraße.

Khusistan oder Susiana = ein von Turkmenen, Luren und Bachtiaren bewohntes Gebiet.

Khyrsek = grobgeknüpfte Teppiche aus Hamadan, die zottig wirken. Der Name bedeutet

„junger Bär“.

Kibitka = teilweise in Knüpf- und teilweise in Flachwebtechnik gefertigtes Band; diente turkmenischen Nomaden als Schmuck in ihren runden Jurten bzw. Wohnzelten; siehe

„Jurte“!

Kibla oder Quibla = siehe „Ghable“!

Kif = persische Bezeichnung für eine Börse oder kleine Tasche.

Kilin oder Kilim = altpersisches Tiermotiv, ein Löwe oder eine Hirschkuh, das aus der chinesischen Kunst stammen soll; andere meinen, China habe das Tiermotiv später von Persien übernommen; siehe „Kelim“.

Kilimgulu = siehe „Gul“!

Kinderteppiche = Man unterscheidet moderne Spielteppiche für Kinderzimmer von preiswerten Knüpfteppichen, die unmündige Kinder in fernöstlichen Werkstätten anfertig(t)en. Gegen letztere argumentieren Non-Profit-Organisationen, die Kinderarbeit an Teppichen beseitigen möchten.

Kirgisen = mittelasiatisches Volk, teilweise noch nomadisch lebend, das Teppiche knüpft. Sie leben nördlich von Tadschikistan, das im Osten an Chinesisch-Turkestan grenzt. Die Teppiche von dort sind von geringer Qualität, oft fehlt es an Farb- und Design-Harmonie.

Kirmanschah = Stadt am Kerne-Fluss südwestlich von Hamadan. Die dortigen Teppiche sind vornehmlich in Blau oder Rot, seltener in Creme/Elfenbein gehalten; im Mittelteil steht meist ein großes Medaillon, oval oder ein in die Länge gezogenes Viereck.

Kirsehir = türkische Stadt mit Teppichproduktion in der gleichnamigen Provinz in Zentralanatolien gelegen, gut 150 Kilometer südöstlich von Ankara. Teppiche von dort wurden großteils durch die Bezeichnung Mecidi-Kirsehir bekannt. Diese wird auf Sultan Abdül Mecid (1839-1861) zurückgeführt, unter dem französische Einflüsse auf osmanische Knüpfwerke gestalterisch stark gewirkt haben. Aus Kirsehir sind unterschiedliche Teppichtypen bekannt.

Kis oder Kiz = 1.: Präfix aus dem Türkischen, übersetzt bedeutet es „Mädchen“ oder „Braut“.

2.: Bezeichnung für von einer Braut mit großer Sorgfalt geknüpfte Teppiche als Aussteuer für den künftigen Bräutigam, z. B. Kis-Gördes, Kis-Bergama oder Kis-Kelim; im Handel wird diese Vorsilbe oft für besondere Qualität, nicht für die Herkunft des Stücks vergeben. Z. B. ist „Kis- Kilim“ ein gewebter Kelim, der von einem Mädchen für ihren Bräutigam angefertigt wurde.

Kis-Ghiordes = so werden in der Türkei kleinformatige Teppiche genannt, die als Brautgeschenke dienen.

Kizil = 1.: türkisches Wort für „rot“; 2.: Name eines Ortes im östlichen Turkestan; 3.: archäologische Stätte, wo im 15. und 16. Jahrhundert Florteppiche entstanden, die erst 1913 als Fragment gefunden worden sind. Die Stücke weisen Knoten auf, die auf einen einzelnen Kettfaden geknüpft sind, wobei beide Fadenenden an derselben Seite des Kettfadens herausragen.

Kizil Ayak oder Kizil Ajak = 1.: türkischer Ausdruck für „roter Fuß“; das türkische Wort „kizil“ bedeutet „rot“. 2.: turkmenischer Stamm, der als Untergliederung der Ersari gilt; aufgrund der großen Ähnlichkeit ihrer Struktur und Muster ist es oft schwer, Kizil-Ajak-Teppiche von den Weben von Chub Bash zu unterscheiden. Das große Gul der Kizil Ajak ist das Tauk Noska (auf Türkisch „Kücken-Motiv-Gul“), ein turkmenisches Motiv, das von den Kizil Ayak-, Ersari-, Arabachi-, Yomoud- und Chodor-Stämmen verwendet wird; dieses Gul schließt zwei kleine

Tiere in jedem Viertel; in frühen Versionen hat das Tier zwei Köpfe; sein Ursprung wird auf die alten Luristani im elften Jahrhundert zurückgeführt, ein alte Sippe, die eine iranische Sprache verwendete und im Zagros-Gebirge im südwestlichen Persien gelebt hat. Das kleine Gul der Kizil Ajak ist das chemche (= Löffel oder Schöpfkelle); es zählt zu den Guls in turkomanischen Teppichen, besteht aus einem geviertelten Diamanten und hat oft acht radiale Arme. Kizil-Ajak-Teppiche haben asymmetrische Knoten, die nach rechts offen sind.

Kleinasien = gebirgiges Gebiet im Süden des Schwarzen Meeres, im Westen und Süden vom Mittelmeer begrenzt, bildet es politisch den Hauptteil der asiatischen Türkei. Seine Bevölkerung ist eine Mischung von Griechen, Kurden, Turkmenen, Armeniern, Israeliten und europäischen Minderheiten. Es hat in alten Zeiten Geschichte geschrieben, denn hier gab es namhafte griechische und persische Kultur- und Religionszentren, z. B. Pergamon, christliche Apostel durchwanderten es und es entstanden die berühmten westanatolischen (Anatolien =

„Land der aufgehenden Sonne“) Teppichkreationen; hier entstand der zweite wichtige Teppichknoten, genannt Gördes- oder Senneh-Knoten.

 

Knoten = Schlinge über mehrere Fäden, der kleinster Bestandteil eines Teppichflors, der aus Wolle, Baumwolle oder Seide sein kann; Florfäden werden in unterschiedlichen Arten um Kettfäden geschlungen; siehe „Knüpfen“, „persischer“, „türkischer“ oder „spanischer Knoten“.

Knotenzahl = Ein nach einer Vorlage geknüpfter Teppich wird um so fester und damit um so wertvoller, je dichter und fester die Knoten geknüpft werden, je dichter die Kettfäden nebeneinander liegen, je feiner diese Kettfäden sind, je feiner die Schussfäden sind und je feiner die Knüpfwolle ist, desto mehr Knoten sind auf einer Flächeneinheit, z. B. einem Quadratzentimeter oder einem Quadratmeter, unterzubringen. Je mehr Knoten je Maßeinheit, desto feiner ist der Teppich, aber auch umso länger ist die dazu erforderliche Arbeitszeit. Die Knotenzahl entscheidet bei einem nach einer Vorlage geknüpften Teppich über seine Feinheit, seine Qualität und seinen Marktwert. Bei Nomadenteppichen ist die Knotenzahl und damit die Feinheit zumeist kein Kriterium für seinen Wert.

Knoten zählen = Um die Zahl der Knoten – genau genommen sind es Schlingen – eines Knüpfteppichs zu bestimmen, bedarf es hoher Genauigkeit und ein gutes Auge: Man steckt mit Nadeln auf der Rückseite des Teppichs 10 Zentimeter in vertikaler und in horizontaler Richtung ab, zählt die Knoten zwischen diesen Punkten, multipliziert beide Werte und nimmt sie mal 100. Das Ergebnis ist die Zahl der Knoten pro Quadratmeter.

Knüpfdichte oder Feinheit = die Zahl der Knoten je Quadratmeter oder Quadratdezimeter oder Quadratzentimeter oder Quadratzoll oder Quadratfuß. Um die unterschiedlichen Messgrößen Zoll bzw. Fuß bzw. Zentimeter in die jeweils andere berechnen zu können, muss man Folgendes wissen: Ein Quadratzoll ist 0,092903 Quadratmeter; ein Quadratzoll sind 6,4516 Quadratzentimeter. Ein Quadratfuß sind 929,03 Quadratzentimeter oder 0,09 Quadratmeter; z. B. sind 300.000 Knoten pro Quadratmeter 194 Knoten pro Quadratzoll.

Knüpfeinstellung = Festlegen der vom Knüpfer beabsichtigten Knotendichte für einen Teppich vor dessen Herstellung; damit wird die Feinheit der Knüpfung vorausbestimmt.

Knüpfen = ist die händische Haupttätigkeit bei der Teppicherzeugung an Knüpf- oder Webstühlen. Das Knüpfen erfolgt meist durch Frauen, in Ausnahmefällen auch durch Männer; siehe „baft“. Teppiche werden in der Regel von unten nach oben geknüpft. Es gibt verschiedene Arten des Knüpfens. (Siehe „türkischer“, „persischer“, „Dschufti-Knoten“!)

Durch die vertikal gespannten und geteilten Kettfäden werden über einer fertiggestellten Knotenreihe horizontale Schussfäden geschossen.

Knüpfleistung = Zahl der Knoten, die ein(e) Knüpfer(in) pro Stunde zuwege bringt. Diese Leistung hängt von der Feinheit des Teppichs und von der Professionalität der Knüpferin/des Knüpfers ab. Gute KnüpferInnen benötigen pro Knoten 3 Sekunden, mittelbegabte 10, Anfänger etwa 15 Sekunden. Teppichmanufakturen rechnen mit einer durchschnittlichen Leistung von etwa 7.000 Knoten pro Tag und KnüpferIn.

Knüpfmeister = diese Berufsbezeichnung entspricht dem europäischen Werkmeister als Leiter von zwei bis drei Knüpfstühlen in Teppichmanufakturen. Er ist in Manufakturen für die sorgfältige Ausführung der vorgegebenen Muster verantwortlich, verwaltet das Knüpfmaterial und entlohnt meist die ihm unterstellten Knüpfer.

Knüpfstuhl = auf Persisch „Dasgha“; eine technische Vorrichtung zum Knüpfen von Teppichen, die sich aus anfänglich einfachen rechteckigen, primitiven, hölzernen, leicht transportierbaren Geräten der Nomaden mit waagrechter, später mit aufrechter Stellung zur Produktion anspruchsvollerer textiler Kunstwerke entwickelt haben (siehe „Hereke“); Knüpfstühle haben immer eine Vorrichtung, die gerade von ungeraden Kettfäden beim Eintragen der Schussfäden trennt, so dass ein festes Grundgewebe zum Anbringen von Florknoten entsteht. Siehe „Webstuhl“! Nomaden- und teilweise Dorfteppiche sind waagrecht, höfische Teppiche, die nach Vorlagen geknüpft werden, und teilweise Dorfteppiche werden auf senkrechten Knüpfstühlen gefertigt.

Knüpfteppich = er entsteht durch Umschlingen von Florfäden über zwei oder auch mehrere Kettfäden. Die nach außen stehenden Enden dieser Fäden bilden gemeinsam den Flor.

Kocak oder Kotschach = Widderhorn, ein häufig als Motiv verwendetes Ornament in turkmenischen und ostkaukasischen Teppichen. Siehe auch „Tachte Schirwan“!

Kochenille = Name einer Schildlausart, die vor allem in Mexiko und Indien lebt und nach Trocknung fein gemahlen einen karminroten Farbstoff liefert, der seit 1770 u. a. für die Rotfärbung von Knüpfgarn herangezogen wird.

Köhlerteppich oder Demirci Kula = so werden im Handel Teppiche aus Kula genannt, die eine besonders dunkle Farben haben. Der Name kommt vom türkischen „Demir“ für „Eisen“.

Kohna Guba = Name einer aserbaidschanischen Teppichart, die zur Guba-Gruppe zählt;

„kohna“ kommt vom farsischen Wort, das auf Deutsch „alt“ bedeutet.

Kolonnen-Ladik = Handelsbezeichnung für anatolische Gebetsteppiche des 17. und 18. Jahrhunderts, bei welchen die Gebetsnische durch Säulen bzw. durch Säulenpaare unterteilt ist. Siehe auch „Ladik“!

Kolyai = kurdischer Stamm, der im Gebiet von Sonqur, 50 Meilen von Hamadan entfernt, im nordwestlichen Iran lebt. Neue Teppiche von dort haben einen Baumwollgrund, ältere einen Wollgrund sowie einen einzigen Schussfaden; die Farben sind hell.

Kommerzware = im Fachhandel inoffiziell gebräuchliche Bezeichnung für in Massen hergestellte Teppiche, welchen dadurch die Ursprünglichkeit und Ästhetik von Spitzenteppichen fehlt.

Konaghend oder Konagkend = Stadt etwa 20 Meilen südlich von Kuba im nordöstlichen Kaukasus gelegen; heute ohne Teppichproduktion.

konfuzianische Symbole = siehe „taoistische Symbole“!

Konya = ehemaliges Ikonium, die ehemalige Residenz der Seldschuken; heute Provinzhauptstadt im südwestlichen Anatolien, Standort der Seldschuken-Universität. Die Umgebung der Stadt ist reich an Schafzucht. Dem nahe Ikonium befindlichen Mevlana- Kloster ist ein Museum angeschlossen, das viele antike türkische Teppiche besitzt. Konya bzw. Mevlana ist ein bedeutender Wallfahrtsort für islamische Gläubige. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert wurden dort Teppiche in seldschukischer Strenge, meist in leuchtend gelbroten Farben erzeugt; ihre Dichte beträgt 10.000 bis 14.000 Knoten pro Quadratmeter. Bis um 1900 kamen aus Konya große Mengen von Mustern von Dorf- und Nomadenteppichen, die in unterschiedlichster Qualität auf Bestellung gefertigt wurden.

Konya-Kavak = Kavak ist ein teppicherzeugender Ort nahe von Konya. Dort entstanden helle, einfache, attraktive Knüpfwerke mit asymmetrischen Bordürenstreifen und symmetrischen Varianten von Blütenmustern.

Koran oder Quran = auf Deutsch „Lehre“, die Bibel der islamischen Welt. Sie enthält in 114 Suren (= „Zeilen“ oder „Hauptstücke“) mit 6.206 Sätzen das vom Propheten Mohammed verkündete Wort Gottes, das für gläubige Islamis als unfehlbar gilt. Der Koran wurde unter Kalif Omar (644 bis 656 nach Christus) nach dem Tod Mohammeds in der heutigen Form festgelegt. Um die Lebensführung von Islamis zu ordnen, wird der Koran durch nicht kanonisierte Mitteilungen Mohammeds, die Hadith, eine mündliche Lehre, ergänzt.

Kordi = so werden im Osten des Iran kurdische Knüpf- und Webarbeiten bezeichnet, die in Persien, wahrscheinlich in der Region nordöstlich von Meshed, hergestellt worden sind. Im

18. Jahrhundert sind vom Schah westpersische Kurden in den Nordosten des Iran umgesiedelt worden, um die dortigen Grenzgebiete gegen die Turkmenen zu verteidigen. Im Lauf der Zeit entstand eine spezielle Teppichart. Kordi ist zum Sammelbegriff für iranische Teppiche geworden, die von Kurden im Osten des Iran angefertigt werden Der Ruf dieser Teppiche ist sehr gut, ihre Komposition schön, ihre Haltbarkeit groß.

Kordschin oder Khordjin = siehe „Chordschin“!

Kork = persischer Ausdruck für „feinste Wolle“ vom Hals und Nacken von bis zu sechs Monate alten Schafen. Im Iran werden oft bessere Teppiche als „Kork“ bezeichnet; die Begriffe „Kork“ und “Korkwolle“ sind deckungsgleich.

Korkwolle = eines der besonders oft verwendeten Attribute für die Wolle feiner Teppiche, vielfach zu Unrecht. Es gibt keine verifizierten Angaben über die wirkliche Qualität der Wolle. Oft wird behauptet, dass es sich um besonders feine Ziegenwolle handle.

korrodiert = chemisch angegriffene bzw. zerstörte Florteile z. B. eines Teppichs aufgrund färbechemischer Beeinträchtigung im Laufe der Zeit; siehe „Farbenfraß“! Besonders die schwarze bzw. dunkelbraune Farbe im Knüpfgarn, die beim Einsatz von Naturfarben mit Galläpfeln erzielt wird, unterliegt einer natürlichen Oxidierung; dadurch zeigen alte Teppiche, bei welchen diese Farben verwendet worden sind, meist eine veränderte Farbe und eine reliefartige Wirkung im Flor.

Kotschak = siehe „Kocak“!

Kozak = 1.: türkischer Ausdruck für „Kieferzapfen“; 2.: Stadt in Westanatolien; die kleinen Teppiche, die dort erzeugt werden, sind aus Wolle und haben gestreifte Kelim-Enden; dazu werden helle Farben verwendet mit Mustern, die an den Zentralkaukasus erinnern.

Krapp = lateinisch „rubia tinctorum“, ein rotfärbender Stoff; er wird aus den Wurzeln der Färberröte gewonnen, einer krautartigen Pflanze, die im Orient weit verbreitet wächst und

der Herstellung verschiedener Rot- bis Braun- und Blaurottönungen dient; eine der wichtigsten Färbepflanzen.

Kreuz = Motiv auf Teppichen; mit Ausnahme von armenischen Knüpfprodukten hat es in Orientteppichen keine religiöse Bedeutung.

Kreuzbeere oder Kreuzdorn = auch Färberkreuzbeere genannt (rhamnus catareticus), auf Englisch „Buckthorn“, ein intensiver saftgrüner pflanzlicher Stoff, der einen gelben, orangen bis braunroten Farbstoff liefert. (Siehe auch „Schirwan“!)

Kriegsteppiche = künstlerische Knüpfprodukte aus Ländern, in welchen längere kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden haben oder stattfinden, wie z. B. in Afghanistan oder Pakistan. Die Muster dieser Teppiche zeigen oft Landkarten der Kriegsgebiete, Waffendarstellungen, Kriegsgeräte, Zahl von Abschüssen und Namen der Kriegführenden.

Kuba = Stadt und Distrikt im Süden von Derbend im nordöstlichen Kaukasus. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden dort sogenannte Drachenteppiche gefertigt, im 19. Jahrhundert kleine, relativ fein geknüpfte Teppiche aus besonders guter Wollqualität; Hauptmuster sind jene von Chichi, Konaghend, Perepedil, Zejwa, Karagashli, Seishour und Turret (= „Schlüsselloch- Design“).

Kufa = südlich von Bagdad in Mesopotamien gelegen, ehemalige Hauptstadt der Kalifen, Hauptsitz der mohammedanischen Wissenschaften; Herkunftsort der Kufischrift, der ersten hocharabischen Zierschrift, die auf fast allen orientalischen Kunstwerken, auch Teppichen, aufscheint; siehe „Kalligrafie“!

Kufi = älteste islamische Schönschriftform, eine Kalligraphie, die händisch mit Pinsel oder Federkiel geschrieben wird. Schönschreiben ist in vielen alten Kulturen gepflegt und immer im Zusammenhang mit religiösen Texten verwendet worden. Solche Schriften haben immer ornamentalen Charakter und werden häufig auch in Teppichen oder festlichen Textilien verwendet. Bei Kufi gibt es Abwandlungen wie Quadratkufi, Nakshi, Thuluth, Riqa oder Diwani.

 

Kufi-Motiv oder Kufi-Muster = stark stilisierte kufisch-arabische Schrift; sie ist meist in Teppichbordüren zu sehen. Kufi-Muster in Teppichen sind Bandverschlingungen in Rot oder Gelb, die von der Kufi-Schrift abgeleitet sind, aber keine erkennbaren Mitteilungen enthalten.

 

Kugelteppiche = Bezeichnung für anatolische Teppiche, die das typische Tschintamani- Muster zeigen; dieses besteht aus drei Kugeln und zwei welligen Linien; es dürfte aus China stammen; siehe „transsilvanische Teppiche“ und „Tschintamani“!

 

Kuhi = persischer Ausdruck für „aus dem Gebirge stammend“; „kuh“ bedeutet „Berg“; es ist der Name für Stammesangehörige der gebirgigen Kerman-Region westlich von Sirjan; deren Teppiche werden mit symmetrischen Knoten und Doppelschüssen hergestellt; auch Satteltaschen mit geknüpften Oberseiten werden dort produziert (siehe „Afscharen“).

 

Kula = Stadt nördlich-landeinwärts von Ghiordes im westlichen Anatolien bzw. südlich von Demirci, rund 80 Meilen östlich von Izmir gelegen. Dort wurden im 18. Jahrhundert Gebetsteppiche hergestellt, deren Design einzelne Mihrabs sehr ähnlich jenen von Gördes zeigen. Die geringe Distanz zwischen Ghiordes und Kula erklärt den oftmaligen Austausch in der Ornamentik bei der Teppichproduktion der beiden Städte.

 

Kum = siehe „Ghom“.

 

Kum Kapi oder Kum-Kapu = ein Stadtteil von Istanbul (auf Deutsch übersetzt „Sandtor“), berühmt für feinste Seidenteppiche, die dort von Armeniern in der Zeit um 1900 gefertigt worden sind. Sie kombinierten Seide und metallische Fäden zu broschierten Teppichen; die Muster sind von türkischen und persischen Knüpfwerken beeinflusst worden.

Kumüken oder Kumyk = kaukasischer Volksstamm, der zum Hauptteil im Daghestan-Gebiet angesiedelt ist; ihre Teppiche werden Dagestan oder Lesghistan genannt.

Kunduz = Provinzhauptstadt mit großem Teppichmarkt im nordöstlichen Afghanistan; Teppiche und Taschen, die in den Gebieten Imam Saheb, Qala-i-Zal und Chardarah entstehen, werden in der Stadt gehandelt oder nach Kabul auf den Markt gesendet.

 

Kunstseide = seit Ende des 20. Jahrhunderts hat Kunstseide oder „Viskose“ Einzug auch in die Teppichfertigung gehalten, besonders in China und Indien, und ersetzt Naturseide. Heute wird auch der englische Ausdruck „Bamboo silk“ oft für Viskose-Teppiche benutzt.

 

Küpe = ein Färbekessel bzw. -bottich, wo Färbeprozesse vor sich gehen. Es ist ein etwa mannshoher, bauchiger, innen glasierter Tonbottich mit etwa 50 Zentimetern Durchmesser, an seinem Fuß mit einer Heizkammer ausgerüstet. Neuere Küpen sind aus Kupfer.

Küpenfärberei = Bei dieser Färbeart werden natürliche, wasch- und lichtechte wasserunlösliche Farbstoffe, die wie z. B. Indigo ohne Zusätze nur in reduziertem Zustand auf ein Fasermaterial aufziehen würden, zuvor durch einen chemischen Vorgang aus einer Pflanze gelöst. Die wichtigsten Küpenfarbstoffe enthalten als Grundgerüst Anthrachinon oder Indigo, etwas Naphthalin oder Perylen; auch Urin wird bei der Küpenfärberei gelegentlich eingesetzt. Bei modernen Färbeverfahren wird der Farbstoff als Pigment auf das Färbegut gebracht und auf dem Fasermaterial verküpt. Der Name kommt von der Küpe, einem Färbebottich, in dem die Färbung stattfindet; meist hat der Bottich ein Heizaggregat.

Kurden = westasiatisches Berg- und Hirtenvolk, dessen Hauptsiedlungsgebiet „Kurdistan“ genannt wird. Es bildet eine autochthone Volksgruppe, die in der heutigen Türkei, im Irak, im Iran und in Syrien lebt. Ihre Sprache zählt zur indogermanischen Sprachenfamilie, zum nordwestlichen Zweig iranischer Sprachen. Im 18. Jahrhundert sind Kurden in den Osten Persiens umgesiedelt worden, um das Land gegen die Einfälle der Turkmenen zu verteidigen. Seit 2014 verstärken sich die Bemühungen zur Gründung eines eigenen Kurdenstaates. Die meisten Kurden sind sunnitische Moslems; schiitische Moslems sind eine wichtige Minderheit; manche leben noch halbnomadisch. Für kurdische Knüpfwerke gibt es keine grundsätzliche Charakteristik, weil überlieferte Muster und Motive über die Jahrhunderte hinweg durch Anleihen von anderen Stämmen und Ethnien beeinflusst worden sind. Grundsätzlich verwenden Kurden geometrische Muster und abstrakte Motive; die Dichte der Knüpfwerke ist mittelmäßig bis grob. Typisch kurdische Teppichnamen und -herkünfte sind Bidjar, Cihanbeyi, Hakkari, Harsin, Irak, Kermanshah, Sauj Bulaq, Senneh, Siirt und Sequr.

 

Kurdenteppich = diese Art von Dorfteppichen kommt aus Nordwestpersien und den östlich von Mossul gelegenen Gebieten. Es sind vornehmlich Nomaden- oder

Halbnomadenprodukte und nach wie vor wegen ihres ländlichen Charakters beliebt; sie werden als derb, doch ansprechend und gefällig charakterisiert.

 

Kurdistan = persischer Ausdruck für „Land der Kurden“, oft auch Ostanatolien genannt.

 

Kurkuma = Gelbwurzel aus der Familie der Zingiberazeen, eine Zierpflanze, aus deren Wurzeln ein gelber bis braunoranger Farbstoff gewonnen wird.

 

Kürt = türkische Bezeichnung für Kurde.

 

kurvilinear = bedeutet krummlinig, kurvenförmig oder gekrümmt, eine Bezeichnung für naturalistische Teppichmotive und -muster, die von zarten krummlinigen Zweigen, Blumen oder Rauten gebildet werden. Solche sind typisch für feine bis hochfeine Manufaktur- und Hofteppiche. Eine andere Art von Teppichmustern und -motiven sind rektilinear bzw. geometrisch figurierte Teppichmotive und -muster, die für Nomaden- und Dorfteppiche typisch sind. Die kurvilineare Art von Teppichmustern gibt es seit dem 16. Jahrhundert, als orientalische Herrscher Teppichmanufakturen gründeten und dort luxuriöse Pracht- und Hofteppiche herstellen ließen.

 

Kütahya = Stadt in Westanatolien nahe Uschak, wo kleine Gebetsteppiche auf Baumwollgrund hergestellt werden; gleichzeitig ist der Ort ein Handelsplatz für solche Teppiche aus der Umgebung.

 

Kyongden oder Kyongring = tibetischer mit Fransen besetzter Läufer mit bis zu 5 Metern Länge.

 

Label Step = Internationale Non-Profit-Organisation, die weltweit humane Lebens- und Arbeitsbedingungen für TeppichknüpferInnen durchsetzen möchte. Sie besteht seit 1995 mit Hauptsitz in der Schweiz. Sie kontrolliert bei rund 300 Teppicherzeugern die Einhaltung ihrer strengen Vorgaben und ahndet Verstöße durch Ausschluß von Mitgliedern, die gegen sie verstoßen.

Labidjar oder Labijar = Stadt im nördlichen Afghanistan nahe Sheberghan, bewohnt von Usbeken und Ersari Turkmenen; letztere knüpfen Teppiche und weben Kelims, die denen aus Andkhoy ähneln; ältere Teppiche von dort haben ausgeprägte kleinere Borten mit rosa Rosetten, jüngere Kelims haben elfenbeinfärbige bis braune geometrische Streifen mit ineinandergreifenden quadratischen oder diamantenförmigen Motiven oder Medaillons.

Lac oder Lac Dye oder Färberlack = königliches oder Purpurrot aus natürlichen asiatischen Quellen, das aus dem Gummilack (Stocklack), dem harzigen Sekret von Lackschildläusen, gewonnen wird. Er ist ein Farbstoff, um karmesinrote, scharlachrote und orangefarbene Töne zu erzielen. Der Stocklack von Lackschildläusen wird zermahlen, das Pulver in warmem Wasser bewegt, bis sich der Farnstoff löst. Dann wird das Gemisch über Feuer in Kesseln eingedampft oder in flachen Gefäßen in der Sonne getrocknet. In den Handel kommt der Farbstoff als flacher Kuchen. Man kann den Farbstoff der Läuse auch durch Kochen mit verdünnter Soda- oder Pottasche lösen, filtrieren und den Farwhite aus dem Filtrat mit Alaunlösung fällen. Dieser Farbstoff steht dem der Cochenille und dem der Kermes- Schildläuse sehr nahe.

Ladakh = Teil von Kaschmir in Indien nahe Tibet. Früher haben dort geborene Einwohner, die ethnisch zu den Tibetanern zählten, Teppiche im Schlingenverfahren hergestellt, die „stan“ genannt wurden. In jüngerer Zeit stellen tibetische Flüchtlinge in Ladakh typisch tibetanische Teppiche her.

Ladik = Orte mit diesem Namen gibt es in der Türkei mehrere; darunter eine kleine anatolische Stadt nordwestlich von Konya, nahe dem antiken Laodicea/Laodikea, das beeindruckende Ruinen aus der Antike samt großem Theater besitzt. Der Ort war Produktionsstätte anatolischer Gebetsteppiche, besonders des Kolonnen-Ladik. Dieser wurde in den städtischen Manufakturen entwickelt und zeigt auf hellfarbigem Grund in zartester Zeichnung eine dreigeteilte Nische, die von zierlichen Doppelsäulen gestützt bzw. flankiert wird. Es gibt dort Gebetsteppiche mit stufenförmigen Mihrabs und zwei bis drei Säulen; sie haben querlaufende Felder mit Tulpen; dominierende Farben sind Schattierungen von Rot und Blau; während die Teppicherzeugung nach dem ersten Weltkrieg einschlief, hat sich dort die Kelimweberei ausgebreitet.

Lah = Maß für die Zwirnung von Kettfäden, das durch die Analyse der Teppichfransen ersichtlich wird; ist besonders bei Nain-Teppichen ein wertbestimmender Faktor. Die Kettfäden bestehen aus mehreren zusammengedrehten Einzelgarnen; neun Lah sind dreimal drei gezwirnte Fäden (gröbere Qualitäten), sechs Lah zweimal drei Fäden (feine Qualität). Es gibt auch Teppiche mit vier Lah Qualität.

Lahle-Abbasi-Muster = auch Tulpenmuster, Torweg oder Szepterkopf genannt; es ist ein wiederkehrendes Dreifachbordüren-Muster mit einem Tulpenkelch, der von einer krummlinig naturalistischen bis zu einer extrem abstrakten Darstellung reichen kann und aus einer Aneinanderreihung von Dreiecken und Rhomben besteht.

Lahore = Stadt im nordöstlichen Pakistan in der Provinz Punjab. Von dort aus hat sich die Kunst des Teppichknüpfens über ganz Indien ausgebreitet. Lahore war ein dominierender Teppich-Produktionsort der Britischen Ostindien Kompanie; im 19. Jahrhundert wurden dort auch Gefangenenteppiche hergestellt. Derzeit werden in Lahore Teppiche mit turkmenischen Mustern, sogenannte Pakistan Bochara, hergestellt. Neben Peschawar ist Lahore heute ein wichtiger Umschlagsplatz für afghanische Teppiche, die dort gewaschen und ausgefertigt werden, weil die Wäsche und der Export in Afghanistan noch nicht funktionieren.

Lambalo = kaukasisches Kazak-Teppichmuster aus dem 19. Jahrhundert, das jenen des Talish ähnelt; es handelt sich um langformatige Stücke mit vielfachen Borten; das Innenfeld kann leer oder sparsam mit Motiven gefüllt sein.

Lampas = eine Art der Jacquard-Weberei, bei der das Muster reliefartig erhaben ist.

Lampe = dekoratives Motiv bei Gebetsteppichen in Form einer herabhängenden Leuchte. Sie versinnbildlicht das Licht Gottes. Lampen in Moscheen und jene auf Teppichen sind meist aus Glas, Keramik oder Metall, mit Öl gefüllt und haben einen schwimmenden Docht.

Lampen sind damit ein Symbol für das heilige Licht und damit für Allah (siehe „gekuppelte Säulenteppiche“!).

Landschaftsteppich = Bezeichnung für eine Gruppe anatolischer Teppiche mit sehr charakteristischer Musterung, die seit dem 18. Jahrhundert hergestellt werden. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam diese Teppichart vor allem aus Kuba, Gördes oder Kirsehir. Die spezifischen Muster bestehen aus stilisierten Häusern oder Moscheen und Bäumen die

horizontal aufgereiht sind. Gelegentlich werden solche Teppiche, aber fälschlich, als Friedhofsteppiche bezeichnet.

Lanzettblatt = ein häufiges Teppichmotiv: ein schmales, gezähntes, gerades oder geschwungenes Blatt, das in einer Spitze ausläuft.

laufender Hund = Bezeichnung einer durch deutliche Streifen belebten Nebenborte mit umgekehrten Ypsilons bzw. einem verbundenen hakenähnlichen Motiv, das oft bei kaukasischen Teppichen und Sumakhs vorkommt; diese Art Borte wirkt wie übereinander gestellte Hundeköpfe, daher der Name; dieses Motiv wird auch „georgische Borte“ genannt.

Läufer = langer, schmaler Teppich; in Deutschland „Galerie“ genannt.

Lavé = Wird dieser Ausdruck einem Teppichnamen beigefügt, bedeutet das, dass das Stück chemisch gewaschen worden ist, damit helle Farben gedämpft oder aufgehellt werden.

Laver = siehe „Ravar“.

Lawer Kirman = Handelsname für altmodische Kirmanteppiche, abgeleitet von „Ravar“ wo diese Teppiche hergestellt wurden.

Lawon = Bezeichnung für zeremonielle Schals aus Sumatra, die von verheirateten Frauen hergestellt werden und Teil einer Brautausstattung sind; sie sind meist aus Seide und stehen für hohes Prestige und Macht.

Leyli und Majnun = klassisches arabisches Liebespaar, das in etwa dem europäischen Liebespaar Romeo und Julia entspricht und oft als orientalisches Teppichmotiv verwendet wird.

Lazy Lines = englischsprachige Bezeichnung für diagonal verlaufende Linien bei fertigen Knüpfteppichen, die immer dann entstehen, wenn mehrere KnüpferInnen gleichzeitig und unregelmäßig an einem Teppich gearbeitet haben.

Lebensbaum = Lebens-, Wohlstands- und Fruchtbarkeitssymbol, das bei der Gestaltung von Teppichen eine wichtige Rolle spielt; der Baum wird meist als schlanke Zeder dargestellt und verkörpert den beständigen Sieg über den Tod. Der Lebensbaum kommt in Teppichen sowohl abstrakt stilisiert und schematisch als auch naturalistisch blühend und üppig als klar hervorstechendes Motiv vor.

Lenkoran = Stadt und Distrikt im südöstlichen Kaukasus am Kaspischen Meer; sie war einst Hauptstadt des Khanats Talish. Das in den meisten dieser Teppiche verwendete Lenkoran- Medaillon mit zwei oder vier Armen und einem großen geometrisierten Kelch könnte die Wiedergabe eines Kelches oder vom Drachenmotiv abgeleitet sein; dieses Medaillon findet man in Kazak- und Karabagh-Teppichen.

Lesghi oder Leki = ein Stamm der Awaren, der im nordöstlichen Kaukasus lebt; sie haben Unterstämme namens Avars, Darghis, Kumyk und Korins. Die Awaren waren eines im ersten Jahrtausend mächtigen, auch in Osteuropa beheimateten Türkenvolkes, das sich nach schweren Niederlagen in die Berggebiete des Kaukasus (Daghestan) zurückgezogen hat; siehe auch „Daghestan“!

Lesghistan = Landschaft im Gebiet des kaukasischen Daghestan, genannt nach den Ureinwohnern, den Lesghiern. Die dort erzeugten Teppiche sind mit jenen aus Dagestan bzw. Schirwan und Derbent verwandt. Siehe auch „Kumüken“!

Leyli und Majnun = nach einer orientalischen Fabel klassisches arabisches Liebespaar, vergleichbar mit dem europäischen Liebespaar Romeo und Julia; oft in Teppichen wiedergegebenes Motiv.

Lhasa = Hauptstadt des autonomen Gebietes Tibet in der Volksrepublik China; liegt im Transhimalaya auf 3650 Metern Seehöhe, ist ein Pilgerort und beherbergt den Potala Palast (= auf Deutsch „Götterort“), wo der Dalai Lama leben sollte, der aber nach der Besetzung durch China ins Ausland geflohen ist. In Lhasa lebten einst viele Mönche und es ist Heimat zahlreicher alter tibetischer Teppiche mit originalen Mustern. Neue Lhasa-Teppiche werden heute meist in Nepal geknüpft und in Rot-Violett oder Blau-Schokoladebraun angeboten.

Lichtechtheit = so nennt man die farbliche Beständigkeit von Farbmitteln, Lacken und anderen Oberflächen bei längerer Beleuchtung. Sonnenlicht hat einen hohen Ultraviolettanteil, der auf viele Materialien eine zersetzende Wirkung ausübt, was Farbveränderungen zur Folge hat. Lichtechtheit wird in der Farbindustrie international in vier Klassen (Sternen) angegeben: *** ist höchste Lichtbeständigkeit, ** sehr gute Lichtbeständigkeit, * ausreichende Lichtbeständigkeit, kein Stern geringe Lichtbeständigkeit.

Lilian oder Lillihan = iranisches Dorf südlich von Arak, zehn Meilen westlich von Khomein; nach ihr wird eine westpersische Teppichart der Mahals ähnlich den Saruks benannt, die als deren preiswertere Alternative vom Vertreter einer New Yorker Handelsfirma nach dem ersten Weltkrieg in den Orten Saruk und Arak initiiert wurde. Es sind Knüpfwerke mit asymmetrischen Knoten; ihr Grund ist Baumwolle, die Schussfäden können rot sein.

Während der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts sind viele solche Teppiche in die USA exportiert worden.

Lines oder line = Maßstab zur Feststellung der Feinheit chinesischer Teppiche.

Lokari = Ort im nordöstlichen Afghanistan, das von Baluchis bewohnt wird. Dort stellen die Bewohner Kelims, Satteltaschen und Gebetsteppiche her. Diese Produkte haben weit strahlendere Farben als sie normalerweise von Baluchis verwendet werden.

Looping = teilmaschinelle Teppichherstellung, siehe „(hand-)tuften“.

Lori oder Luren = alter iranischer Volksstamm, der Farsi spricht und in den Zagros-Bergen im südwestlichen Persien lebt; sie sind stammesmäßig organisiert und weitgehend Weidenomaden. Zu den Loren zählen auch die Bakhtiari; südöstlich von Luristan, in Fars bzw. Veramin, leben andere Loristämme.

Lori Pambak = Stadt südlich von Tiflis in der Kazak-Region des Kaukasus; das Lori-Pambak- Motiv ist ein großes achteckiges Medaillon, das mit zwei Paaren von einander gegenüberstehenden Kelchen gefüllt ist, alles an der Basis zusammengezogen. Dieses Muster wurde aus einem anatolischen Medaillon entwickelt und wird nach wie vor von türkischen und kurdischen Knüpfern im Gebiet von Kars (siehe dieses) verwendet.

Lotos = Wasserpflanze, die zu den Ursymbolen der Menschheit zählt, besonders im ägyptischen, indischen und ostasiatischen Kulturkreis; sie erscheint als Keimling mit Knospe und ist Attribut der Götter Isis, Osiris, Horus und Hathor. Die Blume ist Symbol des wachsenden Urlebens und steht, gereiht nach ihrer Bedeutung, nach der Quelle und noch vor dem Lebensbaum (siehe diesen). Im Hinduismus und Buddhismus wird der Lotos noch heute verehrt; er gilt als Sinnbild der entstehenden Erde; Brahma steht auf einem Lotosblatt, Buddha auf einer Lotosblüte. In der Gebetsformel „om mani padme hum“, das als buddhistisches Mantra dem Sanskrit entnommen ist, wird der Ewige auf dem Lotos genannt, die von tibetischen Knüpfern in Nepal noch heute gemurmelt wird.

Lotosblüte = in Vorderasien häufiges Blumenornament, das früher eher schlicht, später größer und bunter erschien und den Sommer symbolisiert. Eine stilisierte Lotusblüte gilt auch als Prototyp für turkmenische Göls.

Lottoteppiche = Knüpfwerke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die in Anatolien rund um die Stadt Konya hergestellt und vom italienischen Maler Lorenzo Lotto (1480-1556) demnach in der italienischen Renaissancezeit als schmückende Teile in seine Gemälde eingefügt worden sind. Lottoteppiche haben einen roten Fond und eine gelbe durchgehende Musterung mit rot-gelb-schwarzen Borten. Verwandte Malerteppiche aus der Renaissancezeit stammen von Holbein, Memling, Vermeer und deren Kollegen, die die Designs türkischer Teppiche zur Aufwertung ihrer Werke übernommen haben. Die Musterung besteht aus pseudo-kufischen Schriftelementen in nebeneinander gereihten Quadraten.

Lulehbaft = U-Schlingen bei Knüpfteppichen. Der Farsi-Begriff „Luleh“ bedeutet auf Deutsch

„Rohr“; eine minderwertige Produktion, denn damit wird der sogenannte „Knoten“ ersetzt.

Luren oder Loren = alter Volksstamm mit mehreren Unterstämmen, die in Lurestan, Khuzistan und Fars verstreut leben. Sie bezeichnen sich selbst als Nachkommen der Meder. Viele von ihnen sind bereits sesshaft, einige nomadisieren noch. Ihre Florteppiche werden Lori genannt und sind sehr geschätzt; sie sind meist mit Sechsecken bedeckt, die entweder mit geometrischen Blüten gefüllt sind, die vom Mina-khani-Muster abgeleitet sind, oder mit diamantförmigen Zellen, die das Lebensbaum-Motiv enthalten; teils sind sie mit symmetrischen, teils mit asymmetrischen Knoten geknüpft.

Luristan oder Laristan = Artname für Teppiche aus dieser nahe von Fars in Südpersien gelegenen Provinz. Luristan ist ein Gebirgsland, das sich von der Provinz Kirmanschah bis in die Provinz Chusistan erstreckt. Die dort erzeugten Teppiche haben meist Läufer-Maße.

Lüster = schillernder Glanz von Teppichoberflächen, hervorgerufen durch Reflexion des einfallenden Lichtes. Er kann durch spezielle Behandlung der Knüpfwolle mit Glyzerin optimiert werden.

 

Mäander = so heißt der einst griechische Fluss Maiandros, der heute Menderes heißt und aus der Westtürkei in Richtung Ägäisches Meer durch viele rechtwinkelige Windungen fließt; er gab seinen Namen allen Wegen, Gewässern und Mustern, die vielfach verschlungen sind.

Machmalbaft oder Maghmal = Name einer Teppichmanufaktur in Mesched; sie fertigt samtige Ikats, Teppiche mit samtartigem Flor.

Maden oder Madhen = türkischer Ort mit Teppichproduktion, wo besonders Gebetteppiche, die der anatolischen Art zugerechnet werden, entstehen.

Madjid-Teppiche = Knüpfteppiche, benannt nach Sultan Abd-el-Medjid (1839-1861); eine anatolische Teppichart mit europäisch beeinflussten Mustern.

Madras = ostindische Stadt am Golf von Bengalen, in der im ausgehenden 19. Jahrhundert Teppiche hergestellt wurden.

Maffersdorfer Teppiche = preiswerte Teppichart, die die Textilfirma C. Genersich und Orendi 1897 in Wien auf den Markt gebracht hat, um sie als sowohl preislich als auch äußerlich attraktive Alternative zu den damals durch hohe Einfuhrzölle sehr teuer gewordenen, aus dem Orient importierten Teppichen in den Handel zu bringen. Siehe auch

„Maschinenteppiche“!

Mafrasch = kleinere, rechteckige, etwa koffergroße Nomadentasche, meist mit gemusterten Seitenteilen und einer einfachen (Kelim-)Rückseite zum Transport von Kleidung Haushaltsgegenständen, besonders von Bettzeug während der Wanderung von nomadisch lebende n Stammesmitgliedern. Mafrasch werden nie als Wiegen benutzt; die meisten werden in Sumakh-Strukturen paarweise hergestellt; dabei werden die Seiten und Böden in einem Stück gemacht. Die separat gefertigten Seitenteile werden so angenäht, dass ein offener Koffer entsteht. Die Böden sind meist bloße gestreifte Weben, etwa drei Fuß lang und einen Fuß hoch. Mafrash-Erzeugnisse werden meist von den Schahsavan des nördlichen Iran, von Afscharen und Kurden hergestellt.

Maghreb oder Maghrib = 1.: vorletztes der fünf rituellen Tagesgebete der Muslimen zum Sonnenuntergang. 2.: Sammelbezeichnung für nordafrikanische Teppiche, abgeleitet von der geografischen Bezeichnung „Maghreb“ (auf Deutsch =Sonnenuntergang).

Maha-djiran = Teppich aus dem Ferraghan/Sultanabad-Gebiet mit besonders hohem, bis zu zwei Zentimeter erreichendem Flor; er entspricht dem typisch amerikanischen Geschmack.

Mahal = 1.: westpersische Teppichprovenienz, die nach der Stadt Mahallat benannt ist; sie gehört zum Sarough-Arak-Knüpfgebiet; Arak hat früher Sultanabad geheißen und ist von den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts an zu einem Hauptknüpfzentrum für persische Exportteppiche aufgestiegen. Mahal-Teppiche zeigen meist das Herati-Muster sowie florale und All-over-Muster. 2.: „Mahal“ ist ein Ausdruck für Sarouk-Teppiche geringerer Qualität.

Mahallat = so heißen jene Teppiche, die in Dörfern im Gebiet von Farahan, Dulakhor und Mushkabad im Zentraliran produziert werden; das übliche Muster sind Herati- und Saruk- Motive; diese Teppiche sind weniger dicht geknüpft und haben weniger fest angeklopfte Schüsse als andere Saruks derselben Gegend; sie haben eine eher grobe Knüpfung.

Mahi = so heißt „Fisch“ auf Farsi. Gemeint ist damit eines der bekanntesten Motive für Teppiche aus Marand im Ferahan-Stil, das dem Herati-Muster gleicht. Marand ist eine Stadt im iranischen Aserbaidschan, nahe der türkischen Grenze. Viele Täbris-Arten, besonders die mit durchgemusterten Mahi-Motiven, kommen dort vor.

Mahmalbaft = Ausdruck für eine besonders weiche Wolle, die für die Produktion sehr biegsamer Teppiche verwendet wird.

Maimana = Stadt im Nordwesten Afghanistans, ein Markt für Kelims aus diesem Gebiet.

Makden = Sattelunterteil bzw. Sattelunterlage aus Tibet.

Makri oder Megri = diese alte Stadt heißt jetzt Fethiye und ist eine Hafenstadt im Südwesten von Anatolien. Typische Teppiche von dort haben zwei oder drei vertikale Streifen, deren jeder geometrische Blumenmotive oder Lebensbäume enthält. Gegen Ende des 19.

Jahrhunderts sind dort auch Medaillon-Teppiche mit europäischen Rosen im Mejid-Stil gefertigt worden.

Malatya = 1.: Stadt in Zentralanatolien, die als Marktplatz für Teppiche und Kelims fungiert, die in den Dörfern der Umgebung erzeugt werden. Viele davon werden ziemlich grob und in geometrischen Mustern von Kurden gemacht. Kelims aus Malatya sind außergewöhnlich lang, manche bis zu fünf Meter; sie werden in zwei passenden Hälften hergestellt; es gibt meist keine Bordüren, und jede Hälfte ist in ihrem Muster selbständig; dabei werden verschiedene Flachwebetechniken angewendet wie Schlitz-, Sumak-Technik und Broschierungen; die Muster sind meist breite Streifen mit geometrischen Motiven. 2.: Bezeichnung für anatolische Kurden-Teppiche.

Malayer = kleine zentralpersische Stadt in 2000 Metern Höhe am gleichnamigen Fluss, etwa 60 Kilometer südlich von Hamadan, einem wichtigen Umschlagplatz für Dorfteppiche der Umgebung. Obwohl diese Teppiche ihren eigenen Charakter haben, werden sie meist unter dieser Sammelbezeichnung gehandelt.

Malerteppiche = Siehe Lotto-, Holbein-, Bellini- oder Vermeer-Teppiche!

Mam(e)luken = auf Deutsch „in Besitz genommene Menschen“, eine Militäreinheit, bestehend aus ehemaligen türkischen oder tscherkessischen Sklaven; sie wurden später freigelassen, leisteten Kriegsdienste, wurden Leibwächter orientalischer Herrscher, übernahmen die Macht und wurden ein ägyptisch-syrisches Herrschergeschlecht, bis sie von den Osmanen 1516/1517 überwältigt wurden.

Mamlukenteppiche = Frappant ist, dass es nach wie vor große Unstimmigkeiten bei Experten über Beginn und Ende dieser Knüpfwerke gibt und warum sie nicht von anderen Werkstätten imitiert worden sind. Der Stil der Muster von Mamlukenteppichen wird als

„kaleidoskopisch“ bezeichnet, weil sich vier- und achteckige Elemente kreuzen und eine radiale Symmetrie bilden. Knüpfwerke mit technisch und künstlerisch außerordentlich hoher Qualität, die nach der oben genannten Dynastie benannt wurden, kamen aus Kairo, Ägypten. Sie entstanden zwischen der Mitte des 13. Jahrhunderts und 1517, als die Mamluken von den Osmanen geschlagen wurden. Danach wurden sie unter osmanischem Einfluss bis ins frühe 17. Jahrhundert weiter hergestellt. Sie sind in herausragender Qualität mit sehr feinen Garnen erzeugt worden. Eines der bekanntesten Exemplare dieser Teppichart befindet sich im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien. Teppiche im Mamlukenstil kommen gegenwärtig aus Afghanistan.

Manastir = Stadt im europäischen Teil der Türkei, in Mazedonien; bekannt sind die dortigen Kelims, die mit ihrem typischen Farbcharakter Ähnlichkeiten zu Kelims aus Bulgarien aufweisen; typisch ist die Technik der bogenförmigen Schüsse und der oft auftretende Abrasch.

Manchester-Teppiche = Knüpfwerke, die aus Garnen gefertigt wurden, die im englischen Industrieort Manchester hergestellt worden sind. Das erfolgte von 1880 bis 1930. Das Grundmaterial dieser Teppichart war australische Schafwolle (Merinowolle), die sich durch hohe Feinheit und seidenähnliche Eigenschaften besonders für Luxustextilien eignete.

Persische Teppichknüpfer bedienten sich dieser damals neuen Garne, um großformatige Teppiche mit meist rosa-rotem Fond herzustellen, die in den zwanziger Jahren des 20.

Jahrhunderts starke Nachfrage besonders in den USA gefunden haben; siehe „Merino“!

Mangalofen = runder, alleinstehender orientalischer Heizkörper, der mit Holzkohle betrieben wird und dem Wärmen von Menschen bzw. zum Zubereiten von Essen dient.

Manufaktur = Vorform einer Produktion, die die Handarbeit an Teppichen rationalisiert und organisiert; Knüpfmeister überwachen Qualität und Tempo der Arbeit; neben Knüpfern arbeiten in Manufakturen auch Mustermacher, Kettenrichter und Schermeister; sie sind meist aus Hofmanufakturen eines Herrschers weiterentwickelt worden; in der Glanzzeit von Hofmanufakturen gab es tausende Manufakturen.

Maramures = Region im nördlichen Rumänien, wo Maramures-Kelims mit Kettfäden aus Hanf gefertigt wurden.

Marand = siehe „Mahi“!

Marasali = Ort im Süden von Schemakha im Schirwan-Gebiet im Kaukasus. Im 19. Jahrhundert sind dort Gebetsteppiche mit großen farbigen Botehs in den Bordüren hergestellt worden; deren Mihrab ist fünfeckig, das Feld gefüllt mit farblich unterschiedlichen Botehs.

Marash oder Marasch = armenische Stickarbeiten, die bis etwa 1915 erzeugt wurden und aktuell mit Garn aus Schaf-, Baumwolle und Seide wieder im Aufwind sind.

 

Marby Teppich = einer der ältesten physisch erhalten gebliebenen antiken Knüpfwerke, das in der Kirche von Marby in Schweden 1886 entdeckt wurde und höchstwahrscheinlich in Anatolien gefertigt worden ist. Dieser Teppich ist im Historischen Museum von Stockholm ausgestellt. Siehe „Drachen-Phönix-Motiv“!

Markennamen = Namen herausragender Teppichfirmen, die sich um die Erzeugung, Großhandel und Behandlung von Orientteppichen verdient gemacht haben, z. B. Ziegler & Co, OCM oder PETAG.

Marokko = Marokkanische Web- und Knüpfteppiche waren ursprünglich wie jene aus nordafrikanischen Ländern wie Algerien oder Tunesien ein Werk von Berberstämmen, die sich in der Zeit der Eroberung Nordafrikas durch die Araber im 17. Jahrhundert im Mittleren und Hohen Atlas angesiedelt haben. Ihre Teppiche waren vorerst für den häuslichen Gebrauch als Bettzeug, Polsterüberzug, Bedeckung der Zeltwände und Bodenbelag gedacht. Sie sind sehr kraftvoll, oft stark abstrakt gemustert, lebendig gefärbt und zeigen geometrische Muster. Sie sind meist aus Wolle und eher grob geknüpft, um den Eindruck von Weichheit und Wärmehaltung zu unterstreichen. In der zweiten Hälfte des 20.

Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach marokkanischen Teppichen, weil ihre Machart und Design dem modernen westlichen Einrichtungsstil entgegenkamen. Neben den Berbern erzeugen auch die Beni Quarains typisch marokkanische Teppiche. Seit 1919 werden marokkanische Teppiche mit den Bezeichnungen „M.A.R.O.C.“ oder „Maroc“ gehandelt. Siehe auch „Marrakesch“!

Marrakesch = ehemalige Hauptstadt von Marokko. Früher sind dort viele Teppiche hergestellt worden; jetzt werden in den dortigen Souks vielfältige marokkanische, orientalische und auch moderne Teppiche gehandelt.

Masandaran oder Mazandaran = Bis Ende des 20. Jahrhunderts waren diese Kelims aus der nordiranischen Provinz Teppichfreunden fast unbekannt. Jetzt gilt die Region am Südufer des Kaspisees am Fuß des Elburs-Gebirges, nahe dem Ort Hezar-Jerib (auf Deutsch „tausend Täler“) als Herkunft moderner, nach traditionellen Vorbildern gefertigter minimalistischer Flachweben, die mit ruhigen geometrischen Designs zeitgemäßen Anforderungen entsprechen. Die Initiative ging von Werner Weber in Zürich aus. Er hat auf der Suche nach modernen orientalischen Textilien die Mazandaran-Kelims wiederentdeckt und sie unter dem Namen „NOOR“ (auf Deutsch „Licht“) auf den Markt gebracht. Bis Anfang des 20.

Jahrhunderts wurden ihre Vorbilder in schmalen Bahnen auf alten Nomadenwebstühlen gefertigt und dann zu breiten Bahnen zusammengenäht. Sie dienten früher ausschließlich privaten Zwecken, als Brautausstattung, für Hochzeiten oder Geburten. Ihre Optik reicht von warmen erdigen bis zu auffällig leuchtenden Tönen, die im fertigen Kelim eng aneinander liegen. Wie bei ihren Vorbildern vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wird bei aktuellen Stücken handversponnene Wolle fest verwebt, wodurch die Stücke dünn, doch stabil und widerstandsfähig sind. Aus guten alten Vorbildern wurden so gefragte neue Kreationen.

Maschinenteppiche = Sie sind industriell massengefertigte Gegenstücke zu handgefertigten Knüpfwerken; in den einschlägigen Großunternehmen ersetzt eine fabrikmäßig organisierte Industrie die individuelle menschliche Handarbeit.

Maße, alte = im Teppichhandel waren früher die Maße „Gereh“, „Radj“, „Arshin“, „Zar“ und andere gebräuchlich; siehe diese!

Mashad oder Meshed = Hauptstadt der iranischen Provinz Khorassan in Nordostpersien und wichtige Teppichstadt, wo seit dem 16. Jahrhundert Knüpfwerke entstanden und gehandelt werden; ihr Name bedeutet auf Deutsch „Stadt der Märtyrer“. Dort befindet sich der berühmte Imam-Reza-Schrein mit goldenen Kuppeln und Minaretten, das Grab des libanesischen Gelehrten Scheich Bahai, die aus dem 15. Jahrhundert stammende Goharschad-Moschee sowie ein reichhaltiges Teppichmuseum. Diese Sehenswürdigkeiten locken Pilger und Touristen an, die die dortige Teppichnachfrage und -produktion ankurbeln. In Maschad arbeiteten und arbeiten so berühmte Teppichmanufakturen wie Soltan Ibrahim Mirza, Amoo-Oghli, Khamenei, Makhmalbaf, Zaber und Zarbaf. Manche Maschad-Teppiche sind mit symmetrischen Knoten geknüpft und mit Medaillons ausgestattet; manche werden mit Dschufti-Knoten auf Baumwoll-Grund gefertigt. Die meisten zeitgenössischen Teppiche aus Maschad haben Doppelschüsse, manche sogar Schüsse aus Draht; manche Teppiche wurden mit symmetrischen Knoten geknüpft, die Mehrzahl manchmal mit asymmetrischen Jufti Knoten (siehe „Djufti“) auf Baumwollgrund. Mesched-Teppiche werden durch tiefrote Cochenille-Farben charakterisiert; üblicherweise haben die Teppiche Medaillon-Muster die an jene von Kerman erinnern. Mesched-Teppiche haben nur selten weniger als sechs, oft bis zu 12 Bordürenstreifen, die mit Blumen und Ranken oder Blütenzweigen gefüllt sind.

Masho = tibetisches Satteloberteil.

 

Maßeinheiten = Insgesamt gab und gibt es im Orient auch heute noch eine Vielzahl von Maßangaben für Textilien. Hier einige wichtige:

Arschyn = 114 cm, findet noch heute in Täbris bei Teppichen der Heriz-Gegend Verwendung, ein Quadrat Arschin ist somit 1,30 m²

Tscheirak = 0,25 m²; die übliche Größenbezeichnung für einen Teppich von einem m² ist

„Djahar tscheirak“. „Djahar“ ist Farsi und bedeutet „vier“.

Zar = ca. 95 cm; ein Zar ist somit rund 0,90 m². Ein Teppich mit ca. 150 x 100 cm ist ein „Zar- o-nim“

Ghaliceh oder Seccadeh sind Teppiche von ca. 200 x 135 cm

Namazlik = ein Gebetsteppich; „Namaz“ bedeutet „Gebet“.

Kenahreh = sind Galerien oder Läufer. „Kenah“ heißt „neben“. Im alten Persien waren das Teppiche, die neben dem Hauptteppich platziert wurden.

Yoluk = „Yol“ auf Türkisch ist „der Weg“, also auch Galerien oder Läufer.

Kelegi = langestreckte Teppiche ca. 300 x 160 cm

Ghali, auf Türkisch „Hali“. Im Iran ist damit ein größerer Teppich gemeint.

Mafrash = größere kofferartige Tragtasche der „Shah-Savan“-Stämme im iranischen Aserbaidschan.

 

Materialien für Teppiche = zum Knüpfen des Teppichflors wird normalerweise gefärbte Schafwolle unterschiedlicher Weichheit verwendet. Für Kette und Schuss wird wahlweise Wolle oder Baumwolle verwendet. Für kostbare Teppiche wird für alle drei Bereiche auch Seide verwendet. Zum Färben von Wolle und Seide wurden früher lediglich Naturfarben verwendet, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kommen die neuen chemischen,

synthetischen Industriefarben zum Einsatz. Gegenwärtig kommt es oft zu einer Mischung beider Farbarten, wobei ein Trend zurück zu Naturfarben zu beobachten ist.

Mauren oder maurisch = Bezeichnung des islamischen Stils von Nordafrika, Spanien oder von Sizilien nach deren Eroberung durch den Islam.

Mauri oder Mori = Handelsbezeichnung für höchstqualitative Teppiche aus dem Norden Afghanistans, bezugnehmend auf die Stadt Merw im heutigen Turkmenien. Teppiche dieser Herkunft zeigen meist das Bochara-(Tekke-)Göl in kleiner und dichter Anordnung.

mauve = typische Farbe einer wilden Malve: rötlich-violett.

Mazarlik = türkische Friedhofs- oder Totenteppiche; traditionsgemäß sollen alle Mitglieder einer trauernden Familie an einem Totenteppich knüpfen; mit ihm wird der Tote im Trauerhaus zugedeckt; nach dem Begräbnis schenken reiche Familien den Teppich ihrer Moschee. Die Muster solcher meist dunklen Stücke enthalten Moscheen, Trauerweiden oder Zypressen.

Medachil oder Medahil = reziprokes, wechselseitiges Pfeilspitzen-Motiv in schmalen Teppichbordüren.

Medaillon = rundes, ovales, rhombisches, spitzbogiges oder achteckiges, meist zentral angeordnetes Hauptornament, das ein dominierendes Element in einem Teppich oder Gewebe ist. Neben dem in der Mitte eines Stückes angeordneten Hauptmedaillon können an den Seiten des Teppichinnenfeldes Halbmedaillons, an dessen Ecken Viertelmedaillons platziert sein. Die Bezeichnung „Medaillon“ = „Schamsa“ leitet sich von „chams“ ab, was auf Arabisch und Persisch „Sonne“ bedeutet. Das Mittelmedaillon steht für die kosmische Kraft, den Mittelpunkt der Welt und ist einem „Mandala“ nachempfunden.

Medaillonteppiche = Es gibt sie seit dem späten 15. Jahrhundert. Sie sind in der Safawidenzeit unter Schah Ismail in Nord- und Mittelpersien, vor allem in Täbris und Kashan hergestellt worden. Knüpfer dieser Stücke sind zu Anfang des 16. Jahrhunderts aus Herat und anderen kulturellen Zentren in die damalige türkisch beherrschte Hauptstadt Täbris gekommen; die Schöpfer hießen Mirah, Mirza Ali, Sultan Muhammed und Mir Sayyid Ali. Die Ardebil-Teppiche gelten als früheste Vertreter diese Teppichart. Sie zeichnen sich durch große runde, ovale oder achteckige Bildnisse inmitten des Teppichfeldes aus. Es gibt Medaillon-Sumaks und Medaillon-Uschaks. Experten unterscheiden zwischen Teppichen mit einem einzigen, das gesamte Feld beherrschenden großen Medaillon und Teppichen mit mehreren kleineren Medaillons, die von Ranken mit Blättern, Knospen und Palmetten umgeben sind und das Innenfeld rapportmäßig abdecken. Das Medaillon-Design hat sich in der islamischen Kunst wahrscheinlich aus Wand- und Bodenfliesen bzw. aus den Einbänden von wertvollen Büchern entwickelt.

Medaillon Uschak = Teppiche, die im 16. und 17. Jahrhundert in Uschak in Anatolien geknüpft worden sind; sie zeigen ein zentrales Medaillon mit Anhängseln im Design; das Medaillon enthält ein vierblättriges Muster, das Feld ist rot. Diese Teppiche sind groß und langgestreckt. Ähnliche sind zugleich auch in der Nähe von Izmir hergestellt worden, allerdings in dunkleren Farben und geringerer Knüpfdichte.

Medakhil = Motiv in aserbaidschanischen Teppichen, die mit vierblättrigen weißen, gelben, blauen, braunen, türkisen und karneolfarbigen Blumen an den äußeren oder inneren Bordüren bestickt sind.

Mederstern = in einem achteckigen Rahmen bzw. Oktogon stehen zwei rechteckig zu einem Stern gekreuzte sechseckige Bänder, benannt nach dem indogermanischen Volk der Meder, das nach der Schlacht von 550 v. Chr. gegen Kyros II. untergegangen ist.

Medici-Kirsehir = Teppiche aus der Stadt Kirsehir, die unter dem Einfluss französischer Savonnerien entstanden sind; siehe „Kirsehir“!

Mediouna = marokkanische Stadt nahe Casablanca. Die dort gefertigten Teppiche sind stark von persischen Mustern beeinflusst und haben zumeist drei Medaillons. Die Bordüren sind schmal, und komplizierte Blumenmotive sind zu einem All-over-Muster verarbeitet.

Medjid-Stil = Teppichmuster mit naturalistischen Blumenmotiven als Nachempfindung europäischer Vorbilder, die vom türkischen Sultan Abdul-Medjid (1839-1861) favorisiert worden waren; von diesem Stil waren auch Teppiche aus Gördes, Makri (Fethiye) und Milas beeinflusst worden.

Megerian = armenisches Teppichproduktionsunternehmen, gegründet 1917, mit Fertigung in Jerevan und mit ihrem internationalen Vertriebsbüro in New York, USA.

Meghun = westiranischer Ort mit Teppichproduktion im Sarukgebiet.

Megri-Teppiche = Knüpfwerke aus der Hafenstadt Makri oder Megri; den Melas-Teppichen nah verwandte Knüpfwerke; manche Experten meinen, sie seien eine Übergangsform zwischen den beiden Arten von Melas-Teppichen; siehe „Makri“!

Mehraby oder Miharaby = dieser türkische Begriff bedeutet auf Deutsch „mit einer Mihrab“, das ist die Gebetsnische in Moscheen; auf Azeri bedeutet der Name „Gebetsteppich“.

Teppiche mit „Mehrab“ oder „Mihrab“ gelten immer als Gebetsteppiche.

Mehravan = Gebiet nahe von Heris; Bezeichnung für Teppiche, die nicht immer aus diesem Gebiet kommen.

Mekka-Teppiche = in der heiligen islamischen Stadt Mekka entstehen keine Knüpfwerke; Gebetsteppiche z. B. aus Schiras werden über die Hafenstadt von Mekka, Dscheddah, nach Mekka gebracht, wo sie an wallfahrende Pilger verkauft werden.

Melas oder Milas = Stadt im Südwesten Anatoliens; der Typus gleichnamiger Teppiche aus dieser Stadt und deren Umgebung schließen Gebetsteppiche mit ein. Diese haben diamantförmige Gebetsnischen, die von ottomanischen Hufeisen abgeleitet wurden; weiters gibt es Teppiche mit vertikalen Feldern ähnlich jenen aus Makri sowie Teppiche mit Feldern, die mit einer vertikalen Säule mit Schachteln oder Rhomben gefüllt sind. Teppiche im Mejidian-Stil werden auch in der Umgebung der Stadt hergestellt. Melas-Teppiche sind ganz aus Wolle mit roten Schüssen; die meisten grob geknüpft mit Dichten zwischen 30.000 bis

75.000 symmetrischen Knoten pro Quadratmeter. Über manche antike Melas- Gebetsteppiche gibt es einen Expertenstreit, ob sie tatsächlich dort oder eher in Gördes hergestellt worden sind. (siehe auch „Erebuni“!)

Menora = siebenarmiger Leuchter der Juden, wie er oft auf jüdischen Teppichen erscheint; die Mehrzahl ist Menorot.

Mercer, John, bzw. merzerisieren = der Engländer John Mercer entwickelte 1844 eine Methode, Garn chemisch zu behandeln, um es glänzend zu machen und seine Aufnahmefähigkeit für Farbe zu erhöhen. Die straff gespannte Textilfaser, besonders Baumwolle, wird in starke, kalte Natronlauge getaucht, womit sie reicher, fülliger und

glänzender wird, ohne an Reißfestigkeit einzubüßen; diese Methode wurde zwischen 1880 und 2000 besonders in Kayseri und Bursa eingesetzt.

Merino = eine Schafrasse, die sehr feine Wolle liefert. Diese Rasse wurde zuerst in Spanien gezüchtet; später in großem Stil in Australien. Diese Wolle wurde gegen Ende des 19.

Jahrhunderts in Manchester zu Garn versponnen und von iranischen, pakistanischen, chinesischen und indischen Knüpfern zu hochqualitativen Teppichen verarbeitet. (Siehe auch

„Manchester-Teppiche“!)

Merw = Oasenstadt im russischen Turkestan (Turkmenistan) am Südrand der Sandwüste Karakum („schwarzer Sand“) mit Teppichproduktion. Im 18. Jahrhundert war sie von Usbeken dominiert, später von Saryken und salorischen Turkmenen, schließlich durch Tekkes, nachdem diese die Saloren besiegt hatten. In diesem Gebiet wird Seide erzeugt, die gelegentlich in Tekke-Knüpfungen eingearbeitet worden ist; im frühen 20. Jahrhundert war Merw ein wichtiges Handelszentrum für turkmenische Teppiche.

Meschkin = Stadt im nordwestlichen Iran, nördlich von Zanjan; oft werden dort kaukasische Muster verwendet, die den zeitgenössischen Ardebil-Teppichen ähneln.

Mesdschid- oder Mesdjed-Teppiche = „Mesdschid“ bedeutet auf Deutsch „Moschee“. Orientalische Teppichhändler geben Gebetsteppiche gelegentlich als aus einer Moschee stammend aus und nennen sie Mesdschid-Gjordes oder Mesdschid-Ladik, um einen besseren Preis zu erzielen.

Meyer-Pünter-Teppich = Nachahmungs-Teppiche, die der Schweizer Carl Meyer-Pünter vor Jahrzehnten in Persien nach Vorlagen des 16. oder 17. Jahrhunderts knüpfen hat lassen. Sie entsprachen im Format nicht den echten Vorlagen, sondern waren im Format europäischen Wohnverhältnissen angepasst. So wurden z. B. einer der berühmte Ardebil-Teppiche oder der berühmte Jagdteppich von Wien von Meyer-Pünter nachgemacht. Wer sich versichern möchte, ob ein Perserteppich von Meyer-Pünter stammt oder ein Original ist, kann sich in beiden Meyer-Pünter-Büchern überzeugen, wo alle Nachahmungen dokumentiert sind.

Meymeh oder Meimeh oder Mey-Mey = Stadt im Gebiet von Joshegan im Nordwesten des Iran; Teppiche aus dieser Stadt haben ein traditionelles örtliches Muster, siehe „Joshegan“! Eine etwas gröbere Art kommt aus Mudjekar.

Mian farsh = Mittelteppich im Arrangement von zusammengehörenden vier Teppichen in einem repräsentativen Wohnraum (siehe „Kalleghi“ oder „Kenareh“).

Mihaliccik = türkische Stadt in Westanatolien zwischen Ankara und Eskisehir; sie ist Quelle kleinerer Gebetsteppiche mit treppenförmiger oder dreieckiger Gebetsnische; die Ränder sind breit, Wasserkannen, Rauten und geometrisierte Blüten werden als Füllmotive verwendet.

Mihrab oder Mehrab = 1.: arabische Bezeichnung für die Gebetsnische in einer Moschee; eine gelegentlich vertiefte, reichlich ornamentierte Nische, die immer in Richtung Mekka ausgerichtet ist. 2.: Ebenso heißt die auf (Gebets-)Teppiche bildlich übertragene Form einer Gebetsnische, die unterschiedlich ausgebildete Dachformen zeigt, z. B. getreppt, kuppelförmig oder in Form eines „Sultanskopfes“ mit Haupt und Schultern. Auf einem Gebetsteppich leistet der Gläubige die ihm vom Islam vorgeschriebenen täglichen fünf rituellen Gebete (= Kibbla bzw. Qabla), wobei die Mihrab des Teppichs nach Mekka ausgerichtet ist.

Mikrakh oder Mikrach = siehe „Achty“!

Millefleur = diese Bezeichnung kommt aus dem Französischen , bedeutet auf Deutsch

„tausend Blumen“ und betrifft einen ornamentaler Dekor für Teppiche und andere Textilien, der aus vielen kleinen Blumen und Blüten besteht, die gleichmäßig oder uneinheitlich über eine größere Fläche verteilt sind. Ursprünglich wurden die Hintergründe von gotischen Wandteppichen so genannt; später auch indische und persische Gebetsteppiche, die in Feld und Bordüre eine Flut von Blüten zeigen.

Mina-Khani oder Minahani = regelmäßiges Gesamtmuster für Teppiche, das aus zwei oder mehreren Blumenblüten besteht, die diamantförmige Gitter bilden; davon gibt es unterschiedliche Spielarten. In stilisierter Form ist dieses Muster auf vielen Nomadenteppichen, etwa den Belutschen, zu finden. Dieses Muster soll auf Mina Khan zurückzuführen sein.

Ming = chinesische Herrscherdynastie 1368-1644.

Ming-Emblem = so wird alternativ das Drachen-Phönix-Motiv genannt.

Miniaturenmalerei = typisch orientalische Kunstrichtung der minimalistischen Bildmalerei, die Anstoß zur Herstellung feiner naturalistischer Teppichmuster gewesen sein dürfte.

Mir = Teppiche dieser Bezeichnung sind westpersische Erzeugnisse aus dem Ferraghan- Gebiet und gelten als die feinste Serabend-Sorte. Mir-Teppiche zeigen in der Regel eng aneinander stehende kleine Boteh-Motive; die innere und äußere Borte sind meist mit dem Pfeilspitzenmuster besetzt. Der Name ist vermutlich von „Mirabad“ abgeleitet worden.

Dieser Ort liegt im Süden von Afghanistan in der Provinz Helmand; es bestehen allerdings viele andere Orte mit demselben Namen. Ende des 20. Jahrhunderts waren auch in Indien viele Mir angefertigt worden.

Miri = alte Teheraner Kaufmannsfamilie, die in Zusammenarbeit mit persischen Bauern, Nomaden und Experten die besten Teppich-Materialien aus Wolle, Seide und Farben zusammentrug und mit exzellenten Qualitätsprodukten die in Verruf gekommene Kultur persischer Knüpfwerke erfolgreich wiederbelebte. So gelang es, mit vergessenen Mustern und Motivkombinationen den stereotypen Brei der Massenknüpferei abzulösen und jahrtausendealte Materialien und altbewährtes Finish in die Knüpferei zurückzubringen. Gründer der Dynastie war Taghi Miri, der 2004 verstorben ist. Miri-Meisterstücke sind mit handversponnener Wolle aus dem Zagrosgebirge geknüpft.

 

Mir-i boteh = persisches Teppichmuster, gebildet durch eine mehrfache Reihung von kleinen Boteh-Zeichen; siehe „Boteh“.

Mirzapur = Stadt am Südufer des Ganges im „indischen Teppichgürtel“; über sie hat sich die von den Moguln aus der Mongolei über Kaschmir und Punjab nach Indien gebrachte Teppichknüpfkunst bis Kalkutta im Süden verbreitet. In Mirzapur leben Hindus und Moslems nebeneinander; die Hindus betreiben Ackerbau, die Moslems das Kunsthandwerk, auch die Teppicherzeugung. Die Qualität der Knüpfwerke aus Mirzapur hat seit dem 19. Jahrhundert nachgelassen; es werden persische, chinesische und französische Aubusson-Muster in asymmetrischen Knoten und mit Baumwollgrund nachgemacht. „Mirzapur“ wird auch als Kennzeichnung für qualitativ schlechte indische Teppich gebraucht. In Mirzapur sind auch Gefangenenhausteppiche gefertigt worden.

Mischtechnik = textile Erzeugnisse, die durch Anwendung mehrerer verschiedener Verarbeitungstechniken entstanden sind; z. B. Satteltaschen in Knüpf-, Web- und Sumak- Technik.

Mischwaini = westafghanischer Stamm, der Teppiche nach Beludj-Art erzeugt.

Moghan = Ebene im Südosten der Kaukasus-Gebirgskette an der Grenze zum Iran und Talish; die im 19. Jahrhundert dort erzeugten Teppiche zeigen meist sogenannte Memling Guls (genannt nach dem deutschen Maler Memling) bzw. hakenbesetzte Medaillons.

Mogul oder Moghul = turko-mongolische Herrscherdynastie islamischen Glaubens in Nordindien (1526-1858); dieser Name wurde vermutlich von den Portugiesen im 16. Jahrhundert geprägt und geht höchstwahrscheinlich auf „Mongolen“ zurück. Mogul- Teppichmuster sind malerisch durch naturalistisch wiedergegebene Blumen auf einem karmesinroten Feld dargestellt, wie sie ähnlich auch auf persischen Safawiden-Teppichen erscheinen.

Mohadjeran oder Mohajaran = iranische Teppichart nach Saruk-Vorbild, die zwischen 1910 und 1930 in großer Feinheit und schönem Glanz vor allem für den amerikanischen Markt hergestellt worden ist.

Mohär oder Mohair = leitet sich ab vom arabisch-persischen Begriff „Mohayyar“, auf Deutsch „die Wahl“, der sich auf die Bevorzugung von Ziegenwolle bezieht. Seit der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert wurde in der türkischen Provinz Aidin begonnen, Teppiche anstelle von Schafwolle mit Ziegenhaar zu knüpfen. Dazu wurden Haare einjähriger Ziegen aus Angora und Konya verwendet.

Mohajaran Sarouk = große feine Sarukteppiche, die zwischen 1910 und 1930 speziell für amerikanischen Geschmack gefertigt worden sind. Für sie wurde besonders glänzende Wolle verwendet, und sie wurden nicht chemisch gewaschen und gefärbt; typisch für ihre Ornamente war ein tiefes Orangerot.

Mohammed = Stifter (Prophet) der islamischen Religion; er wurde 570 in Mekka geboren¸ war Sohn Abdallahs und gehörte dem wichtigen arabischen Stamm der Koraischen an. Da seine Eltern früh starben, wurde er von seinem Onkel Abu Talib erzogen; man nannte ihn später Al Amin, den Vertrauenswürdigen; er meditierte oft in der Höhle Hivas, sie befand sich nahe des Gipfels Dschabal an-Nare, des Bergs des Lichts.

Moharamat = Dieser Ausdruck wird vornehmlich im Süden Persiens für Teppiche mit nebeneinender liegenden, senkrechten Streifen verwendet. In diesem Wort findet sich der Ausdruck „Haram“, was im Arabischen „verboten“ (siehe Harem!) bedeutet. Der Ausdruck wird heute bei afghanischen Teppichen mit der oben erwähnten Zeichnung gebraucht.

Mohtaschem oder Mochtaschem = angesehene persische Teppichknüpferdynastie, die durch hochqualitative Keschan-Teppiche weltbekannt wurde. Sie stand am Beginn der großen Renaissance der persischen Knüpfkunst, in der man sich safawidischer Traditionen erinnerte. Der Name stammt von einem Statthalter Keschans, der Ende des 19. Jahrhunderts der Teppichherstellung neue Impulse gegeben hat. Mohtaschem war einer der ersten, der eine Fabrik zur Erzeugung von Teppichen errichtet hat, die mit einer aus Manchester in England importierten Wolle erzeugt wurden. Mohtashem wird als „Ustadan“ oder „Ostad“ (=

„Webermeister“) bezeichnet so wie jeder Meister und Lehrer der Knüpfkunst; sie fertigen feine Woll- und Seidenteppiche nach eigenen Designs. Es ist möglich, dass Teppiche, die Mohtaschem zugeschrieben werden, aus anderen Manufakturen stammen, dennoch zu Höchstpreisen angeboten werden.

molare Masse = stoffmengenbezogene Angabe von Materialien für die Herstellung von Textilien.

Molke = wässeriger Teil der Milch, der, mit Krapp vermischt, eine spezifische rosa Farbe ergibt, die vor allem für die Färbung der Florwolle von Sultanabad-Teppichen verwendet wird.

Mongolei = An China und Russland grenzende parlamentarische Republik, bekannt für ihre weiten, zerklüfteten Landschaften mit weiterhin ausgeprägtem Nomadentum. Wirtschaftlich dominieren Bergbau und eine spezielle Viehwirtschaft, besonders Schafzucht. Wichtig für die Teppichwirtschaft ist das etablierte Nomadentum gekoppelt mit der Schafwoll-Produktion.

Mongolen = von nordostasiatischen mongolischen Stämmen des 13. Jahrhunderts abstammende ethnischen Gruppen, die unter Dschingis Khan zu einer übergreifenden Volksbezeichnung wurden. Ihr Land wird Mongolei genannt.

Moschee = islamisches Gotteshaus; die schönen Muster von Moscheekuppeln dienen sehr oft als Vorbild für Teppiche, die als „Moscheekuppelteppiche“ in den Handel kommen.

„Moscheeampeln“ dienen oft als Motiv in Gebetsteppichen; sie hängen dann von der im Teppich abgebildeten Mihrab herab.

Moscheeampel = häufiges Motiv in Gebetsteppichen; von deren Mihrab herab hängt meist an einer Kette eine Ampel, gelegentlich mit bunten Blumen gefüllt.

Moscheekuppelteppich = Knüpfteppich mit der detailreich der Wirklichkeit nachgezeichneten Innenseite der Kuppel einer Moschee.

Moschkabad oder Mushkabad = Gebiet östlich von Arak im nordöstlichen Iran; der Name ist eine Handelbezeichnung für qualitativ mangelhafte moderne Saruk-Teppiche und hat keinen Zusammenhang mit dem Ortsnamen.

Mossul = Zweitgrößte Stadt im Irak am rechten Ufer des Tigris, 350 Kilometer nördlich von Bagdad gelegen, mit heute reichen Ölvorkommen und Raffinerien. Sie war Sammelplatz für Kurdenteppiche aus dem Einzugsgebiet zwischen Syrien, Irak und Westpersien. Die dortige Völkermischung führte zu vielseitigen Musterungen mit kleinasiatischen, kaukasischen und persischen Merkmalen. Es handelt sich meist um Nomaden und Halbnomaden-Teppiche.

Motiv = Muster von Teppichen werden aus einem umfangreichen Repertoire einfacher oder komplizierter Symbole und Motive gebildet; deren Art der Zusammensetzung gibt oft wichtige Hinweise auf deren Herstellungsort. Nach der jeweiligen Rolle eines Motivs innerhalb eines Knüpf- oder Webwerkes spricht man von Mittelfeld-, Bordüren- oder ornamentalen Motiven. Beispiele sind „Gül“ oder „Boteh“. (Siehe diese!) Bis zum 18.

Jahrhundert hat die orientale Teppichknüpfkunst viele neue Motive entwickelt; danach ließ das Talent und die Phantasie der Designer nach. Die Elemente des Teppichfeldes wurden dann nicht mehr um ein zentrales Ornament gruppiert, sondern zu beiden Seiten einer Mittelachse angeordnet oder nach einer geometrischen Gliederung über das Innenfeld verteilt. Das hängt mit dem Niedergang des persischen Reiches durch Sturz der Safawiden- Dynastie zusammen. Erklärung und Bedeutung der einzelnen Motive und -Symbole und ihr Zusammenhang mit Leben und Schicksal der KnüpferInnen/WeberInnen bzw. dem der Nutzer ist eine spezielle Wissenschaft. Motive und Symbole sind ein Allgemeingut, doch ihre jeweilige Ausführung und Kombination mit anderen Symbolen und Motiven lassen die Zuordnung zu bestimmten Stämmen oder Völkern zu; siehe auch „Symbol“!

Motte = Biologisch betrachtet ist sie eine Art Kleinschmetterling; tapitologisch betrachtet ist sie ist ein gefährlicher Teppichschädling, der professionell bekämpft werden sollte. Kleider- bzw. Pelzmotten legen ihre Eier in Teppichen ab, wo sie sich zu Raupen entwickeln, die sich vom Keratin, das in den Wollfasern enthalten ist, nähren.

Mrirt = Berberstamm im Mittleren Atlas in Marokko, zugleich eine hochflorige Teppichart ohne oder mit sparsamem Muster.

Mucur = siehe „Mudjur“; siehe „Mina-Khani-Muster“!

Mud oder Moud = Ort im gleichnamigen Distrikt in der Gegend von Bir(d)jand (siehe dieses) im Nordosten des Iran. Teppiche der Stadt und ihrer Umgebung haben üblicherweise krummlinige florale Muster mit einer Sonnenblume in der Mitte; die Knüpfwerke sind typisch dunkelblau mit einem arabesken Medaillon oder Herati-Muster; sie sind aus Wolle mit Baumwollkette und zeigen in der Regel hohe Qualität; die asymmetrischen Dschufti- Knoten haben Dichten zwischen 300.000 und 500.000 Knoten pro Quadratmeter. Die Teppiche gehen auf den Safawidenkönig Schah Abbas I. zurück; er hat in dieser Gegend nicht nur Burgen errichtet, sondern auch original-persische Muster und die Knüpftechnik gefördert.

Mudjur = kleine Stadt in der Zentraltürkei. Dort werden vor allem Knüpfwerke im Gebetsteppichmuster hergestellt, meist mit mehr als acht Farbschattierungen. Sie gelten als die farbfrohesten anatolischen Teppiche. Die Kette ist meist aus Baumwolle, der Schuss und der Flor aus Schafwolle. Hauptfarben sind ein starkes Rot, daneben Blau und Elfenbein.

Mudjur ist die Quelle von Saphs und Gebetsteppichen mit treppenartigen, oben zugespitzten Gebetsnischen; die Hauptbordüre kann aus Rechtecken bestehen, die von geometrisierten Blüten besetzt sind.

Murgi = Teppichmotiv, das vom persischen Begriff „morgh“ abgeleitet wird und auf Deutsch

„Huhn“ heißt; ein geometrisch-abstraktes Bild eines kleinen Vogels, das vor allem in Teppichen aus dem südwestlichen Iran zu finden ist, besonders bei Knüpfwerken der Chamseh-Föderation (siehe „Chamseh“). Stücke, in welchen sich dieses Motiv häuft, werden deshalb oft „Murgi-Teppiche“ genannt.

Murtschechar oder Murdshekar = Dorf zwischen Isfahan und Joshegan im Zentraliran; die dortigen Teppiche zeigen Dschuscheghan- oder Herati-Muster.

Musalla = arabische Bezeichnung für den Gebetsteppich, abgeleitet von „salla“, was auf Deutsch „beten“ bedeutet. Davon abgeleitet, bedeutet „musalaha“ auf Deutsch

„Friedensschluss“.

Muschkabad = Gebiet östlich von Arak im nordöstlichen Iran, auch Handelsname für Teppiche aus der Gegend von Arak. Sie sind mit dem „Mahal“ und entfernter mit dem

„Saruk“ verwandt. Die Kette ist aus Baumwolle, der Schuss aus Schaf- oder Baumwolle, der Flor, persisch geknüpft, aus Schafwolle

Mussel = gilt als Bezeichnung für grobe Teppiche, die in Hamadan gehandelt werden.

Muster = Es gibt zwei Mustergruppen von Teppichen: einerseits geometrische (rektilineare), andererseits kurvenreiche, florale (kurvilineare). Siehe diese!

Musterschutz = bei echten Orientteppichen gab und gibt es keinen Musterschutz nach europäischen Vorbildern; jeder Knüpfer durfte Muster seiner Kollegen nachahmen oder frei abwandeln. Daher kam es zu vielfältigen Musterwanderungen und Musterverschleppungen.

Musterwanderung oder Musterverschleppung = das Verpflanzen von Teppichmustern einer Region in eine andere durch Nomadenwanderungen, Kriegs- oder Karawanenzüge entlang wichtiger Handelsstraßen. Beispiele: Im alten Persien wurden Fabeltiere aus China übernommen, in Kleinasien fanden die einst im Kaukasus beheimateten geometrischen Teppichmuster Einzug. Später ist die orientalische Teppichkunst durch französische Einflüsse bereichert worden und umgekehrt: Um 1700 wurden Teppichknüpfer für die Savonnerie- Manufaktur in Chaillot bei Paris geholt; als sie in ihre Heimat zurückkehrten, brachten sie französische Muster in ihre Heimat zurück, die sich etwas verändert in Orientteppichen wiederfinden. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es neuerlich üblich geworden, Teppichmuster und Farbzusammenstellungen geografisch zu verschleppen und an oft weit voneinander entfernten Stellen der Erde zu imitieren. Musterverschleppungen haben sowohl in Ost-West-Richtung als auch umgekehrt stattgefunden. Daneben haben sich im Lauf der Zeit an vielen Orten Farben und Muster verändert und an jeweils aktuelle Geschmacksrichtungen angeglichen; besonders in Afghanistan sind neuerdings viele neue Qualitäten und Muster entstanden, die unter verschiedenen neuen Phantasienamen auf westliche Märkte kommen.

 

Musterzeichnung = während TeppichknüpferInnen in Dörfern oder bei (Nomaden-)Stämmen meist nach der eigenen Phantasie arbeiten, werden in urbanen Teppichmanufakturen in der Regel Musterzeichnungen – genannt Graph oder Nagsh -- als Vorbild für das Design der Teppiche verwendet. Die Zeichnungen stammen von Künstlern oder erfahrenen Knüpfern.

 

Nafar = Unterstamm der Chamseh-Konföderation; siehe „Chamseh“.

Nagsh oder Nakhshe = Knüpfvorlage, Knüpfmuster für einen Teppich.

 

Naghse Faranghi = persische Bezeichnung für europäische Teppichmuster.

 

Nahavand = Stadt in der Hamedan-Region im nordwestlichen Iran; sie gilt als einer der wichtigsten Handelsplätze von großformatigen Teppichen des Landes. Dort entstehen nämlich überwiegend Teppiche mit geometrisierten Versionen des Saruk-Musters; bei manchen Stücken dringt das Bordürendesign ins Teppichfeld ein; die dominierende Farbe ist blau, die Medaillon-Motive sind meist blassrostfarben und beige sowie als Blatt mit Blumen und Zweigen im Hintergrund dargestellt; die Knoten sind symmetrisch auf Baumwollkette, die Florwolle ist glänzend; die Teppiche sind sehr widerstandsfähig. Es handelt sich um feste fleischige kleinrapportig gemusterte Teppiche, hauptsächlich Dozars und Läufer, ähnlich den Malayern, meist mit den Maßen 300 x 150 Zentimeter.

 

Nain oder Naien = iranische Stadt am Rand der zentralpersischen Wüste. Von dort kommt eine elegante, zart gezeichnete, manchmal auch nüchtern wirkende Art Teppiche, die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts durch einen abrupten Stilwechsel entstand, die bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts hohes Ansehen genossen, dann aber wegen der Gott sei Dank nur teilweisen Massenproduktion – es gibt nach wie vor sehr gute Nain! -- in mehreren Städten des Iran und wegen zunehmend grober Machart wieder verloren hat.

Schöpfer des Nain-Musters war Fatollah Habibian, der auch manche seiner Werke signierte. Die Muster ähneln jenen von Isfahan bzw. der Safawiden. Der Grund von Nain-Teppichen ist

aus Baumwolle, zum Teil aus Seide; die Motive werden durch Seidenumrahmung hervorgehoben. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Nain-Teppiche ist die Machart der Kettfäden, gemessen in Lah, die aus mehreren Garnen zusammengedreht sind; je feiner die Kette, desto feiner der Teppich. Die Dichte liegt zwischen 150.000 und 800.000 Knoten pro Quadratmeter. Nain haben drei Qualitäten: Shish lah: dort besteht die Kette aus sechs verzwirnten Fäden, von welchen jeder wieder aus zwei Fäden besteht. Noh lah: Hier besteht der Kettfaden aus neun Fäden, die jeweils aus dreifach verzwirnten Fäden bestehen. Tjahar lah: der Kettfaden besteht aus zwei mal zwei, demnach aus vier verzwirnten Fäden; das ist die wenigst gebräuchliche Nain-Art; siehe „Lah“!

 

Najafabad = Stadt in der iranischen Provinz Isfahan; sie wächst allmählich mit Isfahan zusammen. Sie ist Erzeugungsort von Knüpfwerken, die an Isfahan- und Keschan-Teppiche erinnern; diese haben ebenfalls hohe Qualität und Verschleißfähigkeit; ihre Medaillons sind in Rot, Khaki, Grün und Blau gehalten, die Muster sind oft stark von den Kacheln der Moscheen sowie von Gärten und Palästen der Provinz Isfahan beeinflusst: zarte Blumenranken, angenehme, fein abgestimmte Farbtöne und -kombinationen bei robuster Qualität.

 

Nakhi = persische Zierschrift.

 

Namaazlik oder Namaslyk = kleiner turkmenischer oder usbekischer Gebetsteppich, der dem Engsi, einem Zeltvorhang, ähnelt; das Farsi-Wort „Namaz“ bedeutet auf Deutsch

„rituelles Gebet“.

 

Namad = persischer Ausdruck für „Filz“; auch turkmenischer Filz mit groben Mustern.

 

Namad oder Numdah oder Numud = Filzteppich aus Indien. Das Muster wird auf den Filz aufgenäht oder mit farbiger Wolle während der Verfilzung eingebracht.

 

Namakdan = geknüpfte Salztasche persischer Nomaden; das Farsi-Wort „Namak“ bedeutet

„Salz“.

 

Nandan = Brottuch; das Farsi-Wort „nan“ bedeutet Brot.

 

Napramatsch = ein großer Teppichsack, der auch als Kinderschlafplatz verwendet wird.

 

Naqsh = siehe „Nagsh“!

 

Nasdaligh-Stil = persische Kalligraphie, die im 15. Jahrhundert aufgetaucht ist. Sie ist eine Mischung der literarischen kursiven Nashki-Schrift mit einer ihrer eleganteren Varianten, der Taligh-Schrift. Die Nasdaligh ist besonders in Bordüren safawidischer Teppiche zu finden.

 

Nashkhischrift = siehe „Nagshi“!

Nasirabad = Handelsbezeichnung für Teppiche, die im Südosten Isfahans entstanden sind. Sie werden von den sesshaft gewordenen Lori erzeugt; die Schussfäden sind aus Baumwolle.

Natanz = Stadt mit Teppicherzeugung im Zentraliran, die von Oasen umgeben ist, in der Provinz Isfahan an der Ostflanke des Kuhrud-Gebirges, zwischen dem Salzsee Namak und Isfahan; Standort des iranischen Atomkraftwerks.

Naturfarben = zum Färben der Teppichgarne geeignete Farbstoffe, die aus dem Pflanzen-, Tier- oder Mineralienbereich gewonnen werden. Sie stehen in scharfem Wettbewerb mit chemischen bzw. synthetischen Farben, die von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an auf den Markt kamen. (Siehe „Anilinfarben“ oder „Chromfarben“!) Beispiele von Naturfarben sind Indigo, Kermes, Krappwurzel, Wau, Färberdistel, Safran oder Waid. Siehe auch „Böhmer“!

Nawar oder Navar = Begriff aus dem Persischen, auf Deutsch „Band“ oder „Gurt“.

Nazarlik = türkische Bezeichnung für einen Talisman, der einen Menschen gegen den „bösen Blick“ schützt.

Nelke = Symbolzeichen in orientalischen Teppichen, vor allem in türkischen, wo sie oft natürlich gezeichnet erscheint, etwa in Mughalteppichen, oder geometrisiert im Feld von Kubateppichen; in persischen und kurdischen Teppichen erscheint die Nelke meist in Bordüren-Meandern. Die Nelke zählt, gemeinsam mit Tulpe und Hyazinthe, zu den drei typischen „ottomanischen Blumen“.

Nepal = asiatische demokratische Bundesrepublik am Fuß des Himalayagebirges, ihre Hauptstadt ist Kathmandu, Ausgangspunkt für Himalaya-Bergsteiger. Nepal grenzt im Norden an Tibet, sonst an Indien. Die wichtigsten Teppichherkunftsorte sind Kathmandu, Pokhara und Patan. In Nepal entstanden auf europäische Initiativen hin tibetische Teppiche, die von Flüchtlingen gefertigt werden. Der Flor besteht aus Schafwolle vom Himalaya, der Grund ist Baumwolle, die Feinheit beträgt 250.000 Knoten pro Quadratmeter.

Nepalknüpfung = originäre tibetanische oder chinesische Stäbchenknüpfung, wobei Schlingen über eine Stange gezogen und aufgeschnitten werden, um so den Flor zu bilden.

Nepal-Tibeter = zeitgenössische Tibetteppiche, die von angelernten Nepal-Knüpfern bzw. Tibet-Flüchtlingen in Nepal angefertigt werden. Siehe „Tibet-Teppiche“!

Neuseeland-Wolle = Schafwolle aus Neuseeland, die an vielen Plätzen der Erde zur kommerziellen Teppicherzeugung genutzt wird, weil sie nach Expertenurteil die beste Qualität der Erde hat.

New-Country-Style = Einrichtungsstil an der Wende vom 20. ins 21. Jahrhundert, der sich auf den Lebensstil, die Wohnwelt und das Teppichdesign auswirkte; es war eine Reaktion auf die damals oft zu modernen, manchmal cool und unpersönlich wirkenden Designs des beginnenden digitalen Jahrhunderts, die eine Rückbesinnung auf rustikale und nomadische Gestaltungsformen ausgelöst haben; siehe „Vintage Look“!

 

Neyden oder Nyeden = kleiner tibetischer Schlafteppich.

Neyestan = Bezeichnung für Kelims, die von Kurden über und über mit Diamantmotiven in Nord-Khorassan gefertigt werden.

Nicht-orientalische Teppiche = Zu diesen zählen Knüpf- und Webwerke aus Gebieten, die nicht zu den traditionellen orientalischen Herkunftsländern zählen, z. B. Ägypten, Frankreich (Gobelins, Aubussons), Tapisserien aus Flandern, Teppiche aus Portugal und Spanien, nordafrikanische Länder wie Marokko, Tunesien, Algerien sowie jüdisch-israelische Teppiche.

Nigde = Stadt im südzentralen Anatolien, die ein Teppich-Produktionszentrum sowie ein Sammelort für Gebetsteppiche und Kelims ist; letztere haben eher breite Bordüren mit Zickzack-Streifen, die mit Blümchen und Haken verbunden sind; die Medaillons sind sechseckig und hakenbesetzt, die Mihrab ist oft stufenförmig gestaltet.

Nimbaft = zusammengesetztes Wort aus „nim“ = halb und „baf(f)t = geknüpft, demnach ein halbgeknüpftes Textilprodukt; es bezeichnet einen Webteppich, der teilweise einen Flor besitzt und teilweise Flachwebe ist.

Ningxia oder Ning-Hsia = Stadt in der chinesischen Provinz Gansu, wo seit Ende des 17. Jahrhunderts Teppiche hergestellt worden sind; im 18. Jahrhundert ist dort eine Gruppe von Teppichen entstanden, die graubraune Seitenränder und eine breite Mustervielfalt zeigen, wobei die Motive typisch blau in einem gelben Feld erscheinen. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden Ningxia-Teppiche mit 40 asymmetrischen Knoten pro Quadratzoll bzw.

6.000 Knoten pro Quadratmeter und Baumwollkette recht grob angefertigt.

Niriz = Hauptstadt der gleichnamigen Region im Südwesten des Iran. Sie ist ein eher unbedeutender Herkunftsort von Teppichen mit Medaillons, die den Lebensbaum wiedergeben; sie sind im Stil von Gaschgais gefertigt. Die Stadt ist ein Sammelplatz für Stammesteppiche aus ihrer Umgebung.

Nishapur oder Neyshabur = Stadt im Gebirge der iranischen Provinz Razavi-Korrassan an der Seidenstraße östlich von Maschad gelegen; sie war noch in der vorislamischen Periode unter den Sassaniden Austauschort von westlichem und östlichem Wissen, später war sie ein Wollzentrum und klassischer Sammelort von Teppichen. Heute werden dort dem Nain ähnliche Teppiche produziert.

Nomaden = nicht sesshafte Viehzüchter, die auf der Suche nach frischen Weideplätzen für ihre Tiere – Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, gelegentlich Kamele -- in Familiengruppen umherzogen/umherziehen und in leicht auf-, abbau- und transportierbaren Zelten wohn(t)en. Nomaden betreiben keinen Ackerbau und leben weitgehend von ihren freigrasenden Tieren. Halbnomaden sind Viehzüchter, die im Winter einen festen Wohnplatz haben, in der warmen Jahreszeit mit ihren Tieren auf der Suche nach neuen Weideplätzen umherziehen. Beide Nomadenarten leben nach Khazanow 1984, Seite 17f, „in einer nahrungserzeugenden extensiven Wirtschaftsweise“. Nomaden gab es laut Fachleuten schon seit den Hethitern um 1600 vor Christus; es gibt sie noch in der Mongolei, in Afghanistan, Usbekistan, Ostturkmenistan sowie in kleinen Gruppen in der Türkei. Laut Experten hat es zur Wende vom 20. ins 21. Jahrhundert noch 400 Ansiedlungen mit Stammesnamen von Nomaden gegeben. Siehe „Qishlak“!

 

Nomadenteppiche = Neuzeitliche Nomadenteppiche werden heute nur noch wenige gefertigt. Halbnomaden, die einer der alpinen Almwirtschaft ähnelnden Lebensweise nachgehen, sind heute noch in den bergigen Gegenden des Iran, der Türkei und in Afghanistan tätig. Heutzutage werden Nomadenteppiche auch für städtische Behausungen und den Tauschhandel angefertigt.

Noppengewebe = (Teppich-)Gewebe mit florbildenden Schlingen = Noppen.

Nordafrika = Teppiche aus dieser Region werden unter den Ländernamen Algerien, Ägypten, Libyen, Tunesien und Marokko beschrieben.

Noskhi = persische Zierschrift.

Nuska = kommt aus dem Türkischen und bedeutet „Amulett“ bzw. Talisman, auf Arabisch

„nushka“. Es ist eine pyramidenförmige Anordnung gleichschenkeliger Dreiecke, der magische Wirkung zugesprochen wird; die Bezeichnung geht auf die Form von Korantaschen bzw. Beuteln für religiös-schamanistische Reliquien zurück. In Anatolien wird ein Nuska als Abwehrsymbol gegen das Böse angesehen.

Nussschale = grüne Schalen der Walnuss ergeben nach Fermentierung im Wasser einen natürlichen braunen Farbstoff.

Nylon = Kunststofffasern, die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in der Teppicherzeugung verwendet werden.

 

Obruk = Stadt im südlichen Zentralanatolien, Herkunftsort ziemlich grob geknüpfter Teppiche nomadischen Charakters sowie feiner Kelims; vom späten 19. Jahrhundert an wurden dort auch Gebetskelims gewoben; die Mihrabs dieser Stücke sind gestuft und mit Haken besetzt; das Motiv des Lebensbaumes erscheint an den freien Seiten der Mihrab.

OCM = Abkürzung von „Oriental Carpet Manufacturers Ltd.“, einem international aufgestellt gewesenen Teppichunternehmen mit Einkaufsbüros, Erzeugungsbetrieben und Wäschereien in Izmir (Smyrna), Täbris, Nepal, Afghanistan und Amritsar, das Teppiche für den Export nach Europa sammelte. OCM-war mit Verkaufsbüros in Konstantinopel, Kairo, Alexandria, Moskau, Wien, Paris, London, Buenos Aires und Sydney vertreten. Es gilt als erstes Unternehmen, das die Globalisierung der Weltwirtschaft praktizierte. Das OCM-Logo zeigte drei mit Teppichen beladene Kamele. Die Gesellschaft ist in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts untergegangen.

Odschalik oder Ocaklik oder Odjalik = türkischer U-förmiger Herdteppich; auch Name von Teppichen, die im Mittelfeld zwei in gegensätzliche Richtungen weisende Mihrabs haben; siehe auch „Asyl-Teppich“!

Oghusen oder Oghuzen = Vorfahren der heutigen Türken. Sie sind eine im 6. Jahrhundert nach Christus in den Steppen zwischen Syrdarja und der unteren Wolga am Aralsee und dem Kaspischem Meer angesiedelte Volksgruppe des ehemals mächtigen frühtürkischen Reiches in Zentralasien; im 10. Jahrhundert zum islamischen Glauben übergetreten, im 11.

Jahrhundert unter Führung der Seldschuken nach Kleinasien und Persien vorgedrungen.

Ogurjali oder Ogurdschali oder Ogurjali = vermutlich ein früher turkmenischer Unterstamm der Jomuden (siehe diese), der an der Ostküste des Kaspischen Meeres gelebt hat. Ihre Teppiche sind selten, da der Stamm eher mit Fischfang und Abbau von Mineralien beschäftigt ist als mit dem Teppichknüpfen.

Ok-Bash = wörtlich übersetzt „Bogenende“, ein geknüpfter runder Behälter von Jomud- Nomaden zur Aufbewahrung der gebogenen Zeltstangen während der Wanderungen; auch ein Zeltstangenschmuck für Hochzeitskarawanen der Turkmenen.

Oktogon = achteckiges oder achtstrahliges (Teppich-)Motiv; sein Name ist „Filpah“, was auf Deutsch „Elefantenfuß“ bedeutet.

Oltenien = eine Gegend im Südwesten von Rumänien, Herkunftsort feiner Kelims mit floralen und Tier-Motiven, die über das Innenfeld verstreut sind; letzteres ist oft schwarz, und die Motive sind in Rot, Blau, Weiß und Grün wiedergegeben.

O.N.A.T. = Abkürzung der tunesischen Regierungsorganisation, die die zeitgenössische Teppichproduktion des Landes kontrolliert. Der volle Name: „Office National de l`Artisanat Tunisien“.

Orientteppich = ein inoffizieller und nicht genau definierter Begriff. Ursprünglich galt er für alle handgefertigten Knüpfteppiche, die im Nahen Osten oder in Asien hergestellt wurden. Aktuell gilt er für alle handgeknüpften Produkte, die als Teppich verwendet werden, egal woher immer sie stammen, auch für Flachweben aus Nahost oder Asien. Der Begriff

„Perserteppich“ wird gelegentlich, aber falsch, als Synonym für Orientteppich verwendet.

Ornament = vom lateinischen „ornare“ (= schmücken) abgeleitete Bezeichnung für eine sich mehrfach wiederholende naturalistische oder abstrakte Verzierung, Ausschmückung, Schmuckform von Teppichen und Produkten im Bereich bildender Künste.

Ornamentenschatz = zum Ornamentenschatz geometrischer Orientteppiche gehören vor allem Achteck-, Viereck-, Rauten- und ähnliche Formen, auch Sterne, Kreuze, Voluten, S- Formen und viele andere Gebilde; zu den Schmuckformen naturalistischer Art gehören Menschen- und Tierfiguren, vor allem aber Motive aus der Pflanzenwelt.

Ortaköy = Stadt in Zentralanatolien, wo kleine Teppiche in meist schreienden und auffälligen Farben erzeugt werden. „Ortaköy“ ist in der Türkei ein häufiger Ortsname, denn er bedeutet

„mittleres, zentrales Dorf“.

Osmanen = türkische Herrscherdynastie (1281-1924), benannt nach dem Reichsgründer Osman I. (1259-1326).

Osmanenteppich = Die Herstellung von Osmanenteppichen begann in Konya, dem Zentrum der türkischen Teppicherzeugung, vermutlich auch in Sivas oder Kayseri im 14. Jahrhundert. Der venezianische Kaufmann und Weltreisende Marco Polo berichtete darüber in seinem Buch aus dem 13. Jahrhundert. Osmanenteppiche sind das Ergebnis der Überwindung der Seldschuken durch die osmanische Dynastie um 1300. Typisches Beispiel eines frühen Osmanenteppichs ist der Marby-Teppich, der 1886 zufällig in der Kirche des schwedischen Ortes Marby entdeckt wurde; es ist ein Drachen-Phönix-Teppich vermutlich in Anatolien entstanden. Siehe „Marby“!

Osmolduk = veralteter Ausdruck für „Asmalyk“, siehe diesen.

Ostturkestan = eine große Region im Nordwesten von China, auch Xingjiang genannt; sie war im ersten Jahrtausend nach Christus buddhistisch. In der folgenden muslimischen Epoche stammen die ältesten erhaltenen ostturkestanischen Teppiche aus dem 17. Jahrhundert; z.

B. gold- und silberbroschierte Stücke mit Seidenknüpfung aus Kashgar. Die Region Ostturkestan hat, im Unterschied zu Westturkestan, viele Jahrhunderte hindurch wichtige künstlerische und wirtschaftliche Beziehungen zu Tibet, China und Indien gehabt. Teppiche aus dieser Region werden im Westen der Erde oft „Samarkands“, in China jedoch „Gansu“ oder „Kansu“ genannt. Sie stammen meist aus den Oasenstädten Khotan, Karakash, Chira, Keriya, Niya oder Yarkand. Experten sprechen bezüglich der Motive und Muster von einer Vereinigung chinesischer, buddhistischer und islamischer Designs. Ihre Formate richteten sich nach dem Umfang der Aivan-Estraden; das sind viereckige Atriumräume, in welchen die Hausbewohner leben, Gäste empfangen, essen und schlafen. Die Teppichformate sind etwa 400 x 200 Zentimeter, also doppelt so lang wie breit. Das Granatapfelmuster ist häufig, ebenso der Drei-Medaillon-Teppich neben dem Ein- und Zwei-Medaillon-Teppich.

Ottomanen = falsche Bezeichnung der Osmanen als Herrscherdynastie, die 1279 die heutige Türkei gegründet haben.

Ouaouzquite = Volksstamm aus dem Hohen Atlas und den Siroua-Bergen in Marokko. Er fertigt Weben verschiedener Strukturen, Flachweben mit Florbändern oder Flor-Bordüren. Viele dieser Teppiche sind über und über kariert oder mit Diamant-Motiven bedeckt. Andere zeigen diverse geometrische Motive mit stilisierten geometrischen Figuren oder Tieren.

Oulad Bou Sbaa = marokkanischer Stamm, der im Südwesten von Marrakesch lebt. Dessen Teppiche haben meist eine rotes oder orange Feld mit geometrischen Motiven, auch menschlichen Figuren. Diese Stücke heißen „Chichaoua“ nach einer Stadt in dieser Gegend. Ihre Feinheit ist mit 15 bis 20 symmetrischen Knoten pro Quadratzoll, das entspricht 97.000 bis 129.000 Knoten pro Quadratmeter, gering.

Oxus = historischer persischer Fluss, der heute Amu Darja heißt.

Öy = siehe „Jurte“.

Özipek-Cinar-Sirinyan-Durmas = Zusammenschluß führender türkischer Teppicherzeuger im hochqualitativen Bereich mit klassischen und modernen Designs.

 

Pah chordeh = Farsi-Begriff für gebrauchte Teppiche; wortwörtlich übersetzt bedeutet der Ausdruck „vom Fuß gebraucht“.

Pakistan = Islamische Republik, einst ein Teil Indiens; das Land zählt nicht zu den klassischen Teppicherzeugerländern, ist erst im Laufe der Zeit dazu geworden. Unter dem Namen Pakistan kommen Teppiche auf die westlichen Märkte, die in Afghanistan geknüpft wurden und über den Khyberpass und Pakistan auf den Weltmarkt gebracht werden. Pakistan hat keine eigenständigen Knüpfmuster hervorgebracht. Neben den sogenannten Bochara und Jaldar gibt es noch sehr feine Teppiche (= Sutri) mit persischer Zeichnung.

Pallas oder Palas = 1.: auf Persisch bedeutet dieser Name „alter Lumpen“; es handelt sich um eine gestreifte Flachwebe bzw. einen grob geknüpften Teppich. 2.: Im Kaukasus versteht man darunter eine doppelseitig verwendbare Flachwebe, die früher aus Pflanzen bestand und später in Leinenbindung hergestellt worden ist; meist ein mit Streifen gemustertes Material, das handgeknüpfte Taschen, siehe „Chordjin“, zusammenhält. (Siehe auch

„Hasirs“!) 3.: In Afghanistan versteht man darunter eine Flachwebe aus Ziegenhaar für Zelte oder große Säcke. Die jeweilige Bedeutung dieser Bezeichnung hängt meist von der praktischen Verwendung des Textils ab.

Palmette = fächerförmiges Blattelement, das der Fächerpalme nachempfunden ist und in der griechischen Kunst zur Blütenform ausgestaltet wurde; man hält sie für eine Weiterentwicklung des Motivs der ägyptischen Lotosblüte oder des Granatapfels.

Palmettenbordüre = Teppichbordüre, die mit aneinandergereihten Palmetten gestaltet ist.

Palmettenteppich = mit dem sich wiederholenden Motiv stilisierter Palmettenblätter durchgemusterte künstlerisch oft wertvolle Knüpfteppiche aus Persien.

Paneel = rechteckiges Feld ober- und unterhalb des Mihrab im Muster von Gebetsteppichen.

Panj Mihraba oder Pandjmihrabe = afghanische Bezeichnung für „fünf Mihrabs“, ein Handelsname für Gebetsteppiche, die südlich von Maimana gefertigt werden und welche oben eine Reihe von fünf kleinen Mihrabs besitzen. Heute gibt es diese Produktion nicht mehr.

Pao Tao oder Baotou = westchinesische Stadt in der Inneren Mongolei nordöstlich von Ningxia an der großen Schleife des Huanghe-Flusses. Teppiche von dort und aus den umgebenden Orten sind dichter geknüpft als jene von Ningxia und verwenden mehr Blau in ihren Mustern; frühe Teppiche dieser Art haben mehrfach einander wiederholende Motive, während spätere mehr bildliche Motive enthalten. Besonders in der ersten Hälfte des 20.

Jahrhunderts kamen von dort kleinere Teppiche, oft mit figuraler Zeichnung. Die oft vertretene Ansicht, in den Manufakturen von Baotou seien nur blauweiß gemusterte Teppiche gefertigt worden, stimmt nicht; seit dem 19. Jahrhundert wurden in den dortigen Manufakturen Teppiche in nahezu allen Farben und mit breiter Musterpalette gefertigt.

Paragraphenborte = Händlerausdruck für Borten kaukasischer Teppiche, die fortlaufende linksschräge S-Zeichen und mittig einen Balken zeigen und damit an ein Paragraphenzeichen erinnern.

Pardeh = persische Bezeichnung für „Vorhang“ oder für Teppichformate von etwa 300 x 150 cm. Solche Teppiche bzw. Kelims wurden als Trennwand bzw. als Tür in Moscheen verwendet, was man teilweise noch an älteren Stücken sehen kann; siehe „doppelt geknüpft“!

Parokhet = gewobener Vorhang in einer Synagoge vor dem Thoraschrein, in dem die Thorarollen geschützt sind.

Pars = Bezeichnung für das alte Persien, eine Abwandlung von „Fars“, die südwestliche Provinz des Iran mit der Hauptstadt Schiras.

Pasargardeh oder Pasargadai = Residenz der Achämeniden; siehe diese.

Pashmina oder Paschmina = Schal oder Umhang für Frauen aus feiner Wolle oder Seide, ursprünglich aus Kaschmir stammend; sie erhielt ihren Namen aus einem persischen Dialektwort, das Wolltuch bedeutet „aus Wolle gefertigt“; „pashm“ = „Kaschmirgarn“; siehe auch „Kaschmir“!

Pashtunen oder Pathan = ethnische Stammesgruppe, die rund die Hälfte der afghanischen Bevölkerung stellt; ihre Sprache ist Pashtu aus der iranische Sprachenfamilie; in Pakistan lebt eine Minderheit von Pashtunen; Teppiche erzeugen die Pashtunenstämme Durrani, Ghilza´i, Haftbala, Mushwani oder Shirkhani.

Patchwork = zeitgenössische Textilien bzw. Teppiche, die aus zusammengenähten geometrisch geformten Teilstücken oder Flicken unterschiedlicher Muster, Farben und Herstellungsarten bestehen. Dazu werden oft abgetretene Teppiche, denen auch noch durch Wäsche die Farbe genommern wird, verwendet. Platz greifen diese Modeerscheinungen (Vintage) vor allem in Indien, Pakistan und in der Türkei. Ersatzbezeichnungen dafür sind z.

B. Mischmasch, Pastiche, Medley, Hodgepodge oder Pasticcio.

Patina = Zustand gedämpfter Farben und Glanz nach langem Gebrauch von Kunstgegenständen, z. B. Orientteppichen.

Patrone = siehe „Musterzeichnung“.

Pazyryk oder Pasyryk = ältester bekannter physisch erhaltener Teppich der Erde, etwa 2500 Jahre alt, der 1946 von Prof. Sergei Ivanovich Rudenko in einem Eisgrab an der Grenze zwischen der Mongolei und China entdeckt wurde und dank einer Eisschicht fast ganz erhalten ist. Er wird unter Glas in der Eremitage in St. Petersburg in Russland ausgestellt.

Zwischen dem Pazyryk und der alten persischen Hauptstadt Persepolis bestehen überraschende künstlerische Ähnlichkeiten.

Peking = Hauptstadt der Volksrepublik China, wo um 1860 die ersten chinesischen Teppiche hergestellt worden sind. Die intensive Teppichproduktion begann 1880 und dauerte bis 1920; dann verlagerte sie sich weitgehend nach Tientsin. Die besten Peking-Teppiche imitieren alte Palast-, Hof- und Tempel-Teppiche; die populäreren Pekingteppiche hatten ein blaues Hauptfeld mit Mustern und Bordüren in Lederbraun, Weiß oder Goldfarben; die Motive umfassten buddhistische und taoistische Symbole, gelegentlich vermischt im selben Stück und ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung. Pekingteppiche wurden und werden überwiegend mit asymmetrischen Knoten geknüpft; in Peking gibt es weiter eine bescheidene Teppichproduktion mit Dichten zwischen 200.000 und 300.000 Knoten pro Quadratmeter.

Pendeh = 1.: Name eines Handelsplatzes für Teppiche und ein alter Begriff, mit dem turkmenische Weben ungeklärter Herkunft beschrieben wurden. 2.: persischer Ausdruck für

„fünf Orte“, eine Oase, die nahe der Grenze zwischen Iran und Afghanistan von turkmenischen Dörfern umgeben ist, wo Teppiche hergestellt werden.

Perepedil = eine Stadt südöstlich von Kuba in Daghestan im Kaukasus; die Teppiche dieses Gebietes werden oft auch Kuba genannt; ihr Muster besteht aus stilisierten Widderhörnern bzw. Blumenkelchen, oft mit einer kufischen Umrahmung.

Persepolis = Hauptstadt und Residenz der Achämenidendynastie nördlich von Schiras; siehe

„Achämeniden“.

Persepolis-Teppiche = persische Teppiche, die in ihrem Muster Reliefs oder Ruinenteile der alten Perserstadt in der Nähe von Schiras abbilden. Viele dieser Stücke wurden von den Gaschghai gefertigt. Diese Muster sind überwiegend Kopien französischer Lithografien oder Stiche, die im 19. Jahrhundert angefertigt worden sind; einige Teppiche enthalten sogar Inschriften aus den Lithografien oder Stichen.

Persien = seit 1936 „Islamische Republik Iran“ genannt. Neben bzw. nach dem Kaukasus ältestes Land der Erde, das die Teppichkultur bis heute durchgehend pflegt. Persien ist bei der Entwicklung innovativer naturalistischer Teppichdesigns, der Kombination von Motiven zu phantasievollen Mustern sowie bei der Entwicklung aufsehenerregender Farben in der optischen Wirkung von Teppichen weltführend, aber seit der Iranischen Revolution 1979 auf den Teppichmärkten rein modisch im Rückzug begriffen.

persischer Knoten = asymmetrischer Teppichknoten, auch Sennehknoten genannt, zweithäufigst verwendete Knotenart bei orientalischen Teppichen. Siehe auch „Knoten“!

Peschawar oder Peshawar = Stadt und Teppichproduktions-Zentrum in Nordwest-Pakistan; ein Umschlagplatz für aus Afghanistan stammende Teppiche.

PETAG = abgekürzter Name der am 14. 9. 1911 in Berlin gegründeten Persischen Teppich Gesellschaft AG, die im nordiranischen Täbris Teppiche zum weltweiten Export erzeugen ließ. Gründer war Heinrich Jacoby (1889-1964); das Unternehmen hat fünf verschiedene Qualitäten hergestellt: Cyrus, Rustem, Teimuri, Hamajun und Pertovi. Die Firma ist längst erloschen.

Petit-point = Nadelarbeit, bei der mit Perlstich auf feiner Kanvas-Unterlage mit bunten Garnen Muster mit einer Dichte von bis zu 25 Stichen auf einen Quadratzentimeter gestickt werden. Das wird in Europa, in der Türkei und in Kaschmir von Frauen praktiziert.

Pfau oder Pfauenteppich = persische Knüpfwerke, die als beherrschendes Motiv einen Pfau mit gesträubtem Gefieder zeigen. „Pfauenthron“ hieß der Herrschersitz persischer Schahs. Das Pfauen-Motiv in einem Teppich symbolisiert göttlichen Schutz.

Phönix-Drachen-Motiv = die Vereinigung eines Phönix, eines mythischen Sagenvogels der Ägypter, der im Feuer stirbt und aus der Asche wiedergeboren wird, mit einem Drachen, der in China als Wundertier gilt. Dieses Motiv auf einem Teppich bedeutet höchste Macht bzw. Unbesiegbarkeit. Siehe „Marby-Teppich“!

Pit-Loom = Grubenwebstuhl, dessen Trittvorrichtung sich in einer Bodengrube befindet; der Weber sitzt auf dem Grubenrand und bedient die Tritte bzw. die Schüsse; zumeist in der indischen und pakistanischen Handweberei zu finden, wo billige Handweben hergestellt werden; das englische Wort „pit“ bedeutet Grube. Siehe „Handwebstuhl“!

Ply = nennt man auf Englisch zwei oder mehrere Garnfäden, die miteinander verdreht bzw. verzwirnt sind.

Polenteppiche = irrtümliche Teppich-Bezeichnung aufgrund eines Missverständnisses bei der internationalen Pariser Ausstellung 1878 über deren tatsächliche Herkunft. Diese meist kleinformatigen Teppiche aus dem 17. Jahrhundert bzw. aus der safawidischen Periode stammen nicht aus Polen, wie gelegentlich gemutmaßt wurde, sondern sind von polnischen Fürsten in der Türkei oder in Persien geordert und aufgrund dezidierter Vorgaben hergestellt worden, wie sie jetzt aussehen. Sie sind in vielen Teppichmuseen zu sehen. Es handelt sich tatsächlich um seidene Schah-Abbas-Teppiche aus Isfahan oder Kahan. Ein typisches Beispiel dafür ist der sogenannte Czartoryski Teppich (siehe diesen!), der zur Zeit im Metropolitan Museum of Arts ausgestellt ist und aus Baumwolle, Seide und metallischen Fäden von safawidischen Knüpfern in Persien hergestellt worden ist und im Zentrum ein phantasievoll gestaltetes polnisches Wappen enthält.

 

Polygon = vieleckiges (Teppich-)Motiv.

Porträtteppich = in seiner künstlerischen Qualität umstrittenes Knüpfprodukt, das konkrete Menschen in Porträtform abbildet und damit die Malschulen von Täbris oder Herat kopiert. Nach dem Attentat auf US-Präsident Kennedy wurden Tausende Teppiche mit seinem Portrait gefertigt; dasselbe war bei Exkaiserin Soraya der Fall. Auch derzeit ist es möglich, z.

B. in Täbris einen Teppich nach einem Foto knüpfen zu lassen. Bei puritanischen Sunniten ist die Abbildung von Menschen und Tieren streng verboten, bei den weniger puritanischen Schiiten ist das weniger der Fall.

Portugiesen-Teppiche = eine merkwürdige Gruppe von acht vermutlich persischen oder indischen Medaillonteppichen mit großen Mittelmedaillons, umgeben von Radkränzen, die vermutlich im Auftrag des portugiesischen Hofes hergestellt worden sind. In ihren Zwickeln sind Segelschiffe mit europäischer Besatzung zu sehen. Die Stücke wurden früher Indien zugeschrieben, weil die Portugiesen die ersten Europäer in Indien gewesen sind. Diese Teppiche sind heute über Museen der ganzen Erde verstreut.

Poshti oder Poschti = das persische Wort „posht“ bedeutet „hinten“. Diese Bezeichnung steht für geknüpfte Polster- oder Sitzüberzüge; sie ist auch eine Größenbezeichnung für sehr kleine Teppiche im Format 50 x 80 Zentimeter.

 

Prinzess-Bochara = Handelsbezeichnung für feine Turkmenen-Teppiche.

Provenienz = Herkunftsort eines Teppichs.

 

Qableh oder Qibla = siehe „Ghable“!

Qaisar = Stadt im nordwestlichen Afghanistan, westlich von Maimana. Dort fertigen Usbeken Teppiche mit unterschiedlichen Mustern, die jenen der Ensi ähneln; sie haben Doppelschüsse und asymmetrische Knoten.

 

Qajar-= königliche iranische Dynastie türkischer Herkunft, die vorzüglich vom Qajarenstamm gebildet worden ist und im Iran von 1789 bis 1925 geherrscht hat, aber auch über große Teile des Kaukasus, wie Georgien, Dagestan, Aserbaidschan und Armenien.

 

Qarqin oder Quarquin = Stadt in Nord-Afghanistan, westlich von Mazar-e Sharif; ist auch der Name eines turkmenischen Stammes; neuzeitliche Teppiche aus dem Ort sind die billigsten und jene mit der geringsten Qualität unter allen turkmenischen Knüpfwerken.

 

Qazvin oder Kazvin = Stadt im Nordiran; sie war die Hauptstadt des safawidischen Reiches in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie war vermutlich Herkunftsort vieler historischer persischer Teppiche, die heute in den Museen der Erde ausgestellt sind. Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg sind dort Medaillonteppiche hergestellt worden, die den Saruks ähnelten; ihr Grund besteht aus Baumwolle und sie haben Doppelschüsse.

 

Qishlak oder Qeschlaq = persische Bezeichnung für das Winterquartier der Nomaden.

 

Qom oder Kum = siehe „Ghom“!

 

Quali = persischer Ausdruck für einen Teppich, ein schweres künstlerisch gestaltetes Gewebe zum menschlichen, symbolischen und religiösen Gebrauch; auf Türkisch „Hali“.

 

Qualität = Bei Teppichen und Textilien hängt sie von der optimalen Kombination mehrerer Faktoren ab: Diese sind die Feinheit der Knüpfung (Zahl der Knoten pro Maßeinheit), die Güte der verwendeten Materialien (Baumwolle, Tierwolle, Seide), die harmonische Abstimmung der eingesetzten Farben, deren Herkunft und Wasserfestigkeit, die Art und Ausführung der Muster und Motive sowie das Alter und die Herkunft des jeweiligen Stückes.

 

Quedlinburger Teppich = Teppichfragment aus der niedersächsischen Stadt Quedlinburg aus dem späten 12. Jahrhundert, ein alleinstehendes Produkt des dortigen Nonnenklosters aus Wolle auf Hanfgrundlage (siehe „deutsche Teppiche“).

 

Quercetin = gelber Naturfarbstoff, der aus der Eiche gewonnen wird.

 

Quetta = westpakistanische (Teppich-)Handelsstadt.

 

Quibla = siehe „Ghable“!

Quilt = Vielseitig verwendbare Zier- oder Steppdecke, die sich als Tages-Bettdecke oder Wandbehang eignet. Sie besteht mindestens aus zwei, in der Regel aber aus drei textilen Lagen, die miteinander vernäht sind und künstlerischen Ansprüchen genügen.

 

Rabat = marokkanische Großstadt an der Atlantikküste; dort werden seit dem 18. Jahrhundert lange, aber schmale Teppiche gefertigt, wie sie in typisch städtische marokkanische Schlafzimmer passen. Üblicherweise wird ein schmales Innenfeld von starken Bordüren umgeben, so dass etwa zwei Drittel des Teppichs aus Bordüre besteht. Die Muster sind meist Nachmachungen türkischer Vorlagen; sie haben symmetrische Knoten auf Wollgrund in älteren Stücken, Baumwollgrund auf zeitgenössischen. Die Feinheit liegt zwischen 40 und 60 Knoten pro Quadratzoll, umgerechnet 258.000 bis

387.000 Knoten pro Quadratmeter.

 

Radiokarbonanalyse = eine 1946 entwickelte wissenschaftlich-radiometrische Methode zur Altersbestimmung organischer Materien mit Ausnahme von lebenden Organismen, auch C14-Verfahren genannt. Diese Methode macht sich den stetigen Abbau von C14- Kohlenstoff in organischen Substanzen zur Datierung ihres Alters zunutze.

 

Radj oder Raj oder Reg = Maßeinheit im Iran, besonders in Täbris verwendet. Ein Radj hat die Länge einer Zigarette, also fast 7 Zentimeter. Beispiel: 40 Radj bedeutet 40 Knoten auf 7 cm, das sind knapp 57 Knoten auf 10 Zentimetern; damit hat der einschlägige Teppich eine Knüpffeinheit von 325.000 Knoten pro Quadratmeter.

 

Rakhat oder Rakkat = Tasche für Bettzeug, die vor allem Afscharen fertig(t)en; der Begriff leitet sich vom persischen „rakht“ ab, was auf Deutsch „Bettzeug“ bedeutet. Es handelt sich um eine lange, schmale geknüpfte Tasche, etwa zwei x vier Fuß groß mit Schlaufen oben, so dass sie im Zelt aufgehängt werden kann.

 

Rang = persische Bezeichnung für Farbe.

 

Rang-raz = persische Bezeichnung eines Färbers.

 

Rapport = regelmäßige, scheinbar unendliche Wiederholung von Ornamentpartien, Mustern und Motiven in Teppichen oder Geweben, besonders in Bordüren.

Rasht oder Rascht oder Resht = iranische Stadt nahe der Südwestküste des Kaspisees; dort werden Wandbehänge, Tiergeschirre und Teppiche aus aufgenähtem oder eingelegtem Tuch und bestickter Seide hergestellt; einige dieser Textilien gehen bis ins 18. Jahrhundert zurück; die persische Bezeichnung für diese Arbeiten ist „Blumenstickerei aus Rasht“.

Rashtizadeh = berühmte iranische Teppicherzeugerfamilie aus Ghom, gegründet 1940 von Ali R., weitergeführt von seinem Sohn Reza Tadjerrashti; die Manufaktur fertigt äußerst feine und künstlerisch hochwertige Seidenteppiche.

Rashwan = kurdischer Stamm im Iran, der Teppiche, Taschen und Kelims herstellt; auch eine Bezeichnung für Kelims, die im südzentralen Anatolien zwischen Kayseri und Malatya hergestellt werden; die meisten von ihnen haben große konzentrische rhombenförmige Medaillons; die Rhomben haben geometrische Anhänge; die Schüsse sind aus Wolle;

gelegentlich werden zusätzliche Schüsse aus Baumwolle, Seide oder vergoldetem Garn eingebracht.

Raute = geometrisches Motiv, das auf Nomadenteppichen zu sehen ist. Es handelt sich um ein ebenes Quadrat mit nicht rechteckig zueinander stehenden Seiten, die immer parallel angeordnet sind.

Ravar = Dorf mit langer Teppichtradition m Norden von Kerman im Iran. Von dort stammen feinere Qualitäten von Teppichen aus dem Gebiet rund um Kirman, die gelegentlich fälschlich als „Laver“ (= französisch und bedeutet „gewaschen“) bezeichnet.

Ravar Kirman = Name für die dort hergestellten, besonders frühen Teppiche; er gilt auch als Handelsname für hochwertige Teppiche, die in Kirman gehandelt werden.

Reihan = Ort im Südosten von Arak im Iran; von dort kommen Teppiche mit nur einem Schussfaden mit rotem Feld und einem All-over-Muster, das sich vom Herati ableitet.

Reihe = Art der Anbringung von Motiven im Teppichflor. Entweder sind sie nebeneinander oder hintereinander in ungefähr gleichen Abständen angebracht; bei versetzten Reihen werden die Motive jeder zweiten Reihe so verschoben, so dass sie schräg hintereinander erscheinen.

Reihengebetsteppiche = siehe „Saf“ oder „Saph“!

Reittaschen = Sie werden in verschiedenen Formen hergestellt: geknüpft heißen sie Heibe, mit breiten Streifen „Palazde“, mit feinen Streifen und durchbrochen „Kesme“; siehe auch

„Kirsehir“, „Palazde“ und „Chordjin“!

rektilinear = geradlinige bzw. geometrisch figurierte, stilisierte Teppichmotive und -muster, die für Nomaden- oder Dorfteppiche typisch sind. (Siehe auch „kurvilinear“!) Zu dieser Art Teppiche zählen solche, die auf horizontalen, vertikalen und schrägen Linien sowie aus regel- oder unregelmäßigen Vielecken bestehen; die Muster sind meist einfach und bodenständig.

Reparatur = Teppichreparaturen sollen nur ausgewiesene Fachleute vornehmen. Um einen beschädigten Teppich wieder gebrauchsfähig zu machen, ist es erforderlich, Garne derselben Qualität, Farbe und Knüpfdichte zu verwenden, wie sie am Original ersichtlich sind. Meist handelt es sich um das Stopfen von Fraß- oder Gebrauchslücken bzw. um die Befestigung lockerer Fransenenden, Seitenränder und Kanten. Das reparaturbedürftige Objekt muss zuerst gewaschen bzw. gereinigt werden, sowohl aus hygienischen Gründen als auch, weil man danach die Schadstellen besser sieht und beurteilen kann. Vor Erteilung eines Reparaturauftrages sollte man sich von einem seriösen Reparateur den voraussichtlichen finanziellen Aufwand anbieten lassen, und man sollte sich bei ihm auch über den Wert des Teppichs nach erfolgter Reparatur erkundigen, um sich zu vergewissern, dass Wert und Aufwand in einem akzeptablen Verhältnis zueinander stehen. Betreffend aufwendige Reparaturen siehe „Restaurierung“!

Reseda = gelber Farbstoff, der aus einem Extrakt der Reseda lutuola gewonnen wird.

Restaurierung = so nennt man zeit- und finanziell aufwendigere Reparaturen. Solche werden in der Regel nur bei antiken Exemplaren vorgenommen. Auch dabei sollten der Aufwand für die Restaurierung und der Wert des Objekts nach der Restaurierung berücksichtigt werden, wobei auch die Liebe des Besitzers zu seinem Stück ausschlaggebend ist. Aufwendige Restaurierungen werden heute oft in der Türkei durchgeführt, weil sie dort kostengünstiger und genügend erfahrene Fachkräfte vorhanden sind.

Rey = Vorort von Teheran, der Hauptstadt des Iran. Früher war der Ort für Teppichwäschereien bekannt, die inzwischen nach Veramin ausgesiedelt worden sind.

Reyhanli oder Reyhanh = Ort im südöstlichen Anatolien nahe der Grenze zu Syrien; Kelims aus diesem Ort gehen bis ins mittlere 19. Jahrhundert zurück; die frühen Stücke sind sehr fein mit exzellenten Mustern gewoben worden; sie sind lang, wenig breit und in zwei Stücken hergestellt.

reziprok = bedeutet wechsel- oder gegenseitig; eine besondere Art der Musteranordnung, die entsteht, wenn z. B. das Muster einer Zierleiste in der danebenliegenden Leiste umgedreht nochmals erscheint.

Rhombus = ein Teppichmotiv; es ist ein diamantförmiges, gleichschenkeliges Parallelogramm mit schrägen Ecken.

Richtwerteliste = einer vor der österreichischen Arbeiterkammer zusammengestellte Vergleichsliste für die Letztverbraucherpreise neuer Orientteppiche aus dem Jahr 2010, daher nicht mehr aktuell.

Rishe = auf Persisch „Fransen“.

RKO = eine spezielle Art chinesischer Teppiche, von Charles Grant Ellis analysiert und 1967 aufgrund ihrer optischen Wirkung vergleichbar mit Schallwellen nach dem US-TV-Sender RKO so benannt worden sind. Es handelt sich um einige Dutzende Knüpfwerke, die von muslimischen Chinesen in den Provinzen Ostturkestan, Ningxia und Gansu für eigene Zwecke, nicht für den Markt angefertigt worden sind. Sie sind charakterisiert durch enge Reihen horizontaler, vertikaler und zickzack-laufender Strichbänder rund um ein zentrales Drachen-Medaillon in variierender Zeichnung und in Kontrastfarben zur jeweiligen Bordüre. Je älter ein RKO-Teppiche ist, um so dichter sind seine Strichbänder.

Rose = weitverbreitetes Motiv in Orientteppichen, besonders in türkischen Knüpfwerken des Medjid-Stiles vertreten, in Senneh Kelims aus Persien und in Karabagh-Teppichen aus dem Kaukasus; Rosensträuße und -zweige sind auch in Aubusson- und Savonnerie-Teppichen vertreten; das türkische „Gül“ bedeutet auf Deutsch „Rose“.

Rosette = Motiv einer Blüte in der Draufsicht; so ergibt sich ein regelmäßiges kreisrundes Gebilde mit den Blütenblättern als Strahlen.

Rudbar = dieser persische Name bedeutet auf Deutsch „Ufer des Flusses“; die Stadt liegt im Norden des Iran in der Provinz Gilan; sie ist, neben ihren Oliven, für ihre cremefarbenen Teppiche bekannt.

Ruh-e-farsh = persischer Ausdruck für eine Teppichabdeckung, die wohlhabende Perser seit dem frühen 20. Jahrhundert gern zum Schutz ihrer wertvollen Teppiche verwenden; die Bezeichnung ist die deutsche Übersetzung des persischen „über dem Teppich“.

Rufpreis = siehe „Auktionen“!

Rufu = auf Persisch bedeutet dieser Ausdruck eine verborgene Reparatur.

Ruh-e-asb = Pferdedecke; der Name setzt sich aus den persischen Begriffen „ruh“ für “über“ und „asb“ für „Pferd“ zusammen.

Ruh-Korsi = der Name setzt sich aus den persischen Begriffen „ruh“ und „Korsi“ zusammen, die auf Deutsch „auf dem Mangalofen“ (siehe diesen) bedeuten; damit ist ein Teppich oder eine Flachwebe gemeint, der/die zum Wärmen der Beine um den Ofen in der Jurte ausgebreitet wird.

Rumänien = südosteuropäisches Land, wo die Herstellung orientalischer Knüpfteppiche erst nach dem ersten Weltkrieg begonnen hat und heute nicht mehr existiert. Armenische Flüchtlinge hatten kaukasische und türkische Muster kopierten. Die rund 400 sogenannten Siebenbürger oder transsilvanischen Teppiche, die in rumänischen Kirchen und Museen gezeigt werden, sind Importteppiche aus Westanatolien, die Händler zwischen dem 16. und

18. Jahrhundert an wohlhabende rumänische Bürger verkauft haben.

runde Teppiche = neuere Art von Teppichen. Der älteste runde Teppich ist ein Mamlukenteppich aus dem 16. Jahrhundert; es gibt auch jüngere runde Cairener Teppiche. Sie wurden vermutlich erzeugt, um die Platten runder Tische zu bedecken. Runde Teppiche aus China wurden zuerst in Tientsin und Peking verwendet. Inzwischen sind runde Teppiche ein Produkt vieler Teppichherkunftsländer geworden.

Rya = grober skandinavischer Langflorteppich, der im Zuge der Einrichtungsmode der sechziger und siebziger Jahre populär gewesen ist. Der Name kommt vom Schwedischen Wort „Rya“, was Rauhes oder Zottiges bezeichnet. Die spezifische Erzeugungstechnik sollen die Wikinger im 9. Jahrhundert nach Christi von ihren Handelsreisen bis ins frühmittelalterliche Byzanz nach Schweden, Dänemark und Finnland mitgebracht haben; so soll die Kunst des symmetrischen Knotens aus dem osmanischen Reich nach Nordeuropa gekommen sein.

 

S = altes turkmenisches (Teppich-)Motiv, das das Licht, die Gottheit und die Weisheit symbolisiert. Das S-Zeichen fungiert auch als Glückssymbol, besonders wenn es in Teppichbordüren erscheint. Das S-Symbol gilt auch für einen Vogel und kommt oft erst nach deren längerer Betrachtung in erkennbaren Formen in kaukasischen und anatolischen Teppichen vor.

Saalat = rituelles islamisches Gebet in Richtung Mekka, fünfmal am Tag vorgeschrieben.

Sabden = Bezeichnung für großformatige Tibetteppiche.

Sabzevar = iranische Stadt mit Teppicherzeugung. Die Produkte sind ähnlich jenen von Mashad meist mit Medaillons.

Safawiden = turkmenische Herrscherdynastie des islamischen Persien (1502-1722). In dieser Zeit hat Persien die erste Hochblüte seiner Teppichproduktion erlebt. Als Inspiration diente die Kunst der Timuriden (1380-1506), die im heutigen Afghanistan, Usbekistan und Iran geherrscht haben, ihrerseits die chinesische Kunst aufgenommen und weitergegeben haben.

Safran = wissenschaftlicher Name crocus sativus“, ein hellgelber Pflanzenfarbstoff, der aus den Blüten bzw. Pollen violetter Krokuse gewonnen wird – das ist kein Widerspruch! --, als Gewürz sowie als natürlicher Farbstoff verwendet wird und als „teuerstes Gewürz der Erde“ gilt.

Saladjak oder Salatshak oder Salatschyk = wegen seines wahren Zwecks umstrittenes fünf- bis sechseckiges turkmenisches Knüpfwerk. Viele Fachleute meinen, es handle sich um eine Wiege oder einen Gebetsteppich für Kinder; Turkmenenexperten wie Siawosch Azadi erklärten, es handle sich um ein Deckchen für ein Kinderbett; manche Exemplare haben an einem Ende einen Schlitz, was darauf hindeutet, dass es sich auch um eine Satteldecke handeln könnte.

Salarchani = iranischer Stamm, der Teppiche nach Beludjenart erzeugt.

Salband = 1.: Fachausdruck aus der Geologie für die gegenseitige Abgrenzung zweier Gesteinsgänge; 2.: in der Tapitologie Ausdruck für einen Saum bzw. eine Gewebekante an den Seiten eines Teppichs.

Saliani oder Sal`yany = Stadt im Süden von Baku am Kura-Fluss, östlich der Moghan-Steppe; von dort kommen Teppiche, die unter der Bezeichnung „Baku“ gehandelt werden.

Saloren = einer der ältesten turkmenischen Stämme, der aus den einstigen zentralasiatischen Reiternomaden hervorgegangen ist und 1830 von den Tekke und Persern vernichtend geschlagen worden ist. Die Teppiche der Saloren, meist in auffälligen Rotfarben, unterscheiden sich von jenen anderer Turkmenenstämme durch Verwendung charakteristischer Motive, die Darvaza-Gül genannt werden; es gibt auch Saloren-Güls, deren Charakteristik für echte Saloren-Teppiche jedoch umstritten ist. Nach der Niederlage der Saloren haben andere Stämme die Saloren-Güls übernommen. Fachleute zählten bisher lediglich rund 230 echte Salorenteppiche weltweit, daher sind deren Preise besonders hoch.

Salor-Gül = typisches unregelmäßiges achteckiges Teppichmotiv der Salor-Turkmenen.

Salztasche = auf Türkisch „Tuz Torba“, auf Persisch (Farsi) „Namakdan“.

Samarkand = ostturkestanischer Teppich aus dem Gebiet zwischen China und Turkestan, der nach der alten Hauptstadt der Turkmenen benannt ist; ein altes Khanat und eine alte Stadt, die im westlichen Turkestan an der östlichen Handelsstraße zwischen Taschkent und Herat gelegen sind, heute Usbekistan genannt. Hier leben Chinesen, Mongolen, Türken, Iraner und Tibetaner zusammen. Der Ort war ein bekannter Teppichmarkt, aber kein wichtiger Erzeuger von Teppichen. Samarkand war die Hauptstadt des gefürchteten Tamerlan oder Timur, dessen Mausoleum dort neben anderen raren Sehenswürdigkeiten zu besichtigen ist.

Sandjab oder Sanjab = kurdischer Stamm aus dem Kermanschah-Distrikt im Iran; er war früher ein wichtiger Erzeuger von Teppichen mit dem Herati-Muster und von verschiedenen zweckmäßigen Weben; die Grundlage ist üblicherweise Baumwolle mit symmetrischen Knoten.

Sanguszko = eine Gruppe von 14 safawidischen Teppichen in unverwechselbarem Stil, die vermutlich als Jagdteppiche konzipiert waren, ganz oder in kleineren Stücken, die zwischen 1528 bis 1535, demnach im 16. und 17. Jahrhundert, unter umstrittenen Umständen im südzentralen Persien entstanden sind. Sie wurden nach dem polnisch-litauischen Staatsbürger, Prinz Roman Sanguszko, benannt, der ein Stück eines solchen Teppichs besessen hat; der Teppich war jahrelang im Metropolitan Museum of Arts in New York zu sehen. Bei der Gruppe handelt es sich um Medaillonteppiche, die Tiere und Vögel zeigen, einige davon im Streit innerhalb eines Blumenornaments; alle Stücke dieser Gruppe haben breite Bordüren und wurden mit Schafwolle und Seide hergestellt.

Saph oder Saff oder Saf = Das arabische „saph“ bedeutet „Reihe“ oder „Ordnung“ und bezeichnet eine Art von türkischen Gebetsteppichen mit mehreren – fünf oder sieben -- Betnischen neben- oder übereinander in unterschiedlichen Farben und Mustern, oft

„Familiengebetsteppich“ genannt; häufig ist der Flor aus Seide geknüpft. Solche Teppiche wurden im gesamten Mittleren Osten hergestellt; auch Kelims. Das Saf-Muster dürfte eher auf Arkadengänge islamischer Moscheen zurückgehen als auf die Mihrab in der Moschee.

Sar = Siehe „Zar“!

Sarab = Stadt im Nordwesten des Iran zwischen Täbris und Ardebil. Knüpfer in dieser Gegend erzeugen Läufer mit wiederkehrenden Rhomben oder sechseckigen Medaillons; oft wird Kamelwolle verwendet.

Saratma = chemische Wäsche eines Teppichs in der Türkei; der Begriff bedeutet „gelb machen“; siehe auch „chemische Wäsche“.

Sarchalka = Streifenbordüre, die bei einigen Turkmenenstämmen, besonders bei Kisilajak, Ersari und Jomud, in verschiedenen Variationen erscheint.

Sarkisla = Stadt in Zentralanatolien zwischen Sivas und Kayseri, ein Ort, wo seit dem 18. Jahrhundert nur wenige Teppiche entstanden sind; diese haben meist ein Gittermuster aus gezackten Rhomben oder anderen geometrischen Motiven.

Sarköy = gesprochen „Scharköy“; 1.: Stadt und Gegend im Süden der türkischen Provinz Tekirdagh im europäischen Teil der Türkei an der Küste des Marmarameeres. Die Flachweben (Kelims) dieser Gegend haben einen eigenen Charakter; neben kleinen Größen hat es früher auch Übergrößen gegeben; heute ist kaum eine Erzeugung mehr vorhanden. 2.: ehemals bulgarische Stadt in Thrazien, die nun Pirot heißt, in Serbien liegt und mit der türkischen Stadt gleichen Namens verwechselt wird; auch dort wurden Kelims gefertigt, die exzentrische Schüsse bei der Wiedergabe von Blumen- und Tiermotiven hatten.

Saruk oder Sarough = westpersische Stadt nördlich von Arak, deren Name zum Sammelbegriff einer herausragenden Art westpersischer Teppichen geworden ist, die in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichten. Zu dieser Zeit wurden sie in großen Mengen in die USA exportiert, von wo sie seit 1960 als „amerikanische Saruks“ nach Europa re-exportiert werden. Besonders geschätzt sind Saruks mit rosa bis rotem Hintergrund; selten sind Saruks mit hellgrundigem Flor; preiswerte Qualitäten kommen als Lilian oder Engela auf den Markt.

Sary Gyra = kunstvoll gefertigte breite Bordüre mit Treppen- und Giebelelementen, die häufig bei den Ersari und Beschir anzutreffen ist; auch andere Turkmenenstämme wie Jomud und Tschaudor knüpfen sie.

Saryk oder Sariq = einer der fünf Hauptstämme der Turkmenen im Süden Turkmenistans; viele seiner Mitglieder haben sich rund um den Ort Pendeh (= fünf Orte“) angesiedelt, andere im nördlichen Afghanistan. Frühe Saryk-Teppiche haben symmetrische Knoten, spätere asymmetrische, nach 1880 haben sie purpurne, braune oder purpurbraune Felder, frühere hochrote Felder teilweise mit Baumwolle im Flor; das meistverwendete Gül ist ein Achteck mit einem zentralen Sechseck. In Afghanistan verwenden die Saryk für ihre „Mauri“- (Merv-)Teppiche das sogenannte Bochara Göl in kleiner Form und dicht gedrängt.

Sassaniden = zweitälteste persische Herrscherdynastie des prä-islamischen Persien (224-651 vor Christus).

Satteldecke = türkisch „cherlyk oder „eyerlik“, genannt, persisch „ruh-e-asb“. Es handelt sich meist um Decken oder geknüpfte Textilien (Kelims, Sumakh oder in Verneh-Technik gefertigt); sie werden über den Sattel eines Tieres gelegt; oft sind Löcher darinnen, um sie über dem Sattelknopf zu befestigen.

Satteltasche = auf Türkisch „Heybe“ oder „Heybeh“ genannt, auf Persisch „khordjin“ bzw.

„Chordjin“. Es handelt sich um textile Gebrauchsgegenstände von Nomaden oder Halbnomaden und bestehen aus je zwei Transporttaschen oder Säcke, die durch eine meist flachgewebte Brücke verbunden sind, so dass sie über den Rücken von Pferden, Eseln oder

Kamelen gehängt oder über die Schultern von Menschen getragen werden können. Ihre Außenseiten sind meist geknüpft, so dass sie einen Flor zeigen, die Innenseiten sind meist flach gewebt. Satteltaschen sind meist mit Schlaufen zum Aufhängen im Zelt ausgestattet; sie sind Miniaturausgaben aller gebräuchlichen Teppich-Formen und -Farben. Mit dem Niedergang des Nomadentums sind die meisten Satteltaschen zerschnitten oder als Kissen ausgestopft worden, so dass nur wenige im Originalzustand auf unsere Zeit gekommen sind. Satteltaschen aus Tibet sind in zwei Teilen gefertigt worden, die anschließend zusammengenäht wurden; persische und türkische Satteltaschen wurden immer in einem Stück gefertigt. Unterschieden werden Packtaschen für kleinere Gegenstände für Wanderungen, Vorratstaschen im Zelt oder Haus, Einkaufstaschen für die dörfliche Bevölkerung und reine Dekorationsobjekte.

Saudjbulagh oder Sauj Bulaq = Stadt in den Bergen von Nordwestiran, südlich des Urumiyeh Sees, Herkunftsort kurdischer Teppiche, die mit roten Schüssen, dunklen Farben und in symmetrischen Knoten auf Baumwollgrund hergestellt werden.

Säulenteppich = Knüpfwerk ohne Seitenbordüren, das in China und Tibet zur Umkleidung von Säulen verwendet wird.

Saveh = kleine Stadt westlich von Ghom; hier werden Teppiche auf Baumwollgrund hergestellt. Fälschlich wird diese Teppichart oft als „Ghom“ bezeichnet.

Savonnerie = geknüpfte französische Bildteppiche mit aufgeschnittenen Noppen; siehe

„Bildwirkerei“. Der Name entstammt der ursprünglichen Erzeugungsstätte dieser Textilien in Chaillot bei Paris, die vordem eine Seifenfabrik beherbergt hatte. Savonnerien gibt es seit dem frühen 17. Jahrhundert, dem Zeitalter von Ludwig XIII., und waren immer ein Produkt staatlicher Manufakturen für den Bedarf von Herrschern und königlichen Hofhaltungen. Um 1850 endete die hohe Zeit der Savonnerien, doch sie werden weiterhin für eine bürgerliche Käuferschaft, aber in bescheidener Zahl hergestellt. Schöne und qualitativ hochstehende Savonnerien werden seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch in China hergestellt.

 

Saz-Stil = typisches Knüpfmuster ottomanischer Hofmanufakturen. Der Name kommt aus dem Türkischen und bedeutet „Schilfrohr“, „Binse“ bzw. „verzauberter Wald“; es ist ein Blumenmuster, das aus langen gefederten Blättern, Rosetten und Palmetten besteht.

 

Schabracke = kommt vom türkischen „caprak“ oder kurdischen „shabrak“ und bedeutet auf Deutsch „Paradedecke“ oder „Pferdedecke“, ein Überwurf für Pferde.

Schachbrettteppiche = rare alte tibetische Teppichart, die Muster mit Quadraten, Linien und Kreuzen zeigt; die Stücke werden meist als Sitz- und Spielunterlagen verwendet (siehe

„Shotima“.) Eine weitere Art von Schachbrett- oder Kompartment-Teppichen sind eine sehr seltene Gruppe, von welchen man früher annahm, dass sie sich von den Mamluken- bzw.

Kairener Osmanenteppichen ableiten. Es handelt sich um insgesamt lediglich 30 Stücke, die eine ähnliche aus Quadraten zusammengesetzte Musterung haben, in deren Ecken sich Dreiecke befinden und die ein Sternenmuster umschließen.

Schaf = Hauptherkunftsquelle natürlicher Wolle für die Teppicherzeugung im Nahen Osten und in Südostasien. Grundsätzlich gibt es dort zwei Schafarten: Fettschwanzschafe und Dickschädel- oder Dickhornschafe. Ersteres ist im Nahen Osten und in Nordafrika am häufigsten anzutreffen, letzteres in Zentralasien; beide Arten sind in China vertreten.

Schafwolle = Schafe von Nomaden können im Winter nicht geschoren werden; erst im Frühjahr ist das möglich. Den Nomaden stand und steht daher nicht immer frische Wolle zum Färben bzw. Knüpfen ihrer Teppiche zur Verfügung; daher erklären sich Probleme wie z.

B. Abrash; siehe dieses!

 

Schah-Abbas-Muster = speziell gemusterte Knüpfwerke, die nach dem bedeutendsten Safawidenherrscher benannt sind. Nach Schah Abbas dem Großen heißen viele hochwertige Hofmanufakturteppiche. Es handelt sich um ein florales Teppichmuster, das aus großen Palmetten besteht und vorwiegend auf Vasenteppichen mit zwei- und dreidimensionalem Gitter vorkommt.

 

Schah-Abbas-Teppiche = werden solche höfische Knüpfwerke der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts genannt, die mit Seide und Broschierungen hergestellt worden sind.

 

Schamachi oder Shamakhi = alte kulturhistorische Stadt und Region in Aserbaidschan. Name einer Gruppe von Teppichen, die aus der Schirwan-Region stammt; in dieser werden drei aserbaidschanische Teppich-Schulen unterschieden: Schirwan, Baku und Guba. (Siehe auch

„Schirwan“!)

Schappseide = minderqualitative Seidenabfälle wie Fadenenden und kurze Stücke, die üblicherweise als Polster- oder Decken-Füllungen verwendet werden.

Schar-e-Babak oder Schar-e-Bakab = südiranischer Ort; die Erzeugnisse der Stämme der Afschari unterscheiden sich von denen aus der Umgebung dieser Stadt und jenen aus Sirdjan.

Scharabian oder Sharabian = persische Stadt in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Zentraliran; Teppiche aus dieser Stadt zählen zur Heris-Gruppe und sind eher selten; sie sind flächendeckend mit Blumenranken gefüllt, haben ein sternförmiges Mittelmedaillon und sind sehr strapazierfähig.

Scheinfransen = erst nach dem Knüpfen eines Teppichs aufgenähte, maschinell hergestellte Fransen; sie mindern den Wert eines orientalischen Knüpfwerks.

Schichtung = Staffelung der Kettfäden bei der Teppichherstellung.

Schicksalsknoten = alte chinesische Symbole für Unendlichkeit bzw. für Buddha: in sich verschlungene bandartige Figuren, die weder Anfang noch Ende haben.

schiefe Teppiche = siehe „Dorfteppiche“!

Schigatse = einer der Hauptorte tibetischer Teppichfertigung.

Schiiten = Bezeichnung für die Anhänger der Schia; sie sind nach den Sunniten die zweitgrößte religiöse Anhängerschaft des Islam. Sie betrachten Ali Ibn Abi Talib, Cousin und Schwiegersohn des Propheten Mohammed, als den damals, im 7. Jahrhundert nach Christus, einzig legitimen Nachfolger Mohammeds als Kalif und stehen damit im Gegensatz zu den Sunniten, die das nicht tun.

Schild = ein vorwiegend bei persischen Teppichen vorkommendes schildförmiges Medaillon, das ein großes Zentralmedaillon verlängert oder fortsetzt.

Schiras oder Shiraz = Hauptstadt der südpersischen Provinz Fars, Sammelpunkt für Knüpfwerke der Nomaden und Dorfknüpfereien dieser Provinz. Schiras gilt auch als

Kulturhauptstadt Persiens, weil dort die Gräber der Dichter Saadi und Hafis sind. In der Stadt werden auch Knüpfwerke unter dem Sammelnamen Schirazi angeboten, deren Qualität oft minder ist.

Schirasi = Seitenbefestigung von Teppichen längs der Kette; dabei werden die letzten seitlichen Kettfäden mit den darüberlaufenden Schüssen durch zusätzliche Woll- oder Ziegenhaare geschützt und zugleich verziert.

Schirwan oder Shirvan = historische Region in Aserbaidschan zwischen dem Kaspisee und dem Fluss Kuva mit der Minderheit einer kaukasisch sprechenden Bevölkerung; die Mehrheit sind türkischsprechende Oghusen. Hier werden Teppiche erzeugt, die den Kaukasen zuzuordnen sind, aber sämtlich fein gefertigt sind und sich von anderen aserbaidschanischen Typen unterscheiden. Die Stücke sind aus Schurwolle, die glänzend wirkt und naturgefärbt wird. Die Teppiche sind durchgemustert und haben meist Medaillons; es gibt von dort nur alte Knüpfteppiche und Flachweben. Die Textilien aus der Schirwan-Gruppe wurden in erster Linie als wichtige Teile des Haushaltsbedarfs gefertigt, nicht für den Verkauf und immer mit dem Ziel, das Wohnen und Leben auszuschmücken. Die eigenwillige und ausdauernde Färbung der Garne für die Fertigung der Schirwan-Stücke basiert auf der vielfältigen Flora der Region, die von Experten mit etwa 1500 Arten angegeben wird; darunter vor allem der Kreuzdorn. Die lokale Bevölkerung hat spezielle Färbetechniken entwickelt, die vielfältige Farbnuancen ergaben. Teppichbezeichnungen aus dieser Region sind Gabystan, Namazlyg, Arjiman, Agajli, Mekka Madina, Nabur, Padar, Salyan, Duruja oder Garkhun.

Schirwanteppiche = siehe „Akstafa“!

Schlitzkelim = eine Art gemusterter Flachwebe mit horizontalen Streifen, die besonders in der Türkei in Anatolien hergestellt wird und durch senkrechte Öffnungen (Schlitze) charakterisiert ist. Bei jedem Farbwechsel im Muster in horizontaler Richtung entsteht durch die Umkehr des Schusses gegenüber der unmittelbar angrenzenden differierenden Farbe ein Loch. Der Schuss kehrt dort um, wo Muster und Farbe es gebieten; wenn mehrere Umkehrstellen untereinander liegen, entsteht ein Schlitz. Dieser muss kurz sein, sonst wird das gesamte Gewebe in sich instabil. Das beschränkt jedoch die Musterbildung.

Schlüssellochteppiche = antike, meist ostanatolische oder kaukasische Knüpfteppiche mit einem dominierenden Muster, welches „Schlüsselloch“ oder „Wiedereintritt“ genannt wird. Es entsteht aus der Kombination eines Rechtecks und zwei Oktogonen, die zusammen der Form eines altertümlichen Schlüssellochs ähneln. Es sind nur weniger solcher Teppiche erhalten. Entdeckt wurden solche Teppiche auf Gemälden von Renaissancemalern wie Gentile Bellini, Lorenzo Lotto oder Francesco da Ponte. (Siehe „gemalte Teppiche“!)

Schotori oder Shotori = auf Persisch bedeutet das kamelbraun oder naturbraune Schafwolle; das Farsi-Wort „shotori“ bedeutet auf Deutsch „Kamel“.

Schrägkreuz oder Schragenkreuz = siehe „Andreaskreuz“.

Schulaver oder Shulaver = eine Gruppe von Teppichen aus dem 19. Jahrhundert aus der Kasak-Region im Südwest-Kaukasus mit Mustern, die aus Säulen mit Sechsecken oder Rhomben gebildet sind, mit Hakenrauten und breiten stilisierten Blütenbordüren.

Schur = Beim Werden eines Knüpfteppichs folgt nach dem Knüpfen und Abnehmen vom Knüpfstuhl und nach der Erstwäsche der sorgfältige Prozess der Schur des Flors. Dadurch wird die endgültige Florhöhe festgelegt; bei neuzeitlichen Teppichen werden oft unterschiedliche Florhöhen in ein und demselben Stück geschoren.

Schuss = so heißen die Querfäden eines geknüpften Teppichs, die zwischen die fertigen Knotenreihen ins „Fach“ eingelegt werden. Oft gibt es einen oder zwei, gelegentlich bis zu vier Schussfäden; diese werden mit einem Kammwerkzeug an die davorliegende Knotenreihe geschlagen, um dem Teppich zu festigen; siehe auch „Daragh“.

Schuturi = siehe „Schotori“; das heißt auf Persisch „Kamel“.

Schwarze Kirche in Kronstadt = In dieser 1689 abgebrannten Pfarrkirche der lutherisch- evangelischen Horterusgemeinde A. B. in Rumänien ist die Majorität der sogenannten

„transsilvanischen“ oder „Siebenbürger Teppiche“ ausgestellt. Siehe diese!).

Seccade = diese türkische Bezeichnung wird für Teppiche in Formaten von etwa 200 x 130 Zentimeter verwendet. Das Wort kommt aus dem Persischen und bedeutet auf Deutsch

„drei Plätze“. Mit einem „Platz“ ist die Größe eines Gebetsteppichs gemeint. Dieses Wort wird auch in der Türkei verwendet. Im Iran ist für solche Teppichgrößen der Begriff

„Ghaliceh“ gebräuchlich.

Seichur oder Seishour = kaukasisches Dorf mit Teppicherzeugung im Norden der Kuba- Region; die dort hergestellten Stücke werden den Schirwan zugerechnet. Ihr häufigstes Motiv ist eine an das Andreaskreuz erinnernde Form, die oft im Mittelfeld wiederholt wird. Siehe „Andreaskreuz“!

Seide = tierischer Faserstoff, der aus dem gekochten Kokon der Seidenraupe (= Larve des Seidenspinner-Schmetterlings) gewonnen wird; sie ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlosfaser und besteht weitgehend aus Proteinen. Durch Verzwirnen der von den Kokons abgespulten Fäden entsteht ein feines, glänzendes Knüpfgarn, das sowohl zu Tüchern gewoben wie zum Teppichknüpfen verwendet wird und durch Mischung mit Wolle besondere Licht- und Farbeffekte hervorruft. Kürzlich ist es gelungen, transparente Seide herzustellen; Teppiche, die mit dieser geknüpft worden sind, zeigen hinterleuchtet tagsüber und im Dunkel zwei unterschiedliche Ornamente.

Seidenstraße = alte interkontinentale Handelsroute bzw. Karawanenstraße zwischen Europa, dem Mittelmeer und China mit einer Länge von rund 10.000 Kilometern; sie führt hatte sowohl einen Landweg als auch einen Weg über Meere. Über sie wurden jahrhundertelang Handelsgüter wie Teppiche, Schmuck, Seide, Weihrauch und Porzellan von Ost nach West sowie westliche Güter zurück nach Asien befördert. So fand Musterverschleppung – siehe diese! -- statt, z. B. die Weitergabe des Drachen-Phönix-Motivs von China aus; auch der Buddhismus wurde über sie nach China getragen. Im 19. Jahrhundert wurde die Seidenstraße von europäischen Asienreisenden wiederentdeckt und 1877 vom deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen erstmals so benannt. Am Beginn des 21. Jahrhunderts erlebt die alte Seidenstraße als moderner Transportweg zwischen China und Europa eine Wiederauferstehung.

Seidenteppiche = Bei Teppichen wird Seide seit dem 16. Jahrhundert verwendet; dank großer Festigkeit bei extremer Dünne des Garns ermöglicht Seide hohe Knüpfdichten und damit gestochen klare Darstellungen der vorgegebenen Muster. Fromme Islamis lehnen Seide ab, weil bei ihrer Gewinnung Lebewesen zu Tode kommen. Es gibt transparente Seide, die das Licht durchlässt; Teppiche, die mit solcher Seide geknüpft sind, können, an der Wand hängend, hinterleuchtet werden und zeigen zwei unterschiedliche Bilder, je nachdem, ob man sie bei Tag im Auflicht oder bei Nacht durchleuchtet betrachtet. In Marokko werden Fäden getrockneter Agavenblätter als Seidenersatz, doch nur in der Tuchproduktion verwendet.

Sekler oder Szekler = ethnische Gruppe von Ungarn, die einen Teil von Transsilvanien in Rumänien bewohnen. Sie weben Kelims mit Wollschüssen auf Hanfketten.

Selcuk oder Seljuk = die Seldschuken waren ein Geschlecht der Oghuz-Turkmenen, die im

11. Jahrhundert ein Reich gegründet haben, das Persien, Anatolien, Mesopotamien und Syrien umfasste; ihr Staat hielt sich in Anatolien bis ins 13. Jahrhundert. Einige Teppiche, die meist als Fragmente in türkischen Moscheen überlebten, wurden im 20. Jahrhundert den Seldschuken bzw. deren Nachfolgern zugeschrieben; sie zeigen stilisierte geometrische Blumenmuster, einige mit Bordürenmotiven die kufischen Vorbildern entsprechen. Der Gesamtcharakter dieser Stücke legt dem Betrachter spätere turkmenische Vorbilder nahe.

Seldschukenteppiche = Antike türkische Luxusteppiche, die im 13. und 14. Jahrhundert nach Christus ihren qualitativen Höhepunkt erreicht haben. Sie wurden über die damals wichtigen Karawanenstraßen bis nach Byzanz (heutiges Istanbul) vertrieben.

 

Selenditeppiche = Viele Stücke dieser Teppichgruppe, die wahrscheinlich im 16. Jahrhundert im westanatolischen Ort Uschak hergestellt wurden, machen durch den elfenbeinweißen Grund des Mittelfeldes und ihrer Bordüren aufmerksam; so erhalten sie ein vornehmes Erscheinungsbild. Die sonstigen Farben im Teppich sind eingeschränkt; es herrschen vor allem verschiedene Weißtöne vor und diese bestimmen den Gesamteindruck. Nach den Motiven im Mittelfeld dieser „weißen Selendi Teppiche“ unterscheidet man Tschintamani-Teppiche, Vogelteppiche und Skorpion-Teppiche. Viele dieser Teppiche findet man in der Schwarzen Kirche in Kronstadt und in der Margaretenkirche in Mediasch, beide in Rumänien. (Siehe

„transsilvanische Teppiche“!)

 

Semerlik = Satteldecken, die in Reitergebieten teppichartig geknüpft wurden; das türkische Wort „semer“ bedeutet auf Deutsch „Sattel“.

semiantike Teppiche = Knüpf- oder Webwerke, die zwischen 50 und 70 Jahre alt sind.

Semnan = Stadt im Norden des Iran; ihre Teppiche kopieren safawidische Muster mit einigen raumfüllenden Ornamenten; die Grundlage ist Baumwolle.

Senna-Kilim = siehe „Täbris-Kilim“!

Senneh oder Sanandaj oder Sinä = Stadt im Nordwesten des Iran in Kurdistan gelegen, heute

„Sanandaj“ genannt; nach ihr ist der persische oder Senneh-Knoten benannt. Die Kurden in Senneh haben sehr feine Teppiche, die meist mit nur einem Schussfaden und mit Dichten bis 400 Knoten pro Quadratzoll hergestellt werden; der Grund ist aus Baumwolle außer bei frühen Exemplaren, die Seidengrund besitzen; die Muster erinnern an Herati, bedeckt mit Boteh-Motiven und mit Medaillons mit konzentrischen Sechsecken. Senneh-Teppiche sind meist in Blau und Rot, haben wenig auffällige Borten, der Fond ist durchgemustert, enthält ein großes Medaillon in Rhombusform und die Muster stehen in strengen Reihen. Aus Senneh kommen auch feine gewebte Pferdesattel-Decken; die jüngere Produktion hat geringere Qualität. Senneh-Kelims werden auch in anderen Teilen von Persisch-Kurdistan hergestellt. Eine Besonderheit sind „Senneh-Haft-Rang“; bei ihnen hatten die Kettfäden alle sieben Zentimeter bis zu sieben verschiedene Farben.

 

Senneh-Knoten = siehe „persischer Knoten“.

Serabend = Distrikt im Südwesten von Arak im westlichen Zentraliran; die Teppiche, die in den dortigen Dörfern erzeugt werden, haben ein raumfüllendes kleines Boteh-Muster und oft ein hellrotes Feld; die meisten Knüpfwerke haben symmetrische Knoten.

 

Serapi = in Amerika gebräuchliche Handelsbezeichnung für Teppiche, die aus der Gegend von Heris im nördlichen Iran stammen und mindestens 100 Jahre alt sind.

 

Seray = 1.: persische Bezeichnung für eine adelige Hofhaltung im Orient. 2.: In einen Bazar eingebauter Verkaufshof, in welchem ein wesentlicher Teil des Handels mit Orientteppichen abgewickelt wird. Die Serays in einem Bazar sind nach Berufszweigen geordnet.

 

Sewan oder Sevan = Gruppe von Dorfteppichen, die der Kazak-Gegend um den Sevansee zugeschrieben werden; sie haben ein Medaillon im Feld, das eine Vielfalt an Kreuzformen zeigt; diese Teppiche sind alle sogenannte Kazaks und keine Shirwan. Wie die meisten Dorfteppiche des Kaukasus wird auch diese Art seit den dreißiger Jahren des 20.

Jahrhunderts nicht mehr erzeugt.

 

Sewan Kazak = Name einer Gruppe von Knüpfteppichen, die im 19. Jahrhundert der Kazan- Region am Sevan See zugeordnet worden sind. Es handelt sich um Stücke, die im Innenfeld Medaillons von meist klobigen Kreuzformen mit drei und sechs Ecken zeigen. Diese Designart wird in Teppichen verwendet, die Kuba, Schirwan und Kazak zugeordnet werden; die Mindestdichte der Stücke beträgt 58 symmetrische Knoten pro Quadratzoll, das Format 34 Quadratfuß. Diese Wollteppiche enthalten etwa 70 Prozent rote Schussfäden.

 

Seyrafian = Name einer hervorragenden persischen Teppichmanufaktur in Isfahan, die den guten Ruf persischer Teppichkultur über Jahrzehnte aufrechterhalten hat; gegründet 1930 vom einstigen Banker Haj Agha Reza Sairafian, der 1939 den ersten selbstentworfenen Teppich hergestellt hat, 1975 starb und seinen Betrieb seinen sieben Söhnen und deren 24 Enkelkindern vererbt hat. Auch heute noch werden solche extrem hochwertige Teppiche hergestellt, die wegen ihres hohen Preises meist nur in arabischen Ländern Absatz finden.

 

Shabby-chic = Einrichtungsstil, bei welchem das Konzept eine Mischung aus ererbten traditionellen Möbeln und Wohntextilien mit Zufallskäufen auf Flohmärkten und Do-it- yourself-Gegenständen mit sichtbaren Gebrauchsspuren aufgrund langer Verwendung ist; siehe auch „Vintage-look“.

 

Shadda = Flachwebe, meist in quadratischem Format mit dem Motiv stilisierter Kamelkarawanen aus der Kaukasus-Region, oft broschiert, auch „Verneh“ genannt. In Aserbaidschan wurden sie früher auch „shatranj“ genannt und in den Provinzen Lanbaran, Nakchivan, Gubadli und Kalbajar hergestellt. Bei aserbaidschanischen Shaddas wird zwischen unadorned, checkered und plotted (englisch für „parzelliert“) unterschieden. Für den Ausdruck gibt es auch eine Zweitbedeutung: es handelt sich um die Hervorhebung eines Konsonanten im Arabischen, so als wenn man ihn zweifach schreiben wollte.

 

Shagird = persischer Ausdruck für Anlernling, auch für angehende Teppichknüpfer verwendet.

Shah = besonders feste afghanische Dorfteppiche mit Buchara-Musterung aus dem Süden der Stadt Maimana im Nordwesten des Landes.

 

Shahreza oder Schahreza = iranischer Ort mit Teppicherzeugung im Westen des Landes; daneben Bezeichnung des letzten persischen Schahs Mohammad Reza Pahlevi. „Reza“ ist in Persien ein gebräuchlicher Vorname.

 

Shahsavan oder Schahsavan = Farsi- Ausdruck, der auf Deutsch „jene, die den Schah lieben“, bedeutet; das ist ein Ehrentitel, den Schah Abbas (1588-1629) Kriegern verliehen hat, die Persiens Nordgrenze geschützt haben. Heute ist das ein Zusammenschluss von türkischsprachigen Stämmen, die vor allem im Nordwesten des Iran leben, besonders in der Gegend von Moghan, Hashtrud, Mianeh Khamseh, Bijar, Quazvin, Saveh und Veramin. Die Weben der Schahsavan bestehen meist aus flachgewebten Teppichen und Gebrauchsgegenständen wie Satteltaschen, Mafrash und Tierschmuck; sie entwickelten sich unter islamischem Einfluss aus einer früher naturalistischen Musterung zu einer geometrischen, nichtfigürlichen, rein dekorativen Form.

 

Shalamzar oder Schalamzar = Stadt im zentralen Iran, Herkunftsort von Teppichen mit Bakhtiari-Feld- und Vasenmuster.

 

Sharabian = iranische Stadt sowie Name einer persischen Teppichart aus dem Zentraliran. Diese Art wir der Heris-Gruppe zugerechnet und zeichnet sich durch zahlreiche Blumenmotive, blütengefüllte Rauten sowie sternförmige Medaillons aus; sie sind selten und strapazierfähig.

 

Sharbaft oder Scharbaft = persischer Ausdruck für „in der Stadt geknüpfte Teppiche“;

„schar“ bedeutet „Stadt“ und „baft“ bedeutet „geknüpft“.

 

Shar-e-Kord oder Schar-e-Kord = iranischer Ort westlich von Isfahan; er fertigt Bachtiar- Teppiche.

 

Sharkh = Stadt im nördlichen Afghanistan; Herkunftsort von Teppichen mit dem Tekke-Göl und dessen Abwandlungen; sie haben Doppelschüsse.

Sharköy = eine Stadt und Gegend im Süden der türkischen Provinz Tekirdagh an der Küste des Marmarameeres. Unter diesem Namen versteht man Kelims aus dem europäischen Teil der Türkei, die in Musterung und Farben denen des Balkan ähneln.

Shekarlu: = ein von den Luri dominierter Unterstamm des Gaschgai- bzw. Qashqai- Bündnisses in Persien, der nicht mehr selbständig existiert; deren Knüpfteppiche haben zumeist eine weißgrundige Bordüre.

Shemakha oder Schemakha oder Schemacha = ehemalige Hauptstadt von Schirwan, eines kaukasischen Khanats in Aserbaidschan, westlich von Baku, sowie eine kaukasische Flachwebenart.

Shiberghan oder Schiberghan = Stadt und Provinzhauptstadt im nördlichen Afghanistan; früher war sie ein wichtiger Markt für die Teppiche aus der Umgebung; nach den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind sowohl die Qualität der Produkte als auch die Bedeutung als Marktplatz zurückgegangen.

 

Shigatse oder Schigatse = Stadt im südlichen Tibet, die an zweiter Stelle hinter Gyantse als Herkunftsort hochqualitativer tibetischer Teppiche gilt; typische Knüpfprodukte für Schigatse haben eine Dichte von etwa 50 Knoten pro Quadratzoll.

 

Shigaze Khaden = tibetischer Teppich, der sowohl zum Sitzen als auch zum Schlafen dient.

 

Shikarlou oder Shekarlu = Unterstamm der Luri aus der persischen Gaschghai- Konföderation, der nicht mehr existiert; seine Teppiche haben eine weiße Grundbordüre.

 

Shikli oder Schikli = Ort im Südwestkaukasus in der Kazak-Region. Die Teppiche von dort zeigen viele stilisierte Zypressenmotive; typisch sind die Vogelzinnen-Bordüre und der hohe bis zottige Flor, der der Kälte in dieser Region zu verdanken ist.

 

Shindand = Provinz südlich von Herat, Afghanistan. In Dörfern werden ganz billige und grobe Beludj Teppiche in kleinen Maßen geknüpft.

 

Shirazi oder Schirazeh = so nennt man die Verstärkung der Längsseite von Teppichen durch deren Umfangung mittels Garn. Dabei werden die letzten Kettfäden mit den darüberlaufenden Schüssen durch zusätzliche Woll- oder Ziegenhaargarne geschützt und gleichzeitig verziert, abgeleitet von der persischen Stadt Schiras.

Shobokli = Name für eine Bordüre bei anatolischen Teppichen, die aus vielen schmalen Streifen besteht. Der Name kommt von der Pfeife, die auf Türkisch „Tschibuk“ genannt wird.

 

Shotima = Bezeichnung für tibetische Schachbrettteppiche (siehe diese).

 

Shotori = siehe „Schotori“!

 

Shusha oder Susa oder Schuscha = Größte Stadt im Südkaukasus in der zwischen Armenien und Aserbaidschan seit Jahren umstrittenen Republik Bergkarabach; sie ist Zentrum der aserbaidschanischen und kaukasischen Teppichherstellung. Um 1900 beeindruckten ihre Teppiche, die damals nachhaltig für russische Adelige hergestellt wurden, mit typisch französischer Musterung. Schuscha-Teppiche ähneln mehr persischen als kaukasischen Teppichen. Bis 2020 stand die Stadt unter der Kontrolle der Republik Arzach; nach einem kurzen Krieg fiel sie unter die Kontrolle von Aserbaidschans Teppichknüpferei und -weberei wird in Schuscha noch fast in jedem Haus betrieben; meist befinden sich in den Privathäusern der Stadt mehrere Knüpfstühle nebeneinander, und fast alle Mädchen knüpfen dort Teppiche für ihre Mitgift. Bis 1930 war diese Teppichart mit besonders starkem französischem Einfluss bekannt; sie hatte dem Geschmack Russlands in der Zeit vor der Oktoberrevolution entsprochen.

 

Shushtar oder Schuschtar = iranische Stadt in Khusistan am Fuß des Zagros-Gebirges in Südwestiran. Dort werden typische Bachtiari-Kelims mit breiten, leeren kamelfarbenen Bordüren gewoben; für die inneren Bordüren wird das Laleh-Abbasi-Motiv verwendet (siehe dieses); das Feld besteht meist aus weiträumig verteilten rhombenförmigen Medaillons, die

an einem zentralen Pfahl oder miteinander verbundenen Zeilen arrangiert sind; die Schüsse sind aus brauner Wolle. Die Kelims werden unter Einsatz einer doppelt-verhakten Schuss- Struktur gewoben.

Siebenbürger Teppiche = siehe „transsilvanische Teppiche“!

 

Sikkim = kleines Land an der südlichen Grenze von Tibet zwischen Nepal und Butan; die Teppichproduktion begann dort mit dem Eindringen tibetischer Flüchtlinge in den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts; die Flüchtlinge stellten tibetische Knüpfwerke her.

 

Sileh = Der Begriff hat je nach geografischer Ausgangslage unterschiedliche Bedeutungen: In Kaukasien versteht man darunter ein S-förmiges Drachenmotiv in Sumakh-Struktur mit einem zusätzlichen Schuss; in Russland und Kaukasien versteht man darunter Flachweben mit einem Vogelmotiv. Die Stücke sind durch ein großes „S“ in ihrem Muster auffällig.

Nach westlicher Auffassung wird mit dem Begriff eine Flachwebetechnik beschrieben.

 

Sil-i Sultan = Motiv auf Perserteppichen, das aus Rosen und anderen Blüten besteht, dessen Bezeichnung vom Namen eines um 1890 in Isfahan herrschenden Fürstgouverneurs abgeleitet worden sein soll.

 

Simurg oder Symurge = das persische „Simorgh“ bezeichnet einen mythischen Vogel ähnlich dem Phönix, der als schmückendes Teppichmotiv verwendet wird.

 

Sinekli = Bezeichnung einer anatolischen Teppichart, die ein kleines dichtes Streumuster von Blüten besitzt.

 

Sirdjan oder Sirjan = Stadt und Tal im südöstlichen Iran zwischen Kerman und Neyriz, ein Umschlagplatz für Teppiche der Afschar; sie haben doppelten Schuss aus blauer Baumwolle und eine Kette aus Wolle oder Baumwolle; das Muster besteht entweder aus einem hochgeometrisierten zentralen Blumen-Medaillon und in jeder Ecke oder aus einem Gitter aus Rhomben mit stilisierten Blüten. Sirdjan ist Herkunftsort feiner Sumakh- Teppiche und -Taschen.

 

Sivas = Stadt im nördlichen Zentral-Anatolien; dort und in der Umgebung werden Teppiche hergestellt. In der Stadt befindet sich ein Gefängnis, wo Gefangenenteppiche mit persischen Mustern entstanden sind. Ältere Sivas-Teppiche sind ganz aus Wolle; Baumwolle wird zunehmend als Grundstruktur eingesetzt; die Teppiche haben symmetrische Knoten außer jenen, die in den staatlichen Knüpfschulen hergestellt werden; dort gibt es Stücke mit persischen Mustern und asymmetrischen Knoten. Dis Gebetsteppiche aus der Gegend haben getreppte Mihrabs.

 

Smyrna = große türkische Hafenstadt an der Westküste Anatoliens, heute Izmir genannt; derzeit werden dort keine Teppiche mehr hergestellt; siehe „Izmir“.

 

Smyrna-Muster = Teppichmuster, das im osmanischen Reich von Teppichknüpfern in der Gegend um Izmir, früher Smyrna, verwendet worden ist; es zählt zur Gruppe der Yaprak- oder Blumenmuster, nimmt innerhalb der anatolischen Teppichmuster eine Sonderstellung ein und besteht aus Lanzettblättern, Kreuzmotiven, dreiteiligen Blütenmotiven und zwei Weinrankenmotiven. Es handelt sich um eine seltene

Kombination buddhistischer, islamischer und hinduistischer Motive als floraler Gegenentwurf zu den Figuren des Boddhisatva sowie der mystischen Vereinigung des männlichen und weiblichen Geschlechts, damit als Darstellung der absoluten Weisheit bzw. der Weltvernunft und Erlösung.

 

S.N.T.C. = Abkürzung von „Supporting Association of Genuine Nepali Tibetan Carpets“, einem 1990 gegründeten Verband von Teppichimporteuren aus Deutschland, der Schweiz, England, Frankreich, Belgien und den USA zur Aufrechterhaltung der alten Qualitätsnormen tibetischer Teppiche sowie zur Unterstützung sozialer Programme zugunsten der Knüpferinnen tibetischer Teppiche und ihren Kindern in Nepal. Die mit dem S.N.T.C.-Gütesiegel versehenen Tibeter-Teppiche entsprechen strengen Kriterien wie hoher Anteil an Tibetwolle, europäische Wäsche, lichtechte Farben sowie ständige Kontrolle der Fertigungsprozesse; Knüpfwerke mit diesem Gütesiegel zählen zu den besten Nepal-Tibetern auf dem Markt; siehe „Nepal“!

 

Sofreh, Sofra oder Soffreh = das persische „Sufrah“ bedeutet „Tischtuch“ oder

„Speisedecke“, gewebte Kelims; diese Bezeichnung gilt auch für kleine (Bett-)Decken und alle rechteckigen Tücher, auf welchen man auf dem Boden Essen zubereitet und serviert oder das Brot verwahrt, um es vor Austrocknung zu schützen. Ihr Format liegt meist zwischen 70 bis 100 cm Breite und 150 bis 200 cm Länge; die meisten einschlägigen Flachweben stammen von Kurden und Iranern der Beludj-Art.

 

Soma = türkische Stadt im gleichnamigen Landkreis in den Provinzen Izmir und Manisa, 45 Kilometer östlich von Bergama am Fuß der Yunt-Bergkette in Westanatolien.

 

Sommerteppiche = In begüterten orientalischen Haushalten war und ist es üblich, während des heißen Sommers in der Wohnung leichte und lüftige Teppiche aufzulegen und sie bei Einbruch des Winters gegen schwere, dünklere zu tauschen.

 

Songhor oder Sonqur = Stadt im südlichen Kurdistan im Iran, Herkunftsort von Kurden- Teppichen.

 

Souj Bulak = Name der alten kurdischen Hauptstadt in der Nähe von Täbris; dort werden die kompakten, kräftigen Souj-Bulak-Teppiche von Kurden mit Gördesknoten in Wolle und Baumwolle gefertigt.

 

Souk = orientalischer Markt in Nordafrika, siehe „Basar“.

 

Soumak oder Sumac oder Sumak oder Sumakh = 1.: Hauptstadt des Gebietes von Schirwan; auf Deutsch bedeutet dieser Ausdruck „blassrot“. 2.: Name einer Gobelintechnik zum Weben starker, dekorativer Textilien, die als Teppiche oder Haushalttaschen verwendet werden. Es handelt sich um eine Art Kelimaber das Gewebe ist etwas stärker. Sumaks sind bezüglich ihrer Herstellungsart den Kelims am nächsten verwandt; ihnen fehlen allerdings Schlitze, da sie mit durchgehenden Schussfäden und Stützen angefertigt werden. Die Vorderseiten von Sumaks sind glatt wie ein Kelim, ihre Rückseiten wirken jedoch zerlumpt, weil dort viele lose Fäden herausragen. Es gibt gleichlaufende, gegenläufige oder Reverse-Sumaks; siehe

„Wickelschuss-Gewebe“!

Spandrillen = Begriff aus der Architektur, der auch für Teppiche verwendet wird. Es handelt sich um die Beschreibung von Bogenzwickeln, die den Raum zwischen den Kurven eines Bogens und dem ihn umgebenden Fries füllt; wichtig z. B. bei der Beschreibung des Mihrab- Bogens in Gebetsteppichen oder des Überganges einer Kuppel auf rechteckige aufstrebende Wände, z. B. in Moscheen.

 

spanische Teppiche = Spanien war in Europa der erste Hersteller geknüpfter Teppiche. Der früheste Teppich wurde dort im 12. Jahrhundert hergestellt. Bis zum 13. Jahrhundert wurde die Produktionstechnik von Teppichen unter den Mauren hoch entwickelt. Die maurische Herrschaft dauerte in Spanien von 710 bis 1609; in Cordoba in Andalusien wurden damals die schönsten und wertvollsten Teppiche angefertigt.

 

spanischer Knoten = auch arabisch-spanischer Knoten genannt; er entsteht, wenn der Knüpffaden so um einen Kettfaden geschlungen und zugezogen wird, dass seine zwei Enden links und rechts von ihm heraustreten; es gibt einfache und halbe spanische Knoten, sie kommen selten vor und sind die einfachste bekannte Knotenart.

 

Spiegelschrift = in manchen Inschriftenteppichen angewendeter Trick, fromme Sprüche in Normal- und daneben oder gegenüber in gespiegelter Schrift, demnach zweifach bzw. mehrfach, zu zitieren, was bei strenggläubigen Moslems als besonders fromm gilt.

Spiegelungen von Inschriften oder anderen Mustern geben Teppichen oft mehr optische Stabilität und Ausgewogenheit.

 

Spiegel-Teppich = leeres, unifarbenes Innenfeld eines Teppichs.

 

Spinnen und Zwirnen = Das händische Spinnen und Zwirnen von (Knüpf-)Garn erfolgt in der Regel rechtshändig im Uhrzeigersinn durch Frauen, entweder mittels einem Rad oder einer Spindel. In den letzten Jahrzehnten wurde im Orient an vielen Orten zur Handspinnerei zurückgefunden.

 

Srinagar = Hauptstadt von Kaschmir, ein Webzentrum seit dem 15. Jahrhundert. Dort entstanden vom 19. Jahrhundert an handgewebte Schals vor allem mit Boteh-Motiven; sie wurden später unter der Bezeichnung „Paisley“ maschinell in Schottland nachgemacht.

 

Stabknüpfung = siehe „Tibet-Knoten“!

 

Stadtteppiche = die formellste, künstlerisch feierlichste und steifste Art von Teppichen, die sich durch hohe Feinheit, Muster- und Farbvielfalt sowie kurvilineare Motive von Nomaden- oder Dorfteppiche unterscheiden. Sie werden in Manufakturen mit Schafwolle und Seide in Flor und Schuss auf Baumwollkette in diversen Formaten hergestellt. Für diese Produktionsart sind immer Musterzeichnungen erforderlich. Im Gegensatz zu Nomaden- und Dorfteppichen wird hier die genaue und feine höfische Arbeit geschätzt.

 

Stamm = Gruppe von Familien bzw. eine Großfamilie, solidarische unilineare Gruppe von Verwandten, die sich blutmäßig von einem gemeinsamen Ahn herleiten.

Stammesteppiche = in häuslicher Arbeit entstandene Nomaden- oder Halbnomadenteppiche aus Wolle jener Tiere, die die Nomaden selbst züchten. Diese Produkte dienten und dienen als tägliche Gebrauchsgegenstände oder als Haus- und Tierschmuck. Sie sind Vorgänger der späteren wesentlich verfeinerten Hof-, Bild- oder Manufakturteppiche; siehe „Nomadenteppiche“!

Star-Uschak = Türkische Teppiche mit einem großen Stern-Motiv.

 

STEP = internationale Vereinigung von Teppichhändlern, die sich für gerechte Bedingungen bei der Herstellung von geknüpften Orientteppichen einsetzen und die Arbeit sowie Entlohnung von Knüpfern und Knüpferinnen verbessern möchten.

Steppdecke = siehe „Quilt“!

 

Stern des Salomon = siehe „Juwel des Mohammed“!

Stern-Uschak = eine besonders gesuchte Art von westanatolischen Teppichen aus dem Herstellungsort Uschak. Die beherrschende Zeichnung im Zentrum dieser Stücke ist eines der bekanntesten Rapportmuster; es besteht aus großen achtstrahligen Sternmedaillons sowie aus kleineren Rauten die mit Arabesken gefüllt sind.

Strich = Knüpfrichtung des Teppichflors bzw. Neigungsrichtung der Florhaare im Teppich. Gegen den Strich betrachtet, wirken Teppiche dunkler, von der anderen Seite her heller.

Stromatik = siehe „französische Teppiche“!

Suleyman oder Suleiman oder Süleyman = Sultan des ottomanischen Reiches (1520-1566), genannt „der Herrliche“; unter seiner Regentschaft erreichte das Reich seine größte Ausdehnung und die Kultur einen einmaligen Hochstand; Teppiche wurden in staatlichen Manufakturen hergestellt, wobei der asymmetrische Knoten zur Anwendung kam; viele feine Gebetsteppiche werden der Zeit von Sultan Suleiman I. zugeschrieben.

Sultan = Bezeichnung dicker Yürük- bzw. Kurden-Teppiche aus Ostanatolien und dem Nordirak.

Sultanabad = war der einstige Name des heutigen Arak, eine Stadt und Provinz im Nordwesten des Iran, der persischen Kornkammer. Dort wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert Teppiche höchster Qualität auf Manufakturbasis hergestellt; bemerkenswert sind die in der Provinz produzierten Saruks, Mahals, Lilians, Farahans und Serabends.

Knüpfwerke aus Sultanabad waren ursprünglich für den häuslichen Eigengebrauch erzeugt worden; seit 1875 haben Kaufleute aus Täbris mit dem Teppichexport von Sultanabad aus begonnen, und eine schweizerisch-britische Firma, Ziegler & Co, hat dort eine eigene Teppicherzeugung aufgenommen. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs waren diese Teppiche sehr gesucht und Inbegriff des orientalischen Teppichs, vor allem unter der Bezeichnung „Ziegler Mahals“. Aufgrund des Absatzerfolgs begannen auch andere Firmen Teppiche herzustellen, die schwer von den ursprünglichen zu unterscheiden sind.

Sultanhani = Dorf und Standort der größten, besterhaltenen Karawanserei in der Türkei; sie liegt auf der alten Seidenstraße zwischen Konya und Aksaray; dort befinden sich mehrere alte und weithin bekannte Reparaturwerkstätte für Orientteppiche; außerdem ist es das Zentrum für hochwertige, manchmal unglaublich perfekte Fälschungen.

Sultani = Design-Bezeichnung einer von der türkischen Teppichmanufaktur Özipek nach dem zweiten Weltkrieg geschaffenen Art von Vollseidenteppichen, deren Muster auf die Prachtmäntel der frühen Sultane zurückzuführen sind; deren Muster wurden auf Verwendung in Teppichform umgearbeitet.

Sultanskopf = Form der Mihrab-Gestaltung in Gebetsteppichen, die Haupt und Schultern eines Menschen im Schattenriss zeigt.

Sunniten = größte Gruppe von Islam-Gläubigen, zahlenmäßig gefolgt von den Schiiten; siehe diese. Sunniten sind Anhänger der orthodoxen Hauptrichtung des Islams, der sich auf die Sunna, die überlieferten Aussprüche und Gewohnheiten des Propheten Mohammed als Richtschnur des mohammedanischen Lebens, die sogenannte „Hadith“, stützt.

Surakhani = Stadt im Osten von Baku an der Apsheron-Halbinsel im Kaukasus; Teppiche von dort, die im 19. Jahrhundert entstanden sind, werden unter der Bezeichnung Baku gehandelt.

Susani oder Suzani = der persische Begriff „susan“ bedeutet „Nadel“; es handelt sich also um Nadelarbeiten bzw. eine Art Stickerei. Sie wird hauptsächlich für die Herstellung von Ausstattungsstücken für eine bevorstehende Hochzeit eingesetzt; es entstehen so Wandbehänge, Fenstervorhänge oder Bettdecken; die meisten davon werden in Usbekistan, Bochara, Samarkand und Taschkent erzeugt.

Susiana = siehe „Khusistan“!

Suwari = kleines, schildartig gestaltetes, seidenbroschiertes, dekoratives Gehänge von Usbeken, Kirgisen und Kasaken. Suwaris wurden bei der Nomadenwanderung über den Spitzen der Jurtenstangen getragen, nicht zuletzt, um die Lastkamele vor Verletzungen zu schützen; im Winterquartier wurden sie an der Wand zur Dekoration aufgehängt; siehe „Ok- Bash“!

Swastika = der oder die Swastika. Ein Hakenkreuz bildender Doppelmäander, ein Kultursymbol, das etwa drei- bis viertausend Jahre alt ist, dessen Bezeichnung aus dem Sanskrit kommt („svasti“) und Glück bzw. Anspruch auf das Gute bedeutet. In China und Japan symbolisiert es Langlebigkeit, Überfluss sowie Fruchtbarkeit und wird häufig als „Herz des Buddha“ bezeichnet. Swastikas findet man häufig in ostturkestanischen, kaukasischen und chinesischen Teppichen, seltener in persischen und kleinasiatischen. Zeigen die Haken des Kreuzes nach links, bedeutet das den Wunsch nach Glück, zeigen sie nach rechts, drückt das die Abwehr böser Kräfte gegen bestehendes Glück aus. Hat das Swastika-Motiv im Kreuzungspunkt der Schenkel ein rundes Loch, versinnbildlicht es den Feuerkult. In anatolischen Teppichen sind Swastikas selten anzutreffen. In Europa ist dieses Zeichen als Symbol für den Nationalsozialismus Adolf Hitlers ins schiefe Licht geraten; dort war die Drehrichtung des Symbols umgekehrt.

Symbol = Erkennungszeichen oder Sinnbild für eine individuelle menschliche Vorstellung, ein Bedeutungsträger für etwas, das nicht gegenwärtig zu sein braucht. Die tiefere Erklärung von Symbolen, die bis in die menschliche Vorzeit zurückreichen, obliegt der Symbolforschung; siehe auch „Motiv“! Teppichsymbole werden zwischen Kulturen ausgetauscht und weitergegeben, sie ändern oft ihre Bedeutung, werden abstrahiert bzw. stilisiert.

Symbole der schönen Künste = vier in China auch in Teppichen verwendete Zeichen für Menschen, die sich für Kunst und Kultur engagieren: Bücher, Laute, Malerei und Schachbrett.

symmetrischer Knoten = siehe „türkischer Knoten“ oder „Gördes-Knoten“!

Synthetikfarben = Um die Mitte des 19. Jahrhunderts von der Chemiewirtschaft entwickelte Farben aufgrund anorganischer Pigmente, später Chromoxide, noch später Anilinfarben aus dem Steinkohlenteer, die später relativ billig auf den Markt kamen und im Orient teilweise Importverbote auslösten. Die ersten synthetischen Farben hatten geringe Qualität, heute ist die Qualität meist sehr gut. Gegenwärtig ist ein ausgewogener Mix zwischen Natur- und Chemiefarben gebräuchlich; eine Renaissance der Naturfarben bahnt sich an.

Syrien = mittelöstliches Land am Ostufer des Mittelmeers zwischen Türkei, Irak, Jordanien, Libanon und Israel. Dort wurde das Teppichknüpfen am Beginn des 19. Jahrhunderts heimisch, als sich dort aus Bursa zugewanderte Knüpferfamilien niederließen. Deren Teppiche zählen zu den türkischen bzw. anatolischen.

 

Tabatabai = Teppichproduzent in Täbris, die seit 1950 zu den bekanntesten und führenden Erzeugern von kommerziellen Teppichen des Landes zählt; die Stücke werden aus Wollflor mit Baumwollkette, gelegentlich auch aus Vollseide gefertigt; Hauptfarben sind Elfenbein, Orangerot, Hell- und Dunkelblau. Trotz einer nicht besonders hohen Knüpfdichte sind die Produkte strapazfähig und wirken dicht. Viele Tabatabai-Teppiche tragen Knüpfersignien, manchmal werden diese von anderen Knüpfern, besonders aus Indien, nachgemacht; es ist für Laien jedoch schwierig, solche Fälschungen zu erkennen.

Täbris oder Tabriz = nordwestpersische Teppichstadt, Hauptstadt von iranisch Aserbaidschan, bekannt für sehr feine, dichte Teppiche, die bis auf das 15. Jahrhundert zurückgehen. Täbris war der früheste Markt- und Exportplatz für persische Teppiche. Der Stadtname bedeutet „das Fieber weggehen lassen“. Täbris-Teppiche wurden vor längerer Zeit in Manufakturen hergestellt. Heute werden die meisten ihrer Art im Hausfleiß geknüpft, vornehmlich von Männern. Zwischen 1960 und 1995 sind viele inferiore Qualitäten auf den Markt gekommen; inzwischen hat sich die Qualität wieder gebessert. Unter der Bezeichnung

„Täbris“ gibt es sämtliche Qualitäten vom groben Teppich mit schlechter Wolle bis hin zum Schönsten und Exquisitesten mit Feinheiten von mehr als einer Million Knoten pro Quadratmeter.

Täbris Kilim = Obwohl die persische Stadt Täbris vor allem für ihre Knüpfteppiche bekannt ist, wurden dort früher auch gute Flachweben hergestellt, z. B. Senna Kilims.

Tachte Schirwan = Teppiche aus dem Ostkaukasus mit thronartigen größeren Motiven über meist kleineren sechseckigen Feldern; sie haben meist breite Bordürenrahmen mit Kotschachborten an den Außenseiten. (Siehe „Kocach“!)

Tadjabad oder Tatjabad = iranischer Ort mit Teppicherzeugung.

Tadschik = auf Deutsch „Landmann“ oder „Dorfbewohner“; der Ausdruck benennt in iranischen und turkestanischen Gebieten die ansässige Ackerbau betreibende Bevölkerung, die persisch spricht; sie betreibt daneben auch den Teppichhandel.

Tafresh oder Tafresch oder Tafrash = Stadt im Nordwestiran nahe Hamadan; dessen Knüpfwerke, meist Medaillonteppiche mit Anhängseln und Arabesken, oft mit rotem Feld, sind qualitativ besser als die üblichen Produkte dieser Region.

Tafshandjian = US-amerikanische Firma, die von 1900 bis 1930 vor allem Keschan-, Saruk- und Kirman-Teppiche in Persien knüpfen ließ und diese in die USA exportierte.

Taimany oder Taimani = persisch sprechender Stamm der Aimaq, der im westlichen Zentralafghanistan lebt und mit Tadschiken und Hazaris verwandt ist; er ist an den Südhängen des Hindukusch daheim. Ihre Teppicherzeugung begann nach dem zweiten Weltkrieg; die Muster ihrer Teppiche sind meist geometrisch und wiederholen sich über deren gesamte Fläche; es werden turkmenische Göls verwendet; Hauptfarbe ist Purpur mit den Nebenfarben Braun und Blau; es sind Ganzwollstücke mit asymmetrischen Knoten.

Tainaqceh oder Tainaktscha = siehe „At-djoli“.

Takheb oder rta-kheb = tibetische Pferdedecke in konischer Form.

Talim = bedeutet auf Deutsch „Instruktion“; eine Knüpfvorlage aus Papier oder Karton mit speziellen Zeichen, die die jeweilige Farbe, Zahl und Aufeinanderfolge der Knoten eines Knüpfwerks festlegt; Talims können in größeren Manufakturen auch vom Knüpfmeister laut vorgelesen werden. Sie wurden besonders in Pakistan, Indien und Kaschmir verwendet.

Talish oder Talisch = Gebiet im südöstlichen Kaukasus an der Grenze zum Iran. Die dort gefertigten Knüpfwerke werden der Schirwan-Gruppe zugerechnet. Die Teppiche aus diesem Gebiet haben längliche Formate, viele leere oder fast leere Felder sowie hohen Flor und einfache Einfassungen. Oft wird in den Knüpfwerken das Lenkoran-Motiv verwendet (siehe

„Lenkoran“); daneben haben Talisch-Teppiche ein ursprüngliches Randmotiv aus großen Blüten, die sich mit vier Rosetten abwechseln. Seit 1925 gibt es diese Produktion nicht mehr.

Tanchifa = Gestickte Kopf- oder Schultertücher algerischer Frauen in langen, schmalen Streifen. Sie sollen zwar züchtig Haare und Schultern bedecken, vermitteln dennoch in Form und Farben Lebendigkeit und Schönheit. Meist werden sie bei Zeremonien wie Geburten, Beschneidungen, Hochzeiten und religiösen Festen getragen. Sie können auch zusammengenäht als Raumteiler oder Vorhänge verwendet werden.

taoistische Symbole = Die taoistische Religion ist im sechsten Jahrhundert vor Christus vom chinesischen Philosophen Konfuzius (korrekt: Kong Fuzi) gegründet worden. Sie hat acht Symbole entwickelt, die aus dem Hochschulleben im alten China stammen und als Motive in chinesischen Teppichen vorkommen: Schwert, Harfe, Schachbrett, Bücher, Zauberstab aus Bambus, Flöte, Kastagnetten und Malerpinsel. Siehe auch „buddhistische Symbole“!

Tapisserie = händisch gefertigte Flachweben europäischer Provenienz mit meist figuralen Motiven. Obwohl keineswegs die einzigen, aber als einige der besten werden Tapisserien üblicherweise „Gobelin“ benannt; das sind gewirkte Bilder aus Frankreich und Flandern, in den letzten Jahrzehnten auch aus China.

Tapitologie = wissenschaftlich betriebene Teppichkunde.

Tappetti damaschini = Bezeichnung von Teppichen, die in alten venezianischen Inventaren erwähnt werden; vermutlich handelt es sich um importierte Mamlukenteppiche, die aus Damaskus stammen.

Tarantel = Motiv auf turkmenischen Teppichen; die stilisiert erscheinende Spinne soll den Besitzer des Teppichs vor dem Biss von Taranteln schützen.

Tarom = iranischer Ort mit Teppichproduktion.

Taspinar = Stadt im südlichen Zentralanatolien, Herkunftsort von Teppichen, deren Mehrzahl verlängerte Medaillons und dunkelblaue Felder haben.

Tauk Nuska = ein Gül, vermutlich auch ein Göl mehrerer Turkmenenstämme; es enthält in jedem seiner vier Sektoren zwei Tiergestalten mit zwei Köpfen oder mit Kopf und Schweif, die bei späteren Produkten zu einem „H“ reduziert sind.

Teheran = Hauptstadt des Iran im Norden des Landes am Fuß des Elburs-Gebirges gelegen; die Stadt ist ein Hauptmarkt für persische Teppiche; in der Stadt selbst wurden in den ehemals höfischen Manufakturen Stücke mit floralen Motiven auf Baumwollgrund mit asymmetrischen Knoten in Dichten bis zu 800.000 Knoten pro Quadratmeter gefertigt.

Tekab-Bidjar = Bezeichnung von Bijar-Teppichen bester Qualität, die von Afscharen in der Region Bijar hergestellt wurden.

Tekke = größter turkmenischer Nomadenstamm, der noch im 19. Jahrhundert in Merw und Umgebung wohnte, auch entlang der Grenzen zwischen Turkmenistan und dem Iran sowie in der Umgebung von Herat in Afghanistan. Tekke-Teppiche sind von hoher Qualität und die feinsten der Turkmenen. Sie werden mit asymmetrischen Knoten geknüpft und haben üblicherweise doppelte Schussfäden; neben Hauptteppichen wurden auch viele Gebrauchsgegenstände gefertigt. Das Stammesmotiv (Göl) ist jenes, das wir heute unter der Bezeichnung „Bochara“ kennen.

Tekke-Gül = großes achteckiges Teppichmotiv, das von den Tekke-Turkmenen verwendet wird und ihren Stamm bezeichnet.

Tekke-Turkmenen-Bänder = Tekke-Turkmenen umwickeln die Stangen ihrer Zelte (= „Arud“) und schmücken die Innenseite der Jurten mit 10 bis 35 Zentimeter breiten und bis zu 14 Metern langen Bändern, die zum Teil in Flachwebetechnik gewirkte, teils geknüpfte Muster haben.

Teleghan oder Taleghan = östlich von Qazvin im Norden des Iran gelegen, Herkunftsquelle kleiner Medaillonteppiche mit gelegentlichen Gül-ähnlichen Motiven; sie haben eine Kette aus Baumwolle und Schüsse aus Baum- oder Schafwolle.

Teppich = aus Tierhaaren, Pflanzen-, Chemiefasern oder aus Seide gewebter bzw. geknüpfter Fußbodenbelag, Wandbehang, Hausrat oder Ziergegenstand; geknüpfte oder geschlaufte Ziertextilien ergeben Florteppiche, gewebte, gestickte, broschierte Ziertextilien florlose Teppiche bzw. Flachweben. Der Begriff kommt vom griechischen Wort „tapes“ bzw. vom lateinischen „tapetum“, was auf Deutsch Decke, Behang oder Belag bedeutet. Auf Persisch heißt Teppich „farsh“, im Türkischen „hali“, im Englischen je nach Größe, Format und Verwendungsart „carpet“ oder „(pile)rug“.

Teppich- und Textilkultur e. V. = deutscher Verein, gegründet 2018, ein Netzwerk von Sammlern, Wissenschaftlern, Sachkundigen, Museen, Stiftungen und Personen, die sich für das Thema Teppiche und künstlerische Textilien interessieren, mit Sitz in Berlin- Charlottenburg.

Teppichabschlüsse = Das ist der Ausdruck für die Befestigung der unteren und oberen Fransenseiten eines Teppichs. Nomaden-, aber auch Dorfteppiche zeigen dort Kelimansätze, oft mit Mustern. Auch sind die locker heraushängenden Fransen (Ketten-Enden) öfters zu Quasten oder Zöpfen verflochten und zeigen die Liebe von Knüpfern zu ihren eben vollendeten Stücken; man sollte sie demnach sorgsam hüten und nicht entfernen. Bei den Enden zeigen sich als Erstes Spuren der Benützung, daher sollten sie durch Festnähen der Borten geschützt und erhalten bleiben, sonst lösen sich leicht Schussreihen.

Teppichbewertung = Die formale Bewertung des finanziellen Wertes eines künstlerischen Textils erfolgt meist aufgrund der Herkunfts- und Qualitätsbeschreibung des betreffenden Exemplars. Das sind Angaben über Name, Alter, Zustand, Machart, Muster und Farben.

Besonders wichtig sind die Bewertungsstufen Preis im Einzelhandel einschließlich Mehrwertsteuer oder von Privat zu Privat oder für den Fall einer Erbschaft.

Teppichdokumentation = Verzeichnis aller Teppiche eines Sammlers durch Dokumentation in Form von Fotos, Kaufvertrag, Angaben über Verkäufer, Teppichart, Format, Feinheit, Kauftermin, Kaufpreis, aktuellem Wiederbeschaffungspreis, Erhaltungszustand, Zertifikat, Ursprungsort, etwaige Inschriften oder Signaturen. Das hilft bei der Feststellung von Schäden durch Brände oder Einbruch und beschleunigt die Schadenleistung von Versicherungen.

Teppichdynastien = Familien, die sich in mehreren Folgegenerationen um die Erhaltung und Verbreitung der orientalischen Teppichkultur durch neue Designs oder Rückkehr zu traditionellen Musterungen verdient gemacht haben. Zu ihnen zählen z. B. die Familien Mohtashem, Ateshoglou, Amoo-Oghli, Hadji Djalili, Habibian, Miri, Özipek, Cinar, Shirinyan, Zollanvari, der deutsche Designer Jan Katt oder Erzeugungsstätten wie Hereke und Kumkapi.

Teppichfarben = Viele Sorten orientalischer Teppiche kommen mit vier bis sechs Farben aus. Es sind jedoch Knüpfwerke bekannt, die bis zu 25 verschiedene Farben aufweisen. Der Beruf der Färber war im Orient eine „edle Kunst“, die ihre Berufsgeheimnisse nur im männlichen Stamm weitergegeben hat. Deshalb sind nach dem Einzug der chemischen Farben viele Färbergeheimnisse verlorengegangen und mussten in neuerer Zeit mühsam durch Forschungen wiederhergestellt werden. Zu den Geheimnissen zählt auch die Qualität des Wassers, das zum Färben herangezogen wird. Gebirgswässer auf vulkanischen Böden gelten als bestes Färbewasser; kalkhaltiges Wasser soll die Farben kräftiger erscheinen lassen. Zum Geheimnis des Färbens zählen auch Art und Menge von Beigaben zum Färbewasser.

Teppichfibel = Leitfaden zum Teppichkauf zur Werterhaltung und zum richtigen Verständnis von Teppichen; 2021 herausgegeben vom Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungshandels der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), A-1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63, Mail: elektroundeinrichtung@wko.at, Telefon +43 05 90 900-3324.

 

Teppichformate = Aufgrund der unterschiedlichen Wünsche von Käufern und Verwendungsarten von Teppichen werden sie in verschiedenen Größen und Formaten hergestellt. Das führt zu unterschiedlichen Bezeichnungen. Im Iran sind das „Ghali“ oder

„Qali“ für großformatige Knüpfwerke, „Zardjerak“, „Zaronim“, „Dozar“, „Sedjadeh“ und

„Ghalidje“ für sogenannte Brücken in Größen bis 210 x 150 Zentimeter; „Kellegi“ und

„Kelley“ sind langgestreckte Exemplare von rund 400 x 200 Zentimeter und „Kernareh“, Galerien oder Läufer.

Teppichkäfer = Neben Motten zählen Käfer zu den tierischen Feinden von Teppichen. Es handelt sich um 2 bis 5 Millimeter große, breitovale, auf dunklem Grund hell gebänderte Speckkäfer der Gattung Anthrenus; daneben gibt es andere Käferarten, die Teppiche schädigen. Nicht nur die Käfer, sondern auch ihre Larven zerstören Teppiche, denn sie fressen Wolltextilien und Teppiche.

Teppichmaterialien = Wolle von Schafen, Ziegen, Kamelen und Yaks, Baumwolle, Seide, ausnahmsweise gelegentlich auch Flachs, Hanf oder Jute; in neuerer Zeit auch Kunstfasern.

Teppichnamen = Sie teilen sich in geografische Begriffe (Orte und Gegenden), ethnische Begriffe (Stammesnamen, Volksgruppen, Manufakturen usw.) und frei erfundene Namen. Viele zeitgenössische Teppiche tragen reine Phantasienamen, die ihnen Organisationen oder Händler gegeben haben (z. B. „Butterfly“ oder „Soraya“).

Teppich-Rückseite = Geübte Teppichfreunde betrachten und befühlen vor jedem Teppichkauf dessen Rückseite. Dort erkennt man nicht nur das Muster der Vorderseite, sondern vor allem die Art der Knüpfung, die Zahl der Kett- und Schussfäden sowie die Art der Knoten. Auch etwaige Reparaturen werden so offenbar.

Teppich-Sachverständige = Jahrelang erfahrene, gerichtlich zertifizierte und amtlich bestätigte Fachleute der Teppichkunde (Tapitologie), die Laien, Versicherungen oder Banken bei der Bewertung von Knüpf- und Webwerken an die Hand beraten. Sie erarbeiten Expertisen über Alter, Herkunft, Feinheit, Erhaltungszustand, Motive und Muster sowie Preise und andere Qualitätsmerkmale von Teppichen. Sie verrechnen dafür Honorare und die jeweils anfallenden Kosten. (Siehe „Bewertungskriterien“!)

Teppichunterlagen = dünne Vließstoffe, die Rutschen bzw. Wellenschlagen alter, dünner, filigraner, lappiger Teppiche verhindern; einschlägige Latex-, Schaumstoff- oder Gummigewebe dämmen auch den Trittschall und sind vor allem bei glatten Parkett- oder Bretterböden ratsam.

Teppichwäsche = Es ist hier zwischen der sogenannten „Erstwäsche“ nach der Fertigstellung und einer späteren „Reinigungswäsche“ zu unterscheiden. Die Erstwäsche geht folgendermaßen vor sich: Nachdem der fertige Teppich vom Knüpfstuhl abgenommen worden ist, wird er mit Wasser und Seife kräftig geschrubbt. Dann wird der Flor auf die endgültige Höhe geschoren, getrocknet – vorzüglich im Freien --, gebürstet und dann gespannt, damit er eben aufliegt. Nomaden tun das in reinen natürlich fließenden Gewässern; größere Manufakturen beauftragen damit heute professionelle Teppichwäschereien. Regenwasser hat einen geringeren Kalkgehalt als übliches Leitungswasser, enthält chemische Spurenstoffe und eignet sich ideal zur Teppichwäsche.

Teppichzonen = Auf der Erde gibt es geografische Zonen, in welchen sich die Teppichkultur entwickelt hat, weil dort günstige Bedingungen von Umwelt, Werkstoffen und menschlicher Bedarf zusammentreffen: einerseits das Bedürfnis nach wärmenden, schützenden, leicht transportierbaren Textilien, andererseits das Vorhandensein natürlicher Materialien, die sich zur Anfertigung von Knüpf- und Weberzeugnissen eignen, weiters Kunstsinn und Phantasie, um diese Textilien menschengerecht zu gestalten. Die Teppichzonen liegen im Landgürtel zwischen dem 25. und 45. nördlichen Breitengrad sowie längenmäßig von der Landenge von Gibraltar im Westen über den Mittleren Osten bis nach Turkestan und China. Südlich der Teppichzonen im trockenen Steppenklima herrscht tropisches Äquatorklima mit sengender Hitze und endlosen Regenperioden; dort benötigen Menschen keine wärmenden Textilien.

Im Norden der Erdhalbkugel enden der dichte Grasbewuchs und die Weideflächen für Steppentiere, die Nomaden als Nahrungs- und Wolllieferanten halten. Stattdessen gibt es dichte Wälder, und die dort lebenden Tiere bieten zur Wärmung der Menschen ihre Pelze. Auf der Südhalbkugel der Erde haben sich zwischen dem 25. und 45. Breitengrad keine Teppichzentren ausgebildet.

thematische Teppiche = So werden Teppiche genannt, die keinen Rapport, keine Muster und Motive zeigen, sondern ein Geschehen, eine Szene aus Märchen oder Romanen wie „Leila und Medschnun“, eine orientalische Liebesgeschichte; zu dieser Gruppe zählen auch die Jahreszeiten-Teppiche.

Thigyabyö = textiles Rückenkissen oder Stuhlsitzkissen für tibetische Klöster.

Thuluth-Schrift = elegantere Art der Nashki-Schrift, die diese verdrängte.

Tibet = größtes Hochland der Erde am Fuß von Himalaya und Transhimalaya gelegen, seit 1959 autonome Provinz der Volksrepublik China. Dortige Teppiche und deren Muster sind eng mit der lokalen Religion, dem Buddhismus, verbunden. Sie wurden nur in kleinen Werkstätten oder in bäuerlicher Handarbeit hergestellt. Moderne Tibetteppiche werden gegenwärtig weitgehend im Nachbarstaat Nepal von Flüchtlingen nach überlieferten Mustern und Motiven hergestellt. Tibetteppiche haben zumeist keine Bordüre und Fransen. (Siehe auch „Nepal“!)

tibetische Teppichbezeichnungen = Wichtige handelsübliche Bezeichnungen von tibetischen Teppichen sind: Sabden (großformatige Stücke), Khaden (Sitz- und Schlafteppiche), Goyo oder Goyül (Wandbehänge oder Türvorhänge), Katum (Säulenteppiche), Makden (Sattelunterlagen), Masho (Satteloberteile), Takheb (Pferdedecken), Tkheb (Pferdekopfschmuck), Jabuye (Kopfkissen), Thigyabyö (Stuhlrücken), Khagangma (Stuhlsitze), Kyongden (Läufer bis zu einem halben Meter Länge) und Kyongring (längere Läufer).

Tibet-Knoten = Charakteristisch für Tibet ist die Stabknüpfung, eine landestypische Art, den Teppichflor herzustellen, die es nirgendwo sonst auf der Erde gibt: Daraus folgern Experten, dass die Tibeter das Teppichknüpfen nicht von anderen Völkern übernommen, sondern selbständig entwickelt haben. Andere Experten meinen, im Altertum habe es im Orient viele verschiedene Knotenarten nebeneinander gegeben, auch in Tibet, aber nur dort sei der landestypische Knoten erhalten geblieben: Das Florgarn wird über einen starken Eisenstab geknüpft. Am Anfang jeder Reihe und bei jedem Farbwechsel wird ein besonderer Knoten geknüpft, der einen Kettfaden einmal und den zweiten Kettfaden zweimal umschlingt; der erste Teil dieses Gebildes hat die Form des türkischen Knotens und dient der Befestigung des Fadens mit der neuen Farbe. Nach Fertigstellung einer Knotenreihe werden die Knoten aufgeschnitten, und die nun frei gewordenen Fadenenden bilden den Flor. Sie werden nach jeder Knüpfreihe wie bei den anderen orientalischen Knüpfarten fest eingeschlagen, damit der gesamte Flor kompakt wird.

Tibet-Teppiche = Darunter fallen einerseits Teppiche, die von Tibetern im alten Tibet bis zu dessen Annexion durch die Volksrepublik China 1959 geknüpft worden sind; andererseits Teppiche, die geflüchtete Tibeter auf Initiative vor allem der Schweiz im benachbarten Nepal nach historischen Vorbildern gefertigt haben und weiter fertigen. Der Bestand alter Tibeter- Teppiche ist weltweit gering, weil die Chinesen beim Einmarsch in Tibet viele Klöster und Sakralbauten samt deren Inventar zerstört haben. Im Gegensatz zu anderen teppicherzeugenden Ländern gibt es keinen exakten Zeitpunkt, wann und wo in Tibet mit dem Teppichknüpfen begonnen worden ist. Die Herstellung von Teppichen wurde in Tibet von Kaiser K´ang Hsi von 1662-1722 gefördert und von dessen Enkel Ch´ien Lung von 1736- 1796 bis zur Blüte fortgesetzt. Die Muster tibetischer Teppiche sind stark vom dort vorherrschenden lamaistischen Buddhismus geprägt. Doch gibt es daneben Tibet-eigene Muster und Formen. Hauptherstellungsgebiete sind die Provinz Ü, die Umgebung der Landeshauptstadt Lhasa und die Provinz Tsang sowie die Umgebung größerer Städte.

Teppichaffine Orte sind Schigatse, Gyantse, Khampa-Dzong sowie das südliche Khumbi-Tal. Detaillierte Forschungen liegen nicht vor. Die Wolle liefern großteils die aus Zentraltibet stammenden kurzbeinigen Hochlandschafe; gelegentlich wurde auch Kamelwolle und Yakhaar in kleinen Mengen bei der Teppichfertigung verwendet. In den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gab es einen großen Run auf moderne Teppiche aus Tibet,

was zu Massenfertigungen geführt hat; heute sind es moderne, hochwertige Erzeugnisse in wesentlich kleineren Mengen. Aus Nepal kommen Tibeter-Teppiche, die eine künstlerische Synthese zwischen moderner und traditioneller Musterung anstreben. Nach der Annexion Tibets durch China haben sich neue Formen von Tibet-Teppichen entwickelt: Lhasa- Teppiche, China-Tibeter, Nepal-Tibeter und Indien-Tibeter. Zum „Tibet-Knoten“ siehe diesen!

Tich = Spezialmesser mit oder ohne Knüpfhaken an der Spitze, das beim Teppichknüpfen mit Gördesknoten zum Abtrennen des Florfadens verwendet wird.

Tientsin = Industriestadt und Handelshafen im nördlichen China, gleichzeitig seit 1910 ein Zentrum der chinesischen Teppichproduktion; 1929 gab es dort rund 300 Knüpfwerkstätten, die für Europa und Amerika auf Vertragsbasis gearbeitet haben; der Großteil der Teppiche ging in die USA. Die Muster waren traditionell chinesisch, sind aber an westliche Geschmäcker adaptiert worden. Meistgefragt waren blaue Felder mit weißen, gelben oder goldenen Motiven; das Feld war meist offen oder mit unsymmetrisch verstreuten Zweigen bedeckt; gelegentlich wurden kleine runde Medaillons oder ein großes zentrales Medaillon angebracht; Bordüren fehlten oder bestanden aus sorgfältig ausgearbeiteten chinesischen Motiven. Daneben gab es Kopien von Aubusson- oder Savonnerie-Teppichen sowie anderen Bildteppichen in minderer Qualität.

Tierschmuck = Zu den Nomadenteppichen zählen auch geknüpfte oder gewebte Tiergeschirre oder Tierschmuck, die an Festtagen, zu Hochzeiten oder Umzügen den Tieren angelegt werden; Beispiele sind Asmalyk, Okbash, Dizlik und Kniedeckchen für Kamele.

Tiersymbole = Besonders Nomaden- und Dorfteppiche zeigen stilisierte Tiersymbole, weil Tiere ein wichtiger Nahrungsbringer für Nomaden und Bauern sind. Häufig sind Hühner mit gespreizten Schwanzfedern, Kamele mit hohen Beinen, trotzig gerollte paarweise Widderhörner zu sehen. Auch Tierköpfe zählen zu den tierischen Teppichmotiven.

Andererseits symbolisieren Löwen, Tiger, Adler und Drachen Macht und Herrschaft; der Phönix symbolisiert langes Leben und Unsterblichkeit, weil er sich laut Fabel durch Selbstverbrennung aus der eigenen Asche verjüngt. Krabben kommen oft in Bordüren kaukasischer Teppiche vor; auch Schildkröten auf Teppichen symbolisieren Langlebigkeit und Göttlichkeit, der Schmetterling ist ein Symbol von Eitelkeit und Liebelei.

Tierteppiche = Knüpfwerke, in welchen tierische Motive und Designs als Schmuck überwiegen; das sind z. B. persische und indo-persische Knüpf- und Webwerke mit der Wiedergabe einer Vielzahl von Tieren innerhalb des Teppichfeldes; dazu zählen auch Jagdteppiche; siehe diese!

Tiflis oder Tbilissi = seit 1936 Hauptstadt Georgiens, der kulturelle Mittelpunkt von Transkaukasien mit einer alteingesessenen Teppichproduktion.

Tigerteppiche = eine große und bedeutende Gruppe tibetischer Knüpferzeugnisse, die als Nachempfindung von Tigerfellen angefertigt wurden. Das Bild des Tigers soll Böses abwehren. Die Designs dieser Teppichart zeigen ein oder mehrere Tiere in figuralen oder abstrakten Kompositionen. Bis 1979 sollen Tigerteppiche nur in Tibet bekannt gewesen sein.

Timur und Timuri = die Bezeichnung wird auf den zentralasiatischen Eroberer Timur (1336- 1405) zurückgeführt und bezeichnet eine vermutete Untergruppe der Djahar, Chahar Aimaq. Timur oder Tamerlan war ein muslimischer Herrscher, der in Zentral- und Südwestasien eine brutale Dynastie gegründet hat, die bis 1507 bestand; sie wurde von den Safawiden abgelöst. Die Timuri bewohnten den östlichen Iran, wohin sie von Afghanistan aus gezogen

waren. Die Timuri der persischen Provinz Khorassan erzeugen hochqualitative Teppiche, die oft als Beludj klassifiziert werden; ihre Knoten sind asymmetrisch.

Tiras oder Tiraz = arabisch-persischer Name für die frühesten antiken Gewebe, die von offiziellen Teppichbetrieben, die Kalifen unterstanden, hergestellt worden sind. Diese Bezeichnung trifft auch frühe islamische Textilien, die mit arabischen Schriften gewebt oder gestickt worden waren.

TKF = österreichische Gesellschaft zur Förderung der Textil-Kunst-Forschung.

Tkheb oder dpral-kheb = tibetischer Pferdekopfschmuck.

Tofang Bash = lange schmale Gewehrtasche.

Tokat = Stadt im Norden der Türkei; hier wurden bis zum Jahr 2000 Teppiche in der Art von Hereke in großen Mengen hergestellt. Heute ist diese Produktion verschwunden.

Tora = die ersten fünf Bücher der Bibel bei den Juden, die auf Pergamentrollen geschrieben sind; im übertragenen Sinn ein allgemeiner Ausdruck für das jüdische Recht; Motiv in jüdischen Teppichen.

Torba = viereckige geknüpfte Aufbewahrungstasche der Nomaden, etwa 35 mal 35 Zentimeter groß, die an die Stützen turkmenischer Zelte gehängt wurden; es wird üblicherweise nur die Vorderseite des Stückes geknüpft, die Rückseite ist eine Flachwebe und oft mit Mustern verziert.

Torbak = kleine Aufbewahrungstasche, Verkleinerungsform von „Torba“, die in Khorasan im Iran hergestellt wurde und auch über die Schulter getragen werden konnte.

Torbat-e-Djam = iranischer Ort mit Teppicherzeugung.

Torbat-e-Heidarieye = iranische Stadt mit Teppicherzeugung.

transsilvanische Teppiche = In ihrer Herkunft umstritten gewesene Art von Knüpfteppichen. Die meisten Experten sind heute davon überzeugt, es handelt sich um türkische Teppiche bzw. Teppichfragmente aus der Gegend um Uschak, die von europäischen Pilgern und Kaufleuten als Handelsgut nach Rumänien gebracht, nicht aber dort erzeugt worden sind; das geschah von der zweiten Hälfte des 15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Etwa 380 dieser Teppiche – z. B. Lotto-Teppiche, weißgrundige Uschaks sowie andere sogenannte

„Siebenbürger“ Stücke sind gegenwärtig noch in evangelischen Kirchen Siebenbürgens oder in dortigen Museen ausgestellt. Sie stellen einen repräsentativen Querschnitt durch die kommerzielle Teppicherzeugung jener Zeit in Anatolien dar; gleichzeitig bilden sie den größten und am besten erhaltenen Fundus kleiner und mittelgroßer osmanischer Teppiche außerhalb der Türkei. Viele von ihnen sind nach laienhaften Reparaturen oder chemischen Behandlungen gegen Zerstörung durch Motten und andere Schädlinge in prekären Zustand geraten. Dennoch ist diese Teppichart im Westen hoch geschätzt. In den letzten Jahren sind viele transsilvanische Teppiche aus Siebenbürgen in westliche Länder verkauft worden. Auch Fälschungen solcher Teppiche, z. B. durch Teodor Tuduc, erzielen hohe Preise bei Auktionen (siehe „Tuduc, Teodor“!).

Trappe = Vogelmotiv auf turkmenischen Teppichen, das dem Besitzer Schutz bringen soll.

Trapping = die Bezeichnung kommt aus dem Englischen und bedeutet „Pferdegeschirr“ bzw.

„Pferdeaufputz“. Es ist ein stets rechteckiger Behang und schmückt oft beide Seiten eines Kamels oder auch die Innenseiten einer Jurte gegenüber deren Eingang; es wurde bei

Hochzeiten besonders der Saloren, vermutlich auch bei anderen Stämmen verwendet; siehe

„Asmalyk“!

Tretfalten = wertmindernde Falten in einem Teppich. Eine Abhilfe dagegen ist das sorgfältige Spannen durch Professionisten und sind schützende Unterlagen, die auch das Verrutschen verhindern.

Trittwebstuhl = siehe „Handwebstuhl“!

Tsang-Provinz = Gebiet im südlichen Tibet einschließlich der städtischen Ansiedlungen von Lhasa, Gyantse und Shigatse; sie war Herkunftsort der großen Masse an tibetischen Teppichen höchster Qualität. Die Mehrzahl wurde in den städtischen Gebieten mit Wolle von Nomaden hergestellt.

Tschaudoren oder Tshaudoren = Stamm in West-Turkmenistan, der den südlichen Teil des iranischen Binnenlandes zwischen dem Kaspisee und dem Aralsee bewohnt und ungewöhnliche oft “bocharisch“ bezeichnete geometrisch gemusterte Nomadenteppiche herstellt.

Tscheirak = siehe „Arschyn“ und “Maßeinheiten“!

Tschelaberd = Siedlung zwischen Chondsoresk und Jerewan, nördlich des Berges Ararat; dort werden seit je Wolkenband-Kasak, vor allem die sogenannten Adlerkasak hergestellt, die mit kräftigen Farben, kraftvoller Wolle und großflächigen, urwüchsigen Ornamenten aufwarten. Wegen der geografischen Lage und der braunen Schussfäden werden Tschelaberd-Teppiche zu den Karabagh gezählt. Bei Adlerkasak-Teppichen wird das Adlermotiv von der Horizontal- und Vertikalachse gespiegelt; der Adlerkopf wird aus religiösen Gründen nie gezeigt; deutlich zu sehen sind gespreizte Vogelbeine, Schwanz und Gefieder; die Fondfarbe ist fast immer Krapprot, das Adlermotiv variiert vom Türkis bis zum Stahlblau; siehe „Kasak“! Adler-,

Tschemtsche oder Tschemtsche Torba = Löffeltasche der Turkmenen; siehe auch

„Gashogdan“!

Tscherkessen = Völkerschaft, die vornehmlich den Kaukasus und dessen Ausläufer bewohnt und die vorzügliche Teppiche herstellt, vor allem Kasaks.

Tscherlik oder Tsherlik oder Eyerlik = kleine Satteldecke mit drei geraden und einer gebogenen Seite, in der Mitte ein Schlitz für den Sattelknopf.

Tschetsche oder Tschitschi = ein Volk, das an der nordwestlichen Grenze von Dagestan im Terek-Gebiet wohnt und Teppiche erzeugt. Aufgrund ihres georgischen Namens „Khisten“ leitet sich auch der Name ihrer Teppiche ab; sie sind dünn, haben kurzen Flor, sind dennoch haltbar.

Tschi = aus China stammendes Teppichmotiv, das den heiligen Pilz als Symbol der Unsterblichkeit abbildet. Dieses Symbol wird auch chinesisches Wolkenmotiv genannt und symbolisiert ebenfalls Unsterblichkeit bzw. Langlebigkeit.

Tschintamani = Buddhistisches Dreikugelmotiv kombiniert mit gewellten Linien in Teppichmustern aus China; es zeigt drei Kugeln in Kombination mit einem doppelten Wellenband. Dieses Motiv ist vor allem in westanatolischen Teppichen aus Uschak bzw. in transsilvanischen Teppichen zu finden (siehe „Chintamani“). Tschintamani ist in der Türkei ein Symbol für Glück.

Tschi-Tschi oder Chichi: Teppichmuster das dem Kuba-Distrikt im Kaukasus zugeschrieben wird. Die unverwechselbar gestalteten Bordüren bestehen meist aus schiefstehenden

diagonalen Stäben, die mit großen geometrisierten Blüten wechseln. Kuba-Teppiche mit dieser Art Bordüre haben mindestens eine Knüpfdichte von 105 symmetrischen Knoten pro Quadratzoll, ihre Fläche beträgt im Durchschnitt 25 Quadratfuß, die Schüsse sind aus Baum- oder Schafwolle.

Tschowal = große Turkmenentasche für Transporte durch Kamele bzw. große Zelttasche für Vorräte, Decken, Bettzeug oder Kleider im Format 110 x 180 Zentimeter, die auch an Zeltwände gehängt wurden. Sie werden stets paarweise gefertigt; nur die Vorderseite wird geknüpft, die Rückseite bleibt meist eine einfache Flachwebe. Tschowals wurden von sämtlichen Stämmen der Turkmenen gefertigt.

 

Tshaleshotor oder Tschaleschtor = der Begriff bedeutet auf Deutsch „Kamelgrube“. So werden iranische Orte genannt, in denen Teppiche nach Bachtiari-Art hergestellt werden.

Tsongden = langer Tempelläufer in Tibet.

 

Tsuk Truk = großer zottiger tibetischer Schlafteppich, der aus mehreren schmalen Knüpfstücken zusammengenäht ist.

 

Tuduc, Teodor = Teppichfachmann aus Transsilvanien, 1888 in Cluj (Klausenburg). Er wurde in Transsilvanien geboren, hat 1924 in Bukarest eine Reparaturwerkstätte für Orientteppiche mit 14 Experten eröffnet und sein Unternehmen mit zahlreichen Zweigstellen erweitert. Er verfügte über außerordentliche Kenntnisse über alle Arten von Teppichen. Später ging er nach Persien, in die Türkei und nach Ägypten, wo er sein Wissen als Restaurator perfektionierte. Später erweiterte er seine Geschäftstätigkeit auf die geschickte Nachahmung, Reproduktion, manche Beobachter sagen sehr geschickte Fälschung seltener Teppiche. Dabei baute er auch kleine Fehler ein, um Experten glauben zu machen, es handle sich um Originale. Viele Teppichsammler und Museen sind darauf hereingefallen. Das wurde erst nach seinem Tod 1983 allgemein bekannt. Teppichexperte Stefano Ionescu bezeichnete Teodor Tuduc als „berühmtesten Teppichfälscher des 20. Jahrhunderts“.

 

Tunesien = nordafrikanisches Land; siehe „Aloucha“!

Turkbaft = persische Teppichart aus Khorrasan, die mit türkischen Knoten geknüpft sind.

Turkmenen = Mit dieser Bezeichnung sind die das alte und echte Türkisch sprechenden Muslime und Nomaden, die heute weitgehend sesshaft geworden sind, die Turkmenistan, das nördliche Afghanistan und den nördlichen Iran bewohnen gemeint. Die fünf wichtigen turkmenischen Hauptstämme sind die Salor, Saryk, Tekke, Yomud und Ersari; deren alte und antike Produkte sind bei Sammlern heute besonders beliebt. Sie fertigen weiterhin Knüpfteppiche und Flachweben.

Turkmenistan = Republik zwischen dem Kaspischen Meer, Iran, Afghanistan, Kasachstan und Usbekistan; bis 1986 war das riesige Land als „Turkmenische SSR“ Teil der Sowjetunion. Es war im Altertum von der Seidenstraße durchzogen und nahm so an der Ausbreitung der Teppichknüpfkunst (siehe „Musterverschleppung“) teil. Die Fahne des Staates zeigt die fünf wichtigsten Teppichmuster, die turkmenische Stämme im Lauf der Zeit entwickelt haben.

Bezüglich der künstlerischen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung ist zwischen Ost- und Westturkestan zu unterscheiden; ersteres neigt eher der chinesischen Kultur zu, letzteres eher Indien und Kleinasien.

Tudeshgh oder Tudeschgh = Ort südlich von Nain im Zentraliran; dort begann Hadji Habibian 1936 eine feine und hochwertige neue Teppichsorte zu fertigen, aus der dann die bekannten Nain wurden.

Tuften = Anstelle sie zu weben oder zu knüpfen, können Teppiche auch hergestellt werden, indem Farbgarnstücke mit Druckluftpistolen nach einem auf ein Kunststoffnetz aufgetragenen Muster gezielt in dieses geschossen (getuftet) werden; das sogenannte

„Handtuften“ gilt nicht als echte Knüpfarbeit im traditionellen orientalischen Sinn; siehe auch „looping“.

Tulga Tollu = neuzeitlicher türkischer Vorkämpfer des Einsatzes von Naturfarben bei der Färbung der Knüpfwolle für traditionelle Teppiche; er entwickelte auch eine neue, widerstandsfähigere Wollqualität durch das Mischen von Hochland-Schafwolle mit jener von Angoraschafen.

Tulpe = eine der drei typischen „ottomanischen Schmuckblumen“, die als Teppichmotiv verwendet werden. (Siehe „Nelke“!)

Tülü oder Kopan = auf Deutsch bedeutet dieses türkische Wort „langhaarig“; 1.: Name eines Dorfs im Landkreis Saimbeyli in der türkischen Provinz Adana. Dort werden zottelige, aber urige und volkstümliche Schlafteppiche hergestellt. 2.: mit „Tülü“ wird ein Schlafteppich mit eingeknüpften langen Wollbüscheln bezeichnet.

Tunesien = nordafrikanisches Land am Mittelmeer, umgeben von Algerien und Libyen, mit Teppichkultur. Im Lauf seiner langen Geschichte wurde das Land von Berbern, Karthagern, Römern, Byzantinern und arabischen Stämmen beherrscht. Es werden Knüpfteppiche auf horizontalen Webstühlen mit türkischen Knoten hergestellt; wichtigste Knüpforte sind Kairouan und dessen Umgebung, Foussana/Kasserine und Sidi Bouzid. Die Wollteppiche haben kurzen Flor. Eine wichtige Teppichart heißt Alloucha und ist weiß, beige, braun und grau. In Tunesien werden auch Flachweben von Frauen tunesischer Stämme hergestellt; siehe auch „Alloucha“! Nach dem „arabischen Frühling“ bzw. der „Arabellion“ (Ende 2010) ist die Teppichfertigung in Tunesien wie in der restlichen arabischen Welt deutlich gesunken.

Turkbaft = Begriff aus dem Persischen, der aus den Teilen „Turk“ (=Türken) und „baft“ (= geknüpft) gebildet ist. Gemeint ist a) ein Teppich, der von Türken geknüpft wurde; b) ein symmetrischer türkischer Knoten (Gördes-Knoten) siehe diesen; c) ein kurz geschorener rotgrundiger persischer Teppich mit floraler Musterung.

Türkei = aus Anatolien und Kurdistan bestehender Hauptteil des Nahen Ostens, wo Türken, Armenier, Griechen und zugewanderten Ostasiaten eine jahrtausendealte Teppichkultur entwickelt haben. Typisch für türkische Teppiche sind überwiegend stilisierte, geometrisierte Motive, während naturalistische Darstellungen von Tieren und Pflanzen fehlen; weiters Nomadenteppiche und Kelims aus Zentralanatolien, höfische Kunst aus Westanatolien sowie Dorfteppiche wie Yahyali oder Bergamo und Dösemealti. Die Teppichproduktion der Türkei wird von Jahr zu Jahr geringer, weil sie zu teuer werden; ursprüngliche Flachweben werden weiter erzeugt.

Turkestan = dieses Gebiet gehört zu den sieben Staaten in der großen Längssenkung des Tarimbeckens in der östlichen Hälfte Innerasiens und der Flusssysteme des Armu-Darja und Sir-Darja, Sitz vieler Nomadenstämme, siehe „Turkmenistan“!

türkischer Knoten = symmetrischer oder Gördes-Knoten (siehe diesen!)

Turkmenistan = Land am Ostufer des Kaspischen Meeres mit alter Teppichkultur, die gegenwärtig von den üppigen Öl- und Gasvorkommen in den Schatten gestellt wird. Turkmenistan besteht aus Ost-, West- und Russisch-Turkestan. Die einst wichtige Rolle von Teppichen für die turkmenische Wirtschaft zeigt die Nationalflagge des Landes, die die fünf wichtigsten Teppichmuster der Nomadenstämme enthält. Turkmenische Teppiche wurden früher vereinfachend unter der Bezeichnung „Buchara“ gehandelt. Inzwischen ist bekannt, dass es zumindest acht teppicherzeugende Stämme gibt, deren Motive und Muster sich charakteristisch voneinander unterscheiden. Einig sind sie sich nur, dass sie ausschließlich rektilineare Ornamente tragen und der nomadische Charakter vorherrscht.

Tutasch oder Tudadj oder Ghazan Tutasch = kleine fünfeckige geknüpfte Deckchen mit etwa 20 Zentimetern Seitenlänge, die zu zweit verbunden waren und als Topflappen dienten.

Tuz-Torba = die türkischen Ausdrücke „tuz“ (= Salz) und „torba“ (= Tasche) bedeuten, dass es sich um eine Salztasche für Nomaden handelt.

 

Uiguren = altes osttürkisches Volk, das Teile von Xinjiang oder Ostturkestan bewohnt hat; es erzeugte zum eigenen Gebrauch Flor- und Filzteppiche.

Uk-Bash = siehe „Ok-Bash“!

Umrechnung = Preis-, Längen- und Flächenangaben bei Teppichen und Textilien erfolgen häufig in Zoll, Fuß oder Quadratzoll bzw. in Metern, Dezimetern und Zentimetern oder in Quadratmetern, Quadratdezimetern oder Quadratzentimetern. In englischsprachigen Ländern werden noch heute die Preise von Teppichen nach Quadratzoll berechnet; z. B. ergeben 25 US-Dollar pro Quadratfuß nach dem Umrechnungsfaktor 10,76 einen Quadratmeterpreis von 269 US-Dollar. Weitere Angaben zum Umrechnen unterschiedlicher Preissysteme: Ein Quadratmeter hat 1550 Quadratzoll; folglich sind 300.000 Knoten pro Quadratmeter 64,51 Knoten pro Quadratzoll. Zur Umrechnung chinesischer Knüpfeinstellungen in Lines dient die Formel: 200 Lines x 200 x 10,764 sind 430.560 Knoten pro Quadratmeter. Zur Umrechnung von islamischen in christliche Jahresangaben ziehen Sie im vorliegenden Verzeichnis „A. H.“ zu Rate.

Unikatschrift = armenische Einheitsschrift mit 34 Einzelbuchstaben, die auch für Teppichinschriften auf armenischen Knüpfteppichen verwendet wird.

Ürgüp oder Urgüp = Stadt in Kappadokien in Zentralanatolien, Herkunftsort kleiner türkischer Teppiche, die vorwiegend bräunlich-golden oder rot-orange sind; manche Teppiche aus diesem Ort sind mit Mustern nach dem Medjidischen Stil (siehe diesen) hergestellt worden. Die Stadt ist ein Handelszentrum für türkische Teppiche aus Ganz-Wolle bzw. mit Baumwollgrund. Bis 1970 gab es im Ort eine Knüpfschule, in welcher zugewanderte türkische Frauen die Teppichfertigung erlernten.

Urumqui oder Urumchi = Stadt in Xinjiang, Herkunftsort zeitgenössischer Seidenteppiche mit broschierten Feldern mit goldumwickelten Fäden.

Usbeken = gemischte Bevölkerung in Usbekistan, Turkmenien und dem nördlichen Afghanistan. Die niedergelassene Usbeken in den Oasenorten werden „Saren“ genannt und sind eine Mischung unterschiedlicher türkischer Bevölkerungsgruppen sowie eingetürkter Tadschiken. Deren textile Erzeugnisse umfassen eine breite Palette von Techniken; ihre Ganz-Wolle-Teppiche haben langen Flor und sind in den Farben Rot, Orange und Schwarz

gehalten; die Muster sind abstrakt geometrische Dreiecke, Rhomben und Vierecke, oft mit dem Widderhorn-Motiv versehen. Es gibt auch usbekische Flachweben.

Uschak oder Oushak oder Ushak = Stadt im westlichen Zentralanatolien; dort werden seit dem 15. Jahrhundert Teppiche in zumeist klassischen osmanischen Designs hergestellt. Der Ort ist besonders bekannt für Knüpfwerke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die früher fälschlich „Siebenbürger Teppiche“ genannt worden sind. In Bildern europäischer Maler wie Lotto, Holbein und anderen findet man häufig Teppiche dieser Art. Um das Jahr 1900 war Uschak einer der Firmensitze von Ziegler & Co; siehe diese! Noch heute werden dort grobe, aber dem heutigen Geschmack entsprechende Teppiche gefertigt.

Uschak Lottoteppich = Die Hinzufügung „Lotto“ verweist darauf, dass das spezifische Teppichmuster auf Gemälden des Malers Lorenzo Lotto aus dem italienischen Renaissance des 16. Jahrhunderts zu sehen ist, womit die abgebildeten Personen optisch ausgezeichnet wurden. So bezeichnete Teppiche sind vermutlich dem Lotto-Gemälde nachgeknüpft und stets aus Westanatolien.

Uttar-Pradesh = eine Provinz im nordwestlichen Indien und Herkunftsort der größten Produktion zeitgenössischer Teppiche. Die wichtigsten Teppich-Produktionsorte in Indien sind Agra, Bhadohi und Jaipur.

 

Vagireh = kommt vom persischen Ausdruck für „Kopie“ oder „Muster“; bedeutet Muster- oder Probeteppich. Früher wurden bei bestimmten Teppicharten, vornehmlich bei Bidjar, oft Musterteppiche in Größen von bis zu 180 x 120 Zentimeter, meist aber kleiner, geknüpft; diese zeigten eine Ecke und die Bordüren.

Van = Stadt in der Nähe des Van-Sees in der von Kurden bevölkerten Region Ostanatoliens. In dieser werden vor allem Kelims erzeugt, teilweise in zwei Teilen gewebt und dann zusammengenäht.

Vardangun = iranischer Ort mit Teppicherzeugung in der Region Chahar Mahall.

Varni = großformatige Flachweben, die vor allem in Aserbaidschan von rinderzüchtenden Stämmen in Karabagh und Gazagh gewebt wurden. Typisch an ihnen sind die zentralen Felder mit geometrischen S- oder 5-förmigen Mustern, die an Drachen erinnern.

Varzaneh = alte zentraliranische Wüstenstadt in der Isfahan-Provinz. Die dortigen Teppiche haben meist Nain-Muster, sind mit Wolle und Seide in hoher Qualität geknüpft, aber billiger als die in den benachbarten Städten Nain oder Isfahan angebotenen gleichartigen Stücke; die Frauen der Stadt stellen auch Flachweben her, insbesondere farbige Tischtücher.

Vasenteppich = ein Knüpfteppich, der eine oder mehrere mit reichlichem Blumendekor gefüllte Blumenvase(n) zeigen; sie stammen meist aus Persien, wo sie vom 16. Jahrhundert an entstanden. Im Gegensatz zu zweidimensionalen Jagd- oder Medaillon-Teppichen, die man von beiden Seiten, von oben und unten her, betrachten kann, sind Vasenteppiche eindimensional; wenn man sie von der falschen Seite ansieht, steht das Muster auf dem Kopf. Man unterscheidet bei ihnen zwischen mehreren Untergruppen: Gartenteppichen, konzentrischen und einseitigen Mustern, Mustern mit mehreren Medaillons, Sichelblattmustern, Arabeskenmustern und rhombischen Gittermustern; letztere unterscheiden sich in solche mit dreidimensionalem Gitter, dreidimensionalem Großblattgitter, zweidimensionalem und eindimensionalem Gitter.

Veramin = iranisches Dorf, etwa 45 Kilometer südöstlich von Teheran. Kurden und Türken, die in der Region lebten, erzeugten Knüpfteppiche und Flachweben. Oft ist das persische Mina-Khani-Muster (siehe dieses!) gebräuchlich. Alte Veramin-Stücke sind bei Sammlern sehr begehrt. Heute ist das Dorf ein Standort vieler Teppichwäschereien, die sich früher in Teheran befunden haben.

 

Verneh = kaukasische Wirktechnik von Nomaden und der bäuerlichen Landbevölkerung in Nordpersien und im Kaukasus ausgeübt.

 

Vierblatt = eine Medaillonform, bestehend aus vier (Blumen-)Blättern.

 

Vintage Look = auf alt und schäbig getrimmte oft großformatige neue Textilien bzw. Teppiche, die abgewetzt und uralt aussehen und zum schäbigen Mode- und Kleidungstrend des beginnenden 21. Jahrhunderts passen; siehe auch „Shabby-chic“. Alte abgetretene Teppiche werden oft vollkommen abrasiert, auch in Teile zerschnitten und neu zusammengenäht, so dass sie der modischen Vintage-Welle entsprechen.

Viskose = eine chemisch aus Zellulose (Holz) gefertigte Textilfaser, auch „Rayon“ genannt, die anstelle von Naturseide auch in die Teppichfertigung eingezogen ist; da sie aus in der Natur vorkommenden Produkten erzeugt wird, ist sie streng genommen kein Kunststoff; siehe „Kunstseide“.

Vogelteppiche = vor allem in Westanatolien (Uschak) hergestellte und vielfach nach Siebenbürgen exportierte Knüpfteppiche mit an Vögel erinnernden Motiven; siehe

„transsilvanische Teppiche“.

Vogel-Uschak = Im 17. Jahrhundert sind in der Region um das westanatolische Uschak die ersten Knüpfteppiche mit streng stilisierten geometrischen Vogeldarstellungen entstanden; manchmal werden sie fälschlich als Blattmotiv bezeichnet. Von dieser Teppichart gibt es nur eine begrenzte Zahl von Exemplaren mit sehr unterschiedlicher Qualität. Neue Vogel- Uschaks gibt es nicht.

 

Wächterlöwe = Im Fernen Osten vor heiligen Gebäuden aufgestellte mythische Schutztiere in Gestalt kleiner Löwen, wobei das Weibchen mit ihrer Pranke ein Kind beschützt, das Männchen einen Erdglobus. Diese Wachtiere werden auf fernöstlichen Teppichen als Motiv verwendet.

Wagireh = siehe „Vagireh“!

Waid = Naturfarbstoff, auch „Färberwaid“ genannt, enthält die Indigovorstufe Isatin B, ein Indoxil-Derivat.

Walkstoffe = siehe „Filz“.

Wan = siehe „chinesisches Gitter“.

Warenbaum = jener Teil eines Web- oder Knüpfstuhles, das den fertigen Rohteppich aufnimmt.

Wasserkrug = Symbolzeichen im oberen Teil von Gebetsteppichen, die den gläubigen Muslim daran erinnern, dass er vor dem rituellen Gebet seinen Körper und seine Hände reinigen soll.

Wau = Mittel zur Gelbfärbung von Wolle. Der Färberwau (Reseda luteola) war lange Zeit der meistgebrauchte natürliche Farbstoff, denn das ganze Kraut lässt sich zur Färbung verwenden; die Blüten geben allerdings den reinsten und konzentriertesten Farbstoff. Er wurde im gesamten Orient verwendet.

Waziri = Muster, das in afghanischen Teppichen verwendet wird und auf westliche Geschmäcker zurückzuführen ist. Es besteht aus einem nicht-traditionellen achteckigen Gül und kann ein rechteckiges Motiv an vier Seiten des Güls enthalten; es wird in Ersari- Teppichen verwendet.

Webborte = siehe „Borte“.

Webfach = Fachausdruck bei der Teppichherstellung. Es ist der Zwischenraum, der unter Verwendung von Querstäben im Knüpfstuhl geschaffen wird, damit nach jeder vollen Knotenreihe der Schussfaden bzw. die Schussfäden quer durch die Kettfäden gezogen werden können.

Webkante = Umnähen der äußeren Kettfäden zur Stabilisierung; wichtiger (Abschluss-)Teil eines Knüpfteppichs. Eine fachlich einwandfreie Ausfertigung der Webkante gibt der ganzen Knotenreihe den nötigen Halt.

Webstuhl = die wichtigste technische Voraussetzung zur Teppicherzeugung, die sich von den frühesten Nomadenstämmen über diverse höfische Manufakturen bis zur heutigen technischen Hochform entwickelt und die Feinheit sowie künstlerische Vollendung von Teppichen maßgeblich unterstützt haben. Es gibt vertikale und horizontale Webstühle; siehe auch „Knüpfstuhl“!

Weinblätter = ergeben einen gelben Farbstoff für die Färbung von Teppichgarnen, der herbstlichen Apfelblättern ähnelt.

Weiß = Die Farbe Weiß wird in Teppichen zumeist durch die natürliche Farbe von Schaf- oder Baumwolle dargestellt. Diese Farbe kann aber auch durch Bleichen des Garns erreicht werden. In manchen Florteppichen wird gebleichte Wolle allerdings spröde. Um das Weiß in Florteppichen hervorzuheben, wird manchmal Baumwolle oder Seide anstelle der Wolle eingeknüpft.

Weltenbaum = verehrtes heiliges Zeichen sowie ein orientalisches Symbol für langes Leben, besonders die Zypresse, die als schlanker hoher Baum sowohl naturalistisch kurvilinear als auch geometrisch stilisiert als Teppichmuster verwendet wird; siehe

„Baumteppiche“!

 

Weramin = siehe „Veramin“!

Wickelschüsse = Eine Art von Gewebe, das aus einer Kette und einem durchlaufenden Schuss besteht; es wird während der Herstellung musterbildend dekoriert und durch zusätzliche farbige Schussfäden, die parallel zum durchlaufenden Schuss zwei oder mehr Kettfäden umschlingen und auf der Rückseite um mindestens ein Kettfadenpaar zurücklaufen, um dann neuerlich eine Zahl von Kettfadenpaaren zu umschlingen. Diese Technik, auch Cicim genannt, wird bei der Herstellung von Transport- und Aufbewahrungssäcken angewendet. (Siehe auch „Soumak“!)

Wirkerei = Im Gegensatz zur Weberei mit ihren durchlaufenden Schüssen bezeichnet man die Fertigung von Tapisserien bzw. Gobelins mit nicht durchlaufenden Schüssen als Wirkerei.

Wiss = kleine westpersische Stadt an der Straße von Arak nach Isfahan; dort gibt es fast in jedem Haus einen Knüpfstuhl, an welchem robuste Teppiche mittlerer Qualität hergestellt werden. In deren Mittelfeld steht meist ein dominierendes Sechseck als Medaillon, das vertikal zwei exakt ausgeführte Hakenrauten begleiten; der Grund wird oft mit roten Pflanzenfarben aus der Krappwurzel gefärbt; das kontrastiert mit dem hellen Gold- und Königsblau der Füllmotive; die Borte besteht aus Rosetten und Palmetten.

Wolkenband = ursprünglich chinesisches Teppichmotiv, dessen feingeschwungene Schleifen den Teppichdekor bereichern. Das Motiv ist ein wellenartig geschwungenes Band und tritt geometrisch wie kurvilinear auf. Das Wolkenbandmotiv wird mit dem wolkenbedeckten Himmel und dem griechischen Buchstaben Omega assoziiert. Es kommt auf Teppichen aus aller Welt vor.

Wolle = natürliche Tierwolle von Schafen, Kamelen/Dromedaren oder Ziegen wird in der Teppichproduktion ebenso verwendet wie pflanzliche Baumwolle. In modernen Teppichen kommt es häufig zur Kombination beider, wobei die Kettfäden oft, die Schussfäden bisweilen aus Baumwolle sind, während die Knüpffäden in aller Regel aus Tierwolle sind. Schafwolle auskälteren Regionen ist weicher und besser als die, die aus warmen Regionen kommt; Wolle aus höheren Gebieten ist besser als jene aus tiefliegenden. Wolle jüngerer Schafe ist weicher und schmiegsamer als jene von älteren; siehe auch „Mohär“ und „Ziegenwolle“!

Woven Legends = Markenname einer amerikanisch-türkischen Gesellschaft, die in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts unter Georg Jevremovich eine Renaissance der orientalischen Teppichkultur herbeigeführt hat und in den USA ansässig ist.

 

Xi = chinesisches Schriftzeichen, das als Symbol für Glückseligkeit gilt; es wird gelegentlich in den Mustern chinesischer Teppiche verwendet; eine Verdoppelung dieses Zeichens prophezeit eheliches Glück.

Xinjiang oder Sinkiang = siehe “Ostturkestan“!

 

Yagcibedir = Bezeichnung von Dorfteppichen, die in der Umgebung von Balikesir und Bergama in Nordwest-Anatolien hergestellt werden; die dominierenden Farben sind Dunkelblau und Rot; die üblichen Muster sind sechseckige Medaillons mit gestuften Enden, die mit geometrisierten Blumen gefüllt sind, sowie Gebetsteppiche mit gestuften Mihrabs, die mit achtzackigen Sternen gefüllt sind. Zeitgenössische Teppichmuster schließen Kopien von Adler-Kasaks ein; auch schmale Läufer mit stilisierten Blüten auf dunkelblauem Feld werden in Yagcibedir angefertigt.

Yagubchani = iranische Stämme im Beludjgebiet.

Yahyali = Bezeichnung der Teppiche aus Ürgüp, einem Ort in Zentralanatolien zwischen Nigde und Kayseri in Kappadokien. Die Teppiche des Ortes haben meist ein Format von 180 mal 110 Zentimetern und eine Dichte von 160.000 Knoten pro Quadratmeter. Ketten-, Schuss- und Knüpffäden sind aus Schafwolle, die früher mit Naturfarben gefärbt wurden.

Von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an werden meist Synthetikfarben verwendet, deren Rezeptur geheimgehalten wird. Yahyali-Teppiche sind vorwiegend rot, blau und abgestuft braun und haben oft ein rotes Mittelfeld in Sechseckform, in dessen Mitte eine

mehrfach getreppte Stangenraute steht; inmitten dieses Zeichens befindet sich ein Gül als Familienzeichen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden solche Teppiche in hoher Zahl für den Export hergestellt; alte Yahyali sind rar.

Yalameh oder Yahlame = iranische Dorfteppiche, die in der Region südöstlich von Chahar Mahal produziert werden. Sie enthalten Motive der Qashgai, Luren und Khamseh; typisch sind die drei übereinander aufgestapelten ineinander geklinkten Rhomben-Medaillons; die Farben sind heller als die der meisten Teppiche aus dem südwestlichen Iran. Yalameh- Teppiche sind relativ fein geknüpft und viele haben größere Formate. Dominierend wirken die rechteckigen oder schiefen Hakenmotive an Bordüren bzw. Rändern der Medaillons.

Yaprak = türkischer Ausdruck für „Blatt“.

Yarkand = Stadt in Ostturkestan, genannt „Shache“, am Yarkand-Fluss ungefähr bei einem Drittel der Wegstrecke zwischen Kashgar und Khotan. Yarkand hat weniger Knüpfwerke hervorgebracht als die beiden vorerwähnten Städte; alte ostturkestanische Teppiche mit Granatapfel- und Vasenmustern werden Yarkand zugeschrieben, doch das ist umstritten.

Yarlung drumze = der Name des ältesten tibetischen Schachbrettteppichs; siehe

„Schachbrettteppich“!

Yastik = bedeutet auf Türkisch „Polster“; ihre Oberseiten werden oft als Kissen verwendet; diese kleinen anatolischen Teppiche sind etwa 90 x 60 Zentimeter groß und werden meist als Kissen verwendet.

Yatak = türkischer Ausdruck für „Schlafteppich“ oder „Bettüberzug“. Der Name kommt vom türkischen „Yatak“, das auf Deutsch „Bett“ bedeutet. Es sind Teppiche mit hohem Flor, der Wärme gibt.

Yazd oder Yezd = Stadt im Zentraliran, in der der zoroastrische Glaube dominiert. Dort werden in einer von Händlern aus Täbris aufgebauten Teppichindustrie Knüpfwerke erzeugt, die oft denen aus Kirman ähneln.

Yerakhoran = antike armenische Gebetsteppiche, die heute als Vorbilder für neue Teppichdesigns im Land dienen.

 

Yerevan = Hauptstadt Armeniens; Stadt mit Teppichknüpfschule, Teppicherzeugung und Teppichhandel; siehe „Armenien“!

Yeylaq = persische Bezeichnung für den Sommersitz von Nomaden, oft auch für die Sommerweiden iranischer Nomadenstämme.

Yildiz oder Olduz = türkisches Wort für „Stern“.

Yin Yang = ein orientalisches – chinesisches, tibetisches, turkmenisches – Zeichen bzw. ein Begriff für die universale Polarisierung aller Dinge in der chinesischen Philosophie. Es handelt sich um einen Kreis, der durch eine Schlangenlinie in zwei Hälften geteilt wird. Der schwarze bzw. der weiße Teil symbolisieren weibliches und männliches Geschlecht, Gut und Böse, Materielles und Geistiges, Sonne und Mond. Damit wird ausgedrückt, dass beide Prinzipien aufeinander bezogen, einander entgegengesetzt sind, sich aber nicht bekämpfen, sondern ergänzen. Dieses Zeichen wird oft auf chinesischen Teppichen zitiert.

Yolami = bis zu 16 Meter lange turkmenische Zelt- oder Jurtenbänder, die zur Stabilisierung und zum Schmuck des Zeltes zwischen Filz und Gerüst angebracht wird; das Wort kommt aus

dem Türkischen und bedeutet „Weg“. Es ist entweder geknüpft und zeigt auf weißem Grund mystische Elemente oder es sind reine Flachgewebe.

Yomud = siehe „Jomoud“.

Yük = transportable textile Haushaltsgegenstände der Nomaden, insbesondere Bettzeug.

Yüncü = türkischer nomadischer Stamm im Nordwesten Anatoliens; in der Nähe von Balikesir; von dort kommen Kelims mit einfachen, dreisten bis archaischen Mustern in den Hauptfarben Rot und Blau.

Yuntdagh = gebirgige Gegend in der Türkei, südlich von Bergama in Westanatolien; dort wohnen Menschen turkmenischer Abstammung, die hellglänzend farbige Teppiche mit geometrischen Mustern fertigen, die kaukasisch anmuten. Das DOBAG-Projekt (siehe dieses!) wurde dort gestartet.

Yurte = siehe „Jurte“.

Yürüken = „yürümek“ bedeutet auf Deutsch „wandern“. Seit dem 16. Jahrhundert nach Christus ist das ein türkischer Ausdruck für die Weidenomaden Anatoliens, die sich selbst als Wanderer bezeichnen und sich mit anderen anatolischen Stämmen identifizieren. Es wird angenommen, dass sie turkmenischen Ursprungs sind. Die Yürüken betrieben bzw. betreiben Bergnomadismus. Ihre Knüpf- und Webtechniken erstrecken sich auf das Teppichknüpfen, Broschieren, Sumakh- und Tuchweben; alle diese Textilien werden mit Wolle hergestellt und haben rektilineare Muster.

 

Z = Teppichmotiv, das als Symbol des Lichtes gilt.

Zabol oder Zabul = Hauptstadt der südöstlichen iranischen Provinz Seistan, nahe der Grenze zu Afghanistan. Die Teppiche dieser Gegend werden von den Beludjen hergestellt.

Zaman = Bachtiari-Feldteppich, der im Gebiet der Chahar Mahal im Iran geknüpft wurde; die Felder sind rhombenförmig; siehe „Bachtiaren“.

Zandjan oder Zanjan = Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im iranischen Teil von Aserbaidschan, an der Hauptstraße von Teheran nach Täbris gelegen. Anstelle der alten Kunsthandwerke werden in der Stadt nun traditionelle kurdische Teppiche hergestellt, auch etwas preisgünstigere Bidjar-Teppiche; weiters kommen sogenannte Seiden Ghom aus dieser Stadt.

Zar = persische Bezeichnung eines veralteten, heute dennoch gebräuchlichen Längenmaßes, etwa 104 Zentimeter; das entspricht 16 Gereh; siehe dieses!

Zara = türkisches Dorf in Ost-Anatolien nahe Sivas; dort werden Teppiche mit Mustern aus verzierten vertikalen Streifen erzeugt; ältere Zara-Teppiche wurden auf Wollgrund sehr fein geknüpft; in jedem Streifen gibt es komplexe Mäander oder vertikal angeordnete Boteh.

Zarand = Distrikt im nordwestlichen Iran; er wird als Herkunftsort von Kelims betrachtet, die auf Baumwollgrund mit speziellen Techniken gewebt werden, die das Anbringen von starken vertikalen Streifen im Muster gestatten; das lässt auf kaukasische Einflüsse schließen.

Zardjarak = Größenbezeichnung für Teppiche mit etwa einem halben Quadratmeter Fläche.

Zaronim = bedeutet auf Deutsch eineinhalb Zar; ein altes persisches Flächenmaß, das noch heute für Teppichbeschreibungen benützt wird. Eineinhalb Zar sind rund 1,6 Quadratmeter.

Zelteingangsteppich = siehe „Hatschlu“, „Engsi“!

Zeltbänder = Zur Befestigung von Nomadenzelten bzw. Jurten wurden von Nomaden schön ausgefertigte geknüpfte oder gewobene Bänder hergestellt, die bis zu 30 Zentimeter breit und bis zu 15 Meter lang sind. Manchmal werden in diese Bänder auch Glasperlen und diverse Schutzzeichen gegen den bösen Blick eingearbeitet. Solche Bänder stammen vor allem aus Turkmenistan, dem Iran, Khorasan oder Kiva.

Zentralanatolien = die mit 151.000 Quadratkilometern zweitgrößte geografische Region der Türkei. Dort liegt der Schwerpunkt der türkischen Teppich- und Flachweben-Produktion.

Dieser Großraum erstreckt sich von Adana, Kayseri, Konya und Sivas bis Eskisehir, Antalya, Isparta, Afyon und Umgebung.

Zentralasien = In diesem meist unwirtlichen und schwer bereisbaren Gebiet, das oft Turkestan (kommt vom früheren „Turan“ = „Land der Finsternis“) genannt wird, dürfte in den Jurten der nomadisierenden Stämme der geknüpfte Teppich entstanden sein. Einer der ältesten Stämme dürften die Saloren gewesen sein, die sich mit den mongolischen Horden vermischten. Den Anstoß zur Entwicklung der Knüpftechnik dürfte der Bedarf an kompakten, wärmenden, leicht transportierbaren und aus vorhandenen natürlichen Produkten zu fertigenden Bedeckungen und Bekleidungen gegeben haben.

 

Zentralmotiv = ein den Teppichmittelpunkt beherrschendes Motiv.

Zeywa = Ort im Kaukasus, früher mit Teppicherzeugung.

Zickzack = ein Bordürenmotiv in Sägezahnmuster; es gilt als Symbol für Wasser und Ewigkeit.

Ziegenwolle = ein Knüpfgut für Teppiche, wird auch „Mohär“ genannt. Dieser Begriff stammt vom arabisch-persischen Begriff „Mohayyar“ ab, was im Deutschen „Wahl“ bedeutet und zu Mohär geführt hat. Ziegenwolle wird von manchen nomadisierenden Stämmen für die Anfertigung von Kettfäden und Webkanten ihrer Teppiche verwendet.

Ziegler = Name einer Teppichart, die die von einem Schweizer gegründete Firma Ziegler & Co in Manchester entworfen, zwischen 1885 und 1930 zuerst in Uschak in der Türkei und danach in Arak (Sultanabad) sowie in Tochter-Manufakturen hergestellt hat. Sie waren eher grob geknüpft, meist mit großzügig gezeichneten Blumenornamenten geschmückt, stets in heller Farbgebung sowie vorwiegend für den europäischen und amerikanischen Markt bestimmt. Die um das Jahr 2000 aufgrund von Initiativen europäischer und amerikanischer Großhändler neu entstandene Teppichart „Choobi“ oder „Djubi“ werden oft unter dieser Bezeichnung angeboten.

Zile = kaukasischer Ort im Gebiet des Schwarzen Meeres mit Teppicherzeugung; siehe

„Sileh“!

Zill-i Sultan = oft verwendetes Muster aus sich wiederholenden Vasen und Blumenranken; nach dem arabischen Ausdruck „Schatten des Herrschers“ wurde darunter ein Qajaren-Prinz namens Masud Mirza verstanden, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die Südprovinzen des Iran verwaltet hat.

Zinnenmuster = manche anatolische Gebetsteppiche zeigen im Querfeld ein Muster, das eine Ähnlichkeit mit Zinnen auf einer Burg hat, tatsächlich aber eine enge Aneinanderreihung lappiger Felder ist; es wird immer reziprok gestaltet.

Zirkhaki = häufig in Qum-(Kum-)Teppichen verwendetes Muster, das durch das Nebeneinanderreihen von sehr vielen winzigen Blumenmotiven einem Mosaik nahekommt.

Zollanvari = Diese südostpersische Teppicherzeugerfamilie bemüht sich seit 1990 von der Stadt Schiras aus, Nomadenteppiche zu forcieren. Unter Reza Zollanvari werden seither unterschiedliche Knüpf-, Web- und Stickprodukte kreiert, die das Unternehmen an die Spitze der persischen Teppicherzeugung katapultiert haben. Als Weltmarke wurden Teppiche der Region Gabbeh kreiert; sie bestechen durch einfache Farbwahl und improvisierte Muster, die sich zu einem wichtigen persischen Exportartikel gemausert haben. Zollanvari-Produkte wurden mehrfach international ausgezeichnet.

Zoroastrismus = Religion, die von Zarathustra (oder Zoroaster) zwischen 1800 und 600 vor Christus im östlichen iranischen Hochland, im heutigen Nord-Afghanistan, gestiftet worden ist und auf alten indo-iranischen Traditionen fußt. Die iranische Stadt Yazd – siehe diese – ist Zentrum des Zoroastrismus in Persien.

Zypresse = Ewig grüner, schlanker und hoher, oben spitz zulaufender dunkler Nadelbaum, der in Mittelmeerländern häufig vorkommt. Er dient in orientalischen Teppichen als Symbol für langes Leben und Trauer; in persischen Teppichen symbolisiert er die Gärten des Paradieses, ist auch häufig auf westanatolischen Teppichen aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, was eine bewusste Anspielung auf das göttliche Leben nach dem Tod ist.

Wien, 26. Oktober 2022 Ernst A. Swietly

 

Der Autor dieses Verzeichnisses von Fachworten, Definitionen, Maßangaben, künstlerischen, handwerklichen, geografischen, handelspolitischen und historischen Gegebenheiten in der weltweiten Teppichbranche besitzt sämtliche Rechte für alle Formen dessen medialer Verwertung, die in die Terminologie des kunsthandwerklichen Produktes Teppich einführen. Ernst A. Swietly ist freier Journalist und Schriftsteller in A-1160 Wien, Ribarzgasse 12, Mail: swietly.press@aon.at, Mobiltelefon: +43 676 53 089 52. Mit Fritz Langauer, dem Seniorgesellschafter der ORITOP GmbH in 2345 Brunn am Gebirge, Österreich, hat er das illustrierte Handbuch „Der handgefertigte Teppich – ein umfassender aktueller Überblick über handgemachte Teppiche“ verfasst. Dieses Buch hat der HALI-Verlag, London, 2019 in Deutsch und Englisch herausgegeben (ISBN978-1-898113-64-5). Swietly ist Mitglied des TKF (österreichische Gesellschaft zur Förderung der Textil-Kunst-Forschung), sammelt Teppiche, recherchiert, schreibt und publiziert über aktuelle und internationale Teppichthemen.